Zymny | Es war zweimal | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 49, 144 Seiten

Reihe: Prosa bei Lektora

Zymny Es war zweimal

Eine schriftliche Meditation über den Sinn und die Geheimnisse des Lebens
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95461-065-5
Verlag: Lektora GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine schriftliche Meditation über den Sinn und die Geheimnisse des Lebens

E-Book, Deutsch, Band 49, 144 Seiten

Reihe: Prosa bei Lektora

ISBN: 978-3-95461-065-5
Verlag: Lektora GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es war zweimal … so fängt keine ordentliche Geschichte an, doch dieses Buch beinhaltet auch keine ordentlichen Geschichten. Tatsächlich sind die hier versammelten Texte höchst unordentlich. Grade so, als ob jemand wert darauf gelegt hätte, die konfusesten, verwirrendsten und absurdesten Gedanken zusammenzutragen, sie in Geschichten und Gedichte zu pressen und damit eine Weltanschauung zu präsentieren, welche die Realität als solche nicht nur ablehnt, sondern sie verspottet, indem es ganz eigene Antworten auf die großen Fragen des Lebens erfindet.

Ein Buch für alle fortgeschrittenen Freunde der surrealen Literatur und des absurden Humors, das nicht nur einen neuen Schwung der bekannten und beliebten Bühnentexte von Jan Philipp Zymny enthält, sondern diese mit der Technik des begleiteten Lesens präsentiert, bei der der Rezipient „behutsam" in jedes Werk hinein und wieder heraus geführt, oder auch zwischen durch mal nach seiner allgemeinen Befindlichkeit gefragt wird.

Schauen Sie, das klingt jetzt alles sehr verwirrend … weil es das ist … aber schlagen Sie doch einfach irgendeine Seite auf, picken sich willkürlich einen Satz heraus, lesen ihn zur Hälfte und bilden sich dann auf Basis dessen ein Urteil.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


BEZIEHUNGSKISTEN
Bevor wir aber tatsächlich zum Thema Liebe und dem ganzen Krempel kommen, möchte ich vorher ein paar andere Beziehungen besprechen. Zu Tieren zum Beispiel. Die sind nämlich auch noch da und mehr als wir. Vielleicht haben die ein paar Antworten für uns. Deswegen trägt das nächste Essay den Titel ... Tiere – und wie man sie zubereitet Eine Bauanleitung für Nahrung aus Lebewesen
Vor geraumer Zeit war ich im schönen Hamburg mit einem Mann in einem Restaurant. Also, dieser Mann war natürlich auch ein Freund, denn ich geh ja nicht einfach mit irgendwelchen fremden Männern in Restaurants. Da passieren schlimme Dinge. Jedenfalls verwendete dieser Mannfreund sehr viel Zeit und Energie darauf, mir zu erzählen, dass er Vegetarier sei. Aufmerksam lauschte ich seinen ausschweifenden Erklärungen darüber, wie gut es ihm gehe und wie viel besser seine Welt nun sei. Ich freute mich für ihn. Unterbrochen wurde er erst durch den Kellner, der, um die Bestellung aufzunehmen, an unseren Tisch trat: „Was darf ich Ihnen bringen?“ „Du zuerst, Jan Philipp. Ich brauch noch.“ „Na gut. Ich hätte gerne die Lasagne, bitte.“ „Einmal die Lasagne. Sehr gerne. Und für Sie?“ „Ja. Ich nehme die Spaghetti mit Scampi.“ „Spaghetti mit Scampi? Ist das nicht gegen deine Religion?“ „Ähhh … Ach, wie heißt das denn noch mal … Ach, wie heißt das denn noch mal, wenn man Vegetarier ist, aber manchmal Meeresfrüchte isst?“ „Heuchler?“ „Ich komm später wieder.“ Es gibt viele Leute, die mögen Tiere nicht essen. Was eine moralisch sehr richtige, sehr wichtige und sehr wertvolle Haltung ist. Eine Haltung, die ich nicht teilen kann. Ich möchte an dieser Stelle erklären, warum. Die Tiere, die von uns gegessen werden, sind ja keine Tiere, die frei und glücklich durch den Wald hüpfen, getreu dem Motto: „Seht mich an! Ich bin ein freilebender Döner und ich gefalle mir in meinem Dönersein. Hoffentlich kommt niemand und isst mich auf.“ Nein, die Tiere, die wir essen, werden ja allein zu dem Zweck gezüchtet, damit wir sie essen. Und wer bin ich, dem Schwein den Sinn seines Lebens zu verweigern? … Für diese Äußerung habe ich einmal viel Ärger bekommen. Ich war in Halle in Westfalen in einem Hotel, da man mich gebeten hatte, eine Lesung dort abzuhalten, doch als ich dies aus gesprochen hatte, stand eine Tante auf und ging. Ein paar Tage später erreichte mich eine E-Mail von ihr, in der sie sich darüber empörte, dass sie zwar verstünde, dass es ironisch gemeint sei … Als ich das las, war ich sehr glücklich, dass man dies erkennt. Immerhin behaupte ich ja, der Sinn des Lebens sei der Tod, was doch ein deutliches Zeichen für den Ironiegehalt sein sollte. Weiterhin ist die obenstehende Behauptung ganz klar analog dem naturalistischen Fehlschluss aufgebaut, der besagt, dass man nicht vom Ist-Zustand auf den Seinsollen-Zustand schließen kann. Das funktioniert, wenn man sich fragt, warum Löffel kein Loch in der Mitte haben, aber nicht bei der Frage, wie man mit Tieren umgeht. Na ja. … Sie verstünde zwar, dass es ironisch gemeint sei, doch ich solle doch mal in ein Schlachthaus der Firma Tönnies gehen. Da würde sich meine Meinung ganz schnell ändern! Als ich dies wiederum las, war ich sehr verwirrt. Sie hatte verstanden, dass ich mich der Ironie bediene, oder anders ausgedrückt: Ich meine nicht das, was ich sage. Doch dann gehe ich in dieses Schlachthaus, wodurch sich meine Meinung ändert, das heißt, ich meine das, was ich sage, und denke vermutlich: „Oh, da ist der Bolzen aber sehr human in den Schweinenacken gekracht. Ja, das ist richtig so. Mach mal noch 1.000.“ Die Argumentation der Tante war also fehlerbehaftet … und das schrieb ich ihr dann auch. Was der erste Fehler war, den ich gemacht habe. Ihre Erwiderung darauf fiel verhältnismäßig wortreich aus, die Kernaussage jedoch lautete, das möge wohl alles so sein und sie freue sich darüber, dass ich mir scheinbar Gedanken dazu gemacht hätte, doch bei ihr käme es so an, als würde ich sagen: „Esst ruhig weiter Fleisch.“ Ich solle doch lieber den Umstand, dass ich auf der Bühne stehe und viele junge Menschen erreiche, nutzen, um zu vermitteln, dass Tiere zu essen nicht gut ist. Der Punkt war erreicht, an welchem ich, begleitet von einem lauten Ach-du-jemine, die Hände nördlich der Ohren zusammenschlug und davon absah, weitere E-Mails zu verfassen. Obwohl sie in ihrer zweiten Nachricht eindeutig zugegeben hat, dass sie mich falsch verstanden hatte, verlangte sie trotzdem von mir, dass ich meine Aussage ändern solle. Was soll das denn bitte? Ich setze mich doch auch nicht in den Mathematikunterricht und sage: „Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich habe den Satz des Pythagoras nicht verstanden. Wir müssen den ändern.“ Das Albernste an dieser Anekdote, die übrigens tatsächlich so passiert ist, ist wohl der Umstand, dass die Tante und ich ja grundlegend der gleichen Meinung sind. Die seltsamsten Konflikte führen immer die, die auf der selben Seite stehen. Man mag nun dagegen halten, dass sie vermutlich nicht meine tatsächliche Kernaussage kritisierte, sondern viel eher die Art der Umsetzung. Gegen dieses Dagegenhalten möchte ich dagegenhalten, dass ich erstens frei bin in der Art meiner Umsetzung, zweitens genügend deutliche Hinweise eingebaut habe, um die Ironie zu erkennen, und drittens es als Schriftsteller und Bühnenkünstler nicht meine Aufgabe ist, die Leute zu belehren. Viel eher ist es doch die Freiheit des Narren, alles Erlernte in Frage zu stellen, damit die Leute aus ihren gewohnten Denkmustern ausbrechen können. Ich bin doch nicht das Erwartungsäffchen der Tante. Ich mache doch keinen Salto auf ihr Kommando. Ich bewerfe sie mit meinem Kot und lache, wenn sie applaudiert! Oder nicht? Finden Sie nicht auch? Sagen Sie doch mal was dazu! Wäre das nicht langweilig, wenn ich immer das täte, was das Publikum erwartet? Darum kommt jetzt eine Geschichte über Hodenkrebs. So! Hodenkrebs ist nämlich voooll supi! (Das war übrigens Ironie. Erkennt man an den zwei überflüssigen Os und dem Wort „supi“.) Dialektik im Primatengehege
„Warum existieren wir?“, schrie Jessica Apeshave, als sie den Rasierapparat ein letztes Mal über den Gorilla gleiten lies. Dieser – mittlerweile völlig kahl – blieb völlig stumm, aber zog einen Flunsch. „Entschuldigung, was machen Sie da?“ Ein aufgebrachter Tierpfleger kam durch eine Türe, welche in den künstlichen Fels des Primatengeheges eingelassen war, und auf Jessica zugestürmt. „Dieser Affe da!“ Ihr ausgestreckter Zeigefinger wies anklagend auf den Ganzkörperglatzengorilla. „Dieser Affe da erinnert mich, so kahl und faltig, wie er ist, doch sehr an meinen Großvater.“ „Das ist ...“, hob der Tierpfleger an, entzündete eine Pfeife und fuhr fort: „ ... technisch korrekt, aber ...“ „Ich lasse Sie ausreden!“, unterbrach ihn die Affenrasiererin. Verdutzt blickte er zurück. „Im Prinzip war ich fertig. Ich hatte den Hauptsatz angefangen, ohne mir Gedanken über den adversativen Nebensatz zu machen in der Hoffnung, dass Sie mich unterbrechen, wie es in einem solchen Dialog häufig der Fall ist.“ Jessica nickte eifrig: „Daher mein Einwurf gerade!“ Auch der zoologische Betreuer nickte nun. Er schnippte seine Pfeife auf den Boden, trat sie aus und steckte sich eine neue ins Ohr. „Sie scheinen mir eine verständige, junge Frau zu sein, darum werde ich ihnen folgende Frage stellen: Warum haben Sie M’bembe rasiert?“ „Ach, der Gorilla heißt M’bembe?“ „Ja.“ „Seltsam.“ „Inwiefern?“ „Na, zu mir hat er gesagt, er heiße Manfred.“ „Manfred?“ „Ja.“ „Seltsam.“ „Inwiefern?“ „Ähhh … na, wenn er sich als Manfred fühlt, will ich dem nicht im Wege stehen.“ Der Tierpfleger zuckte mit den Achseln, was die Pfeife in seinem Horchlappen gefährlich wackeln ließ. Jessica sah ihn verliebt an: „Find ich toll, dass Sie den Affen so viel Selbstbestimmtheit zugestehen, wo die doch eingesperrt sind.“ „Naja … ich glaube, Sie bewerten das über. Eigentlich war meine Überlegung eher die, dass die Zoodiktatur ihn einfach M’bembe getauft hat, ohne das mit dem Affen abzusprechen. Da Sie nun aber mit ihm gesprochen haben, fällt da die Akzeptanz nicht schwer.“ War eben noch ein erotisches Knistern zwischen Jessica und Tierpfleger gewesen, so war es nun verschwunden. Nüchtern fragte sie: „Und das nehmen Sie einfach hin, dass ich mit ihm gesprochen habe?“ „Wie schon gesagt“, erklärte...


Der gebürtige Wuppertaler Jan Philipp Zymny (Jahrgang 93, Spätlese, Südhang) ist seit März 2010 erfolgreicher Poetry Slammer und Autor. 2012 veröffentlichte er nicht nur sein erstes Buch unter dem Titel „Hin und zurück – nur bergauf!“, sondern errang auch bei den Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam den Vizetitel. Bereits ein Jahr später erreichte er dort den ersten Platz und wurde mit dem NightWash Talent Award in einem Waschsalon ausgezeichnet. Mit „Henry Frottey – Sein erster Fall: Teil 2 – Das Ende der Trilogie. Ein Roman in Schwarzweiß“ erschien sein erster Roman, ein Füllhorn an surrealistischem Witz, fantasievollen Ideen sowie versteckten Anspielungen und Botschaften. Im November 2015 folgte dann seine Textsammlung „Es war zweimal …“, ein Muss für alle Freunde der fortgeschrittenen surrealen Literatur. Und wer es noch nicht geschafft hat, Zymny mal live zu sehen, für den gibt's die Tour-DVD „Bärenkatapult“.

Zymny verdingt sich als Löwenbändiger, Gehirnchirurg für sehr kleine Außerirdische und als Versuchsperson, um einen echten Robocop zu erschaffen. Sein größter Erfolg bleibt, so sagt er selbst, die Einladung zum RTL Comedy Grand Prix abgelehnt zu haben … zweimal!



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