E-Book, Deutsch, 332 Seiten
Benjamin Der König von Mayapan
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7494-0559-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der König von Mayapan
E-Book, Deutsch, 332 Seiten
ISBN: 978-3-7494-0559-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ist die Sintflut Erzählung einfach eine biblische Geschichte, der man Glauben schenken kann oder eben nicht? Steht dahinter eine grosse menschliche Tragödie, oder soll man sie in die Nähe der Märchen rücken? Ist der sagenhafte Atlantische Kontinent wirklich eine Sage, oder vermögen wir zurückzublicken in eine komplett andere Zeitgeschichte? Ist Atlantis die Welt, die vor der Sintflut war? War demzufolge der Archebauer Noach ein Atlanter? Oder war die grosse Flut eine interstellare Katastrophe, so wie es uns die Wissenschaft sagt? Um was ging es da, was war in diesem Zeitalter wichtig und was eher unwichtig? Solche Fragen hat sich der Autor wohl oft gestellt, denn Atlantis liess ihn niemals in Ruhe; und weil es keine Antworten gibt, so hat er sich selber welche gegeben! Nun möge man in diese fantastische Geschichte sinken und sich, wenn möglich recht freuen daran.
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Der Zögling
Die Geschichte, die ich nun erzählen will, handelt von einer ganz anderen Zeit und auch von einer ganz anderen Welt, als dass wir sie heute kennen. Als diese Geschichte sich abspielte, war alles anders, als es in der heutigen Zeit ist. Das, was nun von mir erzählt werden soll, hat sich also vor so langer Zeit abgespielt, dass ich nicht wüsste, was ich für eine Jahreszahl anzugeben hätte, ja ich weiss nicht einmal, ob dazumal die Jahre überhaupt gezählt wurden und wenn man das tat, so weiss man heute nicht mehr, wie und auf welche Weise sie gezählt wurden. Die Geschichte geschah, lange bevor unser Herr Jesus geboren wurde, viele tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Das heisst also, wir reden hier von viertausend Jahren vor Christus, somit wäre diese Geschichte vor ungefähr sechstausend Jahren geschehen. Sogar die Länder, ja die Kontinente, waren damals noch anders angeordnet, als dass sie es heute sind! Aber wie sie damals lagen, kann heute niemand mehr mit Bestimmtheit sagen. Doch das Land, von dem meine Geschichte erzählt und in dem die Personen gewohnt haben, von denen ich erzählen will, hiess Atlantis und ist der sagenumwobene, versunkene Kontinent, der damals die heutigen Länder, die durch den Atlantik getrennt sind, noch verband! Man könnte also sagen, es war eine Welt vor unserer Welt, von der wir nichts wissen als das Wenige, das uns Plato, der Grieche, in seinem wunderbaren Werk „Kritias" hinterlassen hat. Zudem ist man sich nicht einig, ob die in der Bibel beschriebene Sintflut (1.s. Gl.) den Untergang von Atlantis beschreibt, oder ob es sich damals um eine andere, ähnliche Katastrophe gehandelt hat. Wenn aber der Untergang von Atlantis zeitlich mit der Sintflut übereinstimmen würde, so wäre der Erbauer der Arche, Noah, ein Atlanter gewesen! Doch soll hier nichts behauptet werden, denn diese Geschichte soll alles andere als eine wissenschaftliche Abhandlung sein, von denen es ja wirklich schon genug gibt, sondern vielmehr eine freie Erzählung, wie sie in Atlantis einst hätte geschehen können. Eine der Hauptpersonen, von denen ich erzählen möchte, heisst Tulma. Er war ein sonderbarer und merkwürdiger Junge, er war damals gerade einmal vierzehn Jahre alt nach der heutigen Zeitrechnung. Auf jeden Fall kam er allmählich in das Alter, in dem sich ein Flaum über seinen Lippen und am Kinn bemerkbar machte, bei dessen Erscheinen die Alten zu entscheiden pflegten, was aus ihren Jünglingen werden soll. Es war alles anders, als es heute ist. Es entschieden die alten und erfahrenen Männer darüber, was der junge Mensch für eine Berufung erhalten solle und wo in Zukunft sein Wohn- wie auch sein Arbeitsplatz sei. Doch es war halt eben alles ganz anders, als wir es heute kennen! Und dieses andere möchte ich nun hier erzählen. Also hört mir zu, was mir dazu hingelegt und erlaubt wurde, dass ich's erzähle. * Die kleineren Kinder lernten damals zuerst von ihren Eltern die einfachen Fertigkeiten und was das normale Wissen anging, das man für das blosse Überleben wohl brauchte. Wollte das Kind dann aber mehr wissen, als es die Eltern ihm vermitteln konnten, so suchten die Erwachsenen dafür einen weisen Mann in der Umgebung auf, der dem Jungen eben mehr beizubringen vermochte, als es in der Macht seiner Eltern gestanden hätte. Handelte es sich dann aber um einen besonders klugen und gelehrigen Knaben, so ging der weise Alte mit ihm zum nächsten Tempel und übergab ihn dem Priester, sozusagen als Schüler, oder Novizen in seine Obhut. Die Besten der Besten aber brachten die Priester nach ihrer Novizenzeit in die grosse Hauptstadt, in den heiligen Haupttempel zum obersten Hohepriester, der direkt unter dem Herrscher stand und zugleich auch sein Berater war. Der wiederum prüfte dann die jungen Leute und entschied darüber, was aus ihnen dereinst werden sollte. Die Besten von ihnen wurden dann eben Priester und Lehrer, und auch Magier, um wiederum die Nachkommenden zu unterrichten, oder aber die eigenen Lücken wieder zu schliessen, die das Alter und der Tod in ihre Reihen gerissen hatten. Es wurde aber auch der Allerbeste ausgewählt, der dann zum Hohepriesteramt erwählt wurde, jedoch kam dies nur alle zehn bis zwanzig Jahre einmal vor, denn die Anforderungen zu einem solchen Amte wurden enorm hochgesteckt. In das Leben von unserem Tulma treten wir nun, als er gerade die ersten wichtigen Belehrungen bei einem weisen Alten hinter sich hatte. Jetzt war er mit ihm soeben unterwegs zu einem Tempel, um ihn der Obhut eines Priesters zu übergeben. Doch der Junge wunderte sich, denn es gab in der näheren Umgebung etwa drei Tempel und nun war er mit dem Alten schon sechs Tage unterwegs und er sprach von nochmals drei Tagesreisen! Er traute sich aber nicht, den Alten darüber zu befragen. Er begnügte sich mit dem, was ihm der Alte von sich aus anvertraut hatte, nämlich, dass der Tempel auf einer Klippe hoch über den Meeren gelegen sei und man von dort oben tatsächlich bis ans Ende der Welt blicken könne! Tulma ging bescheiden etwas hinter dem Alten her und zupfte hin und wieder einen langen Grashalm aus, um den hellgrünen Teil in den Mund zu stecken und eine Weile darauf herumzubeissen. Er selbst hatte überhaupt keine Eile, denn sein Herz war ihm so schwer, wie wenn es aus Eisen gewesen wäre! Seine Gedanken waren Zuhause geblieben, bei seinen Eltern und seinen Geschwistern, auch bei seinen Freunden, die zum Teil nun auch wegziehen mussten, jeder in eine andere Richtung. Alle Zuhausegebliebenen liebte er aber über alles! Zu seinen Eltern band ihn ein überaus zärtliches Verhältnis, auch zu seinen Kameraden, mit denen er in seinen gar wenigen Mussestunden umhergetollt hatte, pflegte er eine sehr feinfühlige Freundschaft. Alles, was er bis anhin gekannt und geliebt hatte, verliess er jetzt, um seine unbeschwerte und warme Kinderstube gegen riesige, schöne, aber kühle Tempelmauern zu tauschen, in denen er ein wohl freier, doch aber auch ein etwas gefangener junger Mann werden würde. Anfänglich hatte er sich ja gefreut, dass der Alte zu seinem Vater gekommen war und ihm berichtet hatte, dass sein Sohn das Zeug zu einem Tempelschüler erreicht hätte. Sein Vater hatte darauf vor lauter Freude ein Fest arrangiert, hatte ihn umarmt, geherzt und hatte ihm gesagt, wie stolz er auf ihn sei, denn er sei der Einzige im Dorfe, der diese Stufe erreiche. Nur im Nebendorfe, so habe er gehört, sei noch ein Vater, der so glücklich sein dürfe wie er. Seither war die Zeit eines Mondwechsels vergangen. In dieser Zeit wurde ihm jeder Wunsch von den Augen abgelesen und er konnte tun und haben, was er wollte. Alle waren sie lieb und nett mit ihm, weil er einmal als junger Priester in ihr Dorf zurückkehren würde. Nur die Mutter war immer stiller geworden mit jedem Tag, der seiner Abreise näherkam. Vor einigen Tagen hatte er sie gesucht, als es Abend geworden war und er hatte seine grosse Schwester gefragt, wo er die Mutter finden könnte! Doch seine Schwester hatte nur stumm nach dem nahen Hügel gewiesen, auf dem viele Bäume zwischen mächtigen, moosbewachsenen Felsbrocken standen. Tulma wusste, dass dort der Lieblingsplatz seiner Mutter war, den sie immer aufsuchte, wenn sie alleine sein wollte, wenn dunkle Wolken ihre feine und schön gewölbte Stirn verdunkelten. Aber jetzt würde er sie wohl dort aufsuchen dürfen, da er doch der Gefeierte war, er, der doch jetzt Priester würde, ihm würde sie die Störung sicher verzeihen. Er war dann sofort zu jenem Orte geeilt, an dem er seine Mutter zu finden wusste. Ausser Atem war er um den grossen Fels herumgesprungen und hatte seine Mutter kniend und auf ihren Fersen sitzend gefunden. Ihr schönes Gesicht hatte sie zum Himmel gewendet und ihre schlanken Hände ruhten auf dem Mutterherzen. Eine Träne hatte gerade eine feuchte Bahn über ihre rosige, ganz fein behaarte Wange gezogen und war dann vom Kinn in ihren dichten Haarknoten getropft, der über ihre linke Schulter auf ihren Busen zu liegen kam. Wie gebannt und erschrocken war er stehen geblieben, hatte sich dann leise zur Mutter gekauert und sie zärtlich gefragt, was denn der Grund für ihre tiefe Traurigkeit sei. Doch sie hatte seinen Kopf an sich gezogen und ihn umarmt und geküsst und ihm dann gesagt, dass wahrscheinlich auch ein junger Priester von ihrem Schmerz eben nichts verstehe, denn diese Weisheit bringe das Alter nur einer Mutter! Mit sanften und liebenden Händen hatte sie ihn dann wieder fortgeschickt. Auf dem Heimweg hatte er dann einen Freund getroffen, der gerade auf dem Weg war, um einem Haustier bei der Geburt zur Seite zu stehen; er war deswegen sehr in Eile. Tulma hatte sich ihm dann angeschlossen und ihm geholfen. Bei dieser Aufgabe und im allgemeinen Freudentaumel hatte er den Vorfall mit der Mutter bald wieder vergessen. Jetzt aber, hinter dem Alten her schreitend, erschien ihm plötzlich wieder das Bild der schönen Mutter mit der nassen Spur über ihrer Wange. Wehmut quoll aus seinem Herzen auf und liess sein junges, fein behaartes Kinn erzittern. Ihm wurde nun bewusst, dass jeder Schritt, den er tat, ihn weiter von seiner Mutter entfernen würde. Aber er dachte auch daran, wie einmal vor Jahren ein Priester in sein Dorf kam und alle Leute, auch die alten Männer, ihr...




