E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Benjamin Die Blindburg
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7431-8356-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
ISBN: 978-3-7431-8356-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In diesem Fantasieroman zeigt der Autor zwei völlig unterschiedliche Menschen, sowohl im Alter, als auch vom Stand her, der eine ist reich, der andere arm wie eine Kirchenmaus. Als sie sich fanden, ahnten sie noch nicht, dass ihre Vergangenheit eng miteinander verwoben war. Beide haben sie Intelligenz und ein gutes Herz und streben gemeinsam nach oben, so auch nach höherem Wissen. Sie bekämpfen das Böse, das sich im Hochtal festgesetzt hat und sein Unwesen treibt. Sie bauen sich den vorgegebenen Weg und erreichen schließlich den hohen Tempel. Die Güte der beiden unterschiedlichen Freunde lässt den Wohlstand wieder in das verarmte Dorf einfließen. Ein spannender Roman.
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Ansgard Lerhome
In einer Schweizer Stadt lebte ein Mann alleine in einem schönen Haus am Stadtrand. Das Haus machte einen gepflegten Eindruck, auch der Garten, in dem es stand, wurde sorgfältig unterhalten von einer Hand, die nicht müde wurde, die störenden Unkräuter auszuziehen, dort etwas zu schneiden und da etwas zu richten, um so dem betrachtenden Gartenfreund stille Freude zu bereiten. Auch dem Haus selber sah man an, dass es dem Besitzer nicht egal sei, was für einen Eindruck sein Äusseres auf den Besucher mache, denn es war eindeutig, dass die Handwerker schon oft an diese Adresse gerufen wurden, um dieses Haus immer in einem tadellosen Zustand zu halten.
Der Bewohner dieses Hauses hiess Ansgard Darius Lerhome, ein Mann in den hohen fünfziger Jahren. Er war ein eher ruhiger, angenehmer Mensch mittlerer Grösse mit vollem, dichtem und dunklem Haar, das er kurz geschnitten trug und in dem man die ersten Silberfäden sofort bemerkte, denn die Schläfen leuchteten schon weiss. Seine Statur war mittelgross und kräftig; man sah ihm an, dass er in seinem Leben etwas gearbeitet hatte, denn seine Schultern waren breit und seine Hände eher gross vom Anpacken. Lerhomes Teint war aber eher dunkel, er schaute aus gütigem, blauem Auge auf seine Gesprächspartner und alle Nachbarn waren sich einig; er war ein eher sonderbarer, aber sehr angenehmer Mensch!
Ansgard Lerhome lebte seit dem frühen Tod seiner Frau alleine in dem schönen Haus, auch hatte er es zu etwas gebracht, denn man glaubte, zu wissen, dass er ein vermögender Mann sei, der für manche Witwe eine gute Partie wäre. Deshalb schauten viele Frauen in der Stadt mit freundlichem Gesicht auf ihn und die Gleichaltrigen besuchten dieselben Cafés wie er oder wählten den gleichen Arzt und puderten ihre Altersflecken sorgsam weg. Die Jüngeren erlaubten sich einen Spass mit ihm, den er immer erwiderte und dann sein angenehmes Lachen hören liess, das ihn noch anziehender machte.
Allein mit seinem Namen hatte man seine liebe Mühe, denn niemand wusste etwas Genaues, Lerhome war nicht ein Name, den man im schönen Schweizerland kennt und üblich ist! Ansgard war mit seiner Frau als junges Paar zugezogen, und man munkelte sogar, dass er als armes Verdingkind in eine Schweizer Familie gekommen sei. Wenn er auf solches angesprochen wurde, pflegte er ganz klar zu antworten, dass er Schweizer sei und brach alsbald das Thema ab. Aber einige waren sich nicht sicher, sie fanden seinen Hautteint etwas dunkel und tippten auf eine Heimat etwa in Südamerika oder gar Indien. Darauf angesprochen erklärte er, dass er als Ingenieur in warmen Ländern gearbeitet hätte und dass er vielmals in der Wüste von Saudi Arabien auf Baustellen selber Hand angelegt hätte, auch in Peru sei er am Bau von Wasserkraftwerken beteiligt gewesen und hätte als Vorarbeiter vor Ort seine Pflichten erfüllt!
Wie dem auch sein mag, seine handwerklichen Fähigkeiten hatte er an seinem Haus unter Beweis gestellt, denn ein eher seltener Besucher vermochte zu erzählen, dass es im Hausinnern wirklich schön und genial ausgebaut sei und dass Lerhome meist alles selber mache! Vielfach war er auch wirklich immer noch auf Geschäftsreisen, aber niemand wusste, wohin es ihn gerade verschlagen habe und in welchem Land er Gast gewesen sei. Nun aber gab es immer längere Zeiten, in denen er in seinem Haus weilte, längere Spaziergänge unternahm oder ein Wochenende in die Berge fuhr, um an Wanderungen teilzunehmen. Wenn er im Frühling von solchen Wanderungen wieder nach Hause kam, war seine Haut wieder braungebrannt und man war sich wieder gewiss, dass er ursprünglich aus einem ferneren Lande stamme. Irgendwann tauchte auch das Gerücht auf, seine Frau habe sich früher, als er im Ausland weilte, mit einem anderen Mann vergnügt und sei dann an einer bösen Krankheit gestorben. Aber diese Variante drang nicht bis an sein Ohr, denn das hätte er mit Bestimmtheit zurückgewiesen.
Oft sah man ihn an einem frühen Morgen in einem Caféhaus sitzen mit einem Buch in den Händen. Manchmal kam ein anderer Mann dazu, den man nicht kannte und dann, in solchen Fällen, waren die beiden Männer in ein angeregtes Gespräch verwickelt, das niemand zu stören oder gar zu unterbrechen wagte. Dieser Mann pflegte Ansgard immer mit Meister Lerhome anzusprechen, einige wollten wissen, dass er eigentlich ein Doktor sei, aber in den Telefonbüchern und sonstigen Adressen war das nirgends erwähnt.
An einem schönen Montagmorgen früh, sass Ansgard wieder in seinem Kaffeehaus vor einer duftenden Tasse, dazu ein wohlriechender, frischer Buttergipfel. Vor ihm lagen viele Dokumente, in denen er Notizen anbrachte, einzelne Zeilen strich und neue Sätze hinzuschrieb. Seine Tätigkeit unterbrach er nicht, bis schliesslich um neun Uhr der fremde Mann auftauchte und sich nach kurzer Begrüssung zu ihm hinsetzte. Ansgard steckte seine Schriften weg, unterhielt sich mit dem Mann, holte wieder etwas hervor und gab es ihm, damit er es lese. Danach stöberten beide darin herum unter angeregten Diskussionen. Erst gegen elf Uhr bezahlten die beiden Herren und verliessen das Lokal, draussen umarmten sie sich kurz und trennten sich, jeder ging nun seines Weges. Ansgard trat seinen Heimweg an, machte ein zufriedenes Gesicht, grüsste jeden freundlich, der ihm begegnete und beim Nachbarn blieb er sogar kurz stehen, um ihm einen schönen Tag zu wünschen. Endlich zuhause, sah er schon von weitem einen gelben Zettel an seiner Haustüre kleben; er zog ihn ab und las, was die Botschaft darauf sei. Es war ein Zettel der Post mit der Aufforderung, ein wichtiges Dokument abzuholen, wenn möglich mit einem Ausweis. Gleich am Nachmittag ging er deshalb der Altstadt zu und suchte die Hauptpost auf. Man händigte ihm dort einen eingeschriebenen Brief aus, den er vom Zivilstandsamt bekommen hatte. Er schnitt ihn gleich in der Hauptpost auf, um zu sehen, was man von ihm wolle. Es war eine Aufforderung, umgehend die Amtshäuser aufzusuchen mit sämtlichen Ausweisen, die ihm zur Verfügung standen. Es handle sich um eine Erbschaftssache, die bis zum heutigen Tage ungeklärt geblieben sei.
Wieder zuhause angekommen, öffnete er seinen Sekretär und entnahm ihm ein Bündel Akten, aus denen er nun seine Ausweise herausklaubte. Es war dies ein Pass und ein Schriftenempfangsschein und eine Identitätskarte. Mit diesen Dokumenten in der Tasche machte er sich am nächsten Tag auf und begab sich in die Amtshäuser der Stadt, er eilte nun die breiten Treppenhäuser hinauf, die langen Korridore entlang, bis er schliesslich bei der angegebenen Nummer des zuständigen Büros angekommen war. In dem Büro sassen drei Beamte in ihre Arbeiten vertieft, keiner nahm Notiz von ihm! So trat er an einen der Tische und legte seinen erhaltenen Brief vor.
Der Beamte sah daraufhin auf und nahm den Briefbogen in die Hand, darauf sah er seinem Besucher ins Gesicht und fragte: „Sind sie Herr Lerhome?“
„Ja, natürlich!“, sagte darauf Ansgard. Nun erhob sich der Beamte und trat zu seinen Büromitarbeitern hin und besprach etwas; darauf bat er Ansgard zu einem Besprechungstisch und hiess ihn, er solle doch Platz nehmen. Die anderen zwei Männer kramten in ihren Akten, erhoben sich ebenfalls und kamen mit einem grauen Dossier auch an den Tisch und setzten sich dazu. Der Erste richtete sein Wort an Ansgard und sagte: „Könnten sie sich ausweisen, Herr Lerhome?“
Daraufhin zog Ansgard seine Ausweise aus der Tasche und gab jedem einen. Die Beamten prüften die Papiere und einer stand auf mit seinem Pass und verliess das Büro. Die anderen zwei Beamten klaubten in den Papieren herum, bis der Dritte wieder mit seinem Pass zurückkam. Er bestätigte kurz, dass alles in Ordnung sei, man gab ihm seine Ausweise zurück und er steckte sie wieder ein. Nun erhob endlich einer seine Stimme und sagte: „Herr Lerhome, wir sind seit Längerem mit einer Erbschaftssache beschäftigt, die verschiedene Ämter schon seit Jahren vor sich herschieben, weil man einfach die rechtmässigen Nachkommen nicht finden konnte. Jetzt hat man aber doch eine Spur gefunden und die Sache ist zu uns gekommen. Nach unseren nun schon seit Wochen dauernden Nachforschungen sind wir auf sie gestossen, weil wir glauben, dass sie der einzige Nachfahre unseres Erblassers sind!“
„Da kann ich ihnen leider auch nicht helfen“, sagte darauf Ansgard, „ich bin bei Zieheltern aufgewachsen, die sind aber schon seit Längerem verstorben. Von meinen richtigen Vorfahren habe ich keine Kenntnis, ich weiss nicht einmal, woher sie stammen und ob ich eventuell Geschwister habe oder nicht!“
„Sie wissen also nicht einmal, aus welchem Land sie stammen?“
„Ich bin Schweizer!“, entgegnete Ansgard sofort. „Ja, das sehen wir aus ihrem Pass! Aber hat ihre Ziehmutter nie zu ihnen gesprochen, wer ihre richtigen Eltern waren?“
„Sie wusste es anscheinend auch nicht recht, sie sagte einmal, meine Mutter wäre eine waschechte Schweizerin gewesen, mein Vater aber ein Ausländer, woher er aber stamme, wusste oder sagte sie mir nicht. Meine Zieheltern sind auch früh gestorben und meine diversen eigenen Nachforschungen verliefen ergebnislos!“
„So, so, aha“, brummten...




