E-Book, Deutsch, Band 7, 384 Seiten
Reihe: Thunder Point
Carr Rosenduft in Thunder Point
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95576-668-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 7, 384 Seiten
Reihe: Thunder Point
ISBN: 978-3-95576-668-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit ihrem Leben in Thunder Point ist Floristin Grace zufrieden, aber ein bisschen aufregender dürfte es schon sein. Vielleicht nicht ganz so wild wie bei Extremsportler Troy. Als er anbietet, ihr neue Horizonte zu eröffnen, überlegt sie nicht lange. Während ihrer Ausflüge entdeckt Grace, dass sie mehr als Freundschaft für Troy empfindet. Allerdings hat sie dem ganzen Küstenstädtchen verschwiegen, wer sie wirklich ist. Und auf Lügen kann man doch keine Zukunft aufbauen, oder?
'Niemand schreibt so anrührend über das Kleinstadtleben wie Robyn Carr'
Romantic Times Book Reviews
Seit Robyn Carr den ersten Band ihrer gefeierten Virgin River-Serie veröffentlichte, stehen ihre Romane regelmäßig auf der Bestsellerliste der . Auch ihre herzerwärmende »Thunder Point-Reihe«, die in einem idyllischen Küstenstädtchen spielt, hat auf Anhieb die Leserinnen und Leser begeistert. Robyn Carr hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Ehemann in Las Vegas.
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2. Kapitel
Als Cooper Troy nach seinen Plänen für Silvester fragte, erklärte sich Troy bereit, zu arbeiten. Er war nicht zum Skifahren gefahren und langweilte sich etwas – da konnte er genauso gut ein wenig Geld verdienen. Es war eine klare und kalte Nacht und Partynacht, aber das Coopers war nicht die Bar, in der gefeiert wurde. Cliff hatte ein gerammelt volles Restaurant, das bis nach Mitternacht geöffnet bleiben würde, um den Nachtschwärmern einen Ort zu bieten. Doch bei Coopers am Strand war nach acht niemand mehr.
Kurz nach acht schloss Troy daher alles ab und ging nach nebenan zu Coopers Haus, um ihm den Inhalt der Kasse zu bringen. Cooper und seine Frau Sarah packten gerade zusammen. Sie hatten auf der Terrasse gesessen, wo unter dem dunklen Sternenhimmel ein Feuer im Außenkamin brannte. „Ich hörte, dass Cliff ein bisschen Feuerwerk an der Bucht veranstalten will, sobald der Wind nachlässt“, sagte Cooper. „Wenn wir dann noch wach sind, haben wir die besten Plätze der Stadt. Das Problem mit einem Haus wie diesem ist, dass man nie Lust hat, woanders hinzugehen.“
„Bei euch sieht es ziemlich gemütlich aus. Das Feuerwerk weckt euch vielleicht auf“, sagte Troy.
„Wir hatten Einladungen für Silvester“, erklärte Cooper.
„Da bin ich mir sicher“, sagte Troy und grinste. „Wirst du alt, Cooper?“
„Oh ja, ich glaube schon. Aber was ist mit dir – hast heute Abend gearbeitet und schon vor neun alles aufgeräumt …“
„Ich werde noch an einem Laden anhalten, mir ein Sixpack kaufen und bei einem Freund vorbeigehen“, meinte Troy, der loswollte.
„Ich erspare dir einen Weg“, sagte Cooper. Er stand auf und holte sechs Pullen Heineken aus dem Kühlschrank. „Reicht das?“
Troy lachte. „So viel wollte ich gar nicht ausgeben. Was bin ich dir schuldig?“
„Hör auf.“ Cooper winkte ab. „Verschwinde einfach und guten Rutsch. Ich hoffe, dein Freund ist weiblich.“
„Sie ist weiblich, aber nur eine Freundin. Ich hoffe, sie ist zu Hause, oder ich lande mit dem Sixpack noch allein in meiner Wohnung wie der hinterletzte Versager.“
„Dir kam vermutlich gar nicht in den Sinn, sie vorher anzurufen?“
„Daran habe ich gar nicht gedacht“, sagte Troy. „Wie gesagt, nichts Besonderes. Nur eine Freundin.“
Doch Troy hatte sehr wohl darüber nachgedacht. Er war vollkommen darauf vorbereitet, dass Grace eventuell nicht zu Hause sein könnte. Oder vielleicht hatte sie Gäste eingeladen, wobei er sie irgendwie gern gestört hätte. Da Grace diese Freunde nie irgendwo vorzeigte, hatte er sich überlegt, dass er sie überraschen musste, um einmal einen Blick auf sie zu werfen. Er hätte wirklich gern gewusst, ob Grace genauso einsam war wie er. Denn zwei einsame Menschen konnten eine Abmachung treffen, die ihnen half, das alles durchzustehen. Warum nicht?
Er hatte in den letzten Tagen, seit sie während seiner Arbeitszeit bei Coopers vorbeigekommen war, immer wieder an sie gedacht. Grace war schon ein wenig länger in Thunder Point als er, aber bisher war sie ihm kaum aufgefallen. Er war ihr ein paarmal mit Iris begegnet. Grace brachte ihn zum Lachen. Sie war süß. Eigentlich hübsch, aber nicht auf umwerfende Art schön oder sexy. Wenn er ehrlich war, dann machten ihn Frauen wie Grace nervös. Sie wirkte so gesund und strahlend und irgendwie immer wie frisch gewaschen. Sie war sehr zierlich. Eine Frau im Körper eines Mädchens. Doch wenn sie anfing zu sprechen, dann verschwand das Mädchenhafte – Grace war klug, und sie besaß einen frechen, wachen Geist. Außerdem hatte sie Ecken und Kanten, so als ob sie schon eine Menge erlebt hätte.
Insgeheim war ihm klar, dass er nach einer Frau suchte, mit der er sich ein bisschen die Zeit vertreiben konnte. Er war noch nicht oft ohne Beziehung gewesen – das hier war vielleicht eine seiner längsten Durststrecken; er hatte sich zu lange auf eine Frau konzentriert, die er nicht haben konnte. Kurzen Beziehungen war er zwar nicht abgeneigt, aber er bevorzugte etwas Beständigeres. Was das betraf, hatte er ziemlich normale Maßstäbe. Zunächst einmal war ihm das Aussehen wichtig. Das war zwar nicht sein einziges Kriterium, aber jemand, der sich von seiner besten Seite zeigte, achtete auch auf sein Äußeres. Als Nächstes war es ihm wichtig, dass sie unternehmungslustig war. Troy liebte Extremsportarten. Es war nicht erforderlich, dass die Frau, mit der er zusammen war, ebenfalls auf extreme Sportarten stand, aber es war ihm wichtig, dass sie sich gern auf etwas Neues einließ. Dass sie sich gern im Freien aufhielt, und dass ihr sportliche Aktivitäten gefielen. Iris hatte diesen Anforderungen entsprochen. Sie war gern draußen, wanderte gern, fuhr Rad oder ging zum Paddeln. Außerdem hatte sie sich gern die Videos seiner Sportabenteuer angesehen. Manchmal hatte sie sich dabei die Augen zugehalten, aber sie hatte sich seine anspruchsvollen Wildwasserfahrten angeschaut, wie er auf hohe Felsen kletterte, mit Haien, Walen und Tintenfischen tauchte.
Troy wollte also eine Frau, für die Sport kein Fremdwort war. Natürlich musste sie auch intelligent sein und einen Sinn für Humor haben. Und da er im Augenblick noch Wunden leckte, war es vielleicht eine gute Idee, wenn sie nicht so der Typ Klette war. Das machte aus Grace, die nichts Ernstes wollte, eine heiße Anwärterin. Sie schien sich ab und zu mit jemandem zu treffen, was normalerweise ein Grund für ihn war, sich zurückzuhalten, aber nicht jetzt.
Er klopfte an die Tür ihrer kleinen Wohnung im oberen Stockwerk über dem Blumenladen und erwartete eigentlich nicht wirklich eine Reaktion. Dann sah er, wie sich der Vorhang bewegte. Sie öffnete ihm die Tür in Yogahose, dicken Socken und einem übergroßen, langärmligen T-Shirt. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Troy neigte den Kopf und lächelte sie an. „Du hast heute keine Verabredung?“
„Im Augenblick nicht.“
Troy versuchte an ihr vorbei in die Wohnung zu sehen. „Ist der mittelalterliche Ritter da?“
Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. „Möchtest du hereinkommen, Troy?“
Er hielt das Sixpack hoch. „Falls du nicht zu beschäftigt bist. Ich habe Bier mitgebracht. Sorry, ich hätte vorher anrufen sollen.“
Sie hielt ihm die Tür auf. „Ich bin überrascht, dass du kein Date hast.“
„Hat sich nicht ergeben“, meinte er beim Eintreten. Er hielt ihr ein Bier hin, nahm auch eins für sich selbst, bevor er ihren kleinen Kühlschrank aufmachte, um die restlichen Bierflaschen darin zu verstauen. „Oh-oh“, sagte er. Der Kühlschrank war sehr klein und vollgestopft bis obenhin. Nirgendwo Platz für ein Sixpack.
„Warte, ich mache das.“ Sie arrangierte den Inhalt des Kühlschranks so weit um, dass sie die restlichen vier Flaschen irgendwie noch darin unterbrachte. Die Pappverpackung warf sie weg.
„Bist du sicher, dass ich dich nicht bei irgendwas störe?“
„Komm rein, Troy“, sagte sie und schob ihn durch die winzige Küche zum Sofa. „Kannst du dir bitte die Schuhe ausziehen?“
Auf dem Bildschirm war ein Film zu sehen, den sie per Pausetaste angehalten hatte, und auf dem Couchtisch stand ein Teller mit etwas zum Naschen.
„Pizzabrötchen. Ich war gerade dabei, mir einen Mädchenfilm anzusehen, aber der läuft nicht weg. Und wie geht es jetzt weiter hier?“
Troy zog seine Schuhe aus und setzte sich ans andere Ende des Sofas. „Keine Ahnung. Ich habe bis eben in Coopers Strandbar gearbeitet, deswegen habe ich keine Verabredung oder so. Da war es heute Abend ganz schön tot, und jetzt ist es immer noch früh. Also blieben mir drei Möglichkeiten zur Auswahl – Cliff, Waylan oder du.“
„Du hättest mit deinem neuen Jeep hoch nach North Bend oder Bandon fahren können. In eine Bar, in der was los ist. Ein bisschen feiern.“ Sie hob den Teller und bot ihm ein Pizzabrötchen an.
„Danke.“ Er biss hinein und nickte anerkennend. „Nicht schlecht. Mir war nicht danach, mit einem Haufen fremder Menschen zu feiern“, sagte er. „Ich wollte einfach nur ein bisschen Gesellschaft haben, bevor ich nach Hause gehe.“ Er grinste sie an. „Und ich dachte, dass ich hier vielleicht einem deiner Freunde begegne.“
„Oh, das ist also der eigentliche Grund, weshalb du nicht angerufen hast! Ich wollte heute Abend nicht ausgehen. Ich war laufen.“
„Laufen? Hast du nicht genug Bewegung?“
„Heute waren es kurze Stunden im Laden. Das Schöne an einem Ein-Mann-Unternehmen wie meinem ist, dass ich den Laden schließen oder lange auflassen kann, ganz wie ich will. Für Kunden bin ich ja immer übers Handy erreichbar und kann ständig und überall Aufträge annehmen. Tatsächlich kann ich sogar, falls jemand etwas braucht, runterlaufen und schnell etwas zusammenstellen. Aber ich wusste, dass heute Abend keine Bestellungen mehr reinkommen würden. Es war herrlich am Strand! Da waren nur wenige Menschen unterwegs – Sarah Cooper mit ihrem Hund, ein paar Teenies, ein älteres Paar, das ich noch nie gesehen habe, vielleicht Urlauber. Und ich. Ich bin gern in Bewegung, aber hier gibt es kein Fitnessstudio, das zu meinen merkwürdigen Arbeitszeiten passt.“
„Machst du viel Sport?“, fragte er.
„Nicht regelmäßig. Nur mal eine Radtour oder eine Runde joggen. Ich mache kein Krafttraining mehr – davon habe ich im Laden genug! Meine Blumenmädchen-Gymnastik reicht. Ich tue nur was für den Kreislauf und damit ich Bier trinken und Pizzabrötchen essen kann.“ Sie bot ihm das letzte Brötchen an. Nachdem sie den leeren...