Castello / Brodersen | Unterricht und Förderung bei Depressionen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 145 Seiten

Castello / Brodersen Unterricht und Förderung bei Depressionen

Psychologisches Wissen für Lehrkräfte

E-Book, Deutsch, 145 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2980-9
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses Buch vermittelt psychologisch fundiertes Wissen und praxisrelevante Handlungsstrategien für die Gestaltung des Unterrichts und pädagogischer Situationen außerhalb des Unterrichts. Der Band bietet zunächst einen Überblick zu den häufigsten Symptomen bei Depressionen von Kindern und Jugendlichen, insbesondere solche, die schulische Auswirkungen haben.
Anschließend steht die Unterstützung und Förderung von betroffenen Schülerinnen und Schülern im Mittelpunkt, damit diesen die Teilnahme am Unterricht erleichtert wird. Evidenzbasierte Programme zur pädagogischen Prävention depressiver Entwicklungen sowie unterrichtsnahe Möglichkeiten zum Umgang mit motivationalen Beeinträchtigungen und kognitiven Auswirkungen von Depressionen werden vorgestellt. Weitere Themenfelder sind die Förderung realistischen Denkens, Stärkung des Selbstmitgefühls bei Schülerinnen und Schülern und Möglichkeiten zur Bewältigung emotionsbezogener Symptome. Abschließend werden wichtige Fragen zum Umgang mit einem Verdacht auf Suizidalität und zur Kooperation mit schulischen und außerschulischen Partnern beantwortet.
Castello / Brodersen Unterricht und Förderung bei Depressionen jetzt bestellen!

Zielgruppe


Lehrkräfte, Schulpsycholog_innen, Sozialpädagog_innen und andere pädagogische Fachkräfte an Schulen.

Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Einleitung;11
3;1Grundlagen: Depressivität bei Kindern und Jugendlichen;13
3.1;1.1Formen depressiver Erkrankungen;13
3.2;1.2Symptombereiche von Depressionen;15
3.3;1.3Alterstypische Symptome der Depression;19
3.4;1.4Häufigkeit und Verlauf;20
3.5;1.5Entstehungsbedingungen;21
3.5.1;1.5.1Biologische Faktoren;22
3.5.2;1.5.2Umwelteinflüsse;23
3.5.3;1.5.3Auslösende Ereignisse;26
3.5.4;1.5.4Kompetenzen und Ressourcen;27
4;2Beeinträchtigungen im schulischen Alltag;29
4.1;2.1Kognitive Leistungsfähigkeit;29
4.2;2.2Denkmuster und kognitive Schemata;30
4.3;2.3Motivation und Interesse;31
4.4;2.4Fähigkeitsselbstkonzept;31
4.5;2.5Emotionen und Lernen;32
4.6;2.6Sozialverhalten;33
4.7;2.7Schulisches Beispiel;34
5;3Programme zur universellen schulischen Prävention von depressiven Episoden;36
5.1;3.1Universale und selektive Prävention;36
5.2;3.2Universale Präventionsprogramme;38
5.2.1;3.2.1LARS & LISA: Lust an realistischer Sicht & Leichtigkeit im sozialen Alltag;38
5.2.2;3.2.2Jugendpräventionsprogramm mit Expressivem Schreiben (JES);41
5.2.3;3.2.3Resourceful Adolescent Program (RAP);43
5.2.4;3.2.4FREUNDE;45
5.2.5;3.2.5Gesundheit und Optimismus (GO!);47
5.3;3.3Selektive Präventionsprogramme;48
5.3.1;3.3.1 Familienorientiertes Präventionsprogramm (Beardslee, Salt et?al., 1997);48
5.3.2;3.3.2Coping with Stress (Clarke et?al., 1995);48
6;4Schulische Förderung bei motivationsbezogenen Symptomen von Depression;52
6.1;4.1Intrinsische und extrinsische Motivation;52
6.1.1;4.1.1Ist intrinsische Motivation „besser“ als extrinsische?;53
6.1.2;4.1.2Selbstbestimmung zur Förderung von Motivation im Unterricht;54
6.2;4.2Attributionstraining;56
6.2.1;4.2.1Zielsetzung von Attributionstrainings;58
6.2.2;4.2.2Techniken eines Attributionstrainings;58
6.3;4.3Verhaltensaktivierung;63
6.3.1;4.3.1Zielsetzung und Grundhaltung der Verhaltensaktivierung;63
6.3.2;4.3.2Umsetzung der Verhaltensaktivierung;64
6.4;4.4Weitere unterrichtsbezogene Ansätze zur Förderung der Motivation;69
6.4.1;4.4.1Zielsetzung;69
6.4.2;4.4.2Wenn-Dann-Pläne;72
6.4.3;4.4.3Sportliche Aktivität;73
7;5 Förderung bei kognitiven Beeinträchtigungen in Zusammenhang mit Depressionen;75
7.1;5.1Wechselwirkung kognitiver und depressiver Symptome;75
7.2;5.2Betroffene Funktionsbereiche des Denkens;77
7.3;5.3Förderung und Unterricht bei depressionsbedingten kognitiven Beeinträchtigungen;77
7.3.1;5.3.1Unterstützung der exekutiven Funktionen schulischen Lernens;78
7.3.2;5.3.2Förderung von Konzentration und Aufmerksamkeit;85
7.3.3;5.3.3Förderung von Merkfähigkeit und Gedächtnisprozessen;87
7.4;5.4Weitere Möglichkeiten einer individuellen Unterstützung;92
8;6Förderung realistischen Denkens im schulischen Alltag;94
8.1;6.1Formen negativer, dysfunktionaler Bewertungen;94
8.2;6.2Entstehungsbedingungen dysfunktionalen Denkens;96
8.3;6.3Schulische Förderung realistischen Denkens;96
9;7Self-Compassion bei Kindern und Jugendlichen mit Depressionen;100
9.1;7.1Feedback und Selbstkritik;100
9.2;7.2Self-Compassion;101
9.3;7.3Bedeutung von Self-Compassion für die psychische Gesundheit und die schulische Entwicklung;103
9.4;7.4Entwicklung und Ablehnung von Self-Compassion;104
9.5;7.5Bedeutung für pädagogisches Handeln;105
9.6;7.6Unterrichtliches Handeln;107
9.7;7.7Psychotherapeutische Stärkung von Self-Compassion;107
10;8Schulische Förderung bei emotionsbezogenen Symptomen;109
10.1;8.1Komponenten emotionaler Kompetenz;109
10.2;8.2Förderung emotionaler Kompetenzen;110
10.2.1;8.2.1Emotionstraining in der Schule;111
10.2.2;8.2.2Expressives und positives Schreiben;112
10.2.3;8.2.3Mood Monitoring;113
10.2.4;8.2.4Durchbrechen von Regelkreisläufen;114
11;9Suizidalität bei Depressionen;117
11.1;9.1Begriffsbestimmung;117
11.2;9.2Häufigkeit und Verlauf;118
11.3;9.3Risiko- und Schutzfaktoren und Warnhinweise von Suizidalität;118
11.4;9.4Suizidprävention im schulischen Umfeld;120
11.4.1;9.4.1Psychoedukation für Schülerinnen und Schüler;120
11.4.2;9.4.2Qualifikation beteiligter Personengruppen;121
11.4.3;9.4.3Handeln im Verdachtsfall;121
11.4.4;9.4.4Postvention;123
11.5;9.5Außerschulische Hilfsangebote;123
12;10Kooperation und Kommunikation innerhalb und außerhalb des Schulumfelds;126
12.1;10.1Kommunikation;126
12.2;10.2Eltern und Familien;127
12.3;10.3Kooperation innerhalb des Schulbetriebs;130
12.4;10.4Kooperation mit externen Beteiligten;130
12.5;10.5Umgang mit Stigmatisierung;131
13;Literatur;133


2 Beeinträchtigungen im schulischen Alltag

Depressive Symptome machen sich in allen Lebensbereichen der Betroffenen bemerkbar und auch vor dem schulischen Alltag nicht Halt. Das vorliegende Kapitel gibt einen Überblick darüber, inwieweit sich kognitive und motivationale Prozesse, das emotionale Erleben und das Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen mit Depressionen verändern und schulische Leistungen sowie die Integration in den Klassenverband beeinflussen.

2.1 Kognitive Leistungsfähigkeit

Hinsichtlich schulischer Leistungen fallen kognitive Beeinträchtigungen, wie sie bei einer Depression in Erscheinung treten, besonders ins Gewicht: Sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, fällt Kindern und Jugendlichen mit Depressionen häufig besonders schwer (z. B. Han et al., 2012). Ebenso ist die Geschwindigkeit, mit der Informationen verarbeitet werden, reduziert (Snyder, 2013). Der Schulunterricht stellt allerdings hohe Anforderungen an genau jene Fähigkeiten. Zudem sind Schülerinnen und Schüler im Unterricht vielfach mit Situationen konfrontiert, in denen sie spontane und impulsive Reaktionen zurückhalten müssen, um zunächst ein klares Aufgabenziel herauszuarbeiten und dieses konsequent zu verfolgen. Dazu gehört auch, dass Ablenkungen – beispielsweise durch Sitznachbarn, eine laute Geräuschkulisse oder aufkommende Gedanken – ignoriert werden, aufeinander aufbauende Handlungsschritte geplant und bezüglich verschiedener Verhaltensalternativen Entscheidungen getroffen werden müssen. Diese Prozesse (kognitive Operationen) werden den sogenannten exekutiven Funktionen zugeordnet (z. B. Aron, 2008; Miyake et al., 2000; Thompson-Schill, Bedny & Goldberg, 2005). Unter die exekutiven Funktionen fallen also Kontroll- und Regulationsprozesse zur Steuerung von Verhalten. Bei Menschen mit Depressionen sind diese exekutiven Funktionen jedoch häufig beeinträchtigt (Snyder, 2013), d. h., Prozesse der Planung, Entscheidung und Überprüfung von Handlungen fallen den Betroffenen schwer. Konsistent dazu zeigen sich auf neuropsychologischer Ebene Veränderungen im vorderen Bereich des Gehirns (im präfrontalen Kortex); dieser spielt für die Steuerung der exekutiven Funktionen eine entscheidende Rolle (z. B. Levin, Heller, Mohanty, Herrington & Miller, 2007; siehe Kapitel 5.3.1).

Für den Schulalltag heißt das, dass es Kindern und Jugendlichen mit Depressionen schwerfällt, dem Unterrichtsgeschehen zu folgen, die Lerninhalte adäquat zu verarbeiten und Aufgabenstellungen zielgerichtet zu erledigen: Leistungseinbußen sind häufig die Folge.

2.2 Denkmuster und kognitive Schemata

Neben den genannten kognitiven Beeinträchtigungen wie mangelnder Merk- und Konzentrationsfähigkeit, die sich direkt auf schulische Leistungen auswirken, weisen Kinder und Jugendliche mit Depressionen häufig auch bestimmte Denkmuster und Überzeugungen auf, die sich ebenfalls im Unterricht bemerkbar machen: Diese dysfunktionalen Kognitionen, die in Kapitel 1.2 dargestellt wurden (z. B. Gedankenlesen, Alles-oder-nichts- Denken) beeinflussen zum einen das Verhalten im Unterricht selbst; zum anderen wirken sie sich darauf aus, wie Schülerinnen und Schüler mit Leistungsergebnissen (z. B. der Note in einer Klassenarbeit) umgehen. So wird die Annahme einer Schülerin oder eines Schülers, dass der Lehrer sicher denke, man wisse die Antwort ohnehin nicht (Denkmuster: Gedankenlesen), sich künftig wahrscheinlich eher mit Wortmeldungen zurückhalten. Auch eine Schülerin oder ein Schüler, die bzw. der eine falsche Antwort gegeben hat und der Meinung ist, sie bzw. er sei nun völlig gescheitert (Denkmuster: Alles-oder-nichts-Denken), wird voraussichtlich eher frustriert sein und Situationen, in denen Ähnliches noch einmal auftreten könnte, lieber vermeiden wollen.

Als Lehrkraft ist es von entscheidender Bedeutung, sensibel für derartige Denkmuster zu sein. Sie als übertrieben oder falsch darzustellen, ist in der Regel wenig hilfreich. Vielmehr sollte es das Ziel sein, die Gedanken und Schemata der Schülerinnen und Schüler anzuerkennen und anzunehmen (im Sinne einer Validierung) und den Schülerinnen und Schülern selbst die Möglichkeit zu bieten, alternative Denkmuster zu entwickeln. Denkmuster und subjektive Theorien gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu hinterfragen und auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen, sind dabei hilfreiche pädagogische Ansätze (vgl. Kapitel 3 und 6).


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.