E-Book, Deutsch, 667 Seiten
Cole Die Abgründe einer Familie
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-669-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman: Ein fesselnder Spannungsroman über tödliche Rivalitäten in einer Mafia-Familie
E-Book, Deutsch, 667 Seiten
ISBN: 978-3-98952-669-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Martina Cole ist eine britische Spannungs-Bestsellerautorin, die bekannt für ihren knallharten, kompromisslosen und eindringlichen Schreibstil ist. Ihre Bücher wurden für Fernsehen und Theater adaptiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Martina Cole hält regelmäßig Kurse für kreatives Schreiben in britischen Gefängnissen ab. Sie ist Schirmherrin der Wohltätigkeitsorganisation »Gingerbread« für Alleinerziehende und von »Women's Aid«. Die Website der Autorin: martinacole.co.uk/ Die Autorin bei Facebook: facebook.com/OfficialMartinaCole/ Bei dotbooks veröffentlichte Martina Cole ihre Thriller »Die Gefangene«, »Die Tochter«, »Kidnapped«, »Perfect Family«, »The Runaway« sowie die Spannungsromane »Eine irische Familie«, »Die Ehre der Familie«, und »Die Abgründe einer Familie«.
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Prolog
1984
Lena Summers sah ihre älteste Tochter ungläubig an. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
Jackie Jackson lachte dröhnend. Sie hatte ein lautes Lachen, das sie sehr fröhlich klingen ließ. Und sehr glücklich. Es war ein Lachen, das über die dahinter verborgene Rachsüchtigkeit hinwegtäuschte.
»Es wird ihm gefallen, Mum, und nach sechs Jahren im Knast ist eine Party genau das Richtige für ihn.«
Lena schüttelte den Kopf und seufzte. »Bist du übergeschnappt? Du willst eine Party für ihn geben, nach allem, was er sich in den letzten Jahren geleistet hat?« Jetzt klang ihre Stimme wütend. »Der ist den Flittchen doch noch hinterhergestiegen, als sie ihn schon längst eingebuchtet hatten!«
Jackie kniff die Augen zu, als könnte sie dadurch die Wahrheit ausschließen, die ihr ihre Mutter an den Kopf warf. Sie kannte ihn besser als alle anderen, ihr brauchte man nicht zu sagen, wie ihr Mann war.
»Hör auf, Mum. Er ist mein Mann und der Vater meiner Kinder. Jetzt, nachdem er seine Lektion gelernt hat, werden wir uns schon wieder zusammenraufen.«
Lena schnaubte empört. »Bist du wieder auf Drogen?«
Jackie seufzte laut und musste sich beherrschen, um die Frau vor sich nicht anzuschreien. »Jetzt sei doch nicht albern. Ich will ihn doch nur zu Hause willkommen heißen, das ist alles.«
»Ohne mich.«
Jackie zuckte die breiten Schultern. »Mach, was du willst.«
Joseph Summers steckte den Kopf hinter seiner Zeitung hervor und brummte: »Rede nicht so mit deiner Mutter.«
Jackie verzog in gespielter Überraschung das Gesicht und sagte in sarkastischem Ton, als würde sie mit einem Baby reden: »Ah, verstehe, Dad. Du brauchst mal wieder ein paar Pfund, stimmt’s?«
Lena unterdrückte ein Lächeln. Trotz ihrer vielen Fehler hatte Jackie ein fast schon unheimliches Gespür dafür, stets den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf zu treffen. Ihr Mann versteckte sein Gesicht wieder hinter der Zeitung, und Jackie grinste ihre Mutter an.
»Jetzt sag schon Ja, Mum. Seine Familie wird jedenfalls vollzählig erscheinen.«
Lena schob das Kinn vor und griff nach ihren Zigaretten. »Noch ein Grund mehr, nicht hinzugehen. Mit diesen verdammten Jacksons hat man nur Ärger. Du weißt doch, was passiert ist, als wir uns das letzte Mal gesehen haben«, sagte sie trotzig.
Jackie wurde schon wieder wütend, was ihr deutlich anzumerken war. Ihre groben Gesichtszüge verzerrten sich, als sie mit sichtlicher Anstrengung versuchte, sich zu beherrschen.
»Daran bist du selbst schuld gewesen, Mum, und das weißt du auch«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und Lena starrte ihre älteste Tochter an, während sie sich über ihre unbändige Wut wunderte. Jackie war schon als Kind so gewesen, ein Wort genügte, um einen Wutanfall bei ihr auszulösen.
In den Augen ihrer Tochter standen Tränen. Lena wusste, dass sie ihre Tochter jetzt beruhigen musste, ansonsten hatte sie die Konsequenzen zu tragen. Und offen gestanden war sie müde, müde und mehr als nur ein bisschen daran interessiert, was das Gefängnis aus ihrem Schwiegersohn gemacht hatte.
»Also gut. Und jetzt krieg dich wieder ein.«
»Ich geh da jedenfalls nicht hin.« Joe stand auf und verließ laut polternd das Zimmer. Sie hörten, wie er in der Küche den Kessel aufsetzte.
»Ich bringe ihn schon dazu, dass er mitkommt. Mach dir keine Sorgen.«
Sie bereute ihre Entscheidung jetzt schon.
»Jetzt seht ihn euch an. Man könnte meinen, er wäre gerade aus dem Gefängnis gekommen!«
Die Männer lachten.
Sie konnten den pickligen Hintern ihres Freundes sehen, als dieser die zierliche Asiatin bearbeitete, die sie am Abend vorher für ihn gekauft hatten. Genau genommen war er gestern aus Shepton Mallet entlassen worden, wo er die letzten sechs Wochen verbracht hatte. Es war ein offenes Gefängnis, und seine Freunde hatten ihn mit einer großen Limousine, seiner Freundin Tracey und jeder Menge Alkohol abgeholt. Tracey war schon völlig erschöpft gewesen, als sie noch nicht einmal den Straßentunnel in Dartford erreicht hatten, sodass er sie sehr zu ihrem Verdruss vor dem Crossways Hotel aus dem Wagen geworfen hatte. Dann waren sie nach London weitergefahren, wo er alles gebumst hatte, was einen Puls besaß. Er hätte schon längst zu Hause sein sollen, aber keiner von ihnen hatte den Mut, ihn darauf hinzuweisen. Er war betrunken, aggressiv betrunken, und niemand wollte ihn reizen. Freddie Jackson war jemand, der einem das Leben ganz schön schwer machen konnte, und so sehr sie ihn auch mochten, er war außerdem auch noch ein Scheißkerl.
Er hatte gerade sechs Jahre einer neunjährigen Gefängnisstrafe für unerlaubten Waffenbesitz, versuchten Mord und Körperverletzung abgesessen und war stolz darauf. Im Knast hatte er mit Männern verkehrt, die für ihn die Crème de la Crème der Unterwelt waren, und jetzt, wo er wieder draußen war, hielt er sich für einen von ihnen.
Dass die anderen alle mindestens fünfzehn Jahre abzusitzen hatten, war ihm egal. Seiner Meinung nach war er Sonny Corleone. Er war ein Mann, mit dem nicht zu spaßen war.
Freddie Jackson hatte Sonny geradezu vergöttert und nie verstanden, weshalb man seinen Charakter im Film hatte sterben lassen. Er war der Boss gewesen und hatte weitaus bedrohlicher gewirkt als dieser zu kurz geratene Arsch Michael. Freddie hielt sich für den Paten von South East London.
Mit dem Herumgammeln war jetzt Schluss. Er wollte den Hauptgewinn und war fest entschlossen, ihn zu bekommen.
Er rollte sich von dem schwitzenden Mädchen herunter. Sie war hübsch, und ihr leeres Gesicht bestätigte ihm wieder einmal, wozu Frauen gut waren.
Freddie sah auf die Uhr und seufzte. Wenn er jetzt nicht seinen Hintern in Bewegung setzte, würde ihm Jackie die Eier abreißen. Er lächelte das Mädchen an, dann sprang er vom Bett und sagte laut: »Los, Jungs, zack, zack, ich muss mich mit jemandem wegen einer Zeugenaussage unterhalten.«
Danny Baxter stöhnte innerlich, doch nach außen hin tat er so, als wäre er hellauf begeistert. Er hatte vergessen, wie hektisch und gefährlich das Leben mit Freddie Jackson sein konnte.
Freddies Cousin Jimmy Jackson lächelte wie die anderen Männer. Er war eine verwässerte Version von Freddie und wollte so sein wie er. Seinen Cousin hatte er regelmäßig im Gefängnis besucht, und Freddie war ihm dankbar dafür. Er mochte den Jungen, schließlich war er ja kein Unmensch. Außerdem war Jimmy nur neun Jahre jünger als Freddie. Sie hatten vieles gemeinsam.
Heute wollte er Jimmy zeigen, zu was er fähig war.
Maggie Summers war vierzehn, wirkte aber wie achtzehn. Sie sah aus wie ihre ältere Schwester, aber in einer kleineren, zierlicheren Version. Ihre Haut hatte noch den makellosen Schimmer extremer Jugend, und ihre regelmäßigen weißen Zähne trugen noch nicht die unschönen Spuren, die nach Jahren des Rauchens oder der Vernachlässigung auftreten. Ihre großen blauen Augen lagen weit auseinander und wirkten freundlich. Wie ihre ältere Schwester war sie in der Lage, selbst auf sich aufzupassen; doch im Gegensatz zu dieser war das bei ihr nicht oft notwendig. Noch nicht.
Bei einer Größe von einem Meter zweiundfünfzig hatte sie sehr lange Beine. Sie war sich gar nicht bewusst, wie hübsch sie war. In ihrer Schuluniform, die aus einem schwarzen Minirock, einer weißen Bluse und einem marineblauen Pullover bestand, sah sie aus, als würde sie gerade von der Arbeit und nicht aus der Schule kommen. Genau dieser Eindruck war auch beabsichtigt.
Lisa Dolan, die mal Freundin, mal Feindin war, sagte fröhlich: »Stimmt das, dass deine Schwester heute Abend eine Party gibt?«
Maggie nickte. »Ich helfe ihr dabei. Willst du mitkommen?« Lisa grinste glücklich. »Ja, klar!«
Wenn sie mithalf, bekam sie mit Sicherheit auch eine Einladung. Sie passten ihre Schritte an, sodass sie nebeneinander hergingen. Lisa, ein dunkelhaariges Mädchen mit hervorstehenden Zähnen, sagte leise: »Gina hat behauptet, Freddie Jackson sei gestern schon rausgekommen. Das kann doch nicht stimmen, oder?«
Maggie seufzte. Gina Davis war Tracey Davis’ Schwester, und das bedeutete, dass an dem, was sie sagte, etwas Wahres dran sein konnte. Es bedeutete auch, dass Jackie ausrasten würde, wenn sie davon erfuhr. Tracey hatte Freddie im Gefängnis besucht, aber sie hatte immerhin so viel Verstand besessen, dem Prozess fernzubleiben. Maggie war davon ausgegangen, dass die Affäre im Sand verlaufen war, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Ihre Mum hatte immer wieder davon angefangen, weil sie es hasste, dass ihre Schwester ständig von ihrem Mann gedemütigt wurde. Lena war selbst zu dem Mädchen gegangen und hatte sich von Traceys gereiztem Vater versichern lassen, dass alles vorbei sei. Tracey war damals erst fünfzehn gewesen. In den vier Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte sie Zwillingsjungen bekommen, die aber mit Sicherheit nicht von Freddie stammen konnten, da sie erst achtzehn Monate alt waren. Ehrlich gesagt hatte selbst Tracey keine Ahnung, wer der Vater war, aber sie war Freddie Jacksons Typ – groß, atmend und mit zwei Brüsten. Lena zufolge war das alles, was Freddie erwartete.
Maggie hatte dank ihrer Mutter gute Kenntnisse über alles und jeden in ihrer Umgebung. Lena hatte gegen jeden etwas in der Hand, und was sie nicht wusste, konnte sie mit ihrem untrüglichen Gespür herausfinden. Doch bis jetzt hatte Maggie noch nichts darüber gehört, dass Freddie früher aus dem Gefängnis gekommen war.
»Ich hasse diese Gina. Sie ist eine Lügnerin, und wenn meine Schwester wüsste, was sie gesagt hat...




