Dark | John Sinclair - Folge 0248 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 248, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

Dark John Sinclair - Folge 0248

Gatanos Galgenhand
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-3025-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gatanos Galgenhand

E-Book, Deutsch, Band 248, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

ISBN: 978-3-8387-3025-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Gatanos Galgenhand.

Man nannte ihn Galgenhand, und er war der Henker der Stadt. Sein Name hatte nach den zahllosen Hinrichtungen in der Stadt einen bösen Klang und die Verruchtheit des Unheimlichen bekommen. - Als der Henker starb, wollte ihn niemand zu Grabe tragen, aus Angst, denn jeder spürte, dass die Galgenhand ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen war.

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Gatanos Galgenhand


Sie sollten den Henker begraben!

Verscharren wäre eigentlich der richtige Ausdruck gewesen, denn etwas anderes war es nicht. Und niemand fand sich, der dem Henker ein ehrliches, christliches Grab wünschte, denn ein Mann, der Lebende in den Tod beförderte, wurde verachtet. Auch von denen, die über andere gerichtet hatten.

Nicht einmal der Totengräber hatte sich seiner Leiche annehmen wollen. Deshalb hatte der Beauftragte der Stadt sich am Hafen unter den Stromern umschauen müssen, um einen oder zwei geeignete Männer zu finden. Es gab dort genügend Leute, die für Geld ihre eigene Mutter verkauften, und es meldeten sich gleich zehn Leute für den Auftrag.

Allerdings hatte der Mann nicht gesagt, um was es sich handelte. Er hatte nur als Lohn eine kleine Silbermünze versprochen und suchte sich die beiden kräftigsten Leute aus.

Sie mussten einen Vertrag unterzeichnen. Da sie nicht schreiben konnten, nahm man die Abdrücke ihrer Finger. Erst danach erfuhren sie, für welch eine Arbeit man sie ausgesucht hatte.

Ein Zurück gab es nicht, obwohl sie sehr gern auf das Geld verzichtet hätten, doch der Mann von der Stadtverwaltung zeigte sich rigoros und beharrte auf dem Vertrag.

Sie bekamen ein Pferd, einen Karren und mussten den einfachen Fichtensarg auf die Ladefläche hieven. Man gestattete ihnen nur, eine Plane über den Sarg zu breiten. Gehalten wurde sie an den Seiten von dem schweren Werkzeug, dass die beiden Männer ebenfalls mit auf den Weg bekamen.

So verließen sie die Stadt.

Es war ein ungemütlicher Wintertag. Vom Atlantik her blies ein steifer Ostwind. Schneewolken trieben am Himmel, im Hafen gischtete das Wasser gegen die Kaimauern, und der Wind heulte in den Bäumen.

Geduckt hockten die beiden Stromer auf dem Bock. Wie das dunkle Pferd, so stemmten auch sie sich gegen den scharfen Wind. Die Kragen ihrer alten Mäntel hatten sie hochgeschlagen, die Zügel festgehakt, damit sie ihre Hände in den Taschen vergraben und sie gegen die Kälte schützen konnten.

Noch bevor sie den Stadtrand erreichten, begann es zu regnen. Es war kein reiner Regen, der da aus den dicken Wolken fiel, sondern ein Gemisch aus Schnee und Regen. Im Nu waren die beiden Männer auf dem Bock klatschnass.

Jetzt fluchten sie. Über das Wetter, ihr Leben und über die verdammte Arbeit.

Zudem wurde es schnell dunkel. Auch an den hin und wieder vor Haustüren schaukelnden Laternen konnten sie sich kaum orientieren, denn das Licht schaffte es einfach nicht, die langen Schleier zu durchdringen.

Sie sollten ihn nahe der Küste vergraben, wo sich eine Landzunge in die See hineinschob. Das bedeutete noch ein weites Stück Fahrt. Bei diesem Wetter und mit der Ladung hatten sie keine Lust, noch lange unterwegs zu sein.

Sie redeten über den Fall und sprachen sich ab, den toten Henker irgendwo an einem günstigen Platz zu verscharren.

Einer sprang vom Bock. Der andere zügelte den Gaul und ließ ihn nur langsam weitertrotten, sodass der zweite Mann zu Fuß mitkam.

Und er fand eine Stelle.

Sie lag sogar günstig. Zur Straße hin wurden die beiden Männer durch Bäume gedeckt. Hinzu kamen die langen Schneeregenschleier, die dicht wie ein Vorhang waren.

Als der Mann auf dem Bock den Ruf seines Kumpans vernahm, zügelte er den Gaul. Schon tauchte der zweite Mann an der Seite auf. »Ich habe was gefunden!«, rief er, als er stehen blieb und zum Bock hochschaute.

»Eine gute Stelle?«

»Ja, da können wir den Sarg sogar hintragen.«

Der zweite Stromer rieb sich die nassen Hände und sprang an der anderen Seite vom Bock. Er landete in einer Pfütze, dessen Wasser hoch aufspritzte. An der Hinterseite der offenen Ladefläche trafen die beiden Männer wieder zusammen.

Sie deckten die Plane ab. Einer brachte die beiden Schaufeln weg, der andere blieb stehen und starrte auf den alten Sarg, dessen Bretter schief zusammengehauen waren.

Der Regen, jetzt auch mit Hagel vermischt, prasselte auf das Holz. Dazu heulte der Sturm, rüttelte an den blattlosen Zweigen der Bäume, und es kam nicht selten vor, dass er auch welche abriss.

Irgendwo im Grau des Himmels und weit über dem Meer zuckten Blitze. Der Donner war nicht zu hören.

Eine unheimliche Stimmung hielt den einsamen, im Regen stehenden Mann umfangen. Das Wetter, ihr Auftrag, der Sarg, das waren Dinge, vor denen er sich fürchtete. Und er hoffte, dass sein Kumpan bald zurückkam, damit er ihm Gesellschaft leisten konnte.

Da der Sargdeckel nicht dicht war, rann der Regen auch durch die Spalten, und er würde ebenfalls auf das Gesicht des Toten tropfen. »Du spürst nichts mehr«, murmelte der einsame Wächter und wühlte in seinen Taschen nach ein paar Krümeln Tabak.

Er hoffte, dass das Zeug nicht allzunass geworden war, und hatte die Hände noch in den Taschen, als er plötzlich das dumpfe Röcheln hörte.

Der Mann erstarrte. Über sein nasses Gesicht rann ein Schauer, die Augen wurden groß, und er stierte auf die Totenkiste.

Aus dem Sarg war das Röcheln gekommen!

Aber der Henker war tot. Der konnte nicht mehr sprechen, nichts sagen oder nur röcheln …

Als er schwere Schritte hinter sich hörte, fuhr er herum, riss die Arme hoch und schrie.

Wie ein Gespenst tauchte die Gestalt aus den Regenschleiern auf. Sie ging geduckt, und als das Fluchen ertönte, da atmete der Mann auf, denn der Mann im Regen war sein Kumpel Fred.

»Was ist denn mit dir los, Link?«, fragte Fred. »Ist dir der Leibhaftige begegnet?«

Link nickte heftig. »So kann man es nennen.«

»Wie sah er denn aus?« Fred hatte eine etwas kratzige Stimme. »Hatte er einen Schwanz? Spuckte er Feuer?«

»Nein, nein. Aber der Tote hat geröchelt!«

Link sagte das mit einer so großen Bestimmtheit, dass Fred ihn anstierte und den Kopf schüttelte. Dann tippte er gegen seine Stirn. »Die Leiche röchelt noch, wie?«

»Ja. Ob du es glaubst oder nicht. Der tote Henker hat ein Röcheln von sich gegeben. Das schwöre ich dir.«

»Erzähle nichts. Du bist besoffen. Tote sind tot. Fertig, aus, basta.«

»Das stimmt nicht«, hechelte Link. »Ich bin zur See gefahren, und da habe ich Dinge erlebt …«

»Die dir sowieso keiner mehr glaubt. Jetzt halt dein Maul und fass mit an. Ich will den dämlichen Sarg endlich los werden. Ist ja schlimm bei diesem Wetter.«

Link wusste, dass er seinen Kumpan nicht überzeugen konnte. Er hob die Schultern und schaute zu, wie Fred die Totenkiste längsseits von der Ladefläche zog. Als sie nur noch mit einer Kante aufstand, da packte auch Link mit an. Bevor er allerdings die Hände unter den Sarg legte, bedachte er ihn mit einem scheuen Blick.

»Mach schon, du Idiot!«

»Ja, ja.« Link griff zu.

Der Sarg war nicht leicht. Der Henker hatte sein Gewicht gehabt. Für solche Aufgaben konnte man auch nur kräftige Männer gebrauchen. Es hieß, er habe seine Opfer nur immer mit der rechten Hand getötet. Ihnen mit rechts die Schlinge umgelegt und sie dann auch mit der rechten Hand nur am Galgenbaum hochgezogen. Aus diesem Grunde hatte der Henker einen Spitznamen bekommen.

Man nannte ihn Galgenhand. Er selbst hieß Gatano, aber der Name Gatano, die Galgenhand, hatte in der Stadt einen bösen Klang und die Verruchtheit des Unheimlichen bekommen.

Sie mussten die mit nassem Schlamm bedeckte Straße überqueren, gelangten auf die andere Seite und wären fast noch gefallen, weil sie in der Dunkelheit den Graben nicht sahen.

Fred rutschte hinein, das Wasser stand plötzlich an seinen Knien, während sich Link noch oben aufhielt und den jetzt schräg stehenden Sarg umklammerte.

»Halte das Ding ja fest!«, schrie Fred. »Ich will nicht, dass der Sarg hinfällt und auseinanderplatzt.«

»Denkst du ich, Mensch? Wo der Tote doch noch lebt.«

»Mach mich nicht wahnsinnig mit deinem Schiß, sonst haue ich dir was aufs Maul!«, schimpfte Link.

»Du hast auch Angst, wie?«

»Nein, habe ich nicht, und jetzt pass auf. Ich gehe weiter.« Fred stieg aus dem Graben, der andere folgte und landete bald selbst bis zu den Knien im Wasser.

Link regte sich nicht einmal auf. Das hatte er sich abgewöhnt. Fred war immer der Stärkere. Aber die Angst blieb bei ihm. Und was er gehört hatte, das hatte er gehört.

Der Tote lebte …

Sie gingen weiter. Es war aufgefurchtes, schlammiges Ackerland, über das die beiden Männer schritten. Der Regen war noch dichter geworden. Sie konnten kaum die Hand vor Augen sehen. Ihre Füße wühlten sich durch den Schlamm und oft genug spritzte Wasser hoch, wenn sie mal wieder in Pfützen getreten waren.

»Sind wir bald da?«, fragte Link.

»Noch ein paar Yards.«

Sie blieben dort stehen, wo Büsche wuchsen und noch eine zusätzliche Deckung gaben. Hier hatte Fred auch die beiden Schaufeln hingelegt. Jetzt konnten sie sich an die Arbeit machen.

Behutsam setzten sie den Sarg ab. Genau dort, wo sie ihn auf den Boden stellten, befand sich eine Querrinne, und der Sarg kippte leicht nach links.

Aber er hielt.

»An die Arbeit!« Link hörte das Kommando seines Freundes und nahm ebenfalls eine Schaufel auf. Der Boden war zwar weich, aber schwer, und die beiden Männer mussten im strömenden Schneeregen schuften wie zwei Ochsen, die einen hölzernen Pflug über das Weideland zogen.

So mancher Fluch drang über ihre Lippen. Sie verfluchten sich, das Wetter, den toten Henker, den Auftrag und schließlich die ganze Welt.

Schließlich hatten sie es...



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