Dark John Sinclair - Folge 0293
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-3054-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zombies, die vom Himmel fallen
E-Book, Deutsch, Band 293, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-3054-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Zombies, die vom Himmel fallen. Sie hatten 40 Jahre Zeit, um das Grauen zu konservieren. Niemand dachte mehr an sie, denn der heiße Wüstenwind bewahrte ihr Geheimnis. Bis zu jenem verhängnisvollen Tage, als sie aufbrachen und ihren Feldzug des Schreckens begannen. Ein Flugzeug, das es längst nicht mehr geben durfte, dröhnte am Himmel. Und eine Besatzung, die seit 40 Jahren tot war, bereitete ihren Angriff vor ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Zombies, die vom Himmel fallen
Irgendetwas stimmte nicht. Das war genau zu spüren. Im Laufe der Jahre entwickelt der Mensch ein Gespür dafür, ob es, wenn er die Arbeitsstelle betritt, gut läuft oder nicht. Auch mir erging es da nicht anders. Es lag etwas in der Luft. Nichts Greifbares, nichts, das ich hätte erklären können, es war einfach da. Auf der Schwelle zum Büro blieb ich stehen. Suko war noch nicht eingetroffen, und Glenda machte einen ziemlich abwesenden Eindruck. »Spürst du es auch?«, fragte ich sie. »Erst mal einen guten Morgen.« Ich ging auf sie zu. »Klar, meine Liebe. Aber das andere ist wichtiger. Da stimmt was nicht.« »Wieso?« Ich hob die Schultern. »Für mich ist alles normal«, erklärte Glenda. »Vielleicht ist das Wetter ein wenig zu kühl, ansonsten fühle ich mich wohl, abgesehen von einer Erkältung, die ich im Hals spüre.« Ich deutete auf den braunen Pullover. »Deshalb also der Rollkragen noch dazu.« »Klar.« »Ist Sir James schon da?«, wollte ich wissen. »Ich habe ihn bereits gesehen. Aber nicht allein. Und er schien mir auch ziemlich sauer zu sein.« »Weshalb?« »Das wird er dir bestimmt sagen.« Ich lehnte mich an meine Bürotür und ließ den Blick über Glendas Gestalt wandern. Sie trug neue Stiefel, in die sie die Aufschläge ihrer Hose gesteckt hatte. »Wer war denn bei ihm?« »Ein Soldat.« »Offizier?« »Wahrscheinlich.« »Ach je.« Ich winkte ab. »Da kann tatsächlich Ärger in der Luft liegen. Wenn die Militärs wieder etwas von uns wollen, sieht es meist mies aus.« »Hoffentlich wirst du nicht wieder nach Sibirien geschickt, John, wie damals bei der Werwolf-Elite.«1 »Weißt du mehr?« »Nein. Aber ich kann es mir vorstellen.« »Mal den Teufel nicht an die Wand«, sagte ich und beobachtete, wie Glenda die Kaffeemaschine einstellte. Sie drehte sich um, dass ihre Haare flogen. »Suko kommt übrigens etwas später.« »Was hat er denn?« Glenda Perkins lächelte. »Er nichts, aber die Maschine.« »Defekt?« »Nur eine Kleinigkeit.« »Dann werde ich es mir mal gemütlich machen«, sagte ich und wollte in mein Büro. Dazu kam es nicht, denn bei Glenda meldete sich das Telefon. Ich hatte ein ungutes Gefühl, wartete, bis Glenda abgehoben und sich gemeldet hatte und ein »Ja, Sir«, erwiderte. »Ich gehe schon.« Glenda schaute mich erstaunt an. »Du weißt doch gar nicht …« »Zum Alten.« »Das stimmt.« Ich hob die Arme und breitete sie aus. »Na bitte. Hatte ich doch recht.« Glenda schüttelte den Kopf. »Wenn man dich so ansieht, könnte man meinen, dass du nicht gerade in Form bist.« »Das bin ich auch nicht. Dieser Tag ist kein guter. Ich merke so etwas sehr schnell. »Viel Glück. Und denk an Russland.« Ich winkte ab. »Lieber nicht.« Sir James erwartete mich. Allerdings nicht allein, denn ihm schräg gegenüber saß ein hoher Militär. Ich schaute auf die Dienstrangabzeichen und stellte fest, dass es ein Colonel war. Ein ziemlich drahtiger Bursche, noch gar nicht alt und mit sorgfältig frisierten Haaren. Er stand auf, als ich das Büro betrat. Sir James machte uns bekannt. Ich erfuhr, dass der Mann Cramer hieß. Sein Händedruck war fest, der Blick hart und militärisch klar. Ein Bilderbuchsoldat. Ich kam mir in meiner Kluft neben ihm direkt deplatziert vor. »Nehmen Sie Platz, Gentlemen«, sagte Sir James und deutete auf die beiden Stühle. Dann schaute er mich an und nickte. »Es ist so, John. Colonel Cramer gehört zu den Stabsoffizieren im Verteidigungsministerium, das heißt, er hat auch mit geheimen Verschlusssachen zu tun und bekommt Informationen, die anderen nicht zugänglich sind. Stimmt das, Colonel?« »Das ist richtig, Sir.« Mein Chef nickte und schaute mich an. »Sie wissen, John, dass der Zweite Weltkrieg zwar schon sehr lange zurückliegt, es aber noch immer Dinge gibt, die an ihn erinnern. Man findet nicht detonierte Bomben, Granaten und anderes Material, über das man nicht gerade begeistert sein kann. Das alles wissen Sie. Es ist Ihnen bestimmt auch bekannt, dass England gegen Deutschland in Afrika gekämpft hat. Dieser Kriegsschauplatz gehörte zu den härtesten, die dieser unselige Krieg zu bieten hatte. Und damit wären wir beim Thema.« Sir James griff in eine Mappe und holte ein Bild hervor. Es war ein Foto. Schwarzweiß. Das reichte er mir rüber. »Kennen Sie diese Maschine, John?« Ich schaute mir das Bild an. Es zeigte ein Flugzeug. Ziemlich klobig, nicht elegant, mehr konstruiert, um Material zu transportieren. Vielleicht auch Bomben. »Nun?« Ich hob die Schultern. »Ein Militärtransporter.« »Transportmaschine«, verbesserte mich der Colonel. »Meinetwegen auch das.« »Wollen Sie reden, Colonel?«, fragte Sir James. »Ich bitte darum.« »Gern.« Der Soldat setzte sich noch steifer hin und formulierte knapp und präzise seinen Bericht. »Diese Maschine wird längst nicht mehr gebaut, Oberinspektor. Sie stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, ist als Bomber konstruiert worden und gleichzeitig als Transporter. Im Afrika-Krieg brachte diese Maschine unsere Fallschirmjäger an die entsprechenden Einsatzorte in den Wüsten. Das vorweg. Wir haben natürlich alle Maschinen in einer Bestandsliste geführt. Auch diese hier war in einer solchen Liste, und die Maschine samt Besatzung galt als abgestürzt. Haben Sie verstanden?« »Sicher.« »Dann darf ich Ihnen jetzt die Lupe reichen!« Ich bekam sie mit der Aufforderung, genau nachzuschauen, was sich hinter den bullaugenartigen Fenstern tat. Es war gut, dass ich die Lupe bekommen hatte, sonst hätte ich nämlich kaum etwas erkennen können. Sehr genau schaute ich nach, ging Fenster für Fenster durch, und meine Augen wurden groß. Ich sah Gesichter. Bleich und blass. Irgendwie seltsam … »Sind das die Soldaten?«, fragte ich. »Wir müssen davon ausgehen«, erwiderte der Colonel. Ich ließ die Fotografie sinken und hob den Kopf. »So weit, so gut, Colonel. Aber was habe ich damit zu tun?« »Es ist ein Fall für Sie, Oberinspektor. Die Aufnahme ist nicht vor 40 Jahren gemacht worden, sondern vor drei Tagen. Verstehen Sie?« Allmählich begriff ich und nickte auch. »Sie meinen, Colonel, dass die Maschine samt ihrer Besatzung wieder gestartet ist, nachdem sie über 40 Jahre verschollen war?« »So muss es sein.« Ich nahm noch einmal die Lupe und schaute genau nach. Nein, ich hatte mich nicht getäuscht. Hinter den Scheiben waren blass und bleich die Gesichter zu sehen. »Wie lautet Ihr Kommentar, John?«, erkundigte sich mein Chef. Ich hob den Kopf. »Wenn die Aufnahme nur wenige Tage alt ist, kann es möglich sein, dass sich jemand das Flugzeug damals unter den Nagel gerissen hat, abwartete und erst jetzt wieder startete, um seine Rundflüge zu machen.« »Das könnte sein«, gab Sir James zu. »Aber?« »Wenn Sie genau schauen, John, und sich vor allen Dingen die Gesichter der im Innern sitzenden Passagiere ansehen, werden Sie feststellen, dass sie erst einmal seltsam bleich wirken. Zum zweiten werden Ihnen die Uniformen auffallen. In der Maschine sitzen Soldaten. Allerdings welche, die bereits seit 40 Jahren nicht mehr am Leben sind. Dass sie trotzdem noch existieren, dafür gibt es eigentlich nur eine Erklärung.« »Zombies!«, sagte ich. Mein Chef nickte. * Der alte Kesefel hörte die Stille! Er war ein Mensch der Wüste, konnte die Stille hören und mit ihr reden. In der Nacht hockte er meist vor seiner Hütte, die am Rand der Oase lag und von den großen Blättern der Palmen geschützt wurde. Dann starrte er in den dunkelblauen Himmel, sah die Sterne und schaute hinaus in die wellige Weite der Wüste. Er lauschte dem Wind, denn er war es, der ihm die Geschichten aus der Unendlichkeit der Wüste herantrug. Der Wind berichtete von den nicht zu messenden Weiten, er erzählte von Menschen, Kämpfern und Abenteurern, von der Vergangenheit und der Gegenwart. Vom großen Krieg und vom Frieden. Der Wind war allwissend, und wenn er die breiten Blätter in den Kronen der Bäume bewegte, raschelte es geheimnisvoll. Die Wüste schwieg, die Wüste lebte. Das alles wusste der alte Kesefel. Wegen der Kälte hatte er eine Decke um seinen mageren Körper geschlungen. Auf dem Kopf trug er eine Stoffmütze. Die faltige Haut seiner Hände wirkte wie dünnes Pergament, und das Gesicht war von den Strapazen eines einfachen, aber harten Lebens gezeichnet. Die Haut zeigte ein Runen- und Faltenmuster. Augenbrauen besaß der Mann nicht mehr. Die feinen Härchen waren ihm im Laufe der Jahre ausgefallen. In den Höhlen lagen die kleinen Pupillen. Sie glänzten wie dunkle, polierte Knöpfe. Bis nach Mitternacht saß der alte Kesefel immer vor seiner Hütte und schaute in die Dunkelheit. Jahrelang hatte er dies getan und mit der Natur seine Zwiesprache gehalten. Nichts hatte ihn gestört – bis vor einigen Tagen. Da hatte er das Geräusch zum ersten Mal vernommen. Es war ein Brummen gewesen. Entfernt nur, aber schnell näher kommend und lauter werdend. Aus dem dunklen Nachthimmel erklang das Geräusch, und plötzlich war ein Schatten da, der dem eines riesigen Vogels glich und mit lautem Motorengedröhn über die Oase hinwegflog. Ein Flugzeug. Kesefel hatte ihm so lange nachgeschaut, bis es nicht mehr zu sehen gewesen war. Und er hatte...