E-Book, Deutsch, 193 Seiten
Darks Tenebricosas - Lautlos & tödlich
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-4371-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Erzählungen mt Crime & Thrill
E-Book, Deutsch, 193 Seiten
ISBN: 978-3-7487-4371-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
In diesem Werk sammelt der Autor Erzählungen über das Dämonengeschlecht der Tenebricosas. Lassen Sie sich entführen in eine Welt des Grauens; fesseln von dem Thrill der Geschichten und nicht abschrecken, wenn Splatter und Erotik Ihnen über den Weg laufen. Nehmen Sie Teil am Schicksal Arielles, die nachts im Schnee an einem verloren geglaubten Restaurant im Wald mit ansehen muss, wie ein Tenebricosa erst mit einem hübschen Mädchen zu einem Glas Rotwein altehrwürdige Konversation betreibt, um sodann in absolut unförmlicher Art zu speisen; wie in einem bedächtigen Fachwerkstädtchen jegliche Besonnenheit verloren geht, nachdem eine Aussteigerkommune bestialisch ausgelöscht worden ist und selbst die Dämonenjäger sich von den Rieseneulen verführen lassen; wie der gesetzte Felix Gernbart, ein Mann, so gänzlich ohne Talent, Gefahr wahrzunehmen, stetig eine Geistervilla aufsucht, um mit seinen nächtlichen Erlebnissen junge Studentinnen in Angst und Schrecken zu versetzen. Aus nur einem Grund, sie in sein Bett zu ziehen. Bis zwei junge, weibliche Tenebricosas genug von diesem Prahlhans haben und ihm lehren, was wahre Todesangst ist. Das Buch enthält die Erzählungen: - Der Tenebricosa und das Dolcett-Mädchen, - Die Tenebricosas von Monschau, - In der Geistervilla zu Bamberg, - Die Tenebricosa zu Idensen, - Nackt verschlungen am Badeteich, Ab 18+.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Der Tenebricosa und das Dolcett-Mädchen
Arielles Flucht im Schnee
Annaberg-Buchholz, 25.12.2029 Das Auto ist in der Werkstadt. Als Plan B kam heute Mittag die currygelbe Vespa 125 wieder zu ehren. Jetzt ist die einunddreißigjährige Apothekerin Arielle auf dem Heimweg von ihrer Freundin Natasja. Diese schöne Frau aus Moldawien ermahnte schon am frühen Nachmittag ihre Freundin, wieder aufzubrechen. Arielle lachte spöttisch auf. Doch nicht wegen der paar Schneeflocken. Jahrelang gab es keinen richtigen Winter mehr. Wegen der rapide ansteigenden Erderwärmung. Das heute, das wäre einfach nicht ernst zu nehmen, sagte sie zu Natasja und harrte mutig bei Kaffee und Weihnachtsgebäck aus. Zudem musste sie die neuesten Weihnachtsschnitzereien betrachten, die ihre Freundin übers Jahr angefertigt hat. Engel und Bergmänner, die in ihren Händen Kerzen trugen. Im Kegel des Scheinwerfers ihres Mopeds tanzen ein paar Stunden später die Schneeflocken. Fernlicht anzuschalten ist nicht möglich. Es blendet wie bei Nebel. Alle paar Meter wischt sich die Fahrerin mit dem Handschuh den Schnee vom Visier. Nicht gerade ein ungefährliches Unterfangen, den Lenker an einer Seite loszulassen. Schließlich lag der Schnee schon fünfzehn Zentimeter hoch auf der Zschöppelstraße. Eine falsche Bewegung, und sie würde lang hinschlagen. Arielle kommt von Walthersdorf. Weil die beiden Freundinnen nach dem Kaffee noch lange Likör getrunken haben, will die Motorradfahrerin Schleichwege durch den Buchholzer Stangewald nehmen. Ihr zweiter großer Fehler am heutigen Tag. Links und rechts sind die Felder schon vom Schnee verschluckt. Selbst die Reifenspur eines Autos ist nur noch schwach auf der Straße zu erkennen. Kein Profil mehr, nur zwei dunklere Schatten im fahlen Weiß, angeleuchtet von dem Scheinwerfer. Es muss ein Wagen mit breiten Reifen gewesen sein, sagt sich die einsame Fahrerin. Vielleicht der Jeep des Försters? Wie viele Minuten sind seitdem vergangen? Kurz nachdem zu Arielles Rechten der Wald angefangen hat, biegt sie in ihn ein. In Richtung Tierheim. Von dort will sie sich weiter durch den Forst stehlen. Bis sie über die Waldstraße Buchholz erreicht. Dort wohnt sie am steilen Ende der Frauenstraße. Eine dieser vielen schmalen Straßen, die sich in hammerengen Serpentinen den steilen Hang hinunter winden. Wo unten das kleine Flüsschen Sehma den Tiefpunkt bildet. Im Schutz des Waldes wird das Schneetreiben schwächer. Arielle atmet befreit aus. Gas wegnehmen, Visier abwischen, erschrecken und im letzten Moment die Balance wieder finden, anhalten. Geschehnisse innerhalb von Sekunden. Ihr wird mulmig. Vor ihr auf dem Waldweg ist die breite Wagenspur. Wieso nimmt der Kerl ebenfalls diese Abkürzung durch den Wald? Erstmals an diesem Abend schimpft Arielle auf sich selber. Sie hätte ihr Auto auch nächste Woche in die Reparatur geben können. Vorsichtig gibt sie Gas. Die ersten paar Meter lässt sie die Füße draußen. Stützräder für den Notfall. Hinterm Tierheim rechts, dann zwei Mal links, um zum Landhotel zu kommen. Im Sommer kein Thema. Aber nachts und zu einer Wetterlage, wo der Waldboden und die Straße in einem weißen Einerlei verschwunden sind, ein verwegenes Unterfangen. Wenn da nicht die Reifenspuren wären. Sie geben ein wenig Orientierung. Trotzdem bleibt das Gefühl gespalten in Hoffnung und Angst. Ist der Fahrer des Autos ein Mann? Wenn ja, wird das Gefahr oder Schutz bedeuten? Plötzlich setzt der Wind wieder ein, Schnee verkleistert ihr Visier. Hand vom Lenker, wischen, Gleichgewicht halten. Verflucht, warum bin ich nicht außen rum gefahren? Im Schein ihrer Lampe führen die Äste einen wilden Tanz auf. Ihr ist, als wollen die Bäume nach ihr ausgreifen. Wie die Puppen in einer Geisterbahn. Da fällt mit einem trockenen Krachen ein großer Ast genau vor die Reifen ihres Rollers. Ein Ruck wirft die Fahrerin hoch. Gleich darauf neigt sich ihr Fahrgerät. Es fällt so schnell wie das Fallbeil einer Guillotine. Auf der Seite liegend schlittert der currygelbe Flitzer in den Wald. Die Frau hat ihre Hände noch immer um die Bremsen gekrallt, als die Maschine mit einem Glucksen verstummt. Schnell wieder auf die Füße stellen, ehe die Zündkerze nass wird. Die Schmerzen ignorierend wuchtet Arielle ihren Liebling wieder in die Senkrechte. Irgendwie fühlt es sich sicher an, den gut gepolsterten Sitz unter dem Hintern zu fühlen. Mit einer bangen Frage auf der Stirn betätigt sie den Starter. Der Motor keucht asthmatisch auf. Einmal. Zweimal. Gottseidank, er beginnt zu röhren. Gang einlegen, Kupplung kommen lassen, und vor Schreck vom Pferd fallen. Erst jetzt sieht sie nur vierzig Meter vor sich den Geländewagen mit den breiten Reifen am Wegrand stehen. In ihrem Nacken stellen sich ihre Haare auf. Oder kommt die Gänsehaut von dem nach dem Sturz hineingerutschten Schnee? Vorsichtig nähert sie sich dem Vehikel. Plötzlich kommt es ihr vor, als würde ihr Scheinwerfer ein viel zu kleines Licht in die Finsternis schneiden. Die Angst, sie will nicht weichen. Dieser verfluchte Buchholzer Stangewald. Warum heute Nacht? Wieso bei Schnee? Zieht ein unbekanntes Verhängnis die schöne Frau hypnotisch an? Warum bin ich nur so verdammt allein, seufzt die Apothekerin in ihren Helm. Der Atem beschlägt ihr Visier. Von außen legt sich das weiße Kristall hinauf. Wischen und nach unten weg atmen, Mädel. Du packst das schon. Warum hat das Auto keine Warnblinkanlage an? Ach ja, hier im Wald, wer kommt da schon vorbei. Achtsam nähert sich die dick eingemummelte Frau dem Landrover. Jederzeit bereit, den Gashebel voll durchzuziehen. Das Seitenfenster der Fahrertür ist etwas herunter gekurbelt. Schneeflocken flüchten sich ins Innere, ins Warme und sterben. Nein, eigentlich mutieren sie zu Wassertropfen. Die unbeachtet auf den Sitz fallen. Das Fahrzeug ist leer. „Hallo? Ist jemand in Not?“ Durch das hochgeklappte Visier beäugt Arielle ihre Umgebung. Nichts. Gefahr kommt von hinten oder von der Seite. Die Worte ihres Vaters. Schnell fährt ihr Kopf nach rechts. Verdammt. Intuitiv gibt die junge Frau Vollgas. Das ist schon dümmer als dumm. Das Hinterrad dreht durch, der Roller schlittert weg. Dieses Mal hat sie sich stark den Fuß geklemmt. Ist er gar gebrochen? Der Mann nähert sich ihr. Auffällig langsam, mit breitem Gang. Die Arme hängen ihm komisch am Körper, ähnlich wie bei einem Uhu, der im Baum sitzt und seine Flügel fest an seinen Körper gelegt hat. Und sieht sie nicht auch Haare in seinem runden Gesicht? Nein, Borsten. Ach nee, Flaum! Auch wirkt die Nase übergroß. Fast wie ein Schnabel. Arielle blinzelt. Es ist dunkel, der Mann weit weg, noch. Die Sehorgane wieder weit aufgerissen, fallen ihr abermals Schneeflocken hinein. Sogleich wird das Bild verschwommen. Kein Wunder, dass sie Gespenster sieht. Wahrscheinlich ist der Mann nur unrasiert. In seinem Drei-Tage-Bart sitzen Schneeflocken, das sieht aus wie zartes Gefieder. Und eine große Nase, meine Güte, warum sollte so ein Zinken nicht an den Schnabel eines Raubvogels erinnern. Unerbittlich kommt der Mann näher. Arielle schaltet auf einem Schlag alles Nachdenken aus. Sie will weg. Irgendetwas sagt ihr, hier im Wald liegt ein großes Grauen. Eine uralte Macht. Satanisch. So wuchtet sie ihre Vespa ein zweites Mal hoch. Kontrolliertes Gas geben. Die Reifen finden Grip, es geht von dannen. Uff, das ist knapp gewesen. Nach etwa fünfzig Metern hält sie an. Fahrerflucht? Was ist, wenn der Mann verletzt ist? Deshalb der komische Gang. Die herabhängenden Arme, vielleicht sind sie gebrochen? Und sie? Was hat sie gemacht? Ist getürmt. Unterlassene Hilfeleistung. „Aber ich bin doch so alleine.“ Ein Wimmern ist unter ihrem Helm zu hören. Es erstirbt im Nu. Die Augen auf den Spiegel gerichtet, beginnt ihr Körper zu zittern. Nicht vor Kälte. Gleich darauf wird es hell um sie. Das Fahrzeug hinter ihr hat die Scheinwerfer angeschmissen. Weißes LSD-Licht mit Blauschimmer. Ohne einen weiteren Gedanken an Fahrerflucht setzt die Buchholzerin zu ihrer eigenen Flucht an. Hinter ihr röhrt der Motor des Jeeps auf. Gas geben. Balance halten. Verflucht, welche Spur. Vor ihr ist keine Reifenlinie mehr im Schnee. Wo ist die Straße, wo der Waldboden? Warum habe ich nur angehalten? Was für ein Irrsinn. Eine Frau, alleine im Wald. Ich könnte schon einen Kilometer entfernt sein, schießen der Leichtsinnigen die Gedanken durch den Kopf. Gas geben. Balance halten. In den Kurven auf keinem Fall ins Rutschen kommen. Beten, dass unter der Schneedeckte kein Schlagloch ist. Der Verfolger kommt näher. Zwar langsam, aber unaufhörlich. Auf der langen Diagonale holt das Auto auf. Arielle muss etwas einfallen. Schnell. Sie löscht das Licht, nimmt rechts einen kleineren Forstweg. Mutig düst sie in der Dunkelheit voran. Das ist der Vorteil vom Schnee, es herrscht nie absolute Finsternis. Fest glaubt sie, dem Jäger ein Schnippchen geschlagen zu haben. Um sich zu vergewissern, hält sie an und wendet den Kopf. Was sie sieht, raubt ihr schlagartig jegliche Hoffnung. „Ich Idiot. Die Spuren im Schnee. Ich kann dem Mann gar nicht entkommen“, ruft sie verzweifelt aus. Und stutzt. Keine Autoscheinwerfer. Schnell...




