E-Book, Deutsch, Band 2128, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
Dee John Sinclair 2128 - Horror-Serie
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7958-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In London ist die Hölle los!
E-Book, Deutsch, Band 2128, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-7325-7958-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In London ist die Hölle los! 'Puh ...' Johnny Conolly atmete einmal tief durch, als der Abspann lief. Der Action-Film hatte mit einem wahren Feuerwerk von Anfang an alle seine Nerven strapaziert. Das Stakkato aus den Boxen dröhnte noch jetzt als Nachhall in seinen Ohren. Und was das Erstaunliche war: Er hatte es genossen, hatte sich ganz dem Spektakel auf der Riesenleinwand hingegeben und zumindest für hundertzwanzig Minuten die Welt um sich herum vergessen.
Na ja, nicht ganz: Seine Begleiterin Cathy hatte sich schon in der ersten spannenden Szene an ihn gekuschelt.
Plötzlich explodierten vom Eingang her weitere Geschoss-Salven. Irritiert wirbelte Johnny in seinem Sitz herum.
Entsetzte Schreie drangen aus den hinteren Reihen.
Und dann brach die Hölle erst richtig los!
Autoren/Hrsg.
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Sie waren zu dritt. Drei Skelettmänner in langen schwarzen Trenchcoats und Schlapphüten auf dem knöchernen Schädel. Wie aus dem Nichts waren sie plötzlich in dem Kinosaal aufgetaucht. Wahrscheinlich hielten die Zuschauer in den hinteren Reihen, die die unheimliche Crew zuerst bemerkten, sie nur für einen Werbegag. Und die Maschinenpistolen in ihren Knochenhänden für Spielzeugwaffen. Doch dann begannen die drei unheimlichen Gestalten wie auf ein unhörbares Kommando zu schießen. Sie schossen nicht gezielt, sondern ballerten einfach wahllos in die Menge. »Verdammt, runter!«, schrie Johnny und riss Cathy mit sich zu Boden. Die junge Frau klammerte sich an ihn. In ihren Augen, die dicht vor seinem Gesicht schwebten, lag unverblümte Angst. Nicht schon wieder, schien sie ihm sagen zu wollen. »Bleib und rühr dich nicht vom Fleck!«, zischte Johnny ihr zu. Er hatte nicht vor, auch nur eine Sekunde länger auf dem Boden zu hocken und allein darauf zu hoffen, dass sie davonkamen. Dass er sich bei den ersten Schüssen geduckt hatte, war aus Instinkt erfolgt. Wie es jeder Mensch gemacht hätte, der nicht bewaffnet war und von einer Horde mit MPis bewaffneter Irrsinniger angegriffen wurde. Aber Johnny war kein normaler Mensch. Nicht mehr. Klar, er hatte keine Superkräfte und war auch in keinen Zaubertrank gefallen. Etwas viel Entscheidenderes hatte sein Leben geprägt. Die Zeit, die er unfreiwillig in der Anderswelt verbracht hatte, die hatte ihn gestählt. In gewisser Weise auch vor Augen geführt, dass Menschen nicht machtlos waren, wenn Dämonen ihnen ans Leder wollten. Das hatte er zwar schon immer gewusst. Immerhin hieß sein Patenonkel John Sinclair, und sein Vater hatte ebenfalls etliche Dämonen zur Strecke gebracht. Doch Johnny hatte immer in ihrem Schatten gestanden. Er hatte sich mehr oder weniger hinter diesen beiden starken Männern geduckt. Damit war es schon länger vorbei. Er gehörte jetzt selbst dazu. Gewährte anderen, wie Cathy, Schutz. Er musste etwas tun! »Nicht!« Cathy umklammerte jetzt fester seinen Arm. »Bleib hier! Die Kerle bringen dich um!« »Oder all die anderen armen Menschen!«, entgegnete er und schüttelte ihren Arm ab. Dann tauchte er im Schutz der Stühle Richtung Gang, krabbelte über schreiende Menschen hinweg, während die Kugelgarben nun auch die vorderen Reihen eindeckten. Dann hatte er den Mittelgang erreicht und rannte im Zickzacklauf Richtung Bühne. Links davon befand sich eine Tür, über der ein Notausausgangsschild leuchtete. Die Kugeln strichen nur Zentimeter über ihn hinweg. So knapp, dass er glaubte, sogar die Hitze zu spüren. Sie haben mich entdeckt! Die Erkenntnis kam so plötzlich und gleichzeitig mit einer Präzision, die ihn früher erschreckt hätte. Sie hatten es allein auf ihn abgesehen! Warum auch immer … Seinetwegen mussten all die Unschuldigen sterben. Er biss die Zähne zusammen und sprang weiter. Die Kugeln fegten nur so um ihn herum. Es war eher ein Wunder, dass sie ihn nicht trafen. Aber Johnny glaubte an Wunder. Er hatte genug Wunder erfahren … Er hatte die Tür zum Notausgang erreicht und versuchte, sie nach außen aufzudrücken. Für ein paar Momente hatte er den Eindruck, dass sie klemmte. Oder sich jemand von der anderen Seite dagegenstemmte … Rechts und links perforierten die Kugeln die Tür. Mit aller Wucht warf er sich dagegen. Diesmal schwang sie auf, und er hechtete nach vorn, in Sicherheit. Auf dem Boden rollte er sich geschickt ab, robbte sofort weiter, denn nach wie vor ballerten die Skelettmänner wie verrückt, als reichte die Munition in ihren MPis unendlich. Vielleicht tat sie das ja auch … Es waren ja auch keine Menschen. Diese Kreaturen kamen direkt aus der Hölle. Und genau dahin würde er sie wieder zurückschicken, schwor sich Johnny. Aber für alle Zeiten! Er drückte sich in eine Nische und wartete dort die weiteren Salven ab. Aber es kamen keine. War den Knochenmännern etwa doch die Munition ausgegangen? Aus dem Kinosaal drangen nur noch die Schreie der verletzten und in Panik geratenen Zuschauer zu ihm. Hoffentlich kommt niemand auf die dumme Idee, mir zu folgen und ebenfalls den Notausgang anzusteuern, betete er in Gedanken. Er ging davon aus, dass sie dann sofort wieder schießen würden. Und er selbst hatte nicht mehr viel Zeit. Er war sich sicher, dass die Mörder auf dem Weg zu ihm waren. Von Anfang an hatten sie geplant, ihn zu killen. Aber wer weiß, vielleicht hatten sie vorher ja auch noch etwas anderes mit ihm vor … Von dem Gang, in dem er sich befand, führte eine breite Treppe hinab. Sie waren mit beleuchteten Kantenprofilen versehen. Wahrscheinlich führte die Treppe nach draußen. In Sicherheit. Aber es gab zwei Gründe, warum er sie nicht benutze. Erstens wusste er nicht, ob ihn draußen nicht weitere der Kreaturen erwarteten. Und zweitens konnte er die Menschen hier nicht im Stich lassen. Die Dämonen waren unberechenbar. Gut möglich, dass sie ihren Frust, wenn sie ihn nicht erwischten, weiter an den unschuldigen Zuschauern ausließen. Unschuldig bin ich auch, fuhr es ihm durch den Kopf. Jedenfalls fiel ihm kein Grund ein, warum die Knochenmänner es gerade auf ihn abgesehen hatten. Ja, er war unschuldig, das stimmte. Aber nicht ungefährlich. Und das sollten diese Kreaturen zu spüren bekommen! Vor der Treppe machte der Gang einen Knick. Instinktiv folgte er ihm. Nach ein paar Metern umfing ihn Dunkelheit. Er zückte sein Handy und schaltete kurz die Taschenlampenfunktion ein, um sich zu orientieren. Rechts von ihm befand sich eine Tür. Auch sie war nicht verschlossen … Er riss sie auf und stellte fest, dass es sich um eine Besenkammer handelte. Rasch schlüpfte er hinein und schloss die Tür hinter sich wieder. Aber nur so weit, dass er durch einen Spalt hinaussehen konnte. Es war keinen Augenblick zu früh gewesen! Die Tür zum Notausgang wurde aufgestoßen. Die drei Knochenmänner stürzten herein. Sie sind unglaublich schnell, erkannte Johnny in seinem Versteck. Und sie kommunizierten miteinander, ohne zu sprechen. Sie verstanden sich blind. Sie stoppten nur kurz und witterten wie Spürhunde. Dann rannten zwei von ihnen die Stufen hinab, während der dritte Knochenmann in seine Richtung kam. Er bewegte sich nun langsamer vorwärts, schnüffelte nach rechts und nach links. Und plötzlich wurde sein Totenschädelgrinsen noch breiter. Er hat mich gewittert! Johnny fasste blind nach hinten. Alles, was er zu greifen bekam, war der lange Stiel einer Schaufel. Besser als nichts! Der Untote war nur noch zwei Schritte von dem Türspalt entfernt. Unwillkürlich schob sich Johnny noch tiefer in den Schatten der Kammer zurück. Er spürte sein Herz klopfen. Aber seine Hände zitterten nicht. Und auch sein Verstand arbeitete glasklar. Wie ein Uhrwerk, für das die nächsten Sekunden bereits auf dem Zifferblatt vorgezeichnet waren. Der Knochenmann riss die Tür auf. Ein triumphierendes Fauchen entrang sich seiner Kehle, in der allenfalls noch Fragmente verrotteter Stimmbänder drin sein konnten. Aber genauso hätte diese Kreatur gar nicht erst existieren dürfen. Allein schwarze Magie hielt die Knochen zusammen und ermöglichte es, dass das Monster überhaupt existierte. Johnny sah, wie das Höllenfeuer in den leeren Augenhöhlen rot aufglühte. Die Kreatur hatte ihn erspäht. Sie riss die MPi hoch, um zu feuern. Doch Johnny war einen winzigen Augenblick schneller. Mit voller Wucht stieß er dem Angreifer den Stiel der Schaufel in die Rippen. Sein Gegner gab nicht einen Laut von sich, als er von der Wucht des Hiebs nach hinten taumelte. Johnny setzte sofort nach. Sein linkes Bein zuckte nach oben, und er trat dem Knochenmann die MPi aus den Händen. Diesmal entfuhr dem Skelett doch ein Laut. Das wütende Knurren, das an einen tollwütigen Hund erinnerte, signalisierte Johnny, dass sein Gegner nach wie vor brandgefährlich war. Das zeigte ihm auch ein Blick in dessen Augenhöhlen, in denen das Höllenfeuer hasserfüllt gloste. Johnny hielt noch immer den Stiel umfasst. Er wirbelte ihn herum, sodass die Schaufel nun vorne lag. Der Skelettmann stürzte sich auf ihn. Johnny reagierte reflexartig. Er holte mit der Schaufel aus und ließ sie auf das Genick des Angreifers niederkrachen. Die Wirkung war enorm. Der Kopf löste sich wie Pappmaschee vom Rumpf und fiel zu Boden. Der Skelettmann ging ebenfalls in die Knie, so als hätte man unsichtbare Strippen gekappt, an denen er hing. Johnny atmete einmal tief durch. Konnte er dem Frieden trauen? Er trat mit dem Fuß gegen die Brust des reglos am Boden Knienden. Es war, als stieß er gegen eine leere Hülle. Der Knochenmann sackte nach hinten. Der Trenchcoat fiel in sich zusammen. Als sich Johnny bückte und ihn aufriss, war darunter nur noch Staub. Er wandte sich nach dem Schädel um. Auch der fiel zusehends zusammen. Das Höllenfeuer darin war erloschen. Schreie waren zu hören. Die ersten Zuschauer drängten sich nun ebenfalls in den Notausgang. Augenblicklich handelte Johnny. Er durfte die Leute nicht in ihr Verderben laufen lassen! Womöglich lauerten die beiden verbliebenen Knochenmänner noch irgendwo dort unten. Er bückte sich und schnappte sich...