deVries | Die Abenteurer - Folge 10 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 66 Seiten

Reihe: Auf den Spuren der Vergangenheit

deVries Die Abenteurer - Folge 10

Der Weg des Orakels
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-3306-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Weg des Orakels

E-Book, Deutsch, Band 10, 66 Seiten

Reihe: Auf den Spuren der Vergangenheit

ISBN: 978-3-7325-3306-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



FOLGE 10: DER WEG DES ORAKELS:

Noch heute lassen die Ruinen der Tempelstadt von Delphi erahnen, dass hier einst ein Zentrum ungeheurer Macht war. Herrscher und Fürsten, Priester und Reisende suchten seinen weisen Rat und nahmen dafür beschwerliche, oft jahrelange Wege in Kauf. Mit seiner Hilfe erblühte Griechenland zur Weltmacht.

Die Macht des Orakels ist längst vergangen, und mit ihr die Vorherrschaft Griechenlands. Irgendwann wurde es aus seinem Tempel entführt, und bis heute weiß niemand, wohin es gebracht wurde und ob es überhaupt noch existiert.

Doch allein das Orakel von Delphi kennt die Lage des Schlüssels zum Tor nach Atlantis! Und so nehmen die Abenteurer eine Spur auf, die sich vor über 2000 Jahren verwischte: den Weg des Orakels ...

Die Abenteurer - Auf den Spuren der Vergangenheit: Ein rasanter Trip an atemberaubende Orte der Menschheitsgeschichte. Ein Wettlauf um nie endenden Ruhm, unermesslichen Reichtum und längst vergessene Geheimnisse. Spring auf und entdecke zusammen mit den Abenteurern die Rätsel der Vergangenheit!

Ein Muss für Fans von Indiana Jones, Clive Cussler und Matthew Reilly!

***

DIE ABENTEURER - AUF DEN SPUREN DER VERGANGENHEIT:

Auch in unserer modernen Welt gibt es unzählige Rätsel. So ist bis heute das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks ungelöst. Auch wurde bisher noch kein Hinweis auf die Existenz von Atlantis gefunden. Und welche Vorgänge verbergen sich hinter der Entstehung von Kornkreisen? Können tatsächlich alle UFO-Sichtungen auf optische Täuschungen zurückgeführt werden? Und gibt es irgendwo nicht doch ein 'El Dorado' zu entdecken?

Diesen und vielen anderen Rätseln sind die Abenteurer Thomas Ericson und Gudrun Heber auf der Spur. Egal, ob als dynamisches Duo oder in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen des A.I.M.-Teams, sie entschlüsseln antike Hinweise, erkunden atemberaubende Orte und bestehen tödliche Gefahren.

Doch nicht nur sie haben es auf die vergessenen Geheimnisse abgesehen. Verfolgt vom mysteriösen Professor Karney hetzen die Forscher über den ganzen Globus. Und dabei entpuppt sich ihr größenwahnsinniger Verfolger schnell als intelligenter Gegner: berechnend, eiskalt und immer tödlich ...

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DER WEG DES ORAKELS

Von einer Sekunde zur anderen schlug der Mann die Augen auf und hob bedächtig den Kopf. Sein Blick streifte durch die winzige Kammer. Alles sah aus wie zu dem Zeitpunkt, da er die Augen geschlossen hatte. Wie lange mochte das zurückliegen? Tage? Jahre? Oder vielleicht Jahrhunderte? Er wusste es nicht, und es war ihm auch gleichgültig. Er wusste nur, dass er einen Auftrag hatte. Allein das war wichtig.

Der Ruf war ergangen. An ihn.

Jemand rief ihn. Jemand, der über unfassbare Kräfte verfügte. Jemand, der die Autorität besaß, ihn zu befehligen. Und er würde gehorchen, wie immer der Befehl lautete.

Denn das war seine Aufgabe.

Langsam bewegte er eine Hand, ballte sie zur Faust und öffnete sie wieder, um zu prüfen, ob die Körperfunktionen noch zufriedenstellend arbeiteten. Danach verließ er seinen Platz an der Wand und trat zu dem einzigen Einrichtungsgegenstand in der Kammer, einem schlichten Garderobenständer, an dem alles hing, was er benötigte: Anzug, Krawatte, Hut, Schirm, alles komplett in Schwarz, dazu ein weißes Hemd. Und unter dem Ständer ein schwarzes Paar Schuhe und die zugehörigen Socken.

Kaum hatte sich der Mann angekleidet, bildete sich an der Stirnseite der Kammer eine Öffnung, die vorher nicht zu erkennen gewesen war. Er rückte seinen Hut zurück und trat hinaus auf den Gang. Zielstrebig schritt er an unzähligen Kammern vorbei, in denen andere wie er darauf warteten, dass der Ruf an sie erging.

Es war still. Totenstill. Das einzige Geräusch war das hohle Klacken seiner Schritte auf dem Steinboden – fast schon frevelhaft durchschnitt es die Ruhe. Es war, als läge ein Hauch von Jahrtausenden in der Luft.

Am Ende des Ganges öffnete sich die Mauer vor ihm zu einem runden Schlund. In der domförmigen Halle dahinter blieb er stehen.

Er war am Ziel. Hier würde er seine Anweisungen erhalten.

Bald begannen die glitzernden Kristalle an den Wänden zu leuchten, heller und heller, bis die gesamte Halle in gleißenden Lichtschein gehüllt war. Einen Menschen hätte die Lichtfülle binnen Sekunden blind gemacht, doch der schwarz gekleidete stand nur da und blinzelte nicht einmal.

Er wartete regungslos. Dann hörte er eine körperlose Stimme, und es war nicht festzustellen, ob sie tatsächlich erklang oder nur in seinem Kopf war.

Ich bin Cahuna, dein Herr! dröhnte sie.

Der Mann verneigte sich um eine Winzigkeit.

»Du bist es.«

Ich habe einen Auftrag für dich, Diener.

»Ich höre und gehorche.«

Es war wie ein Ritual. Jeder Auftrag wurde mit genau denselben Sätzen und Antworten eingeleitet.

Du bist auserwählt, mir das Orakel zu bringen, welches das delphische genannt wird, fuhr die Stimme fort. Jahrtausende hat es fernab von seinem angestammten Platz an einem verborgenen Ort geruht, doch jetzt ist die Zeit seines Schweigens vorbei. Ich brauche mehr Wissen, mehr Informationen, und wer wäre dafür geeigneter als das größte aller Orakel? Du wirst es hierher bringen.

Die Stimme schwieg einen Moment lang. Dem Mann in Schwarz kam es vor, als wäre es dieses Mal eine andere als bei den letzten Aufträgen. Aber das war ohne Bedeutung. Sie hatte die Macht zu befehlen, allein das zählte.

Dein Auftrag ist von solcher Wichtigkeit, dass ich die Spanne deiner Aktionszeit um ein Vielfaches verlängere. Außerdem wirst du besondere Kräfte erhalten, die dich jede Widrigkeit überwinden lassen. Ich habe dich auserwählt, weil du in den letzten Jahren mehrere Missionen durchgeführt hast. Daher ist auch deine Erinnerung daran nicht gelöscht.

Der Mann lauschte in sich. Tatsächlich. Der Einbruch ins Moskauer Kulturmuseum, der Raub eines Pergaments aus den geheimen Bibliotheken des Vatikans und eines Artefakts aus den Händen eines Hamburger Kunstsammlers – alles war noch da. Er erinnerte sich an jede Kleinigkeit, als wäre es gestern geschehen.

Er spürte auch die Kraft, die plötzlich in ihn strömte, eine Kraft, die in jede Faser seines Körpers drang.

Bist du bereit, Diener?

»Ich bin es.« Es war unvorstellbar, dass ein Schwarzer jemals anders als mit dieser Formel geantwortet hätte. Aber dann begann sich ein Fragment in seiner Erinnerung zu rühren, und aus einem Impuls heraus fügte er hinzu: »Nenn mich bitte nicht Diener. Ich habe einen Namen. Nenn mich Elwood.«

Sekundenlang herrschte Schweigen. Es schien, als hätte es der körperlosen Stimme die Sprache verschlagen. Sogar das kristalline Licht flackerte unruhig, und als die Stimme wieder zu sprechen begann, klang sie schärfer, vorwurfsvoller:

Wie kommt ein Diener wie du zu einem Namen?

Wenn er hätte fluchen können, hätte er sich dafür verflucht, diese Sache überhaupt erwähnt zu haben. Gefühle hätten ihm eigentlich fremd sein müssen, aber trotzdem verspürte er so etwas wie vages Unbehagen, dass er wieder in seine Kammer zurückgeschickt werden würde und ein anderer die Mission übernahm.

»Es ist während meiner letzten Mission in Hamburg passiert«, erwiderte er wahrheitsgemäß. Er war nicht in der Lage zu lügen. Kein Mann in Schwarz konnte das. »Eine Frau hat mich so angesprochen, wahrscheinlich irrtümlich. Aber der Name hat mir gefallen, deshalb habe ich ihn behalten.«

Er rief sich die Szene ins Gedächtnis.

»Hallo, Süßer«, hatte ihm die leicht bekleidete Frau zugerufen, »wie wär’s denn mit uns beiden? Willst du mir nicht verraten, wie du heißt?« Und als er weitergegangen war: »He, bleib doch stehen. Du musst mir deinen Namen ja nicht sagen, wenn du nicht willst. Ich werde dich einfach Elwood nennen. Einverstanden?«

Erst jetzt war er stehen geblieben und hatte sie angeblickt. »Warum nennst du mich so?«

Sie hatte gelächelt und auf die andere Straßenseite gedeutet. »Na, weil du genauso aussiehst wie der Typ da drüben.«

Und als er hinüberschaute, hatte er sich selbst gesehen – auf einem Kinoplakat! Nur dass die Gestalt auf dem Plakat eine schmale Sonnenbrille getragen hatte, genauso wie der etwas dickliche zweite Mann, der daneben abgebildet war.

Blues Brothers, hatte groß darüber gestanden, das härteste Duo seit Nitro und Glyzerin.

Du scheinst kein normaler Diener zu sein. Nirgends steht geschrieben, dass ein Diener je einen Namen gehabt hätte. Täuschte er sich, oder klang da plötzlich Belustigung mit? Aber andererseits steht nirgends geschrieben, dass ein Diener keinen Namen haben dürfte! Also … Eine Pause. Bist du bereit, Elwood?

»Ich bin es«, wiederholte er.

Dann geh! Geh nach Delphi, nimm die Spur des Orakels auf und bring es hierher!

***

»Einundvierzig«, keuchte Sutherland atemlos. »Zweiundvierzig, dreiundvierzig …«

Seine Bewegungen wurden langsamer, kraftloser. Er spürte, dass er es nicht schaffen würde.

Trotzdem – er durfte nicht aufgeben. Jetzt noch nicht! Nur noch ein kleines Stück, dann hatte er es geschafft!

»Vierundvierzig, fünfundvierzig«, zählte er mit zusammengepressten Zähnen weiter und versuchte, seine schmerzenden Muskeln zu ignorieren. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß und lief an den grauen Schläfen herab. »Sechsundvierzig, siebenund …«

Es hatte keinen Sinn. Seine Kräfte ließen rapide nach. So sehr es ihm widerstrebte, er musste aufgeben. Aus!

Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken und schloss die Augen.

Es schien, überlegte er, als würde er langsam alt.

Sutherland richtete sich auf, als Connor, der schottische Butler von Oake Dûn, den Fitness-Raum betrat.

»Mr. Leroy ist aus dem Dorf zurück«, meldete er in seiner ihm eigenen distinguierten Art. »Ich habe ihn gebeten, im Salon zu warten.«

»Gut. Sagen Sie ihm, dass ich in ein paar Minuten bei ihm bin.«

Sutherland legte sich ein Handtuch um den Nacken und folgte seinem Butler. Er seufzte. Manchmal kam es ihm vor, als sei der Bodybuilding-Raum nur eine modernere Version der mittelalterlichen Folterkammer, die sich ebenfalls in Oake Dûn befand. Er nahm sich trotzdem vor, in Zukunft wieder öfter zu trainieren, sonst kam er völlig außer Form. Fünfundvierzig Liegestütze, das war absolut indiskutabel, selbst wenn er sich vorher an einem halben Dutzend anderer Geräte verausgabt hatte.

Als er wenig später im Salon erschien, hatte er seinen Trainingsanzug gegen einen eleganten Zweireiher getauscht. Nun entsprach er ganz und gar dem Bild eines vornehmen und vermögenden Schlossherren. In der Tat, Ian Sutherland, der Earl of Oake Dûn, war ein vermögender Mann. Das weitläufige Schloss direkt an der schottischen Küste stellte nur einen kleinen Teil seines Familienerbes dar, das er von hier aus verwaltete. Diese finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte es ihm, sich ungehindert seinen Passionen zu widmen, von denen die wichtigste wohl das Sammeln archäologischer Artefakte war. Ganz Oake Dûn war quasi ein riesiges Privatmuseum. Manche Stücke schmückten die Räume und Zimmer, andere wurden im den schlosseigenen Labors untersucht, und wiederum andere lagerten hinter dicken Tresortüren.

Das Studium der Vorzeit war zu einer Leidenschaft geworden, die ihn nicht mehr losließ. Je mehr er sich damit beschäftigte, desto stärker war er davon überzeugt, dass sich vieles ganz anders abgespielt haben musste, als es der Lehrmeinung entsprach. Es gab zu viele...



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