deVries Die Abenteurer - Folge 20
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-3316-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der Zerstörer
E-Book, Deutsch, Band 20, 66 Seiten
Reihe: Auf den Spuren der Vergangenheit
ISBN: 978-3-7325-3316-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
FOLGE 20: DER ZERSTÖRER:
Eine rätselhafte Mordserie hält Peru in Atem. Die Todesfälle sind mit nichts vergleichbar, was man bislang kennt: In den Körpern der Opfer wurde jeder einzelne Knochen pulverisiert, und die Tatorte sehen aus, als wären Dynamitladungen explodiert. Allerdings, ohne irgendwelche Brandspuren zu hinterlassen!
Sir Ian Sutherland vermutet zu Recht, dass die Morde nicht auf das Konto irgendwelcher Terroristen gehen. Auch Tom ahnt die Wahrheit. Doch es ist noch viel schlimmer, als die beiden es sich in ihren Albträumen ausmalen könnten ...
Die Abenteurer - Auf den Spuren der Vergangenheit: Ein rasanter Trip an atemberaubende Orte der Menschheitsgeschichte. Ein Wettlauf um nie endenden Ruhm, unermesslichen Reichtum und längst vergessene Geheimnisse. Spring auf und entdecke zusammen mit den Abenteurern die Rätsel der Vergangenheit!
Ein Muss für Fans von Indiana Jones, Clive Cussler und Matthew Reilly!
***
DIE ABENTEURER - AUF DEN SPUREN DER VERGANGENHEIT:
Auch in unserer modernen Welt gibt es unzählige Rätsel. So ist bis heute das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks ungelöst. Auch wurde bisher noch kein Hinweis auf die Existenz von Atlantis gefunden. Und welche Vorgänge verbergen sich hinter der Entstehung von Kornkreisen? Können tatsächlich alle UFO-Sichtungen auf optische Täuschungen zurückgeführt werden? Und gibt es irgendwo nicht doch ein 'El Dorado' zu entdecken?
Diesen und vielen anderen Rätseln sind die Abenteurer Thomas Ericson und Gudrun Heber auf der Spur. Egal, ob als dynamisches Duo oder in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen des A.I.M.-Teams, sie entschlüsseln antike Hinweise, erkunden atemberaubende Orte und bestehen tödliche Gefahren.
Doch nicht nur sie haben es auf die vergessenen Geheimnisse abgesehen. Verfolgt vom mysteriösen Professor Karney hetzen die Forscher über den ganzen Globus. Und dabei entpuppt sich ihr größenwahnsinniger Verfolger schnell als intelligenter Gegner: berechnend, eiskalt und immer tödlich ...
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DER ZERSTÖRER
Das Blöken der Schafe weckte Emilio mitten in der Nacht.
Alarmiert richtete der Indio den Oberkörper auf und lauschte in die Dunkelheit. Hatte er nur geträumt …?
Nein, da war es wieder! Die Schafe blökten aufgeregt, regelrecht ängstlich sogar. Emilio sah vor seinem geistigen Augen, wie sich die Tiere in ihrem Brettergehege draußen vor der Hütte eng aneinanderdrückten.
Er erhob sich von der Bastmatte. Durch die Bewegung wurde seine Frau Maria wach.
»Was hast du, Emilio?«
»Dort draußen ist irgendetwas!«, sagte er leise. »Bei den Schafen.«
Er entzündete den Docht der Petroleumlampe. Schwacher Lichtschein flammte auf. Maria und Emilio hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, die Flamme stets so klein wie möglich zu lassen. Wenn man sein Lebensbrot auf so kärgliche Weise verdiente, war jeder Tropfen Petroleum kostbar.
»Was willst du tun?«
»Ich werde nachsehen, was da los ist«, sagte er, während er sich sein Hemd überzog. »Womöglich ist es derselbe Puma, der uns schon letzten Monat heimgesucht hat.«
Erneut drang Blöken von draußen herein. Und dazu ein tiefes, grollendes Knurren, so animalisch und durchdringend, dass Maria ein kleiner Schrei entfuhr.
»Heilige Mutter Maria!«, rief sie ihre Namensgeberin an. »Was war das?«
Emilio war bei dem Knurren ebenfalls ein Schauder über den Rücken gelaufen. Das war nie und nimmer ein Puma! Mehr noch – er konnte sich überhaupt kein Tier vorstellen, das einen solch bösartigen Laut ausstieß.
Aber er wollte sich seine Unsicherheit nicht anmerken lassen.
»Was immer es ist«, sagte er entschlossen, »ich werde nicht zulassen, dass es sich unsere Schafe schnappt. Das letzte Mal haben wir einen halben Tag gebraucht, sie wieder einzufangen.«
»Emilio, ich habe Angst! Du hast doch gehört, was der alte Pedro gestern erzählt hat. Dort draußen geht ein Dämon um und dürstet nach Menschenblut. Er selbst ist ihm vor zwei Nächten begegnet.«
»Geschwätz!« Emilio machte eine abfällige Bewegung. »Der alte Pedro ist nichts als ein Säufer, der alles erzählen würde, wenn man ihm dafür einen ausgibt!« Er griff zu dem Schrotgewehr, das an einem Nagel an der Wand hing. »Außerdem bin ich nicht wehrlos. Falls da draußen wirklich ein Dämon ist, dann brenne ich ihm eine Ladung Schrot in den Pelz.«
»Emilio! Darüber macht man keine Scherze!«
»Es sollte auch kein Scherz sein.«
Er nahm die Petroleumlampe und stieß die Tür auf.
»Bitte sei vorsichtig!«, ermahnte ihn Maria, während er in die Dunkelheit hinausstolperte.
Der schwache Lichtschein der Lampe reichte kaum aus, die nähere Umgebung zu erleuchten. Das nächste Indio-Dorf war mehr als eine Meile entfernt, und des Nachts gab es außer dem Sternenschein kein einziges Licht. Doch selbst der Himmel war von schweren Wolken bedeckt, die sich hier am östlichen Rand der Anden vor den mächtigen Gebirgszügen und hohen Gipfeln stauten und abregneten, bevor sie zum Pazifik weiterzogen. Auch heute hatte es den gesamten Tag geregnet, und noch immer lag die Feuchtigkeit wie ein klebriger Film über dem Regenwald.
In den letzten Jahren hatten Maria und er dem Dschungel ein Stück Land abgerungen, auf dem sie sich eine Heimat geschaffen hatten. Was sie zum Leben benötigten, konnten sie nun selbst anpflanzen. Darüber hinaus war ihre kleine Schafherde ihr ganzer Stolz. Die Tiere waren genügsam, gaben Wolle und Milch, jedes Jahr schlachteten sie zwei oder drei Tiere, gönnten sich ein Festmahl und verkauften den Rest des Fleisches auf dem Markt. Von dem Erlös leisteten sie sich dann beispielsweise das Petroleum für die Lampe.
Emilio widerstand der Versuchung, die Flamme höher zu drehen. Langsam näherte er sich dem Bretterverhau. Er hielt die Lampe am gestreckten Arm vor sich, doch die Flamme blendete ihn fast mehr, als dass sie etwas zeigte.
Ihm fiel auf, dass die immerwährende Geräuschkulisse des Dschungels verstummt war. Die gesamte Natur schien den Atem anzuhalten – genau wie Emilio.
Er umklammerte den Lauf der Schrotflinte und hielt den Lauf vor sich.
»Ist da jemand?«, rief er laut, in der Hoffnung, dass allein der Klang einer menschlichen Stimme ausreichte, die Raubkatze zu verscheuchen. »Weg von meinen Schafen!«
Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als sich die Ereignisse überschlugen.
Ein durchdringendes Brüllen erklang, das jeden Knochen in seinem Körper zum Vibrieren brachte; das Bersten und Splittern von Holz; das in Todespanik hervorgestoßene Blöken der Schafe, das im nächsten Moment abrupt abriss.
All das geschah im Bruchteil einer Sekunde.
Emilio fühlte sich von einer unbändigen Gewalt von den Beinen gerissen und mit dem Rücken gegen die Außenwand seiner Hütte geschleudert. Er konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
»Emilio?«, klang Marias aufgeregte Stimme von drinnen auf. »Was ist passiert?«
»Sei ruhig!«, rief er in Richtung der Bretterwand. »Und bleib in der Hütte!«
Was um alles in der Welt war das nur gewesen? Als ob eine Ladung Dynamit explodiert wäre, doch es hatte weder einen Knall noch einen Feuerball gegeben. Lediglich dieses durchdringende Brüllen.
Emilio vergewisserte sich, dass er das Gewehr noch immer in der Hand hielt. Selbst die Petroleumlampe brannte unverändert. Er hatte sie trotz des mörderischen Schlages nicht fallen lassen. Erneut schlich er in Richtung des Geheges, bereit, beim geringsten Anzeichen einer Bewegung abzudrücken.
Noch immer schien der Dschungel den Atem anzuhalten. Bald fiel das fahle Licht der Lampe auf Holzsplitter und -stücke, die in weitem Umkreis verstreut lagen. Die Reste des Geheges.
Emilios Füße stießen gegen etwas Weiches, als er weiterging.
Mit pochendem Herzen hielt er die Lampe so, dass sie den Boden zu seinen Füßen beleuchtete – und was er dort sah, drehte ihm fast den Magen um.
Es waren die blutigen Überreste eines der Schafe!
Es sah aus, als sei es von einem riesigem Stampfer zerquetscht und in alle Himmelsrichtungen verteilt worden.
Emilios Augen weiteten sich.
Er stolperte weiter und stieß auf weitere Kadaverreste. Auch hier dasselbe. Nicht mehr als Fell-, Knochen- oder Blutreste, über Quadratmeter verteilt.
Tränen füllten seine Augen. Ihre Schafherde! Das durfte nicht sein!
Der Schmerz ließ ihn fast die Gefahr vergessen. Wie von Sinnen stolperte er umher, und mit jedem neuen Kadaver wurde die Gewissheit größer, dass kein einziges der Tiere überlebt hatte.
***
Manuel Rodriguez, der Chef der kleinen Polizeistation im zwanzig Meilen entfernten Atalaya, hätte von diesem Vorfall wahrscheinlich niemals etwas erfahren, wenn er an diesem Morgen nicht zufällig von Quillariba zurückgekehrt wäre.
Man hatte ihn am vorigen Abend zu einem Sägewerk tief im Dschungel gerufen, das flussaufwärts des Urubamba gelegen war. Dort hatte es ein Unglück gegeben, bei dem das gesamte Holzgebäude eingestürzt war. Die Trümmer hatten Dutzende von Männern unter sich begraben, zwei getötet und etliche verletzt.
Alles deutete darauf hin, dass irgendwo eine Ladung Dynamit hochgegangen war, aber der Besitzer hatte Stein und Bein geschworen, dass nirgendwo Sprengstoffe gelagert wurden. Ein Blitzeinschlag konnte es auch nicht gewesen sein. Es hatte zwar den ganzen Tag wie aus Kübeln geschüttet, aber kein Gewitter gegeben. Blieb als Ursache also nur ein Anschlag. Doch daran vermochte Rodriguez nicht so recht zu glauben. Die Terroristen der Guerilla-Organisation »Leuchtender Pfad«, die in anderen Landesteilen weite Gebiete kontrollierten, hatten sich hier bislang nur äußerst selten blicken lassen, und entlassene Arbeiter, die sich hätten rächen können, gab es ebenfalls nicht. Überhaupt wäre wohl niemand der Einheimischen – selbst im Vollrausch nicht – so dumm gewesen, eine der wenigen Möglichkeiten, in dieser Gegend ein paar Centimos zu verdienen, zu zerstören.
Das war nicht das einzige, was an dem Vorfall merkwürdig war. Hinzu kam, dass niemand der im Sägewerk befindlichen Männer einen Explosionsblitz gesehen haben wollte. Sie hatten lediglich ein Bersten und Krachen vernommen, eine Druckwelle gespürt, und dann war das Sägewerk zusammengestürzt. Das war alles. Mehr hatte keiner beobachtet.
Rodriguez strich nachdenklich über sein unrasiertes Kinn, das in krassem Kontrast zu seinem gepflegten, schmalen Oberlippenbart stand, und ließ den Zigarillo vom rechten in den linken Mundwinkel wandern. Er wurde einfach nicht klug aus dem, was ihm die Männer erzählt hatten. Was war beim Sägewerk geschehen?
Da die Verletzten entweder versorgt oder per Lastkahn den Urubamba hinab zum nächsten Hospital geschifft worden waren und er vor Ort nicht mehr gebraucht wurde, hatte er sich wieder auf den Rückweg nach Atalaya gemacht.
Vielleicht kam er der Lösung näher, wenn er sich die ganze Sache noch einmal gründlich durch den Kopf gehen ließ – am besten bei einem Glas schwarzgebrannten Brandy in Pepes Bar. Dabei waren ihm bislang stets die besten Ideen gekommen; was nicht weiter verwunderlich war, schließlich pflegte er auf diese Weise den größten Teil des Tages zu verbringen. Und es gab keinen, am allerwenigsten seine beiden jungen Untergebenen, der es gewagt hätte, ihn deswegen zu tadeln.
Rodriguez sah nicht den geringsten Grund, seine Gewohnheiten zu ändern. War es letztendlich nicht...




