Ebert | Hans im Glück | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 348 Seiten

Ebert Hans im Glück

Oder die Reise nach Sibiu
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7407-7803-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Oder die Reise nach Sibiu

E-Book, Deutsch, 348 Seiten

ISBN: 978-3-7407-7803-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hans Steinerstauch lebt seit über fünfzehn Jahren als Nichtsesshafter in Wien. Hier lernt der heute 63-jährige Tereza kennen, eine verwitwete Dame von altem, aber hoffnungslos verarmtem Landadel. Das ungleiche Paar geht eine intensive Beziehung ein, die schon bald wieder ein jähes Ende zu nehmen scheint, als Hans in einen Mordfall verwickelt und als Tatverdächtiger festgenommen wird. Während Oberstleutnant Georg Kammerer und Kontrollinspektorin Sabine Jordan von der Schuld Hans Steinerstauchs überzeugt sind, geben Tereza und Dr. Schuster, der zu Steinerstauchs Verfahrenshelfer bestellt wurde, alles, um dessen Unschuld zu beweisen. Während Tereza nach Nürnberg reist, um sich auf Spurensuche in Hans alter Heimat zu begeben, geschieht in Wien ein zweiter Mord und es überschlagen sich die Ereignisse.

Zum Autor: Hans Ebert, Jahrgang 1955, hat bis zum Ruhestand seinen Beruf als Betriebswirt ausgeübt. Seitdem beschäftigt er sich leidenschaftlich mit dem Schreiben von Kriminalromanen. Hans Ebert ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Nürnberg.

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01. Das Frühstück im Park
Bei der grässlichen Person die mürrisch Waren über einen Scanner zog, musste sich die Schöpfung erst in allerletzter Sekunde für einen Menschen und gegen ein Reptil entschieden haben. In dem winzigen und mit Waren überhäuften Supermarkt ging es überaus eng zu. Viel zu eng, nach seinem Geschmack. Es war fast unmöglich, den WhatsApp Dialog auf dem Smartphone des Mädchens in der Schlange vor ihm zu ignorieren und nicht mit zu verfolgen. „Facebook, Twitter, WhatsApp, - sind das nicht alles potemkinsche Dörfer?“, brummte er in seinen nachlässig gepflegten Siebeneinhalbtagebart. „Potenzkindische was?“, drehte sich die spindeldürre, vielleicht sechzehnjährige junge Frau nach ihm um und legte, ohne den Blick von ihrem Smartphone zu lösen, drei große Packungen Lakritz und anderes süßes Zeug aufs Band. „Sie glauben mir nicht?“, überhörte er ihre Frage. „Dann probieren Sie es aus. Packen Sie Ihren Koffer, klettern Sie in einen Zug, fahren Sie mit ihm nach Facebook und machen Sie sich dort, mit all Ihren Freunden, ein paar nette Tage.“ Sie angelte mit der freien Hand nach einer der unzähligen Dosen geflügelter Hallo-Wach Limonade, die kreuz und quer in ihrem Wagen herumpurzelten. Dabei gestattete sie ihm einen großzügigen Blick auf ihre Unterwäsche. Das ganze Ensemble schien eigens zum Zwecke der Zurschaustellung konstruiert worden zu sein. Während sie ihr Höschen, scheinbar ausschließlich aus einem einzigen Stück dünner roter Schnur gefertigt, bis zur Taille straff hochgezogen hatte, war ihre Jeans so geschnitten, dass sie ihr keinen halben Millimeter weiter als zum Steiß reichen konnte. „Sag Alter, magst mich verarschen? Meinst, ich weiß nicht, dass das in Amerika liegt und dass Züge soweit gar nicht fahren können?“ Sie starrte ihn kurz und mit weit aufgerissenen Augen an, und hatte sogar für den Bruchteil einer Sekunde damit aufgehört, mit ihren spinnenartigen Fingern das Smartphone zu malträtieren. „Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahetreten, aber es würde mich schon interessieren, was Sie während eines belanglosen Einkaufes unentwegt der Welt mitzuteilen haben.“ Das Mädchen kramte umständlich die Geldbörse aus seiner abgewetzten Umhängetasche und zählte der Kassenfrau den angezeigten Betrag passend in die Klaue. „Wenn du’s unbedingt wissen willst“, schnatterte sie in rotz-frechem Ton los, „ich habe gerade meiner Freundin geschrieben, dass hinter mir ein alter notgeiler Sandler steht, der mir die ganze Zeit auf den Arsch glotzt. Ob ich denn mein Pfefferspray mithabe, wollte sie von mir wissen. Ja, habe ich ihr geantwortet, und ich werde ihm auch gleich eine Ladung davon verpassen. Damit er sich’s merkt. Und sich schleicht.“ Den letzten Satz, bei dem sie ihm so nahekam, dass er ihren ungefrühstückten Atem wahrnehmen konnte, fauchte sie ihm wie eine räudige Katze ins Gesicht. Ihr Einkauf war indessen in einer Plastiktüte verschwunden und sie machte sich, mit provozierend langsamem Hüftschwung, vom Acker. Aber nicht, ohne ihm, und ohne sich dabei umzudrehen, den Finger zu zeigen. „Ja wollen Sie denn Ihr Zeug nicht endlich aufs Band legen?“ Erneut wurde er angefaucht. Diesmal aus dem Rachen des verhinderten Reptils hinter der Kasse. Sofort legte er einen deutlichen Zahn zu. Nicht zuletzt, weil ihm die ungeduldige dicke Dame in der Schlange hinter ihm, die aggressiv nach Lavendel roch, bereits unruhig mit den Hufen scharrte und ihn mit den bösen Augen einer Sphinx zu durchbohren drohte, Angst einflößte. Er zog den nagelneuen Hunderter aus seiner Hosentasche, den ihm Tereza für den Einkauf zugesteckt hatte, zahlte und nahm das Wechselgeld entgegen. Zuvor hatte der misstrauische Halbdrache den Geldschein zweimal hintereinander durch den Falschgelddetektor gezogen. „Beim dritten Mal wird er automatisch geschreddert!“ versuchte er es mit einem Scherz, den keiner der Umstehenden sonderlich lustig fand. Freudlos stopfte er seinen Einkauf in die dafür vorgesehenen Taschen und stelle alles in den Einkaufswagen zurück. Beim Wegfahren hörte er hinter sich ein leises Fauchen. „Sonst kauft der immer nur ganz wenig ein. Nur so abgelaufenes Zeug das er um weniger als die Hälfte bekommt. Und heute zahlt der mit einem Hunderter? Da passt doch was nicht! Bestimmt hat der das Geld irgendwo gestohlen!“ Er drehte sich beim Gehen kurz um. „Habe die Ehre, die Damen!“, verabschiedete er sich freundlich und es amüsierte ihn aufs köstlichste, wie die dicke Lavendelsphinx, in ihrer teuren und dennoch überaus geschmacklosen Handtasche, panisch nach ihrer Geldbörse kramte. Am Ausgang hob er die zwei prallgefüllten Taschen aus dem Einkaufswagen und stellte sie neben sich ab. Ohne diese schwere Last wäre der Weg bis zu Tereza nicht weit gewesen. Derart voll bepackt, hatte er hingegen eine mühselige Schlepperei vor sich. Es war ein kühler, aber sonniger Spätsommermorgen. Er überquerte die Venediger Au und quälte sich, schwerfällig, wie ein überladenes Maultier, durch den gleichnamigen Park. Terezas kleine, gemütliche, aber viel zu laute Wohnung lag auf der anderen Seite des Pratersterns. In der Novaragasse. Er spürte seine alten Knochen auf Schritt und Tritt und ihn überkam das sonderbare Gefühl, als schrumpften ihm die Beine und wüchsen seine Arme. Es kann nicht mehr lange dauern, so grübelte er, und ich werde meinen Einkauf über den Asphalt schleifen und dabei zwei breite Spuren hinterlassen. „Alles nur Fassade!“, hörte er es rufen, „Nix dahinter!“ Er stellte seine schweren Taschen ab und sah sich um. Wenige Meter vor ihm saß die kleine unhöfliche junge Dame aus dem Supermarkt auf einer Parkbank und schob sich, in provozierend obszöner Weise, eine Lakritzstange in den Mund. „Ich habe sie gegoogelt, deine blöden russischen Dörfer“, mümmelte sie ihm nicht ohne Stolz und mit vollgestopftem Mund entgegen. „Mhh, dann scheinen ja Hopfen und Malz an Ihnen noch nicht vollständig verloren zu sein“, entgegnete er und bat, sich einen Augenblick setzten zu dürfen. „Hans“, stelle er sich vor, „man nennt mich auch Hans im Glück. Aber Sie dürfen gerne weiter DU zu mir sagen.“ „Jaja! Schon recht!“, zog sie ihre Augenbrauen hoch. Dabei räumte sie, um ihm etwas mehr Platz zu schaffen, ihren ausgebreiteten Unrat etwas zur Seite. „Solange du mir nicht an die Wäsche gehst, ist mir das alles scheiß egal!“ Nachdem sie seinen schleppenden Gang beobachten konnte, schätzte sie vermutlich die Gefahr, die in dieser Hinsicht auf sie lauerte, eher als moderat ein. „Haben Sie auch einen Namen oder soll ich Sie einfach freche Rotzpipn nennen?“ „Leo!“, raunzte sie. „Oder eben Leoni! Und hör auf mit dem scheiß SIE!“ „Also wenn’s dir nix ausmacht, würde ich lieber Leoni zu dir sagen.“ „Das is mir wurscht!“ Sie nahm einen großen Schluck aus der Dose und stieß hörbar auf. So, dass man es riechen konnte. „Magst auch an Schluck?“, hielt sie ihm die blaue Dose unter die Nase, der ein seltsamer Geruch entwich und an deren Ende ein beachtliches Stück Lakritz pappte. Er lehnte dankend ab und fragte, ob sie denn gar keine Schule habe, am Montagmorgen um halb zehn Uhr in der Früh. „Gute Frage – nächste Frage!“, bekam er ihre Antwort, wie eine Salve aus einer Maschinenpistole mitten ins Gesicht geschossen. Es war zweifelsfrei ein dämlicher Versuch, zu dieser Zeit und an diesem Ort, ein Gespräch mit einer schlecht erzogenen sechzehnjährigen Schulschwänzerin zu beginnen. „Tut mir leid“, ruderte er ein Stückweit zurück, „das war eine blöde Frage. Sicher sind die ersten drei Stunden ausgefallen“. „He! Du bist ja ein richtiger Blitzmerker“, gluckste sie. „Und die letzten drei, da kannst einen drauf lassen, die fallen auch aus!“ „Und da gibt es keinen Krach mit den Lehrern oder mit den Eltern?“, versuchte er, sie etwas zu provozieren und aus der Reserve zu locken. „He Alter! Was denkst denn du? Freilich gibt’s Trouble. Und nicht zu knapp. Die haben sogar eine ganze Lehrerkonferenz abgehalten. Nur wegen mir“, schlug sie sich, mit zweifelhaftem Stolz, mit der flachen Hand gegen die Brust. „Und was ist dabei rausgekommen?“ Sie lachte überheblich. „Also ich selbst hätte mich ja hochkant rausgeschmissen. Einige wollten das auch. Aber die ultraweichgespülten Lutscher unter dem Lehrerpack haben sich wieder mal durchgesetzt. Weil man mir mein Leben nicht verbauen will. Aber auch die sagen, dass es meine letzte Chance war.“ „Und die willst jetzt mit aller Gewalt vergeigen oder wie?“ „Ach was! Für heute bin ich doch entschuldigt. Mir zieht’s immer so im Gekröse,...



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