Eichenbach | Wellensang | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Eichenbach Wellensang

Eine Limfjord-Saga
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-943531-85-5
Verlag: Burgenwelt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Eine Limfjord-Saga

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-943531-85-5
Verlag: Burgenwelt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ende des 8. Jahrhunderts in Nordjütland: Als Zeichen der Freundschaft zwischen Dorsteinn und Limgard wird die Jarlstochter Turid in die alte Heimat ihrer Mutter gesandt. Nur widerwillig verzichtet sie dort auf ihre gewohnten Freiheiten. Im Dorf zu bleiben und zu weben, während die Männer auf Raubzug ziehen, widerspricht gänzlich dem Leben, das sie vom Hof ihres Vaters kennt. Dennoch zögert sie, als sich ihr die Gelegenheit zur Rückkehr nach Hause bietet: Längst hält sie mehr in Limgard, als sie sich eingestehen möchte. Ausgerechnet die Limgarder Rorik und Svein, die einander näher stehen als Brüder, verlieben sich in Turid. Aus Gefährten werden Konkurrenten. Bis ihr gemeinsamer Freund Hakon sie zu einem anderen Abenteuer lockt. Angespornt durch Gerüchte über eine Insel voller Reichtümer, brechen die drei Männer an Bord der in die Jahre gekommenen Meereswolf zu einer Víking auf. Ihr Ziel: England - und ein Platz in den Liedern der Skalden. Doch die Unternehmung soll anders verlaufen, als erhofft ... Anna Eichenbachs historisches Romandebüt ist eine bildgewaltige Víking rund um Liebe, Verrat, Schicksalsschläge und ein heldenhaftes Abenteuer!

Anna Eichenbach wurde 1994 im Münsterland geboren. Seit dem Abitur studiert sie mit Hin-gabe Geschichte, wird aber nicht müde, sich auch in ihrer Freizeit mit Büchern zu beschäftigen. Für sie gibt es nichts Schöneres, als in phantastische Welten und vergangene Zeiten einzutau-chen - und ihre Leser in eben solche zu entführen. Wellensang - Eine Limfjord-Saga ist ihr Debütroman.
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Thorgrim

Die Gullbringa erzitterte, als der lange Schiffskörper gegen den Steg stieß. Mit geübten Handgriffen befestigten die Männer die schweren Taue.

Turid staunte jedes Mal aufs Neue, wie reibungslos die flinken Handgriffe der Mannschaft aufeinander abgestimmt waren. Sie warf ihrem Vater einen raschen Seitenblick zu. Eirik beobachtete das Treiben gelassen. Die Schultern gestrafft und das Haupt erhoben blickte er ruhig zu der Gruppe von Menschen, die sich am Ende des Steges versammelt hatte, sobald der erste Hornstoß die Ankunft der Gullbringa ankündigte.

Als mache es ihm nichts aus, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind.

Unweigerlich musste sie an die Könige und Jarls denken, welche die Skalden in ihren Liedern besangen. Durfte sie Helgas Erzählungen Glauben schenken, war Jarl Thorgrim von Limgard ein Mann von ähnlichem Format.

»Turid?«

Irritiert schaute sie sich um, benötigte einen Augenblick, bis sie verstand, dass Halvdan sie angesprochen hatte.

»Wir gehen von Bord.«

»Komme«, murmelte sie, zupfte noch einmal den Umhang zurecht und strich sich das bodenlange Leinenkleid sowie den Kittel glatt, den sie darüber trug. Meine Hosen vermisse ich schon jetzt.

Tief schöpfte Turid Atem, richtete sich auf, dann folgte sie der hoch aufgeschossenen Gestalt ihres Bruders.

Über eine Planke gelangte sie von Bord der Gullbringa auf den Steg. Ein feiner Schleier aus Gischt hatte sich auf die Bohle gelegt, machte das Holz unter ihren Füßen glitschig. Turid setzte ihre Schritte mit Bedacht, wusste, dass der ein oder andere Limgarder sie beobachtete.

Stumm dankte sie den Göttern, als sie sicher auf dem Steg stand, wo die Mannschaft bereits damit begann, die Gullbringa abzuladen.

Halvdan zwinkerte ihr verschwörerisch zu, beinahe als spüre er ihre Anspannung. Nebeneinander folgten die Geschwister dem Jarl. Das Holz pochte dumpf unter seinen Stiefeln.

Turid heftete den Blick auf einen Punkt zwischen Eiriks Schulterblättern. Sie bemühte sich, das flaue Gefühl in ihrem Magen zu unterdrücken, das langsam höher zu steigen und ihren Kopf mit Schwindel zu füllen drohte. Lieber hätte sie sich einer Horde Bewaffneter gegenüber gesehen, als sich auf dem ihr verhassten Feld der Politik zu bewegen. Man sagte Turid nach, nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten – eine Eigenschaft, die ihr nicht immer zu Gute kam.

Unvermittelt blieb Eirik stehen. Hätte Halvdan nicht rasch nach ihrem Handgelenk gegriffen, Turid wäre in ihren Vater hineingelaufen. Sie hatten Thorgrim erreicht. Ihr Bruder warf ihr einen fragenden Blick zu, als wollte er sagen: Wo bist du nur mit deinen Gedanken?

Angespannte Stille lag über der Begegnung der beiden Jarls. Eine Stille, die vor Erwartungen summte. Von den unzähligen Malen, bei denen andere Jarls Eirik ihre Aufwartung gemacht hatten, wusste Turid, dass es sich ihr Vater zur Gewohnheit gemacht hatte, dem anderen eine Weile lang schweigend in die Augen zu schauen, als könne er so dessen Absichten erkennen. Am liebsten hätte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt, um über Eiriks Schulter hinweg einen Blick auf den Nordjütländer zu erhaschen, von dem Helga ihr so viel berichtet hatte.

»Jarl Eirik!« Eine Stimme, heller als Turid sie sich vorgestellt hatte, zerriss die Stille. Unverhohlene Freude schwang in den Worten.

»Jarl Thorgrim!« Eirik neigte leicht das Haupt. »Hild.«

Dann fielen sie sich in die Arme, klopften sich überschwänglich und von herzhaftem Lachen geschüttelt auf den Rücken, dass es von ihren Lederharnischen dumpf widerhallte.

Eine besondere Freundschaft verband die Männer, die sich auf einer Víking kennengelernt hatten. Eine Freundschaft, die sie über Länder und Meere hinweg verband. Auch als ihre Wege sich trennten, beide zum Titel des Jarls führten, spannen die Nornen das Schicksal so, dass sich die Lebensfäden der beiden noch oft kreuzten.

»Wie lang ist es her, alter Freund? Wie lang?« Thorgrim schob den anderen auf Armeslänge von sich, doch Turid konnte sein Gesicht noch immer nicht sehen. Ernst bemerkte er: »Du bist alt geworden.«

»Gleichfalls, Thorgrim. Doch sei gewiss: Mit dir nehme ich es immer noch auf.« Das hustende Lachen des Nordjütländers hallte über den Kattegatt.

»Das glaube ich gern.« Er klopfte seinem alten Freund auf die Schulter. »Und wer ist der stattliche junge Mann dort, der dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist?«

»Das«, entgegnete Eirik und drehte sich halb herum, »ist mein ältester Sohn Halvdan.« Dieser trat vor, um Thorgrim und seiner Gemahlin vorstellig zu werden, und ihr Vater ging ein Stück zur Seite, so dass er Turid einen ersten Blick auf den fremden Jarl erhaschen ließ.

Helga hat nicht übertrieben. Der Jarl von Limgard besaß eine einschüchternde Erscheinung. Es war weniger seine Größe – weder war er zu groß, noch zu klein geraten – sondern vielmehr eine Ausstrahlung von Stärke, die ihn umgab. Er schien der geborene Anführer.

»Und das hübsche junge Mädchen mit dem abwesenden Blick?«

Mit dem Zeigefinger winkte der Jarl sie zu sich heran. Sein Gesicht verriet Entschlossenheit und Stärke. Ein Eindruck, den die Augenklappe, die er über dem linken Auge trug, verstärkte. Er hatte es auf einer Víking verloren – und um ein Haar noch weit mehr, wären Eirik und Halveig nicht zur rechten Zeit zur Stelle gewesen.

Er räusperte sich vernehmlich. Leise lachend schüttelte Halvdan den Kopf.

Selbstsicher, doch mit wild pochendem Herzen und zugeschnürter Kehle trat Turid vor, verneigte sich leicht. »Jarl Thorgrim.«

Unerschrocken hielt sie seinem Blick stand, in dem sich Erkennen und Wehmut spiegelten.

»Du musst Turid sein. Ich habe …«, er suchte nach geeigneten Worten, »… einiges über dich gehört.«

»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete sie, das Kinn vorgestreckt. »Ich von dir ebenso.«

Thorgrim Einauge lachte sein hustendes Lachen und zwinkerte ihr zu.

»Dies ist meine Gemahlin Hild.«

Turid wandte sich der zierlichen Frau an der Seite des breitschultrigen Kriegers zu und verneigte sich erneut.

»Willkommen in Limgard, Turid.« Hild neigte das Haupt. Ihre Züge waren von sanfter Anmut, die Augen strahlend blau und von milden Fältchen umgeben, die ihrem Blick umso mehr Wärme verliehen. Ein dünner Silberreif hielt ihr golden glänzendes Haar zurück.

»Du hast ein hübsches Gesicht«, bemerkte Hild lächelnd. Sie wechselte einen raschen Blick mit Eirik. Mehr musste sie gar nicht sagen. Turid wusste auch so, was die andere dachte. Ich sehe Mutter so ähnlich.

»Komm, Turid«, meinte sie dann und schüttelte den Kopf, als versuche sie, ihre trüben Gedanken abzuschütteln wie ein streunender Hund lästige Flöhe.

Mit einem gewinnenden Lächeln, das von Herzen kam, hakte sie sich bei Turid unter und nahm sie mit sich.

»Sorg dich nicht, Liebes«, raunte sie ihr zu, während die Schaulustigen respektvoll vor ihnen zurückwichen. »Dir wird es hier an Nichts mangeln.«

Die Männer blieben am Steg zurück, in ein Gespräch vertieft, das sie später, wenn die Themen bedeutender wurden und nicht länger für jedes neugierige Ohr bestimmt waren, ins Langhaus des Jarls verlegen würden.

Eben dieses betrat Turid nun durch das weit geöffnete Tor. Gedankenversunken glitten ihre Finger im Vorübergehen über das Schnitzwerk an den Türpfosten. Wie oft ihre Mutter Halveig wohl hier vorbeigegangen war? Gewiss hatte sie sich häufig hier aufgehalten.

Kaum, dass sie den ersten Schritt auf die Dielen gesetzt hatte, schlug ihr die Hitze des Langfeuers entgegen. Es verlief in einer mittigen Rinne von einem Ende der Methalle bis zum anderen und füllte diese mit wohliger Wärme. Erst jetzt bemerkte Turid, wie tief ihr Wind und Feuchtigkeit, denen sie an Bord der Gullbringa ausgeliefert gewesen war, in die Knochen gedrungen waren.

»Willkommen in unserem Heim«, erklärte Hild strahlend und löste sich von ihr, »das auch dir in nächster Zeit ein Zuhause sein wird.«

Fast wie an Vaters Hof, stellte sie fest, als sie weiter in den Raum trat. Über die gesamte Länge der Halle befanden sich niedrige Podeste entlang der Wände, die zum Verweilen einluden oder eine Lagerstatt für die Nacht boten. Teppiche und Felle hingen an den Wänden.

»Üblicherweise verbringen wir Frauen unsere Tage hier und weben Segeltuch für die Schiffe oder Stoffe für Gewänder«, erklärte Hild, »aber nun …«

Turid wusste, was sie meinte. Tische und Bänke, die man bereits für das Festmahl zu Ehren des Jarls von Hordaland herbeigeholt hatte, füllten das Langhaus. Eine junge Frau, kaum älter als Turid, deckte Becher und Holzteller ein. Kurz hielt sie in der Arbeit inne, als sie die Fremde bemerkte, und schenkte ihr ein scheues, aber warmes Lächeln.

Turid hörte kaum hin, was Hild ihr erzählte. Es ging um Gelage, die sie hier abhielten, hohen Besuch, den sie in diesen Hallen empfangen hatten, doch ihre Gedanken kreisten um die junge Frau.

»… und bald werden wir erneut einen Grund zum Feiern haben, wenn unsere Männer von der Víking zurückkehren.«

Hild schaute sie erwartungsvoll an.

Sag was, dummes Ding, schalt Turid sich stumm.

»Solche Ereignisse feiern wir zuhause auch. Also am Hof in Dorsteinn.« Sie biss sich auf die Zunge, doch Hild lächelte...


Eichenbach, Anna
Anna Eichenbach wurde 1994 im Münsterland geboren. Seit dem Abitur studiert sie mit Hin-gabe Geschichte, wird aber nicht müde, sich auch in ihrer Freizeit mit Büchern zu beschäftigen. Für sie gibt es nichts Schöneres, als in phantastische Welten und vergangene Zeiten einzutau-chen – und ihre Leser in eben solche zu entführen. Wellensang – Eine Limfjord-Saga ist ihr Debütroman.



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