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E-Book, Deutsch, 346 Seiten

Fischer Gladius

Roms Legionen in Germanien

E-Book, Deutsch, 346 Seiten

ISBN: 978-3-406-75617-7
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Mehr als 500 Jahre lebten Römer und Germanen nebeneinander – meist als Feinde, mitunter auch in friedlicher Nachbarschaft. Dieses mit vielen Abbildungen, Karten, Skizzen und Plänen ausgestattete Werk erhellt ihre wechselvolle Geschichte von den Einfällen der Kimbern und Teutonen über die Eroberungszüge Caesars bis zu den Anfängen des Merowingerreichs. Es ist unverzichtbar für alle, die mehr über Krieger und Legionäre, ihre Waffen und Ausrüstung, ihre Lager und Aufmarschwege, ihre Kampfverbände und Schlachten wissen wollen.

Dieses Buch beschreibt die über 500 Jahre andauernden Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen, die sich immer wieder beiderseits der Nordgrenzen des römischen Reiches an Rhein und Donau abspielten. Mit den freien, nicht unterworfenen Germanen verband Rom seit den Völkerwanderungen der Kimbern und Teutonen im ausgehenden 2. Jahrhundert v. chr. ein wechselvolles Verhältnis, in dem sich kriegerische Konfrontationen nur für kürzere Zeit mit friedlicher Koexistenz ablösten. Dieses ambivalente Verhältnis war von Anfang an durch den Widerspruch gekennzeichnet, dass Germanen seit Caesars Zeiten in der römischen Armee dienten. Als sich die römisch-germanischen Konflikte ab dem 3. Jahrhundert n. chr. ganz erheblich verschärften, nahm auch der Anteil von Germanen, die in der römischen Armee kämpften, in großem Umfang zu. Rom sah zu Recht an seinen Grenzen die Germanen im Norden noch vor den Parthern bzw. Persern im Osten als seine gefährlichsten äußeren Gegner an. Kein Wunder, dass an der Germanengrenze am Rhein und später an der Donau die zahlenmäßig stärksten römischen Truppen stationiert waren – paradoxerweise stets unter germanischer Beteiligung. Der vorliegende Band informiert sachlich und anschaulich darüber, wie die Truppen auf beiden Seiten ausgestattet waren, auf welche militärische Infrastruktur sie sich stützen konnten, in welchen Konflikten sie aufeinandertrafen und auf welchen Schriftzeugnissen und archäologischen Quellen unser Wissen über diese Themen beruht.
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1. Von Marius bis Caesar: Erste Kontakte Roms mit den Germanen
Alles, was wir aus der Antike über die Germanen wissen, geht nicht auf eine eigene schriftliche Überlieferung der Germanen zurück – da es eine solche nicht gibt. Denn im Gegensatz zu den Völkern der Mittelmeerwelt kannten die Germanen keine Schriftlichkeit. Was sie über ihre eigene Vergangenheit wussten, wurde nur in Form von tradierten Heldenliedern oder sonstigen Erzählungen mündlich weitergegeben und ist heute weitgehend verloren. Alle Schriftzeugnisse über die Germanen stammen also ab dem 1. Jh. v. Chr. von griechischen und römischen Autoren, denen es nicht immer um eine objektive ethnographische Darstellung im Sinne unserer modernen Geschichtsschreibung ging: Stets spielten hier vielmehr der aktuelle Zeitgeist und klare subjektive Verzerrungen eine wesentliche Rolle. So versuchte man, die gefürchteten Gegner Roms möglichst oft in schlechtem Licht erscheinen zu lassen. Dennoch gab es auch gegenläufige Übertreibungen: Tacitus in seiner Germania zum Beispiel hält der angeblich so degenerierten Oberschicht Roms in den Germanen – quasi den «edlen Wilden» – den Spiegel eines sittenstrengen Naturvolks als Vorbild vor. Beide Tendenzen aber waren einseitig und hatten mit der Realität oft nichts zu tun. Kimbern und Teutonen
Lange Zeit interessierte die Völker der Mittelmeerwelt der europäische Norden kaum. Erst durch kriegerische Kontakte lernte man Skythen im Osten und Kelten im Westen kennen, ohne dass man genauere Vorstellungen über diese Völker hatte (Wissenslücken konnte man dann bestenfalls mit allerlei Märchengeschichten füllen). De facto stieß Rom mit den ersten Germanen im Jahre 113 v. Chr. zusammen. Bisher unbekannte gewalttätige «Barbarenvölker» – Kimbern, Teutonen und andere, die von ihnen mitgerissen worden waren – tauchten, aus Jütland kommend, an den Grenzen des römischen Einflussgebietes im Alpenraum und in Gallien auf und zogen scheinbar ungehindert mordend und plündernd durch keltische Gebiete. Dies betraf auch Stämme, die mit den Römern verbündet waren. Möglicherweise wurde diese Völkerwanderung, wie schon Zeitgenossen mutmaßten, durch eine plötzliche Klimaverschlechterung ausgelöst. Der römische Konsul Cnaeus Papirius Carbo führte im östlichen Alpenraum mit den Kimbern zunächst erfolgreiche Verhandlungen über deren Rückzug, erlitt jedoch bei Noreia, das von Historikern und Archäologen immer noch vergeblich gesucht wird, schließlich eine verheerende Niederlage. In Rom brach sofort Panik aus, erinnerte man sich doch noch lebhaft an die Kelteneinfälle im Jahre 387 v. Chr., die beinahe zum Ende Roms geführt hatten. Diese Vorgänge stellten Roms ersten Kontakt mit den Germanen dar, die jedoch zunächst als unbekannte Keltenstämme angesehen wurden. Diesen Irrtum kann man dadurch erklären, dass die Römer vor den Kriegen mit den Kimbern und Teutonen am Ende des 2. Jh.s v. Chr. bisher noch keinen nennenswerten Kontakt mit Germanen hatten. Der Historiker Tacitus (Germania 37), der gegen Ende des 1. Jh.s n. Chr. über diese Vorgänge berichtete und die Kimbern und Teutonen dann richtig als Germanen einordnete, sah mit dem Auftauchen dieser Völker den Beginn der römisch-germanischen «Erbfeindschaft», die auch seine eigene Lebenszeit nachhaltig geprägt hatte. Ein weiterer Schlag sollte folgen: Bei Arausio (Orange) in Südfrankreich rieben die Germanen ein ganzes römisches Herr von angeblich 80.000 Mann völlig auf. Erst der aufstrebende Politiker und Militär Marius konnte dann in zwei Schlachten bei Aquae Sextiae (Aix-en-Provence) 102 v. Chr. und Vercellae in Norditalien 101 v. Chr. die Eindringlinge derartig besiegen, dass sie für Rom keine Gefahr mehr darstellten. Wer von den Germanen nicht gefallen war oder fliehen konnte, geriet in Sklaverei. Einige der versklavten Kimbern und Teutonen sollten den Römern allerdings bei den Sklavenkriegen unter Spartacus (73–71 v. Chr.) noch einmal zu schaffen machen. Diese unguten Erfahrungen mit Kimbern und Teutonen schürten in Rom für lange Zeit die Urangst vor den aggressiven und gefährlichen Barbaren des Nordens, die oft genug die Grundlage der römisch-germanischen Beziehungen bilden sollte. Poseidonios
Die Erkenntnis, dass es sich bei den Kelten und den Germanen um zwei unterschiedliche Völker handelte, hat sich erst in der ersten Hälfte des 1. Jh.s v. Chr. mit dem griechischen Universalgelehrten Poseidonios und dann vor allem mit Caesar durchgesetzt. Bis dahin hatte man in Rom bei den Barbaren jenseits der Alpen nur zwischen Skythen im Norden und Kelten bzw. Galliern im Westen unterschieden. Poseidonios, der die Germanen zum ersten Mal nennt, stammte aus Apamea in Syrien und war auf Rhodos als Philosoph, Historiker und Geograph tätig. Er lebte etwa von 135 bis 51 v. Chr. und verfasste in Nachfolge des Polybios eine Universalgeschichte in 52 Büchern sowie ein Werk über den Ozean. Das Werk des Poseidonios ist nur fragmentarisch in Zitaten späterer Autoren erhalten. Der Zufall der Überlieferung will es, dass die erste gesicherte namentliche Erwähnung der Germanen nicht in einem imposanten weltgeschichtlichen Zusammenhang erfolgt: Vielmehr setzt sich Poseidonios in einem Fragment des 30. Buches seiner Universalgeschichte mit germanischen Essgewohnheiten auseinander: «Die Germanen genießen zum Frühstück gliederweise gebratenes Fleisch und trinken dazu Milch und den Wein ungemischt.» In dieser etwas kuriosen Beschreibung erfährt man freilich weniger über das römisch-germanische Verhältnis der Frühzeit als über Ernährungsweisen, die im Mittelmeerraum als typisch «barbarisch» und unzivilisiert galten. Als Iulius Caesar die Germanen erfand
Abb. 1   C. I. Caesar (100–44 v. Chr.), Portrait auf einem Denar, geprägt (40 v. Chr.?) nach seinem Tod (Foto: A. Pangerl). Caius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.), Angehöriger der römischen Aristokratie und ambitionierter Politiker in der späten Republik, hatte als wichtigen Schritt in seiner aufstrebenden Karriere im Jahre 59 v. Chr. die Statthalterschaft der römischen Provinzen Gallia cisalpina (Oberitalien), Illyricum (Balkan) sowie der Gallia Narbonensis (Provence) übernommen. Zu dieser Zeit waren im benachbarten, von den Römern noch nicht besetzten Teil Galliens, dem Hauptsiedlungsgebiet der Kelten, die Dinge in Bewegung geraten: Gab es noch im 2. Jh. v. Chr. keltisches Siedlungsgebiet rechts des Rheins bis nach Mitteldeutschland, so drängten nun germanische Völkerstämme die Kelten nach und nach über den Rhein zurück. Ja, sie hatten ihn am Mittel- und Niederrhein bereits überschritten. Diese Vorgänge boten Caesar den Vorwand einzugreifen (und sich, nebenher gesagt, auch finanziell zu sanieren!): Zwischen den Jahren 59 bis 51 v. Chr. eroberte er Gallien bis zum Rhein. Damit besetzte er neben dem Hauptsiedlungsgebiet der Kelten auch die linksrheinischen Siedlungsgebiete germanischer Stämme in Nordgallien und im Rheinland. Während Caesar in Süd- und Zentralgallien keltische Großstämme mit differenzierter sozialer Gliederung, festen Territorien und stadtähnlichen befestigten Zentralorten (sog. oppida) vorfand und unterwarf, war die ethnographisch-politische Situation in den germanischen Siedlungsgebieten Nordgalliens und links des Rheins wesentlich dynamischer und komplizierter. Die linksrheinischen Stämme der Eburonen, Segner, Condrusen, Paemaner und Caerosen sowie die kriegerischen Treverer schrieb Caesar nämlich nicht ohne weiteres den Galliern zu, sondern bezeichnete sie als «Germani cisrhenani», also als linksrheinische Germanen. Zwar galt in Rom ursprünglich der Rhein als Grenze der keltischen und germanischen Einflusssphären, zu Caesars Zeit hatte sich dies aber bereits dramatisch geändert. Das politische Gleichgewicht in Gallien war nun vor allem durch die aggressive Okkupationspolitik der Sueben unter deren König Ariovist bedroht. So hatten die Helvetier, die direkten Nachbarn der Sueben im heutigen Südwestdeutschland, deren Druck nicht mehr standgehalten. Daher beschlossen sie, trotz aller römischen ...


Thomas Fischer lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor für die Archäologie der römischen Provinzen am Archäologischen Institut der Universität zu Köln.


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