E-Book, Deutsch, Band 3, 317 Seiten
Reihe: Harbor City
Flynn Dealbreaker
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7363-1173-2
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 317 Seiten
Reihe: Harbor City
ISBN: 978-3-7363-1173-2
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er hat für alles einen Plan. Doch sie durchkreuzt jeden einzelnen.
Unternehmensberater Tyler Jacobson organisiert sein Leben akribisch. Er hasst Überraschungen und geht nie ohne einen Plan in eine Verhandlung. Daher findet er seine neue Nachbarin auch höchst irritierend, denn Everly Ribinski ist das genaue Gegenteil von ihm: quirlig, spontan und absolut chaotisch. Sie treibt ihn in den Wahnsinn und fasziniert ihn gleichzeitig wie niemand zuvor. Daher hält er sich lieber von ihr fern. Als er jedoch herausfindet, dass Everly die Einzige ist, die ihm zu einem wichtigen Business-Deal verhelfen kann, muss er seine Taktik ändern: Nun braucht er ganz dringend einen Plan, wie er die hübsche Galeriebesitzerin für sich einnehmen kann ...
'Unterhaltsam, humorvoll, sexy und einfach fabelhaft!' Guilty Pleasures Book Reviews
Band 3 der charmanten und prickelnden HARBOR-CITY-Serie von Bestseller-Autorin Avery Flynn
Avery Flynn ist eine USA-TODAY-Bestseller-Autorin und schreibt über Männer, denen die Welt gehört, und Frauen, die sie in die Knie zwingen. Sie liebt ihre drei Kinder und ihren Eishockey-fanatischen Ehemann. Weitere Informationen unter: www.averyflynn.com
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1. Kapitel
Von Jetlag geplagt und so müde, dass sich alles vor seinen Augen drehte, blieb Tyler Jacobson in dem schmalen Flur seines Mietshauses gerade noch rechtzeitig stehen, um nicht von einem knapp drei Meter hohen Kistenstapel zerquetscht zu werden.
So wird also alles enden. Er würde sterben, indem er von einem Stapel Kisten überfahren wurde, die sich direkt auf ihn zubewegten, scheinbar ganz aus eigener Kraft. Immerhin war es ein ziemlich einzigartiger Tod, obwohl tot sein seinen Plänen, die Weltherrschaft zu übernehmen, wirklich in die Quere kommen würde.
»Hey, hier kommt wer!«, rief er scherzhaft einen Satz aus einem seiner Lieblingsfilme, und zwar mit einem waschechten Proletenakzent. Seine übliche Aussprache war viel kultivierter, dank des halben Jahres Sprechunterricht vor seinem Collegeabschluss damals, in dem er seinen Banausenslang losgeworden war.
Der Kistenstapel hielt inne und neigte sich leicht nach vorn, gefolgt von dem gedämpften Klacken einer Sackkarre, die auf den mit Teppich ausgelegten Boden abgesenkt wurde. Aber es erschien niemand. Okay, die Kisten fuhren also doch nicht von selbst. Ihm gehörte das Gebäude, und obwohl er sich nicht als Hausmeister betätigte, wusste er, dass es darin nicht spukte, selbst wenn er der Typ Mensch gewesen wäre, der an solchen Schwachsinn glaubte – was er nicht war. Er mochte sich weder so anhören oder so aussehen noch sich so benehmen, doch seine Kindheit und Jugend am anderen Ende des Hafens, fernab des Glamours und des Geldes von Harbor City, hatten ihn geprägt, und er hatte definitiv einen skeptischen Blick auf die Welt.
»Tut mir leid, hab Sie nicht gesehen«, erklang eine körperlose Frauenstimme hinter den Kisten.
»Das überrascht mich nicht.«
Die Frau brauchte Unterstützung. Bei Gelegenheiten wie dieser wünschte er, das Haus hätte einen Portier, der dabei behilflich war, Kisten zu transportieren. Er musste wirklich über eine Sanierung nachdenken, damit er Platz für eine kleine Eingangshalle schaffen konnte. Als sie keine Anstalten machte, um die Kisten herumzugehen, konnte er seine Neugier nicht zurückhalten. »Verstecken Sie sich etwa dahinten?«
Eine Frau spähte um die Kisten herum. Eine hübsche Frau. Moment. Eine zauberhafte Frau – mit großen, ausdrucksvollen Augen, die zu riesig für ihr Gesicht waren, und Haaren, die ein Mann im Bett um die Hand schlingen konnte.
Sie kniff ihre klugen braunen Augen zusammen und musterte ihn von ihrer ziemlich beeindruckenden Höhe aus flugs von Kopf bis Fuß, schätzte die Situation mühelos ab, was ihm, auch ohne dass sie ein Wort zu sagen brauchte, verriet, dass hinter dem Aussehen dieser Frau mehr steckte. Alles an ihr schien dermaßen perfekt – das glatte Haar, ihr Make-up und ihre langen Beine, die in sexy Designer-Jeans steckten –, dass alles an ihr nach Zurückhaltung schrie. Na ja, zumindest fast.
»Warum sollte ich mich denn verstecken?«, fragte sie, und ihr starker Riverside-Akzent widersprach ihrer Attitüde der Unnahbarkeit vollkommen. »Sie machen mir keine Angst.«
Tyler hatte das Gefühl, dass ihr nichts so schnell Angst machte. Das gefiel ihm. Und an ihrem Akzent konnte er erkennen, dass sie aus der Arbeiterklasse stammte so wie er, obwohl er sein Bestes tat, das zu verbergen. Die Geschworenen berieten sich noch immer darüber, wie er dazu stand.
Er streckte die Hand aus. »Tyler Jacobson.«
»Everly Ribinski«, stellte sie sich vor und schüttelte ihm die Hand, schnell nach oben, nach unten und loslassen. Ihre Pupillen hatten sich für einen kaum merklichen Moment geweitet, als ihre Hände sich berührt hatten, allerdings hatte sie sich schnell wieder gefangen. Das konnte beiderseitige Anziehung sein, vielleicht aber auch bloß Überraschung darüber, dass er nicht versuchte, den Augenblick in die Länge zu ziehen. Diesbezüglich berieten sich die Geschworenen ebenfalls noch. Er stellte sich vor, dass eine so schöne Frau wie sie oft unerwünscht von Männern angefasst wurde, wenn strikte Geschäftsmäßigkeit angesagt sein sollte. Sein Magen zog sich kurz zusammen bei dem Gedanken, dass irgendein Mann sie sexuell belästigen könnte, doch sie erwiderte seinen Blick mit derartigem Selbstbewusstsein, dass solche Kandidaten vermutlich eine Abfuhr bekamen, wenn sie es versucht hatten. Er grinste bei der Vorstellung, wie sie einen Mann in seine Schranken verwies.
Und dann begriff er, dass er im Flur stand und sie daran hinderte, ihren Umzug fortzusetzen, und sie wie ein Idiot angrinste. Als sie die Brauen hochzog, schüttelte er den Kopf. Reiß dich zusammen, Jacobson.
Er versuchte, seine Benommenheit abzuschütteln. Zauberhafte Frauen waren nichts Neues für ihn. Sie mochten ihn. Er mochte sie. Passt. Doch aus irgendeinem Grund ließ Everly sein ziemlich fixes Denken fast zum Stillstand kommen. Er gab die Schuld der Tatsache, dass er den Nachtflug von Budapest genommen hatte und sowohl ein schreiendes Baby als auch ein Sitznachbar mit Logorrhoe an Bord gewesen waren.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie, als er sich nicht von der Stelle rührte. »Aba ich muss diese Sachen hier in meine Wohnung schaffen.«
Dieses sexy A am Schluss von »Aber« war das Einzige, was als verrückter Kitzel in seinem vernebelten Gehirn hängen blieb.
»Sie beziehen 3B.« Natürlich wählte sein Verstand genau diesen Moment aus, um wieder zu funktionieren. Die Galeristin, die die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss des Hauses hatte. »Ich wohne in 2B, aber keine Sorge. Es macht mir nichts aus, unter Ihnen zu sein.«
Scheiße, was hast du da gerade gesagt, Jacobson?
Eigentlich hatte er ausdrücken wollen, dass er, obwohl ihm das Haus gehörte, sich nicht über die anderen erhob, was sein von Schlafmangel gepeinigtes Hirn irgendwie verdreht hatte. Doch sie wusste nicht, dass er der Hausbesitzer war, und jetzt würde sie, wenn er die Sache klarstellte, vermutlich denken, er habe es nur gesagt, um einfließen zu lassen, dass ihm das Gebäude gehörte. Unhöflich bleiben oder jämmerlich wirken? Beide Optionen ließen ihn wie das Arschloch aussehen, als das er sich gerade gezeigt hatte.
Er erinnerte sich daran, dass er sein Gehirn und seine Kommunikationskompetenz benutzt hatte, um binnen weniger Jahre Millionen von Dollar zu scheffeln. Komm schon, Jacobson, lass dir etwas einfallen, das weder anzüglich noch prahlerisch ist. Etwas Hilfreiches. Und dann mach, dass du hier wegkommst, solange sie dich noch lässt.
In seinem Gehirn ratterte es, denn was auch immer er als Nächstes sagte, es war potenziell lebensbedrohlich in dem Minenfeld, das er gerade erschaffen hatte.
»Ich kann Sie mit einem Stimmtrainer bekannt machen; er hilft Leuten, ihren Slang loszuwerden.« Okay, nicht gerade das beste Gesprächsthema, unmittelbar nachdem er jemanden kennengelernt hatte, aber es ging als hilfreich durch.
Sie stemmte eine Hand in ihre runde Hüfte und kniff die Augen zusammen. »Slang?«
»Ja.« Er nickte und begriff zu spät, in was für einen Schlamassel ihn sein Jetlag gerade hineingezogen hatte.
»Und was ist daran auszusetzen, wie ich spreche?«, fragte Everly mit harter Stimme. Keine sexy verwaschene Endung diesmal, jedes Wort kam klar und scharf wie aus der Pistole geschossen.
Er glaubte, das schwache Klingeln einer Glocke zu hören, bevor ein Boxkampf in seinem Unterbewusstsein begann, und sein Blick huschte auf der Suche nach irgendeiner Möglichkeit umher, seine Wohnung schnell zu erreichen. Er schuldete Everly eine Entschuldigung, klar, doch er hatte Angst, dass er sich noch tiefer hineinreiten würde, so sehr litt er an seinem Jetlag, so dermaßen indisponiert war er. »Ähm. Nichts?«
Tyler konnte jeden durchschauen, seine Schwächen binnen weniger Sekunden erkennen und sie zu seinem eigenen Vorteil nutzen. So hatte er seine Consulting-Firma zu einer Institution in Harbor City gemacht, die dafür stand, Geschäfte erfolgreich abzuwickeln. Teils Trainer, teils Drill-Offizier, teils Machiavelli, hatte er, was immer notwendig war, auf den Tisch gebracht, um aus einem erfolgreichen Unternehmen ein Imperium zu machen. Doch zum zweiten Mal an diesem Tag lag er komplett daneben. Als dieser Schock sich in seinem Magen ausbreitete und ihm ganz flau davon wurde, hatte er keine andere Wahl, als ihr ein schwaches entschuldigendes Lächeln zu schenken, das er bei seinem Freund Frankie allzu oft gesehen hatte und das die Damen stets betörte und Frankie aus heiklen Situationen befreite. Hoffentlich war er nicht so eingerostet, wie er sich fühlte, wenn es darum ging, durch eine Charmeoffensive aus einer verzwickten Situation wieder herauszukommen.
Sie schürzte ihre kirschroten Lippen und kniff ihre Augen zusammen, als sie seinen Kurswechsel bemerkte. Diese Frau war viel zu clever, und sie wollte nichts davon wissen. Sie nickte, als denke sie tatsächlich darüber nach, was er gesagt hatte. »Aber ich sollte meine Aussprache ändern?«
Minenfeld. Minenfeld. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe.« Wirklich, es wäre ein Segen, wenn sie einfach nur Nachbarn wären. Verdammt, sie durfte auf keinen Fall erfahren, dass das Haus ihm gehörte, nachdem er sich wie ein Arschloch aufgeführt hatte. Vielen Dank, Last-Minute-Nachtflug von Budapest.
Normalerweise war Tyler in jeder Situation derjenige, der die Lage analysierte und nach den besten Winkelzügen suchte. Aber als er Kalkül in ihrem Blick aufblitzen sah, während ihre Züge gelassen blieben, war er beeindruckt von ihrem strategischen Denken. Sie schien abzuwägen, ob sie lächeln sollte. Er...




