Friedl / aeB | Eisbergmanagement (E-Book) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 152 Seiten

Friedl / aeB Eisbergmanagement (E-Book)

Gruppen mit Dynamik leiten

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

ISBN: 978-3-0355-1813-9
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.

Was hat ein Eisberg mit der Leitung von Gruppen zu tun? Bei beiden ist das Wesentliche nicht sofort sichtbar. Im «Eisbergmanagement» von Gerhard Friedl erfahren Sie, wie Sie in einer Gruppe auch den verborgenen Teil des Eisbergs ausmachen, nämlich die Beziehungsebene. Lernen Sie anhand von über 30 Fallbeispielen und mehreren Dutzend Interventionsvorschlägen, wie Sie Lerngruppen der Erwachsenenbildung oder Klassen an Berufsfachschulen gruppendynamisch leiten – und Probleme erfolgreich umschiffen.
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Beschreibung der Gruppendynamik anhand des Eisbergmodells
Abstract In Gruppen herrscht immer eine Dynamik. Oft wird von Gruppendynamik gesprochen, wenn es schwierig wird, aber auch wenn keine Probleme auftreten, gibt es eine Gruppendynamik. Anhand des Eisbergmodells wird das Wesen der Gruppendynamik vorgestellt. Das Sichtbare, oberhalb des Wasserspiegels, ist die Sachebene, unterhalb befindet sich die Beziehungsebene. Menschen kommen wegen dem zusammen, was oberhalb des Wasserspiegels ist, in der Gruppe wird das Klima aber von dem geprägt, was unterhalb ist. Im Unsichtbaren liegen die Emotionen, Werte, Haltungen, Einstellungen. Gruppendynamik entwickelt sich, da Einstellungen, Werte, Normen, Rollen und Verhaltensweisen in Gruppen entstehen, die sich durch die Interaktionen von Personen ergeben. Sie basiert also auf den Beziehungen zwischen und dem Zusammenwirken von Mitgliedern einer Gruppe. «Gruppendynamik ist wie das Wetter: Sie findet immer statt» ist ein weit verbreiteter Spruch. Oft wird der Begriff Gruppendynamik im Zusammenhang mit problematischen Entwicklungen in Gruppen gebraucht. Man sagt vielleicht: «Dann hat sich eine negative Gruppendynamik ergeben», oder: «Dann hat man die Gruppendynamik zu spüren gekommen». Wenn eine Lerngruppe oder Klasse sehr gut zusammenarbeitet und höchste Leistungen erbringt, ist auch das Ausdruck einer Gruppendynamik. Schweigen die Lernenden, gähnen sie und sind kaum zu einer Aktivität zu bewegen, ist das Ausdruck einer weiteren Ausprägung von Gruppendynamik. Wichtig Grundsätzlich gilt: Wenn wir von Gruppendynamik sprechen, werden neben dem Sachinhalt, zum Beispiel das Unterrichtsthema, auch soziale Zusammenhänge, Beziehungen unter allen Beteiligten und emotionale Aspekte der einzelnen Gruppenmitglieder in die Überlegungen miteinbezogen. Das ist es, was ich Eisbergmanagement nenne. Folgende Elemente prägen die Gruppendynamik: Rollenverhalten, Entstehung von Hierarchien, Verhaltensnormen und -standards (Dos und Don’ts), Entwicklung der Gruppenstruktur sowie das Leitungsverhalten in der Gruppe. Damit ist nicht (nur) die formale Leitung gemeint, sondern alle Mitglieder der Gruppe, die durch mehr oder weniger aktive Beteiligung den Prozess beeinflussen, ihn ermöglichen, fördern, behindern oder blockieren. Es treffen unterschiedliche Erfahrungen, Biografien, Werte, Normen, Meinungen, Ansichten und Charaktere aufeinander. Diese Unterschiede abzugleichen, auszutragen und überhaupt der Gruppe zur Verfügung zu stellen ist das, was die Dynamik einer Gruppe ausmacht. Das daraus entstehende Gruppenklima beeinflusst das Lernen mehr oder weniger günstig. König und Schattenhofer (2018, S. 15) beschreiben drei Bedeutungen der Gruppendynamik (in diesem Buch interessieren uns vor allem die Punkte 1 und 3): das «Geschehen in Gruppen» und das «Kräftespiel einer Gruppe» im Rahmen der Sozialwissenschaften handelt es sich um die «wissenschaftliche Erforschung solcher Prozesse in kleinen Gruppen» «ein Verfahren sozialen Lernens …, das soziale Lernprozesse und Verhaltensänderungen anstoßen soll». Gruppendynamik ist eine Methode, mit der Gruppenprozesse beeinflusst werden sollen. Das Eisbergmodell
Über der Wasseroberfläche befinden sich die Themen, über die offen gesprochen wird und über die bereits kommuniziert worden ist oder werden wird. Dazu gehören Ziele, zu erreichende Kompetenzen, Zeitplan, Konzept, Prüfungsbedingungen, Rahmenbedingungen, Sachthemen, Vorgehensweisen, Methoden, Medien, Räume, Orte, Lehrmittel et cetera. Wir reden hier von der Sachebene oder der Sachlogik. Inhalte der Sachebene lassen sich in Sprache ausdrücken und sind hinterfragbar. Hier liegt in der Regel der Grund, warum die Menschen zu dieser Gruppe zusammengekommen sind. Darüber hinaus können über der Wasseroberfläche auch Beobachtungen gemacht werden, die unmittelbar etwas mit dem, was unter der Wasseroberfläche liegt, zu tun haben (siehe Abbildung 1). Als Lehrperson kann man zum Beispiel beobachten, dass die Teilnehmenden gelangweilt oder müde sind, dass die einen zu tuscheln beginnen, etwa, wenn eine bestimmte Person zu sprechen beginnt. Man kann aber auch hören, was Lernende sagen, wie zum Beispiel: «Wer nicht fünf Minuten vor der Zeit da ist, ist zu spät.» Wenn wir so etwas hören, hat das Gesagte mit einem unsichtbaren Wert unter der Wasseroberfläche zu tun. Abbildung 1: Schematische Darstellung des Eisbergmodells Unter der Wasseroberfläche liegen Themen wie Sympathie und Antipathie verborgen, Macht, Einfluss, Zuneigung, Ablehnung, Motive und Motivationen, Liebe, Einstellungen, Haltungen, Werte und Normen, Angst, Nähe und Distanz, Sicherheit, Misstrauen, Kultur, Vertrauen, Erotik, Projektionen, Übertragungen und Gegenübertragungen, Erfahrungen, Tabus, Taktik, heimliche Ziele, Wünsche und noch sehr viel mehr. Diese Themen befinden sich auf der psychosozialen Ebene. Es wird auch oft von der Beziehungsebene gesprochen (vgl. König/Schattenhofer, 2018, S. 29). Dabei geht es nicht nur darum, über was gesprochen wird, sondern vor allem darum, wie man miteinander spricht. Wie ist der Umgangston, die Wortwahl, die Mimik, Blickkontakte? Aufgrund der Wirkkräfte unterhalb des Wasserspiegels entscheidet sich, wem zugehört wird, von wem Vorschläge angenommen werden und von wem nicht, welches Thema Beachtung findet und welches nicht. In vielen Gruppen ist es ein Tabu, individuelle Verhaltensweisen und ihre Wirkungen anzusprechen. Es wird genährt durch die alltägliche Erfahrung, Sach- und Beziehungsebene zu trennen. Diese Art der Kommunikation, also das Gespräch über das Gespräch, ist gewöhnungsbedürftig und muss geübt werden (vgl. König/Schattenhofer, 2018, S. 30). Die Eisberg-Theorie besagt, dass das, was sich über der Wasseroberfläche befindet, von dem darunter gesteuert und beeinflusst wird. Das heißt also, wenn sich die Mitglieder einer Gruppe auf der Sachebene nicht einigen können, hat es mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem unsichtbaren, unbewussten Thema zu tun. Das können beispielsweise Einfluss und Macht sein: Über das Sachthema wird ein Machtkampf ausgeführt; es geht nicht um die Sache, sondern darum, wer hier das Sagen hat und sich durchsetzen kann. Tabelle 1 führt Beobachtungen und hypothetische Überlegungen auf, was sich unter der Oberfläche abspielen könnte:2 Über der Wasseroberfläche zeigt sich Unter der Wasseroberfläche könnte sein Wenig Lachen Große Ernsthaftigkeit Kaum Wortbeiträge auf Fragen der Lehrperson Verunsicherung; Demotivation; Einschüchterung; Nachdenklichkeit; Introvertiertheit Fünf Minuten vor der Zeit da Pünktlichkeit ist ein Wert, Unpünktlichkeit ist ein absolutes No-Go Ausführliche Gruppengespräche Interesse am Thema; Extravertiertheit Keine Fragen stellen Angst, als dumm zu gelten; nicht abschweifen wollen; das Gespräch möglichst rasch hinter sich bringen; Desinteresse; alles ist klar und verstanden worden Begrüßung mit Handschlag Nähe und Verbindlichkeit; Verbundenheit; Freude, einander zu sehen Grobe Sprache Distanz wahren; Gefühle verbergen Sich nicht an Gruppenaktivitäten beteiligen Persönlicher Freiraum ist wichtig Intensives Nachfragen Interesse; Neugier; Motivation; Lernwille; sich profilieren wollen; etwas fürs Geld bekommen wollen Es wird Kritik geübt Rivalität; Einfluss haben wollen; Machtkampf; etwas stört Immer mit den Gleichen in der Gruppe sein wollen Sympathie für bestimmte; Antipathie gegen andere; Unsicherheit; wenig Selbstwertgefühl; Angst vor Neuem; Bedürfnis nach Sicherheit; Bedürfnis nach Plausch Es wird viel gelacht Wohlfühlen; Sympathie; Humor als wichtiger Wert Das Thema wird infrage gestellt Der Sinn wird nicht erkannt; Angst vor Versagen, Schamangst Tabelle 1: Einflussfaktoren auf das sichtbare Verhalten Die Arbeitsqualität einer Gruppe wird von dem, was unter der Oberfläche liegt, viel stärker beeinflusst als von dem Sichtbaren. Viele Projektgruppen scheitern, nicht weil die Mitglieder nicht über die notwendigen Kompetenzen verfügen, sondern weil ihre Beziehung untereinander gestört ist. Damit auf der Sachebene gute Resultate erreicht werden können, sind Aspekte wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Sicherheit et cetera entscheidend. Der gruppendynamische Blick der Lehrperson
Beim Leiten von Gruppen ist es wichtig, einen gruppendynamischen Blick zu entwickeln. Es besteht die Gefahr, auftretende Probleme und Störungen in der Gruppe zu individualisieren und personalisieren. Das heißt, ein Vorfall, den die Lehrperson als Störung empfindet, wird mit einer Person verknüpft und zum...


Friedl, Gerhard
Gerhard Friedl ist Studienleiter und Dozent an der Akademie für Erwachsenenbildung. Der Autor ist ausserdem als existenzanalytischer Berater und Begleiter sowie als Teamentwickler und Organisationsberater tätig. Er legt in seiner Arbeit grossen Wert auf prozessorientiertes Vorgehen, auf eine gemeinsame Entwicklung von Inhalten und Lösungen.

Gerhard Friedl ist Studienleiter und Dozent an der Akademie für Erwachsenenbildung. Der Autor ist ausserdem als existenzanalytischer Berater und Begleiter sowie als Teamentwickler und Organisationsberater tätig. Er legt in seiner Arbeit grossen Wert auf prozessorientiertes Vorgehen, auf eine gemeinsame Entwicklung von Inhalten und Lösungen.


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