Fuchs | Eisige Kälte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 342 Seiten

Reihe: Liebe und Hass

Fuchs Eisige Kälte


Erstauflage 2021
ISBN: 978-3-96074-528-0
Verlag: Papierfresserchens MTM-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 1, 342 Seiten

Reihe: Liebe und Hass

ISBN: 978-3-96074-528-0
Verlag: Papierfresserchens MTM-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Gewalt, Grausamkeit, Missbrauch und Misshandlungen gehören für die 17-jährige Larissa seit Jahren zum Alltag. Seit ihre Adoptivmutter dieses Monster geheiratet hat. Seither dreht sich ihr Leben nur noch darum, ihre Schwester, die achtjährige Nele, zu beschützen und an ihrem 18. Geburtstag mit der Kleinen zu fliehen. Als ihr Stiefvater seine Frau in einem seiner Wutanfälle tötet und Larissa krankenhausreif prügelt, scheint es unmöglich zu sein, Nele vor dem Kinderheim zu bewahren. Wären da nicht diese beiden Fremden, die die Mädchen bei sich aufnehmen und behaupten, Larissas leibliche Eltern zu sein.

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* Nichts außer Dunkelheit
Bitte schau nicht her. Mach die Augen zu und denk an etwas Schönes. Ich will nicht, dass auch du diese hässliche, bösartige Welt erlebst. Versteck dich hinter mir. Und sieh weg. Mit großen, angsterfüllten Augen blickte meine kleine Schwester mich an. „Geh nicht!“, flehte sie. „Lass mich nicht allein!“ Ich nahm das achtjährige Mädchen sanft in meine Arme. „Ganz ruhig, Nele. Ich bin gleich wieder da. Hab keine Angst. Warte hier und alles wird gut.“ Wir saßen nebeneinander in unserem gemeinsamen Zimmer auf meinem alten, schäbigen Bett, das direkt neben Neles stand. Eigentlich brauchte meine kleine Schwester kein eigenes Bett, sie schlief sowieso jede Nacht bei mir. Und das konnte ich ihr nicht verdenken bei den vielen Albträumen und Ängsten, die sie Nacht für Nacht auszustehen hatte. Der Raum war nicht groß, doch ich war dankbar dafür, dass wir ihn hatten. Eine Fluchtmöglichkeit. Einen Rückzugsort. Jedenfalls tagsüber. Die Mittagssonne schien durch das große Fenster herein und erhellte das Zimmer. Ich war gerade erst von der Schule gekommen und hatte mich auf das nun bevorstehende Wochenende gefreut. Dabei gab es überhaupt keinen Grund, sich auf irgendetwas zu freuen. Jedenfalls nicht in diesem Haus. Nele schüttelte heftig den Kopf, ihre schulterlangen dunkelbraunen Haare fielen ihr dabei ins Gesicht. „Bitte, Lara, bitte geh nicht!“ Ein lauter, hoher Schrei drang gedämpft zu uns vor. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und drückte Nele fester an mich; egal wie oft ich diese Schmerzensschreie hörte, mir drehte sich jedes Mal wieder der Magen dabei um. Und meiner kleinen Schwester ging es offensichtlich nicht anders. „Nele, ich muss“, flüsterte ich und zog meinen MP3-Player aus der Tasche meiner abgetragenen Jeans. „Bleib in unserem Zimmer, schau aus dem Fenster und hör Musik, dann ist es ganz schnell vorbei, ja?“ Sie schniefte. „Versprochen?“ Ich strich ihr durchs Haar. „Versprochen“, antwortete ich und steckte ihr die Kopfhörer in die Ohren. Dieser MP3-Player war mein einziger und wichtigster Besitz. Ohne ihn und die beruhigenden Lieder darauf hätte ich meine Schwester nicht vor dem bewahren können, was außerhalb dieses Zimmers vor sich ging. Ich drehte die Lautstärke so weit auf wie möglich und drückte auf Play. Jetzt würde Nele nichts von den Geschehnissen vor dieser Zimmertür mitbekommen. Hoffentlich. Wieder hörte ich einen Schrei, dann brüllte eine andere tiefere Stimme: „Das hast du davon, du Miststück!“ „Bitte, nein, nicht!“, wimmerte die helle Stimme wieder. Ich schluckte schwer und ballte die Hände zu Fäusten. „Ruhe bewahren“, sagte ich mir. „Nicht ausrasten.“ Langsam stand ich vom Bett auf und drückte Neles Hand noch mal fest. Ich lächelte die Kleine aufmunternd an, ihre graugrünen Augen musterten mich besorgt. Dann ging ich zur Tür, auch wenn ich wusste, dass ich sie nicht allein lassen sollte. Aber ich konnte unmöglich nur im Zimmer warten, bis alles vorbei war. Mit zitternden Fingern strich ich mir eine hellbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Bevor ich den Raum verließ, nahm ich das Telefon, das sich auf meinem alten, viel zu niedrigen Schreibtisch befand, und wählte die Nummer des Notarztes. Sie lag sowieso auf der Taste für die Wahlwiederholung. Nach dem zweiten Läuten hob jemand ab. „Notrufzentrale“, meldete sich eine Frauenstimme. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Mein Name ist Larissa Kurz“, stellte ich mich vor. „Wir brauchen dringend einen Krankenwagen in der Fichtestraße 13, bitte beeilen Sie sich.“ „Bewahren Sie Ruhe“, rasselte die Frau den Standardsatz runter. „Was ist denn genau passiert?“ Wie oft hatte ich dieses Gespräch eigentlich schon geführt? Mindestens einmal die Woche. Langsam sollten die Leute in der Notrufzentrale bei meinem Namen schon wissen, was los war. „Etwas Schlimmes“, antwortete ich nur und legte auf. Mehr Zeit konnte ich nicht verschwenden, im Gegenteil, ich musste vielmehr Zeit schinden, bis der Notarzt kam. Mit leisen Schritten verließ ich das Zimmer. Nele blickte mir ängstlich nach, bis ich die Tür geschlossen hatte. Es tat richtig weh, die Kleine kurz allein lassen zu müssen, aber es ging nicht anders. Der Flur und das Treppenhaus, vor dem ich stand, wirkten viel düsterer als das Zimmer, in dem ich bis eben noch gesessen hatte. Und die bisher gedämpften Stimmen klangen nun ganz nah. Genau genommen waren sie etwa fünf Schritte von mir entfernt. Eine Frau, Mitte 40, mit dunkelbraunen Haaren und angstvoll aufgerissenen Augen stand auf dem Flur, direkt vor der Treppe zum Erdgeschoss. Ihr Make-up war von ihren Tränen völlig verschmiert worden, alte Prellungen zeigten sich überall in ihrem Gesicht und ihr linkes Auge war angeschwollen. Sie zitterte am ganzen Körper und vom T-Shirt, das nur knapp bis zur Jeans reichte, war der linke Ärmel abgerissen. Ein Mann, etwa im selben Alter, hielt sie am Oberarm gepackt. Sein schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn, er wirkte ungewaschen, wie immer. Wobei er manchmal erschreckend gut aussehen konnte, schließlich war er ziemlich groß, muskulös und hatte ein freundliches Lächeln. Wenn er denn lächeln wollte, was zu Hause natürlich nie der Fall war. Außerdem wusste ich, dass dieser Teufel nichts Freundliches an sich hatte. Jetzt stand ihm sein Jähzorn ins Gesicht geschrieben und die Alkoholfahne aus seinem Mund roch ich sogar aus der Entfernung. Wobei es sowieso im ganzen Haus nach Alkohol und Nikotin stank. Schließlich tat dieser Mistkerl nichts anderes als saufen, rauchen und schlagen. Ich seufzte leise bei dem Anblick und betrachtete traurig die Frau. Ich hasste diese Situationen. Und ich hasste es, dass sie immer öfter vorkamen. Bevor ich mich zu Wort melden konnte, um den Mann am nächsten Schlag zu hindern, drehte er sich zu mir um. Er grinste und entblößte dabei seine gelblichen Zähne. „Engelchen, solltest du nicht lieber in dein Zimmer gehen?“ Wie ich es hasste, wenn er mich so nannte ... „Gilbert, lass Saskia los“, verlangte ich mit ruhiger Stimme. „Ich finde, für heute hast du sie genug verprügelt. Sie kann ja kaum noch stehen.“ „Halt dich da raus“, zischte er und fixierte mich wütend. Seine dunkelgrünen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Oder du bist die Nächste.“ Ich schluckte unmerklich. „Ich war ja wohl schon gestern dran“, antwortete ich bitter und blickte auf meine Arme, die von blauen Flecken bedeckt waren. Dank Gilbert konnte ich außerhalb dieses Hauses nie kurze Hosen oder T-Shirts anziehen, ohne dass jemand die vielen Verletzungen sehen würde. Gut, jetzt im Winter wollte ich in der Schule keine kurzen Klamotten tragen, aber selbst im Sommer musste ich in Jeans und Pullover herumlaufen. Er wandte sich wieder seiner Frau zu, mich ließ er links liegen. Hätte Saskia dieses Schwein doch nur nie geheiratet! Aber er hatte es schlau angestellt, er hatte seine brutale Seite erst nach der Hochzeit gezeigt, vor ungefähr vier Jahren. Da hatte er seine Frau zum ersten Mal verprügelt. Und jetzt schimpfte er sich Neles und mein Stiefvater. „Lara“, wimmerte Saskia. „Es ist schon gut ... es war meine Schuld ...“ Ich schnaubte verächtlich. „Was hast du denn diesmal getan? Ihm das Bier nicht schnell genug gebracht?“ Abrupt wirbelte Gilbert zu mir herum und fixierte mich. In seinem Blick lag eine kranke Mischung aus Wut und Lust, die mich innerlich erschaudern ließ und unangenehme Erinnerungen hervorrief. Mit eiskalter Miene erwiderte ich diesen Blick, ohne mir eine Reaktion anmerken zu lassen. Denn es gab drei Dinge, die man in Gilberts Nähe auf keinen Fall tun durfte, wenn man an seinem Leben hing: Angst zeigen, nachgeben und ihm den Rücken zukehren. Er liebte es, wenn er Saskia und mich zum Weinen brachte und er uns die Panik ansah, das hatte ich schon vor drei Jahren begriffen. Seitdem bemühte ich mich sehr darum, ihm nicht zu geben, was er wollte. „Verschwinde, Engelchen“, befahl er in schneidendem Tonfall. „Sofort.“ „Damit du Saskia noch umbringst? Lieber nicht“, entgegnete ich. Meine Stimme klang nicht so kalt, wie sie sollte. „Dafür hänge ich doch zu sehr an ihr.“ Saskia war Neles Mutter und meine Adoptivmutter. Sie hatte mich vor über 17 Jahren adoptiert, kurz nach meiner Geburt eben. Und sie hatte mir von Anfang an gesagt, dass ich nicht ihre leibliche Tochter sei. Doch ich hatte mich bei ihr und ihrem Mann Wolfgang – Neles Vater – immer wohlgefühlt. Bis Wolfgang diesen schrecklichen Unfall gehabt hatte und gestorben war. Von da an war alles schiefgegangen. Gilbert belächelte mich nur. „Sei ein braves Mädchen und geh in dein Zimmer. Sofort.“ Ich schüttelte den Kopf, sodass ich meine offenen Haare durcheinanderbrachte und sie mir wieder aus dem Gesicht streichen musste. „Nein. Aber...


Fuchs, Maron
Maron Fuchs: wurde 1995 geboren und kommt aus Bayern. Derzeit studiert sie in Bamberg Gymnasiallehramt für Latein und katholische Religion.

Maron Fuchs wurde 1995 geboren und kommt aus Bayern. Derzeit studiert sie in Bamberg Gymnasiallehramt für Latein und katholische Religion.



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