E-Book, Deutsch, 347 Seiten
Graham Der Herr der Wölfe
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-3669-6
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 347 Seiten
ISBN: 978-3-7325-3669-6
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Irland und Frankreich im 9. Jahrhundert. Dänische Eroberer sind in die Heimat der Gräfin Melisande eingefallen. Bei ihrer Rückkehr nach Frankreich findet die schöne Aristokratin ihr Schloss in den Händen der dänischen Armee. Mit ihren violetten Augen und dem leuchtend schwarzen Harr ist sie eine Herausforderung für jeden Krieger. Aber nur einer kann ihr Herz erobern: der Wikinger Conar, der Herr der Wölfe ...
Weitere historische Liebesromane von Heather Graham bei beHEARTBEAT: 'Die Gefangene des Wikingers' und 'Die Normannenbraut'.
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Heather Graham veröffentlicht seit 1982 Romane verschiedener Genres. Ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und sind wiederkehrend auf den amerikanischen Bestsellerlisten zu finden. Website der Autorin: http://www.eheathergraham.com.
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PROLOG
DAS BLUT DES WOLFS
Die irische Küste, Schottland, a.?d. 865
Wie erstarrt stand der große Junge da, die Seele von heißem Zorn erfüllt. Goldblond, viel stärker, als es seinen Jahren entsprach, hielt er den Windböen stand, die ihn peitschten, und schien sogar neue Kraft aus ihnen zu schöpfen. Die Mutter hatte sein Verhalten getadelt und ihm vorgeworfen, er führe sich auf wie ein Wikinger.
Nun, er war ein Wikinger.
»Schau aufs Meer, mein Sohn!« Der König umfasste die Schultern des Jungen. »Betrachte die weißen Schaumkronen und stell dir unsere Schiffe darauf vor. So viele stolze, starke Schiffe, die allen Stürmen da draußen trotzen können! Sieh die großen Drachen an den Bügen, mein Sohn, die gefletschten Zähne, die wilden Grimassen! Und bewundere das erlesene Schnitzwerk! Wir sind die Herren der Meere, das lässt sich nicht leugnen.«
Lächelnd blickte ihm der Junge in die Augen. »Wir sind Wikinger, Vater, und wir segeln immer noch in Wikingerschiffen.«
»Es sind die besten, was dir jedermann bestätigen kann. In dieser Welt werden wir oft angegriffen, wenn wir auch Bündnisse eingehen, und so brauchen wir starke Schiffe.«
Nachdenklich runzelte der König die Stirn. »Allerdings, wir sind Wikinger – oder in gewisser Weise Norweger und in anderer Dänen. Manchmal ist es unklug, deine Mutter daran zu erinnern, mein Sohn.«
Der Junge grinste. Ja, seine Mutter war mit jedem Zoll eine irische Prinzessin. Sie hatte ihre Kinder die großen Gesetze der irischen Gastfreundschaft gelehrt, die Brehon-Gesetze, die viel zur Zivilisation des Volkes beigetragen hatten. Und sie sorgte dafür, dass sie alle in Kunst und Geschichte unterrichtet wurden, in Sprachen und Religion. Aber er wusste nicht, ob die Wikingerherkunft seines Vaters sie wirklich so sehr störte. Mochte der König, ein großartiger Mann, auch in dieses Land eingedrungen sein – er hatte dafür gekämpft, zum Wohle des Volkes.
Nun hatte sie ihn zu seinem Vater geschickt. Er war in Schwierigkeiten geraten, denn Leith hatte ihm das neue Schwert weggenommen, eine prachtvolle Waffe, von seinem Großvater geschnitzt.
Leith bekam immer alles. Zumindest sah es so aus. Aber er war ja auch der älteste Sohn, der Erbe des Königs. Eines Tages würde er hier herrschen, in diesem reichen, schönen grünen Land, das sie alle so liebten. Das wusste Conar, und er verstand es. Er liebte seinen Bruder sogar, der zum Nachfolger des Königs ausgebildet wurde, älter, klüger und würdevoll war – und wie die Mutter sehr nachdenklich und sanftmütig. Aber heute hatte er versucht, ihm das Schwert zu entreißen und einen Wutausbruch entfacht.
Was am allerschlimmsten war, der Zwischenfall hatte sich in der Kapelle während des Gottesdienstes ereignet. Die Mutter umfasste Conars Hand und führte ihn hinaus ins Freie, die smaragdgrünen Augen voller Zorn.
»Leith wollte mir das Schwert wegnehmen!«, erklärte er, das Kinn trotzig hochgereckt. Natürlich hätte er Reue zeigen müssen. Er liebte seine Mutter innig, und es bedrückte ihn, wann immer er sie enttäuschte. Doch er würde nicht klein beigeben. »Das Land gehört ihm! Dubhlain gehört ihm!« Hoch schwenkte er das kleine hölzerne Schwert in die Luft, nachdem er es vor dem Zugriff des Bruders gerettet hatte. »Und ich werde seine Rechte gegen jeden Eindringling verteidigen, auch wenn es mich mein Leben kostet!«, schwor er leidenschaftlich. »Aber dieses Schwert, Mutter, gehört mir!«
Wie selbstsicher, stolz und entschlossen er ist, dachte die Königin. Schmerzlich krampfte sich ihr Herz zusammen, denn trotz seiner Jugend erkannte sie plötzlich, wie sehr er seinem Vater glich. Stets würde er seine Brüder und Schwestern und sein Heimatland lieben und ehren. Aber das genügte ihm nicht. Er würde sich nach anderen Dingen sehnen und dafür kämpfen. Sie biss sich auf die Lippen.
O ja, er trat in die Fußstapfen des großen Wolfs von Norwegen, so wie einige ihrer Söhne, doch keiner ähnelte ihm so stark wie Conar. Er besaß goldblondes Haar, hochgeschwungene Brauen, und schon in jungen Jahren ein markantes Gesicht.
Auch das kalte nordische Blau seiner Augen hatte er vom Vater geerbt. Sein Blick konnte jeden Betrachter fesseln. Er hielt sich kerzengerade, bereits fast so groß wie die Mutter, breitschultrig, mit ausgeprägten Muskeln. Und er hatte oft genug bewiesen, wie eisern er seinen Willen durchzusetzen verstand.
Wieder hob er das hölzerne Schwert, das er so energisch zurückerobert hatte. »Ich bin ein jüngerer Sohn, Mutter«, fügte er ungeduldig hinzu. »Trotzdem lasse ich mir nicht alles wegnehmen!«
»Du bist der jüngere Sohn eines Königs, der in der ganzen zivilisierten Welt wohlbekannt ist«, erinnerte sie ihn. »Und ...«
»Dieser Welt werde ich meinen eigenen Stempel aufdrücken!«, unterbrach er sie.
Erbost schüttelte sie den Kopf. »Heute benimmst du dich einfach schauderhaft! Wie ein Wikinger!«
»Mein Vater ist ein Wikinger, Mutter.«
Sie seufzte tief auf und versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Schon einmal hatte sie es nur mühsam bändigen können. Musste sie zum zweiten Mal eine so schwere Prüfung bestehen? »Ein sehr irischer Wikinger, mein Sohn. Gezähmt vom Land, gezähmt von ...«
»Von dir?«, fragte er spitzbübisch.
Sie zog die Brauen hoch, dann lachte sie. »Nein, das bezweifle ich. Und wage bloß nicht, so etwas zu sagen! Er ist ein Wikinger, aber zivilisiert. Er liest sehr viel, denkt über alles nach, und er ist bereit zu lernen, was man über die Eigenheiten eines Volkes wissen sollte.«
»Trotzdem wird er stets ein Wikinger bleiben.«
»Schön und gut, mein junger Herr Wolf. Dein Wikingervater ist zu den Klippen gewandert, also geh mit deiner Klage zu ihm!« Als er die Schultern straffte, von neuem Zorn erfasst, und sich abwandte, rief sie ihm nach: »Mein Sohn!« Da drehte er sich um, und sie beteuerte mit sanfter Stimme: »Ich liebe dich.«
Seine Wut ließ nach, und er erwiderte ihr Lächeln. Dann war er durch das Burgtor gelaufen, über die grünen Wiesen zu den hoch aufragenden Klippen, wo er seinen Vater antraf.
Da stand der große Krieger, seinen gestiefelten Fuß auf zerklüftete Felsen gestützt, und starrte über das Meer hinweg.
»Vermisst du die Seefahrt, Vater?«
Der König musterte ihn gedankenverloren. »Niemals, mein Sohn, denn ich habe meinen Platz im Leben gefunden.« Er holte tief Luft. »Man beschuldigt uns Wikinger vieler Untaten, und einige haben wir tatsächlich begangen. Aber ich kam nicht hierher, um dieses Land zu verwüsten. Sicher, ich nahm es in Besitz, aber nur, um etwas Neues aufzubauen. Ich gab ihm Kraft, und mir gab es ...«
»Ja, Vater?«
»Schönheit und Frieden. Diesen Ort nenne ich mein Zuhause, und er schenkte mir vor allem deine Mutter.«
Der Junge lächelte. Er stand neben seinem Vater, einen Fuß im Rehlederstiefel ebenfalls auf den Fels gestellt. Die Arme vor der Brust verschränkt, ließ er seinen Blick über das Meer schweifen. Es faszinierte ihn, ebenso wie die Sagen von den Göttern seines Vaters, den großen Kriegern, die in Walhall tafelten, vom zornigen Odin, der auf seinem achtbeinigen Pferd am Himmel dahinsprengte.
»Es kann wundervoll sein, das Meer zu erkunden«, bemerkte sein Vater leise, »etwas Neues zu suchen, das Schwert zu schwingen, seinen rechtmäßigen Platz zu finden.«
Conar begegnete den Augen des Königs. »O ja, ich werde über die Meere segeln!«, gelobte er leidenschaftlich, warf den blonden Kopf in den Nacken und zeigte mit seinem Holzschwert zum Reich der Götter empor, die das Volk seines Vaters verehrte, zu Odin und Thor, zu Sturm, Donner und Blitz. Sein Umhang flatterte im Wind. Die Augen geschlossen, sog er die salzige Luft tief in seine Lungen. »Ich werde über das Meer segeln«, wiederholte er in sanfterem Ton. »Und ich werde meinen rechtmäßigen Platz auf dieser Erde finden und dort herrschen. Ich werde das Gesetz sein und den Menschen Frieden bringen. Auf den Thron von Dubhlain kann ich meinem Vater nicht folgen, aber ich will stets beweisen, dass ich sein Sohn bin. Man wird mich den ›Herrn der Wölfe‹ nennen. So wie den großen Wolf von Norwegen. Glaub mir, Vater, ich werde für das Recht kämpfen ...«
»Und für das, was dir gehört?« Belustigt fiel ihm der König ins Wort, doch er bezweifelte nicht, dass der Junge seine Ziele erreichen würde.
»Und für das, was mir gehört! Immer! Wenn man ein Land besitzen will, muss man dafür kämpfen, nicht wahr?«
»Das stimmt, mein Sohn«, bestätigte der König lächelnd. »Und man kann es auch durch eine Heirat gewinnen.«
»Also heiraten oder kämpfen ...« Nachdenklich runzelte Conar die Stirn.
Sein Vater lachte. »Und...




