Heilmann Der Himmel!

Eine Expedition in die Welt über uns

E-Book, Deutsch, 100 Seiten

ISBN: 978-3-7776-2939-1
Verlag: S. Hirzel
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Faszinierendes beim Blick nach oben. Wir sind im siebten Himmel, wenn wir verliebt sind, bewundern in sternklaren. Nächten Sterne und die Milchstraße und versuchen mit einem Blick nach oben das Wetter vorherzusagen. Der Himmel prägt und fasziniert die Menschen seit jeher bis heute, und auch wenn die Wissenschaft ihn entmythologisiert hat, so schaut sie doch mit immer neuen Techniken immer tiefer ins Universum und macht immer neue Entdeckungen. Rolf Heilmann holt uns ab bei unseren Alltagserfahrungen und Fragen rund um den Himmel und nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Zeiten – von den Götterwelten über Kunst, Philosophie und Technik bis zur Erforschung naher und ferner Galaxien und den letzten Geheimnissen der Wissenschaft.
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»Auf die Berge will ich steigen …«
Der Weg zu den Göttern
Wir schauen in den Himmel: Zwischen den Wolken ein unendliches Blau, morgens und abends am Horizont tiefes Rot, in der Nacht schließlich unendliches Schwarz. Am Tage zieht die Sonne seit Urzeiten auf ihrer scheinbaren Himmelsbahn dahin. Ihr kalter Bruder, der Mond, wandelt sich ständig vor dem Hintergrund eines unendlichen Sternenmeeres. Die Planeten bewegen sich unmerklich langsam in Schleifen über das Himmelszelt. Mitunter sehen wir auch kurz aufleuchtende Sternschnuppen, seltener farbig-helle Meteore oder flackernde Polarlichter. Diese Phänomene schienen ihren Ursprung in unerreichbaren Höhen zu haben. Doch der Himmel kann uns auch sehr nahe kommen – durch Regen und Schnee, Blitze und Donner. Über Jahrtausende konnten sich die Menschen diese Himmelsvorgänge nur durch das Wirken von »überirdischen« Kräften erklären. Die Angst, dem ausgeliefert zu sein, was von oben kam, gehörte zum Alltag. Ausbleibende oder zu heftige Niederschläge, extreme Dürre- oder Kälteperioden konnten Hungersnöte auslösen und wurden als Strafe empfunden. Andererseits betrachtete man die weit gespannten Regenbögen als Mittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen. Die Schönheit am Himmel versprach auch Hoffnung. Schon von Urzeiten an war klar, dass wir ohne das Licht und die Wärme der Sonne nicht leben könnten. Der Himmel mit seinen vielfältigen, großartigen Phänomenen bestimmt bis heute unsere Existenz – und damit auch unser Denken. Um sich aus dem »irdischen Jammertal« zu erheben, träumte man schon in Zeiten des Alten Testaments von Himmelsleitern, auf denen man in die Welt über uns gelangen konnte. Auch wird von Unternehmungen berichtet, einen Turm zu bauen, »dessen Spitze bis an den Himmel reiche«. Doch der legendäre »Turmbau zu Babel« sollte an der Selbstüberschätzung der Menschen scheitern. Auch spätere Projekte, wie die Wolkenkratzer moderner Großstädte, zeigten den Menschen ihre Grenzen. So gab es praktisch jahrtausendelang nur eine Möglichkeit, um dem Himmel tatsächlich ein Stück näher zu kommen: Man musste auf Berge steigen. Die auffälligsten von ihnen wurden deshalb nicht selten als heilig betrachtet: der Berg Sinai, der Olymp, der Kilimandscharo, der Kailash in Tibet, der Uluru/Ayers Rock und viele andere. Auch in Europa gibt es heilige Berge, die oft Wallfahrtsorte sind und die Geschichte des jeweiligen Landstriches wesentlich mitgeprägt haben. Doch unterschiedliche Ansichten zu heiligen Bergen können auch zu Kontroversen führen. So gibt es beispielsweise bei dem 4200 Meter hohen Vulkan Maua Kea auf Hawaii heftigen Streit in Bezug auf seine ­Rolle als »Zwischenstation« zwischen Himmel und Erde: Während Wissenschaftler diesen Berg aufgrund seiner Höhe und der damit verbundenen klimatischen Bedingungen als idealen Standort für gigantische Himmelsobservatorien ansehen, betrachten einige Hawaiianer den Berg als heilig. Die bereits errichteten Beobachtungsstationen werden als massiver Eingriff gesehen, der die Ruhe am Berg stört. Wurden jedoch früher die Einsprüche der Minderheiten beim Bau der Observatorien einfach ignoriert, werden heute neue Projekte, zum Beispiel das ­geplante 30-Meter-Spiegelteleskop auf dem Maua Kea, unter Berücksichtigung der Interessen der Einheimischen realisiert. Der Weg in den Himmel und zu seinen Geheimnissen ist also nicht immer einfach und eindeutig. Er war es nie. Abb. 1: Parabolantennen (Erdfunkstelle Raisting) und Kirchturm: Die Wege in den Himmel sind vielfältig. Auch wer nicht religiös ist, kann sich dem Zauber hoher Berge kaum entziehen. Wer aus der Ferne hoch aufragende Gipfel sieht, fühlt oft eine Sehnsucht, dort oben zu stehen, den Blick in die Weite schweifen zu lassen und herunterzuschauen. Der Dichter Heinrich Heine hat dieses Gefühl in seiner »Harzreise«[1] in wunderbar-einfache Worte gefasst: Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.
Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen. Die Sehnsucht nach Weite und Klarheit führte die Menschen in die Höhe. Der Perspektivenwechsel lässt unsere Welt von dort übersichtlicher erscheinen. Doch mit zunehmender Höhe verändert sich auch die Natur. Je weiter wir nach oben gelangen, desto mehr wandelt sich Mischwald zu Nadelwald, der in großen Höhen von niedrigen Latschenkiefern abgelöst wird. Auch diese verschwinden schließlich, und wir sehen uns einer unwirklichen Graslandschaft gegenüber, die im Hochgebirge nach und nach in Geröll und Felsen übergeht. Wenn wir noch höher steigen, treffen wir auf Schnee und Eis. Spätestens wenn wir über die Wolken hinausgelangen, befinden wir uns in einer anderen, nicht alltäglichen Welt. Das Himmelsblau ist so intensiv, wie wir es im Tal nicht wahrnehmen können. Nachts strahlt der Sternenhimmel in einer Pracht, die sprachlos macht. Wir spüren mit zunehmender Höhe aber auch, wie uns das Weitergehen immer mehr Kraft kostet. Abgesehen vom beschwerlichen Vorwärtskommen zwischen Felsen und Eis wird das Atmen immer mühseliger. Der Wind weht stärker. Es wird kälter, und gleichzeitig verbrennt die Sonnenstrahlung unsere Haut immer mehr. Die Menschen haben dies alles schon früh erfahren. Sie spürten intuitiv, dass sie sich immer weiter von ihrem angestammten Lebensraum entfernten, je weiter sie ins Hochgebirge vordrangen. Daher mussten sie annehmen, dass der Himmel nicht für Menschen gemacht ist. Dort oben – bei Kälte, dünner Luft und brennender Sonne – hielten es offensichtlich nur Götter aus. Doch die Menschen sind zu neugierig, um sich mit dieser simplen Schlussfolgerung auf Dauer zufriedenzugeben. Sie versuchen, das Erfahrene zu erklären und in ihre Denksysteme einzupassen. Aber selbst bei rein rationaler Betrachtung blieben unzählige Rätsel und Wunder. Dabei fängt der Himmel direkt über unseren Köpfen an. Der große Aristoteles[1] teilte im 4. Jahrhundert vor Christus die Welt über uns der Übersichtlichkeit halber in eine sublunare Sphäre (alles, was unterhalb der Mondbahn verortet und uns also mehr oder weniger vertraut ist) und in Bereiche, die jenseits davon liegen. Die Erde dachte man sich damals selbstverständlich im Mittelpunkt des Kosmos. Es war ja augenscheinlich, wie sich alle Gestirne um uns herumbewegen. Aristoteles hat das Wissen seiner Vorgänger auf den verschiedensten Gebieten erfasst und durch eigene scharfsinnige Überlegungen ergänzt. Er nannte alle in der Luft vorkommenden Phänomene Meteore (von griechisch metéoros = in der Luft schwebend). Da er nicht wusste, wie weit die Lufthülle der Erde reicht, zählte er auch einige Gestirne mit dazu. Er erfasste also mit dem Begriff Meteor weit mehr als wir heute. Die von ihm begründete, auf Beobachtungen fußende Wissenschaft der überirdischen Dinge hieß folglich Meteorologie und war logischerweise auch allgemeiner angelegt als unsere moderne Wetter- und Klimakunde. Aristoteles konnte nicht die geringste Ahnung von den wahren Ausmaßen des Himmels haben. Trotzdem entwickelte er Ideen, die aufgrund ihrer Anschaulichkeit die Vorstellungen der Menschen bis zum Beginn der modernen Wissenschaft im 17. Jahrhundert prägten. So übernahm er von Empedokles, der ungefähr ein Jahrhundert vor ihm gelebt hatte, die eingängige Vorstellung, wonach die irdische Welt aus den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer aufgebaut sei. Damit konnte er eine Reihe der beobachtbaren Phänomene in der sublunaren Sphäre recht einleuchtend erklären. Dem weiter entfernten Himmel ordnete Aristoteles, auf den Ideen von Anaxagoras aufbauend, ein besonderes fünftes Element zu, das man lange Zeit Quintessenz (lateinisch für »das fünfte Seiende«) oder Äther (griechisch für »der blaue Himmel«) nannte. Die Vorstellung eines weitgehend leeren Welt-Raumes, durch den Kräfte wirken, war Aristoteles fremd. Da man auf der Erde kein natürliches Vakuum gefunden hatte, postulierte er sogar eine »Abscheu der Natur vor dem leeren Raum«, die man später lateinisch als horror vacui bezeichnete. Der Himmel musste demnach mit etwas ausgefüllt sein, das uns mit ihm rein stofflich verband. Aufgrund dieser Vorstellung lieferte Aristoteles in seiner Schrift »Meteorologie« eingängige Erklärungen, wie man sich die Verhältnisse in der Höhe vorstellen kann: »Im Kreise strömt die Luft, weil sie durch den Umschwung des Alls mitgerissen wird. Denn das Feuer steht in kontinuierlicher Verbindung mit dem Himmelselement, mit dem Feuer die Luft; infolgedessen ist es auch die Bewegung, was eine Verdichtung zu Wasser verhindert, vielmehr sinkt jedes Teilchen, das schwer wird, weil seine Wärme hinauf in den oberen Raum ausgepresst wird, jeweils nach unten; dafür steigen andere Teile zusammen mit der feurigen Ausdünstung (der Erde) nach oben, die eine Schicht bleibt so beständig von Luft, die andere von Feuer erfüllt, und diese beiden Schichten erneuern sich fortwährend.«[2] Diese Vorstellungen sind schon verwandt mit unseren heutigen Erkenntnissen über den Wasserkreislauf und den Wind. Die Fünf-Elemente-Theorie von Aristoteles reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um alle Erscheinungen in der...


Heilmann, Rolf
Prof. Dr. Rolf Heilmann studierte Physik in Leipzig, forschte zur Wechselwirkung von Licht mit Kristallen und entwickelte am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Lasersysteme für Satelliten. Heute lehrt er an der Hochschule für angewandte Wissen-schaften München und vermittelt auf verständliche Weise kompliziertes Wissen.


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