Höbsch / Ritter | Reformation und Islam | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 360 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Höbsch / Ritter Reformation und Islam

Ein Diskurs

E-Book, Deutsch, 360 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

ISBN: 978-3-374-06006-1
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Impulspapier 'Reformation und Islam' der Konferenz für Islamfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat innerhalb und außerhalb der Kirche Zuspruch und Widerspruch erfahren und zur Diskussion eingeladen. Der Band „Reformation und Islam. Ein Diskurs“ zeigt Hintergründe der Entstehung des Textes auf, präsentiert aktuelle Diskussionen zum Thema sowie Perspektiven zum Weiterdenken in Theorie und Praxis. Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem der Kirchengeschichte, der Fundamentaltheologie und der Praktischen Theologie sowie der Islamwissenschaft sind mit vertiefenden und weiterführenden Beiträgen in diesem Buch versammelt. Bereichernde Darlegungen aus evangelischer, katholischer und muslimischer Sicht um 'Reformation und Islam' für alle, die aktuell im christlich-islamischen Dialog engagiert sind und für die am historischen und theologischen Erbe der Reformation Interessierten.

Mit Beiträgen von Katajun Amirpur, Josef Freise, Detlef Görrig, Werner Höbsch, Mouhanad Khorchide, Karl-Josef Kuschel, Athina Lexutt, Andreas Mühling, Andreas Renz, André Ritter, Ertugrul Sahin und Klaus von Stosch.

[Reformation and Islam. A Discourse]
The Stimulus Paper „Reformation and Islam“ from the Conference for Islam Issues of the Evangelical Church in Germany (EKD) invites discussion and causes agreement as well as disagreement within and outside the church. The new publication 'Reformation and Islam. A Discourse' illuminates some backgrounds of the stimulus paper and presents some new ideas of discussions and perspectives theoretically and practically. Prominent teachers and researchers e.g. of Church History, Fundamental or Practical Theology and Islamic Studies are collected in this book by deepening and continuing articles to give new insights concerning 'Reformation and Islam' in the perspective of protestant, catholic and islamic tradition and to reach all those who are engaged within the Christian-Muslim Dialogue and who are interested in the historical and theological heritage.
Höbsch / Ritter Reformation und Islam jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Athina Lexutt »und legten die Verhaltensregeln für einen respektvollen Umgang in der Diskussion fest«
Drei Beispiele der Auseinandersetzung mit dem Islam vor der Reformation Die Herausforderung
Jeder weiß es, und es steht heute zu Recht auf jeder politischen und gesamtgesellschaftlichen Agenda: Spätestens in einer globalisierten Welt und in einer solchen, in der alles nicht mehr als ein paar Mausklicks entfernt ist, sind umfangreiche Kenntnisse unterschiedlichster Zusammenhänge, Geschichtsbewusstsein und ein ethisches Wertegerüst unverzichtbar, wenn diese Mausklicks nicht einen Clash bewirken sollen und das Aufeinandertreffen verschiedenster religiöser, politischer und kultureller Systeme konstruktiv genutzt werden und nicht zu einem Zusammenbruch unter Feindschaft und Gewalt führen soll. Erst recht gilt dies in den letzten Jahrzehnten im Blick auf die Begegnung von Gesellschaften, die aus und mit den Errungenschaften der europäischen Aufklärung wesentliche Momente ihrer Existenz definieren, und solchen, die demgegenüber an voraufklärerischen Strukturen festhalten und dies unter anderem, dann aber umso vehementer mit religiöser Überzeugung und einem religiösen Auftrag begründen. Welche Rolle in diesem Zusammenhang einem gegenseitigen Kennenlernen und einem Dialog auf Augenhöhe zukommt, ist unbestritten, und so ist es in erster Linie der Dialog, der auch mit denen gesucht wird, die wenig dialogbereit erscheinen. Der Dia log als probates Mittel, Toleranz nicht nur als Lippenbekenntnis zu leben, und als ebenso probates Mittel, im verbalen Austausch zu einer tragfähigen Verständigung zu kommen, die mindestens eine gewalttätige Auseinandersetzung verhindern, wenn nicht gar zu einem von Toleranz getragenen Miteinander gelangen, wird daher auf allen Ebenen gesucht. In den letzten Jahren spielt dabei der Dialog auf religiöser Ebene zwischen Christentum und Islam eine zunehmend bedeutende Rolle, da er gerade im Blick auf den politisch orientierten Islam als wichtiges Moment gesamtgesellschaftlicher und kultureller Verständigung gelten muss. Das Impulspapier der EKD »Reformation und Islam« formuliert entsprechend: »Gegenwärtig und zukünftig wird es darauf ankommen, mit dem Erbe der Vergangenheit so umzugehen, dass dadurch Begegnung mit anderen nicht verhindert, sondern ermöglicht und befördert wird. In einer Gesellschaft, die verschiedene Bekenntnisse und Weltanschauungen in sich birgt, ist die eigene theologische Sprach- und Verständigungsfähigkeit immer wieder herausgefordert.«1 Dialoge mit dem Islam – Drei Beispiele
Die Beispiele sind nicht zufällig aus dem 14. und 15. Jahrhundert gewählt. Die Zeit der Kreuzzüge ist vorbei, die Zeit des nicht immer einfachen, engen Zusammenwirkens von kirchlicher und kaiserlicher Gewalt ebenso. Im Gegenteil schwanken die beiden großen Säulen, die das Mittelalter wesentlich getragen haben, erheblich und haben mit je eigenen Krisen zu kämpfen. Es bahnt sich in diesen Jahrhunderten etwas an, was dann – genährt aus unterschiedlichen Quellen – zu der Explosion führen wird, die uns in der Reformationsepoche begegnen wird. Raimundus Lullus
Mit Person und Werk des Ramon Lull = Raimundus Lullus3 (1232–1316) begeben wir uns an die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert. Raimundus wurde in Palma de Mallorca geboren, das zwar vier Jahre zuvor wieder unter christliche Herrschaft gestellt wurde, in dem aber nach wie vor viele Juden und Muslime lebten. Ein Bekehrungserlebnis – eine Vision des Gekreuzigten – brachte Raimundus dazu, ein asketisch-monastisches Leben zu führen, seine Ehe, aus der zwei Kinder hervorgegangen waren, aufzugeben und sich schließlich den Franziskaner-Tertiaren anzuschließen. Wahrscheinlich nicht unbeeinflusst durch sein eigenes Erleben wurde ihm die Bekehrung nunmehr auch Andersgläubiger, die er aus seiner Heimatstadt allzu gut kannte, zu einem wichtigen Auftrag. Und er wusste, dass es dazu nur einen erfolgversprechenden Weg geben konnte: indem er die Sprache dieser Andersgläubigen lernte, um sich umso mehr Kenntnisse über ihre die Religion und Philosophie begründenden Quellen aneignen zu können. Mehr noch bemühte er sich, Missionare in entsprechend ausgerüsteten Schulen und Seminaren auszubilden, die erst die orientalischen Sprachen erlernen sollten, bevor sie sich daran machen durften, auf dem Vernunftweg Andere davon zu überzeugen, dass ihre Quellen nicht die gleiche Strahlkraft und vor allem Vernunftgemäßheit besaßen wie die Heilige Schrift. Wie fortschrittlich seine Überlegungen waren, lässt sich daran ablesen, dass er umgekehrt auch wünschte, muslimische Herrscher wollten Gesandte in christliche Länder schicken, die im gelehrten Dialog ihre Ansichten vertreten sollten. Auch hier war seine Absicht wohl weniger, dass die christlichen Denker vom Islam lernen, sondern dass die muslimischen Gelehrten gewissermaßen vor Ort einen besonders authentischen Eindruck von der Wahrheit des christlichen Glaubens erlangen sollten – aber er dachte an einen echten, friedlichen Austausch. Letztlich sind seine Ideen bei seiner eigenen Obrigkeit nicht gut aufgenommen worden und seine Pläne gescheitert. Was aber blieb, ist ein gesteigertes Bewusstsein von der Notwendigkeit, sich mit den orientalischen Ländern intensiver auseinandersetzen zu müssen und das Erlernen des Arabischen dazu als unbedingte Voraussetzung zu verstehen. gibt von Raimundus’ Bemühen ein gutes Beispiel. Es handelt sich dabei um eine Erzählung, die von der Begegnung eines nach Wahrheit suchenden Heiden und drei Weisen, die der jüdischen, der christlichen und der muslimischen Religion anhängen, berichtet. Diese treffen sich zufällig und beschließen – ganz analog zu dem, was Raimundus selbst erlebt hatte – einen abgeschiedenen Ort aufzusuchen, an dem sie sich ungestört unterhalten können. Diesen finden sie in einem Hain an einer Quelle, in dem sich die in einer wunderschönen Frau personifizierte Intelligenz aufhält. Die Metaphern sind unübersehbar: Der Hain ist seit jeher ein Ort, an dem sich Mystisches ereignen kann; die Quelle steht für die frische Wahrheit; die Frau könnte auch eine Göttin sein, mindestens aber treffen sich hier das Schöne und das Gute, wie es bei Platon anzutreffen ist, wenn von der Wahrheit die Rede ist. Antikes, neuplatonisches Gedankengut wird bei Raimundus gepaart mit christlich-mystischem Gedankengut, so dass der Weg des Dialogs vorgezeichnet ist: Die Wahrheit ist über die Vernunfterkenntnis zu suchen, und diese wird bei der christlichen Wahrheit ankommen. Auch Raimundus’ Intention ist sofort offensichtlich: Es geht um ein freundliches Gespräch5 im geschützten und unangreifbaren Raum der Weisheit, der es ermöglicht, »durch zwingende Vernunftgründe eine Übereinstimmung« zu finden, wo dies »mit Hilfe von Autoritätsbeweisen«6 nicht möglich ist. Ein immerhin interessanter Gedanke, der einiges von dem preisgibt, was gemeinhin christliche Überzeugung ist: Dass die Schrift als Gottes Wort eine Autorität besitzt, die nicht hinterfragt werden kann, wird hier zugunsten einer allgemein einsehbaren, weil logisch nachvollziehbaren Argumentationsstruktur aufgegeben. Und das zum Zweck, dass »Streit und Hass zwischen den Menschen, die wegen der verschiedenen Glaubensüberzeugungen und der gegensätzlichen Gesetze der Völker entstehen«7 beigelegt werden mögen. Das ist bemerkenswert! Jede der drei monotheistischen Religionen erhält – in der Reihenfolge ihres Alters – Gelegenheit, die Überzeugung von der Wahrheit der eigenen Religion darzulegen. Alle werden unterschiedslos als Weise deklariert, eine irgendwie beabsichtigte Abwertung oder umgekehrt eine Aufwertung einer der Religionen und ihres Vertreters ist nicht zu erkennen. Der kleinste gemeinsame Nenner wird von Raimundus im puren Dass der Existenz des einen Gottes erblickt. Das klingt zunächst nach nicht viel. Aber vergegenwärtigt man sich, dass damit einem eigentlich sehr modernen Gedanken schon im 14. Jahrhundert das Wort geredet wird, ist Raimundus für seine Zeit unglaublich fortschrittlich: Niemandem wird der Glaube abgesprochen, weil sein Gottesbild möglicherweise anders ist als das der anderen. Dass sie alle an den einen Gott glauben, wie immer dann dieser Glaube konkret gefüllt und weiter begründet ist, spielt erst an zweiter Stelle eine Rolle. Und allen wird Verstand und Vernunft genug zugetraut, sich auf ein Gespräch auf gleicher Ebene einzulassen und nicht aus einem bloßem Fanatismus heraus oder auf dem Niveau eines Meinungsaustausches zu argumentieren, sondern nach den gebotenen Regeln der Wissenschaftlichkeit. Und ganz im Sinne ihres wissenschaftlichen Anspruchs argumentieren sie weiter: »Zudem gibt es nun für uns ein Thema, über das wir diskutieren können, um kraft unserer Vernunft und unserer Geistesgaben herauszufinden, welcher Religion Du den Vorzug geben wirst. Denn wenn Du hier vor uns die Religion, die Du vorziehst, bekunden würdest, hätten wir kein so gutes Diskussionsthema und auch keinen so guten Anlass für die Wahrheitsfindung.«10 Es ist aber nicht nur die Lust am Debattieren, die die drei Weisen antreibt; es ist auch eine tiefe Einsicht darin, wie schwer es ist, die Wahrheitsfrage endgültig zu beantworten. Sie selbst üben sich in Demut, wenn sie erstens bekennen, dass es nahezu unmöglich ist, Glaubensüberzeugungen fallen zu lassen, in denen schon die Ahnen fest verwurzelt waren, und...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.