E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Hoffmann Die Quinns: Kieran
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5854-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5854-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Kentucky!?' Da hat sich sein Großvater ja ein schönes Ziel für Kieran ausgesucht. Auf dem Weg dorthin lernt er die sexy Sängerin Maddie kennen und hilft ihr, aus ihrem alten Leben auszubrechen. Doch schon bald wird eine gemeinsame Zukunft durch Maddies Vergangenheit bedroht ...
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las - und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite - ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und schmökerte sie begeistert durch. Zehn Jahre später entschloss sie sich, selbst eine Romance zu schreiben. Kate hatte als Lehrerin, Verkäuferin, Werbekauffrau und in ehrenamtlichen Jobs gearbeitet - aber so richtig glücklich war sie in diesen Jobs nicht. Drei Jahre versuchte sie sich an einem historischen Liebesroman, bis sie zu dem Schluss kam, dass sie dafür nicht die Richtige sei. In dem folgenden halben Jahr verfasste sie eine zeitgenössische Romance, und das gelang ihr auf Anhieb so gut, dass das Manuskript von dem Verlag Harlequin gekauft wurde. Im Jahr 1993 erfüllte sich dann ihr großer Traum: Sie wurde hauptberuflich Romance-Autorin. Kein Wecker, der sie morgens aus dem Schlaf reißt, keine seriösen Kostüme mehr - stattdessen allerdings lange und harte Stunden am Computer. Zurzeit arbeitet sie an ihrem 25. Liebesroman. Sie schreibt für verschiedene Reihen, ist jedoch dem zeitgenössischen Genre treu geblieben. Kate teilt ihr gemütliches kleines Haus mit ihren beiden Katzen Tansing und Tibriz. Sie leben in einem malerischen Dorf im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin.
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1. KAPITEL
„Bitney, Kentucky? Wo zur Hölle ist das denn?“ Kopfschüttelnd starrte Kieran auf das Busticket in seiner Hand.
Die vier Brüder saßen in Camerons Büro und konnten nicht fassen, was gerade geschehen war. Als ihr Großvater sie alle zu sich gerufen hatte, dachten sie, es würde um den Nachfolger für die Werft gehen. Doch sie hatten sich geirrt.
„Ich fasse zusammen“, sagte Dermot. „Er will, dass jeder von uns für sechs Wochen durchs Land fährt und über das Leben nachdenkt? Irgendwo am Ende der Welt?“
Ronan nickte. „Der alte Mann muss verrückt geworden sein. Wie will er den Laden hier ohne uns schmeißen?“
Kieran lachte leise. „Oh, da mache ich mir keine Sorgen. Er wird prima alleine klarkommen.“
Martin Quinn hatte die Quinn Yachtworks in den sechziger Jahren aufgebaut und mit der Zeit zu einem der renommiertesten Unternehmen seiner Art an der Westküste gemacht. Jamie, Martins einziger Sohn, hatte ebenfalls mit in der Werft gearbeitet, bevor er und Suzanne auf See verschollen waren. An diesem Tag, der alles verändert hatte. Seitdem sie diesen leeren Sarg begraben hatten, schien die Freude aus dem Leben der Quinn-Brüder verschwunden zu sein. Das, was sie zu einer Familie gemacht hatte, hatte sich verändert. Die Brüder vergruben sich ebenso in der Arbeit wie ihr Großvater.
Doch es hatte auch gute Momente gegeben, erinnerte sich Kieran. Sie hatten gemeinsam ein Boot gebaut. Und als es fertig war, waren Cameron, Dermot und er selbst einen Sommer lang damit durch den Puget Sound gesegelt. Nur Ronan hatte sich geweigert mitzukommen.
Mit der Zeit hatten sie wichtige Positionen in der Werft übernommen. Cameron war für das Design zuständig, Dermot für den Vertrieb. Kieran war Chef der Buchhaltung und Ronan überwachte die Fertigung, es gefiel ihm, Seite an Seite mit den Handwerkern zu arbeiten. Sie hatten die Träume ihrer Kindheit hinter sich gelassen, um das Familienunternehmen zu unterstützen. Martin Quinn hatte sie aufgenommen, als sie ein Zuhause gebraucht hatten. Es war ihre Pflicht gewesen, ihm das zurückzuzahlen. Und es war lächerlich, ausgerechnet jetzt diese eingefahrenen Wege wieder zu verlassen und den Träumen von damals nachzujagen.
„Wo fährst du hin?“, fragte Kieran seinen Zwillingsbruder Dermot.
„Nach Mapleton in Wisconsin.“ Dermot blickte auf die Landkarte, die er auf dem Display seines Handys aufgerufen hatte. „Kein Wasser weit und breit. Nur ein winziger See.“
„Guck mal nach, was es in Bitney, Kentucky so gibt.“
„Das ist leicht“, sagte Cameron. „Kentucky ist bekannt für die Pferde dort. Er schickt dich da hin, weil du als Kind verrückt nach ihnen warst, erinnerst du dich? Du hattest kleine Plastikpferde auf dem Regal über dem Bett und hast Grandpa immer mit Fragen nach dem Pony gelöchert, das er als kleiner Junge hatte. Und als du zehn warst, wolltest du unbedingt reiten lernen.“
Kieran runzelte die Stirn und strich sich die Haare zurück. „Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Aber es stimmt, Ma hat mir ständig diese Pferdefiguren gekauft. Sie hat sie mir immer als Überraschung in die Lunchbox gelegt.“ Er lächelte, als die Erinnerung vor seinem inneren Auge auftauchte. Seine Mutter war so aufmerksam gewesen, so liebevoll. Er wusste, sie hatten zusammen mit den Pferden gespielt und dabei jede Menge Spaß gehabt.
„Was ist mit den Pferdefiguren passiert?“, fragte Dermot.
„Er hat sie damals mit in den Sarg gelegt“, sagte Cameron.
„Stimmt“, sagte Kieran. „Ich wollte nie wieder damit spielen. Sie haben mich zu sehr an Ma erinnert.“
Für einen Moment war es vollkommen still im Raum. Dann räusperte sich Ronan. „Wann geht dein Bus?“
„Heute Nacht um halb 12“, antwortete Kieran. „Die Fahrt dauert über 2 Tage. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie amüsant das wird.“
Dermot lachte leise. „Dann kommst du wenigstens mal wieder zum Lesen. Und wer weiß, vielleicht wird es doch ganz cool? Ich versuche für alles offenzubleiben. Und ein Zwangsurlaub ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann.“
Mal sehen, ob du das nach 60 Stunden im Bus immer noch so siehst“, sagte Kieran. „Oder wenn du nach 6 Wochen zurückkommst und dein Schreibtisch unter der Last der Papierstapel zusammengebrochen ist.“
„Nur 60 Stunden? Ich bin noch länger unterwegs“, sagte Ronan. „Ich muss nach Sibleyville in Maine. Dreieinhalb Tage Fahrt. Weiter weg von Seattle kann man schon fast nicht mehr sein. Und ich bin einen ganzen Tag länger unterwegs als ihr alle.“
Dermot blickte auf die Landkarte. „Wenigstens ist Wasser in der Nähe. Da stehen die Chancen gut, dass du einen vernünftigen Job bekommst.“
„Und was soll ich bitte schön in Vulture Creek, New Mexiko?“, grübelte Cameron.
„Das ist einfach. Da wurden jede Menge Dinosaurierknochen gefunden. Erinnerst du dich? Nachdem du als Kind Jurassic Park gesehen hattest, warst du vollkommen verrückt nach Dinosauriern. Du hast den ganzen Garten umgegraben und warst völlig aus dem Häuschen, als du wirklich etwas gefunden hast. Bis Dad dir sagte, dass es nur eine Schweinerippe war.“
Alle brachen bei dieser Erinnerung in Gelächter aus. Kieran und seine Brüder hatten Cam für Wochen damit aufgezogen, bis ihre Mutter es ihnen dann verboten hatte. Cam sollte tun, was auch immer er tun wolle, hatte sie ihnen erklärt. Kieran stand auf.
„Ich muss jetzt gehen und meine Sachen packen. Ihr alle müsst ja erst morgen früh los.“ Er blickte auf den Umschlag mit dem Geld in seiner Hand, den jeder von ihnen bekommen hatte. „Nehmt ihr noch zusätzliches Geld mit?“
Cameron schüttelte den Kopf. „Grandpa hat gesagt, wir müssen mit dem auskommen, was er uns gegeben hat. Wir sollten uns an seine Spielregeln halten, findet ihr nicht?“
„Ja, aber ich muss einen ganzen Tag zusätzlich im Bus verbringen“, erwiderte Ronan.
„Du weißt, wieso er das macht“, sagte Cam. „Er ist damals mit 100 Dollar in der Tasche nach Amerika gekommen. Ich glaube, er will, dass wir verstehen, wie das für ihn damals war. Er will, dass wir kreativ werden.“
Ronan fluchte leise. „Er ist wirklich verrückt geworden. Damals ist man mit 100 Dollar viel weiter gekommen als heute.“
„Es wird schon gehen“, sagte Kieran. „Wir sind alle nicht dumm und finden schon einen Weg, um mit wenig Geld auszukommen. Außerdem hat er ja gesagt, dass wir im Notfall die Kreditkarten benutzen dürfen.“
„Definiere Notfall“, sagte Ronan trocken. „Müssen wir dem Tod nahe sein? Kurz vorm Verhungern? Oder reicht auch schon der Wunsch nach einer Dusche und einem vernünftigen Bett?“ Er schüttelte den Kopf. „Dreieinhalb Tage Busfahrt, ich fasse es einfach nicht.“
Kieran stand auf. „Kann mich jemand nach Hause fahren?“
„Warum gehen wir nicht alle noch zusammen ein Bier trinken?“, fragte Cameron. „Wir werden uns einige Wochen nicht sehen. Da sollten wir den Abschied würdig begehen.“
„Gute Idee“, sagte Ronan. „Gehen wir zu O’Leary’s?“
„Auf zu O’Leary’s“, entgegnete Kieran.
Der Bus erreichte Denver morgens um Viertel vor sieben. Kieran hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Die Reise in dem ruckelnden Bus hatte einen entspannten Schlaf unmöglich gemacht. Hoffentlich schlief er jetzt nicht am Busbahnhof ein, während er auf den Anschlussbus nach Indianapolis wartete …
Nach der ersten unruhigen Nacht war er wirklich dankbar gewesen, als er in Missoula und Billings umsteigen musste. So konnte er wenigstens ein bisschen seine Beine ausschütteln. Aber so langsam zehrte die Fahrt an ihm, und seine Laune sank mit jeder Meile.
Er hatte jetzt schon beide mitgenommenen Bücher gelesen und versucht, vom Bus aus die E-Mails über sein Blackberry zu checken – nur um festzustellen, dass sein Großvater die Zugangsdaten geändert haben musste. Auch die Landschaft bot keine nennenswerte Abwechslung.
Mit nur 100 Dollar in der Tasche konnte er sich keine neuen Bücher leisten und sammelte deshalb die von anderen Reisenden im Bus liegen gelassenen Zeitschriften ein: Sportzeitungen, Magazine, selbst eine Klatschzeitung mit einem Alienbaby auf der Titelseite. Er konnte nicht wählerisch sein.
Kieran blickte sich am Busbahnhof um, auf dem sich Reisende in den frühen Morgenstunden drängten. Dann schulterte er seine Tasche und ging langsam hinüber zur Fahrplanauskunft. Er ließ den Blick über die eng bedruckten Spalten wandern. Da. Indianapolis. Sein Bus fuhr in einer halben Stunde.
Kieran unterdrückte ein Gähnen. Es war eine nette Idee, einmal alles hinter sich zu lassen und sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Aber er hatte nicht das Bedürfnis, etwas zu verändern. Sein Job gefiel ihm und er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass irgendetwas in Bitney, Kentucky, seine Einstellung ändern würde.
Sein Magen knurrte, und er angelte sein Portemonnaie aus der Tasche. Er hatte noch etwa 70 Dollar und seine Kreditkarte. Kieran ging zum Kiosk hinüber und griff nach einem Truthahn-Sandwich und einer Cola. Nichts im Vergleich zu seinem üblichen gesunden Frühstück mit frischem Orangensaft, Haferbrei und einem Eiweiß-Omelette. Er fühlte sich etwas verloren ohne seine übliche Routine. Aber die Cola würde ihm vielleicht dabei helfen, wach zu bleiben.
Die junge Frau an der Kasse tippte die Waren ein. „10 Dollar,...




