Ivy Gefährtin der Ewigkeit
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-11301-8
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Guardians of Eternity 10 - Roman
E-Book, Deutsch, Band 10, 480 Seiten
Reihe: Guardians of Eternity-Serie
ISBN: 978-3-641-11301-8
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit Jahrhunderten lebt die mächtige Vampirin Nefri in einer Welt, in der es keine Leidenschaften gibt. Nun hat sie nicht nur einen gefährlichen Auftrag, sondern auch einen betörenden Begleiter. Der schöne Santiago strahlt eine Anziehungskraft aus, der sie sich kaum entziehen kann. Nefri stürzt sich in den Kampf: gegen die uralte finstere Kraft, die unter den Menschen und Dämonen wütet, und gegen das überwältigende Verlangen, das Santiago in ihr entfacht …
»Ein düsteres, romantisches Abenteuer - unwiderstehlich!« Romantic Times
Unter dem Pseudonym Alexandra Ivy veröffentlicht die bekannte Regency-Liebesroman-Autorin Deborah Raleigh ihre Vampirromane. Ihre international erfolgreiche Guardians-of-Eternity-Reihe umfasst bereits elf Bände und steht regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Alexandra Ivy lebt mit ihrer Familie in Missouri.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1
Vipers Vampirclub
Am Ufer des Mississippi, südlich von Chicago
Die Musik dröhnte, unterlegt mit einem wummernden Death-Metal-Bass, der die Gebäude in der Nähe zum Einsturz gebracht hätte, wenn der Dämonenclub nicht in Schutzzauber gehüllt gewesen wäre. Die Koboldmagie ließ das große Gebäude nicht nur für die Bewohner der kleinen Stadt im Mittelwesten wie ein verlassenes Lagerhaus erscheinen, sondern schluckte auch jedes Geräusch.
Und das war auch verdammt gut so, denn die dröhnende Musik war nicht der einzige Lärm, der die sterbliche Anwohnerschaft aus der Fassung gebracht hätte.
Zugegeben, das Erdgeschoss sah keineswegs ungewöhnlich aus. Die riesige Eingangshalle war in klassizistischem Stil eingerichtet, mit Böden aus glänzendem Holz und hellgrünen Wänden mit silbernen Holzschnitten. An der Decke prangte ein überaus extravagantes Bild von Apoll, auf seinem Streitwagen durch die Wolken rasend.
Im Obergeschoss galt das Gleiche. Die Privatwohnungen waren äußerst edel und komfortabel eingerichtet – für jene Gäste, die bereitwillig die exorbitanten Gebühren für einige wenige ungestörte Stunden zu zahlen bereit waren.
Doch hinter der schweren Doppeltür, die zu den unteren Stockwerken führte, endete jede Vorspiegelung von Zivilisation.
Dort unten in der Finsternis frönten die Dämonen ihren wilden und ausgelassenen Spielen.
Und niemand, absolut niemand, war imstande, so roh und wild und ausgesprochen gemein zu spielen wie Dämonen.
In den Schatten stand Santiago, ein großer, außerordentlich attraktiver Vampir mit langem, rabenschwarzem Haar, dunklen Augen und entschieden spanisch wirkenden Gesichtszügen. Er ließ den Blick über sein Reich schweifen.
Der kreisrunde Raum aus schwarzem Marmor besaß die Größe einer mächtigen Festhalle und verfügte über mehrere terrassenförmig angelegte Sitzreihen. In jeder Reihe standen einige Tische und Hocker aus Stahl, die an dem Marmor festgeschraubt waren. Schmale Treppen führten zu einer Grube, die in die Mitte der untersten Etage eingelassen und mit Sand gefüllt war.
Die Kronleuchter, die von der Decke herabhingen, spendeten genug Licht für die an den Tischen sitzenden Personen, während sie gleichzeitig auch denjenigen unter den Gästen, die es vorzogen, im Verborgenen zu bleiben, ausreichend Dunkelheit boten.
Allerdings bestand in dem Club keinerlei Notwendigkeit für Heimlichtuerei.
Die Menge setzte sich aus Vampiren, Werwölfen und Elfen zusammen. Außerdem gab es mehrere Trolle, einen Ork und die seltenen Sylvermyst, das dunkle Feenvolk, das kürzlich der Welt seine Präsenz offenbart hatte. Sie kamen hierher, um in der Grube zu kämpfen und vergänglichen Ruhm zu erwerben. Oder um in den Vergnügungen zu schwelgen, die Santiagos diverse Animierdamen und -herren anboten, gleichgültig, ob es sich dabei nun um Kulinarisches oder Sex handelte.
Niemand hier war für seine Zurückhaltung bekannt, insbesondere wenn es einen Anlass zu feiern gab.
Santiago verzog das Gesicht zu einer Grimasse, und seine eiskalte Macht peitschte durch die Luft und sorgte dafür, dass mehrere junge Werwölfe durch den überfüllten Raum hasteten, um zu flüchten.
Er verstand den Jubel seiner Gäste.
Es kam nicht jeden Tag vor, dass eine böse Gottheit vernichtet, die Horden der Hölle fortgejagt und eine ungeheure Katastrophe abgewendet wurden.
Aber während des einen Monats, in dem er unablässig grenzenloses Glück und Freude ertragen hatte, kippte seine eigene Stimmung immer mehr in Richtung Mordlust. Nun ja, vielleicht war es auch mehr als nur eine Tendenz, dachte er grimmig, als an einem Tisch voller Trolle eine brutale Schlägerei ausbrach, bei der sie sich gegenseitig über das Geländer stießen, sodass sie auf die Werwölfe prallten, die unter ihnen saßen.
Der Dominoeffekt ließ keinen Moment auf sich warten. Mit einem wütenden Knurren sprangen die Werwölfe auf und gingen auf die Trolle los. Gleichzeitig stürzten sich die Sylvermyst in der Nähe in den ausbrechenden Kampf, und schnell erfüllte der Kräuterduft ihres Blutes die Luft.
Santiagos riesige Fangzähne schmerzten vor Verlangen, sich dem Handgemenge anzuschließen. Vielleicht würde eine gute, altmodische Prügelei seine überwältigende Frustration lindern.
Leider hatte sein Clanchef Viper ihm den beliebten Club anvertraut und ihn zum Manager ernannt. Und das bedeutete: keine außerplanmäßigen Blutbäder. Gleichgültig, wie groß die Versuchung auch sein mochte.
Indem er zusah, wie seine gut ausgebildeten Rausschmeißer sich anschickten, dem Kampf ein Ende zu bereiten, wandte er den Kopf, als der Blutgeruch von einem kräftigen Pflaumenduft verdrängt wurde.
Seine Lippen kräuselten sich, als die Gewalt, die erstickend in der Luft lag, abrupt von heißer Lust abgelöst wurde.
Das war ganz und gar nicht verwunderlich.
Tonya konnte einen Mann aus hundert Schritten Entfernung um den Verstand bringen.
Die erstaunlich schöne Koboldin mit ihrer blassen Haut und ihren schräg gestellten Smaragdaugen nannte darüber hinaus perfekte Kurven und eine umwerfende Mähne aus rotem Haar ihr Eigen. Aber Santiago hatte sie nicht wegen ihres unerhörten Sex-Appeals zu seiner getreuesten Assistentin gemacht.
Wie alle Kobolde verfügte sie über eine außerordentliche Begabung für Geschäfte sowie die Fähigkeit, mächtige Illusionen zu erzeugen. Außerdem war sie imstande, Gegenstände zu verzaubern, obwohl Santiago dafür sorgte, dass dieses besondere Talent nur bei den Menschen angewandt wurde, die die Teestube nebenan besuchten. Die meisten Dämonen waren immun gegen Feenvolkmagie, doch Tonya war von königlichem Blut, und ihre Kräfte machten weitaus süchtiger als die der meisten anderen Kobolde.
Seine treuen Gäste kämen niemals wieder, wenn sie vermuten würden, dass er sie von der schönen Koboldin in den Bann ziehen ließ.
Die Frau, die ein silbernes Kleid trug, das eher zum Verführen als zum Verhüllen entworfen war, blieb vor ihm stehen. Ein Lächeln legte sich auf ihre sinnlichen Lippen, während sie gleichzeitig mit scharfem Blick die Animierdamen und -herren beobachtete, die durch den Raum schlenderten und ihre Dienste anboten.
»Eine ganz ordentliche Menge«, murmelte sie.
Santiago schnitt eine Grimasse. Anders als seine Assistentin trug er eine einfache schwarze Jeanshose und ein dunkles T-Shirt, das sich an seinen breiten Brustkorb schmiegte. Und natürlich hatte er die lässige Kleidung mit einem riesigen Schwert dekoriert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, sowie mit einer Handfeuerwaffe, die in einem Halfter um seine Hüfte steckte.
Niemand sollte je behaupten, er besuche Partys zu einfach gekleidet.
»›Ordentlich‹ ist kein Wort, das ich mit diesem Mob in Verbindung bringen würde.«
Tonya warf einen Blick auf den Stamm der Sylvermyst, die widerstrebend an ihren Tisch zurückkehrten. Die Krieger besaßen die umwerfenden Gesichtszüge aller Feenvolkangehörigen und langes Haar in verschiedenen Schattierungen von golden bis hin zu kastanienbraun. Aber ihre Augen glänzten eigenartig metallisch.
»Oh, ich weiß nicht«, schnurrte sie. »Da gibt es einen oder zwei, die ich zum Anbeißen finde.«
»Deine Definition von ›zum Anbeißen‹ ist erschreckend wahllos.«
Sie drehte den Kopf, um ihn mit einem allzu wissenden Blick anzusehen. »Nun ja, wenigstens bin ich nicht kastriert worden.«
Santiago ballte die Hände zu festen Fäusten, als ihn Zorn durchzuckte. O nein, dorthin würde sie sich nicht vorwagen. »Vorsicht, Tonya.«
»Wann bist du denn zuletzt flachgelegt worden?«
Die Lufttemperatur sank um einige Grade.
»Darüber werden wir ganz sicher nicht diskutieren«, fauchte er, wobei seine Stimme so leise war, dass sie nicht weit trug. Hier waren Dämonen anwesend, die trotz der ohrenbetäubenden Musik in der Lage waren, eine verdammte Stecknadel aus einem Kilometer Entfernung fallen zu hören. »Und ganz bestimmt nicht vor Publikum.«
Tonya, die unklugerweise seine Schwingungen ignorierte, die eindeutig »Leg dich nicht mit mir an« ausdrückten, stemmte die Hände in ihre runden Hüften. »Ich habe ja versucht, es privat zu diskutieren, aber du weist mich ständig zurück.«
»Weil es dich verdammt noch einmal nichts angeht.«
»Doch, durchaus, wenn deine furchtbare Laune anfängt, den Club in Mitleidenschaft zu ziehen.«
Seine Fangzähne pochten. »Dränge mich nicht.«
»Wenn ich es nicht tue, wer sollte es sonst tun?« Die Frau weigerte sich nachzugeben, und endlich sprudelten ihr die Worte über die Lippen, die sie ihm schon seit Tagen an den Kopf werfen wollte. »Du schleichst durch die Hallen und schnauzt jeden an, der dumm genug ist, dir über den Weg zu laufen. Letzten Monat haben sechs Kellner und zwei Rausschmeißer gekündigt.«
Santiagos Kiefer spannte sich an, und er weigerte sich hartnäckig zuzugeben, dass sie recht hatte. Denn wenn er das getan hätte …
Nun, dann hätte das bedeutet, dass er zugeben musste, tatsächlich kastriert worden zu sein.
Und zwar nicht nur in sexueller Hinsicht, auch wenn das zugegebenermaßen schrecklich genug gewesen wäre. Schließlich war er ein Vampir. Sein Appetit auf Sex sollte eigentlich keine Grenzen kennen.
Aber auch seine allgemeine Lebenslust …
Plötzlich war sein Vergnügen daran, schönen Frauen den Hof zu machen und Zeit mit seinen Clanbrüdern zu verbringen, einer nagenden...




