E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Jeffries Die Liebe liegt so nah
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5428-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5428-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
So erfolgreich Julia im Job ist, so wenig versteht sie von Männern. Auch der sexy Bauunternehmer Kane Chatterson ist ihr ein Rätsel. Nur eins scheint klar: Er interessiert sich nicht für sie als Frau! Warum sonst will er ihr einen Mann suchen, statt sie selbst zärtlich zu küssen?
Christy Jeffries hat einen Abschluss der University of California in Irvine und der California Western School of Law. Das Pflegen von Gerichtsakten und die Arbeit als Gesetzeshüterin haben sich als perfekte Vorbereitung auf ihre Karriere als Autorin und Mutter erwiesen. Mit zwei Energiebündeln von Söhnen, der eigenwilligen Großmutter und einem sehr geduldigen Ehemann lebt Christy Jeffries glücklich in Süd-Kalifornien. Folgen Sie ihr auf Facebook oder besuchen Sie ihre Webseite www.christyjefries.com.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Captain Julia Calhoun Fitzgerald konnte mühelos ein komplettes Chirurgenteam durch eine komplizierte Notoperation lotsen. Wenn sie aber nackt einen Kopfstand machen und durch ein Megafon nach dem Kellner rufen würde, dann würde sie kein Mensch im Cowgirl-Up-Café eines weiteren Blickes würdigen. „Ich hätte gern noch …“ Julia verstummte, als sie merkte, dass sie zum Rücken des jungen Mannes sprach. Er hatte den gefüllten Teller kommentarlos auf die Theke gestellt – ohne zu fragen, ob sie noch etwas brauchte. Zwei Plätze weiter war eingedeckt, und sie überlegte kurz. Sie konnte weitere zwanzig Minuten unbemerkt sitzen bleiben oder einfach nach rechts greifen und sich die unbenutzte Papierserviette und das Besteck nehmen. Sie entschied sich für Letzteres. Sie breitete die Serviette auf ihrem Schoß aus und schnitt den riesigen Frühstücksburrito mit chirurgischer Präzision in zwei Hälften. Mit zusammengepressten Lippen starrte sie auf die heraussickernde Bratensoße. Das konnte nicht richtig sein. Sie hob eine Hand und sah sich im Restaurant um. Die einzige Kellnerin eilte gerade zwischen mehreren voll besetzten Tischen umher, steckte ihren Bestellblock weg und nahm einen Stapel schmutziger Teller von einem leeren Tisch. War es hier immer so voll? Seit sie im letzten Monat an das Shadowview-Militärkrankenhaus versetzt worden war, hatte sie das Restaurant ihrer Tante erst zweimal besucht – beide Male kurz vor dem Schließen, wenn in Sugar Falls in Idaho bereits die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Wo steckte Tante Freckles überhaupt? Julia hätte schwören können, dass sie laut der Termin-App auf ihrem neuen Smartphone um acht Uhr an diesem Morgen miteinander verabredet waren, und zwar genau hier, im Cowgirl-Up-Café. Julia blickte auf die goldene Cartier-Uhr – eines der bescheideneren Erbstücke, die ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. In fünfzehn Minuten sollte sie sich in ihrem neuen Haus mit dem Bauunternehmer treffen. Julia stocherte mit Gabel und Messer in der Weizentortilla auf dem Teller, beugte sich vor und schnupperte am Fleisch, das unter dem Teig zum Vorschein kam. Sie hatte dieses Gericht eindeutig nicht bestellt. Vorsichtig legte sie das Besteck ab, nippte am Orangensaft und versuchte, nicht mitzuhören, was in der Sitznische nebenan gesprochen wurde. „Die Rockies werden es in diesem Jahr nicht mal in die Play-offs schaffen!“ Einer der älteren Cowboys schlug mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass die Salz- und Pfefferstreuer klirrten. Julia zuckte zusammen. „Beruhige dich, Jonesy“, sagte sein Gegenüber – ein jüngerer Mann im Flanellhemd, dessen kräftige gebräunte Unterarme nur von harter Arbeit unter freiem Himmel stammen konnten. Das kurze rotbraune Haar war zerzaust, vermutlich von dem grünen Basecap, das an seinem wippenden Knie hing. Sein kantiges Kinn und die lächelnden Lippen wirkten auf Julia alles andere als beruhigend. Jonesy dagegen riss sich zusammen und atmete zweimal tief durch. „Ich meine ja nur …“ Aus den Augenwinkeln entdeckte Julia die Kellnerin und hob die Hand, um Monica auf sich aufmerksam zu machen. Jedenfalls glaubte sie, dass die Frau so hieß. Sicher konnte sie sich nicht sein, denn die Kellnerin war immer nur an ihr vorbeigerauscht, ohne sie auch nur anzusehen. „Entschuldigung!“, versuchte Julia es noch einmal, als Monica hinter die Theke eilte, in der einen Hand drei gefüllte Teller, in der anderen eine Kaffeekanne und eine Sirupflasche. Aber die junge Frau schaute wieder nicht in ihre Richtung. Seufzend beschloss Julia, sich mit den Pommes frites zu begnügen, und schluckte gerade die letzte herunter, als sie einen erstickten Laut aus der Nachbarnische hörte. Sexy Flanellhemd hielt sich die Hand vor den Mund, und Julia schaltete in den Rettungsmodus. Sie sprang auf, eilte hinüber, zog den Mann von seinem Platz, schlang die Arme von hinten um seinen Oberkörper und verschränkte sie direkt über seinem Oberbauch. Sein Kinn stieß fast gegen ihre Stirn, als er ruckartig den Kopf in den Nacken legte, um sie anzusehen. „Gleich geht es Ihnen besser!“, sagte sie mit all ihrer ärztlichen Autorität. „Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.“ „Ich wäre viel ruhiger, wenn ich wüsste, warum Sie sich so an mich klammern“, erwiderte er. Wenn er sprechen konnte, dann bekam er auch Luft. Oh nein. Verlegen richtete Julia sich auf und ließ ihn so langsam los, dass sie mit den Fingerspitzen fühlen konnte, wie weich sein Flanellhemd war. Und wie straff die Muskeln darunter. Das musste an dem Adrenalin liegen, das sie bei einem Notfall immer durchströmte – auch wenn es sich um Fehlalarm handelte. Hastig verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken. „Entschuldigung“, sagte sie zu Mr. Flanell und den beiden älteren Cowboys. Ihre Augen waren groß und rund wie Blaubeerpfannkuchen. „Ich dachte, Sie ersticken!“ „Das dachte ich auch“, gab der Mann zu. „Dann wurde mir klar, dass ich nur vergiftet wurde – von meinem Hühnchenburrito.“ Er zeigte auf seinen Teller, und Julia wusste, wo ihr Frühstück gelandet war. „Offenbar haben Sie meinen Wrap mit Eiweiß und Veggie’s Delight bekommen.“ Sie nahm den Teller, ging zu ihrem Platz und kehrte mit seinem Gericht zurück. „Ich glaube, das hier gehört Ihnen.“ „Und wo sind meine Pommes frites?“ Er starrte auf den Teller. Julia spürte, wie sie errötete. „Die habe ich gegessen.“ „Die meisten Leute hätten ein falsches Gericht einfach zurückgehen lassen.“ Ach ja? Die meisten Menschen würden nicht würgen und nach Luft schnappen und so tun, als hätte man sie vergiftet? Sie schluckte die Antwort herunter. Sie kannte diesen Mann nicht. Und alle anderen in dieser Stadt auch nicht. Noch nicht. Obwohl alle im Restaurant sie mittlerweile anstarrten. Auch Monica. Endlich! Julia ging zu ihrem Platz, schnappte sich ihre Tasche und nahm die Geldbörse heraus. „Hier. Für das entgangene Frühstück.“ Ihre Stimme zitterte, als sie zwei Zwanzigdollarscheine auf den Tisch legte. „Und nur damit Sie es wissen, Sie haben ein Stück Spinat zwischen den Zähnen.“ Auf dem Weg zur Tür hörte sie mehrere Leute lachen, aber sie blieb nicht stehen und drehte sich auch nicht um. Wie lange würde es wohl dauern, bis sich ihr peinlicher Auftritt herumgesprochen hatte? Genau deshalb blieb sie lieber im Hintergrund. Sie war gerade in ihren Wagen gestiegen, als ihr Smartphone zwitscherte. Rasch meldete sie sich. „Wo bist du?“, fragte Tante Freckles. „Ich habe gerade das Café verlassen.“ Dass sie eben an einem Gast zur Oberbauchkompression den Handgriff nach Henry J. Heimlich angewendet hatte, erzählte sie nicht. Ihre Tante würde es früh genug erfahren. „Warum warst du im Café?“ „Weil wir dort verabredet waren, um acht.“ „Nein, waren wir nicht. Wir wollten uns beim Bäcker treffen. Warum sollte ich dich in mein Restaurant bestellen, wenn ich mir den Vormittag freigenommen habe?“ Das erklärte, warum im Café Personalmangel herrschte. Aber wie hatte sie sich so irren können? Julia tippte auf ihren Terminkalender und beendete dadurch versehentlich das Telefonat. Sie holte tief Luft und versuchte, Freckles’ Nummer aufzurufen, aber bevor sie es schaffte, kam eine SMS von ihrer Tante. Jetzt sollten sie sich im neuen Haus treffen. Julia startete ihren Mini Cooper. Als sie in ihre Straße einbog und ihr Blick auf das alte viktorianische Haus am Ende der Sackgasse fiel, lächelte sie stolz. Wenn man die Stadtvilla in Georgetown, das Sommercottage auf Chicoteague Island in Virginia und die zahlreichen Geschäftsimmobilien im Eigentum der Familienstiftung der Fitzgeralds nicht mitzählte, dann hatte Julia noch nie ein eigenes Dach besessen. Sie parkte in der Einfahrt und malte sich aus, welche Möglichkeiten das Haus bot. Anders als sie strahlte es weder Vernunft noch Zurückhaltung aus. Aber jeder Quadratzentimeter gehörte ihr. Es gab keine Innenarchitekten, die ihr Farbkombinationen oder überteuerte moderne Kunst vorschlugen. Keine Hausmädchen, die ihr Bett machten, nachdem sie jeden Morgen um halb sechs aufgestanden war, um auf ihrem Cello zu spielen. Keine Privatlehrer, die in der Bibliothek auf sie warteten, damit ihre Schulnoten gut genug fürs Medizinstudium ausfielen – obwohl sie noch nicht einmal alt genug war, um Alkohol zu kaufen, geschweige denn, eine Leiche zu sezieren. Hier musste sie sich nicht gesund ernähren, während ihre Klassenkameraden bei Pizza und Energydrinks für die Abschlussprüfung büffelten. Hinter ihr hupte es. Sie drehte sich nach dem rostigen Geländewagen um. Freckles war eigentlich ihre Großtante, und bis zum Gedenkgottesdienst für ihre Eltern vor einigen Jahren hatte Julia nur sporadisch Kontakt mit ihr gehabt. Man musste kein Neurochirurg sein, um zu verstehen, warum die ehemalige Rodeo-Queen das schwarze Schaf ihrer konservativen Familie gewesen war. „Morgen!“, rief Freckles und klopfte auf ihren Wagen. „Ist er nicht eine Schönheit? Earl Larry, mein zweiter Mann, hatte auch so einen. Wir haben einen Wohnwagen angehängt und sind durch ganz Mexiko gefahren.“ Julia hauchte einen Kuss auf die faltige, mit reichlich Rouge versehene Wange, während Freckles sie so fest an sich drückte, dass Julia Angst um ihre Rippen bekam. „Was ist aus Earl Larry geworden?“ „Sein Großvater hat ihm das...