Kiernan | Zu nah | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 368 Seiten

Reihe: Detective Frankie Sheehan

Kiernan Zu nah

Kriminalroman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95967-752-3
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 368 Seiten

Reihe: Detective Frankie Sheehan

ISBN: 978-3-95967-752-3
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Intelligenter Plot. Herausragende Charaktere. Alles was man für einen großartigen Thriller braucht.' #1 New York Times Bestsellerautorin Lisa Gardner
Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello ist tot. Erhängt in ihrem Schlafzimmer. Frankie Sheehan, Detective im Dubliner Police Department und schwer gezeichnet von ihrem letzten Fall, glaubt nicht an Selbstmord. Jemand war bei Eleanor, als sie starb. Jemand, der sadistische Lust an brutalen Spielchen hat.
Schon bald wird eine zweite Leiche gefunden: eine junge Frau - zu Tode gefoltert. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, und für Frankie geht es erneut um Leben und Tod.
Packend. Überraschend. Nervenaufreibend.
'Eine extrem interessante Newcomerin mit einem furiosen Debut. (...) ´Good job´, Mrs. Kiernan! Freue mich auf Nr. 2.'
Krimi-Couch
'Dublin bildet einen fantastischen Hintergrund für das spannungsgeladene Krimi-Debüt »Zu nah« der irischen Autorin Olivia Kiernan. Sie hat mit Detective Frankie Sheehan eine starke, intelligente Heldin mit ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden geschaffen.'
Washington Post
'Kiernans Beschreibungen von Frankies emotionaler und körperlicher Heilung nach einer Attacke sind meisterhaft in die Handlung eingewoben. Obwohl der Serienkiller ein oft bemühter Bösewicht ist, findet Kiernan doch einen neuen Zugang zu diesem Genre, und der Leser sieht Dublins Straßen und Viertel mit neuen Augen. »Zu nah« zeichnet sich durch seine realistischen Charaktere aus, angefangen von der Protagonistin Frankie, über ihre Kollegen im Police Department bis hin zu dem überraschenden Täter.'
Washington Post
'Faszinierend. Olivia Kiernan entfaltet ein komplexes Geflecht aus Mord, Verrat und Geheimnissen, während die Bedrohung für ihre knallharte Ermittlerin immer weiter steigt, bis sich alles in einem furiosen Finale entlädt.'
#1 New York Times Bestsellerautorin Lisa Gardner
'Zu nah präsentiert eine aufregende neue Stimme in der Spannungsliteratur. Pointiert und mutig, intelligent und düster. Frankie Sheehan ist eine brillant gezeichnete Polizistin. Olivia Kiernan schickt sie auf eine Spurensuche voller Irrungen und Wirrungen, die den Leser bis zuletzt rätseln lassen.'
New York Times Bestsellerautorin Linda Fairstein
'Zu nah ist ein furchtloses und rasantes Debüt, das den Leser in die Welt der Dubliner Polizistin Frankie Sheehan katapultiert. Sheehan ist die perfekte Mischung aus Zerbrechlichkeit, wilder Entschlossenheit und Furchtlosigkeit. Der schwarze Humor und die fesselnde Stadtatmosphäre machen es zu einem Buch, das Liebhaber irischer Krimis nicht verpassen dürfen. Olivia Kiernan ist eine Autorin, die ihren Lesern den Atem stocken lässt.'
Jess Kidd, Autorin von Freund der Toten



Olivia Kiernan ist Bloggerin und Autorin und stammt aus County Meath, Irland. Sie studierte Kreatives Schreiben an der University of Sussex und lebt heute in Oxfordshire, doch die irische Kultur hat einen großen Einfluss auf ihr Schreiben. Dies ist ihr zweiter Roman.

Kiernan Zu nah jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


KAPITEL 1

Kein Abschiedsbrief. Das Opfer schweigt eisern, bleibt eiskalt und stumm; die beste und schlechteste Zeugin ihres Endes. Ein Abschiedsbrief wäre für die Hinterbliebenen etwas, woran sie sich festhalten können. Um Schuld zuzuweisen. Wütend auf den Wortlaut zu reagieren. Den Scheißwisch in Stücke zu reißen, wenn ihnen danach wäre. Ohne gibt es gar nichts. Trauer ist ein einsamer Kampf. Dennoch bilde ich mir ein, den Hauch eines Lächelns in den Winkeln ihres geschwollenen Mundes zu sehen, ein Lächeln, das Geheimnisse andeutet. Geheimnisse, die sie mit ins Grab nehmen wird.

Die schmalgesichtige Rechtsmedizinerin beginnt mit der Obduktion. Sie geht am Körper des Opfers vorbei, spricht ihre Befunde in einem knappen, klinischen Tonfall in ein Mikro.

»Todeszeitpunkt: gegen zwanzig Uhr am 19. Oktober 2011. Todesursache: mutmaßlich Strangulation durch Erhängen. Todesart: noch ungeklärt. Opfer: neununddreißig Jahre alt. Weiblich. Obduzentin: Dr. Abigail James. Außerdem anwesend: Detective Chief Superintendent Frankie Sheehan und Associate Commissioner Jack Clancy.«

Wir sind in Whitehall. Das supermoderne Gebäude, in dem Dublins Rechtsmedizin untergebracht ist. Der Beobachtungsbereich läuft unter dem liebevollen Spitznamen »Wartesaal«, eine lakonische Anspielung darauf, dass durchaus die Möglichkeit besteht, irgendwann mal selbst auf der Schlachtbank eines Rechtsmediziners zu landen.

Ich schaue zu Dr. James hinunter, die gerade mit einer Stiftlampe in den Mund des Opfers leuchtet. Auch sie ist ein neues Gesicht. Erfordert eine weitere Umstellung. Obwohl Veränderungen zu erwarten sind, wenn man monatelang weg war, fühle ich mich doch irgendwie hintergangen.

»Sie ist neu.«

Jack Clancy blickt weiter nach unten auf das Opfer. Er schiebt die Hände in die Hosentaschen, wippt auf den Fußballen. »Dir entgeht aber auch gar nichts, genau wie früher. Hoffentlich sind deine Fähigkeiten als Detective nicht so diabolisch wie deine Beobachtungsgabe, Sheehan.«

»Guck mal.« Ich zeige lächelnd auf einen halb vollen Becher Kaffee. »Noch nicht ausgetrunken. Bitte keine Frechheiten, bevor der leer ist. Was ist mit ihrem Vorgänger?«

»Nach Australien abgehauen, wie fast alle in diesem Scheißland«, sagt er.

»Detective Harwood?«

»Wieder bei uns.«

»Ich dachte, der wäre zur Sondereinheit gewechselt.«

»Ballistik.«

»Was ist passiert? War die Sehnsucht zu groß?« Ich grinse ihn an.

Die Sorge steht Clancy ins Gesicht geschrieben: Seine Augenbrauen schnellen hoch und runter, seine Lippen werden schmal, gepresst, und die Haut an seiner Kieferpartie bebt.

»Wir mussten einiges an Personal hin und her schieben, Frankie. Deine Leute, eingeschüchtert wie eh und je, sind dir treu ergeben wie geprügelte Hunde, aber wir haben keinen anderen Detective auf deiner Stufe, der mit dir zusammenarbeiten kann.«

»Ich arbeite sowieso lieber allein«, erwidere ich.

Der Rest meines Kaffees ist eine kalte Brühe aus halb aufgelöstem Zucker, ungefähr so einladend, wie der Tag angefangen hat, und so vorhersehbar, wie er weitergehen wird.

Ich bringe das Gespräch zurück auf sicheren Boden. »Also, was machen wir eigentlich hier? Für einen glasklaren Selbstmord sind wir zwei ein bisschen überqualifiziert, oder?«

Sein Gesichtsausdruck besagt, dass er mich im Moment noch nicht mal qualifiziert für irgendetwas hält. Ich nehme Haltung an. Sehe ihm in die Augen.

»Der Coroner hatte ein ungutes Gefühl«, sagt er. Bei den Worten »ungutes Gefühl« zieht er eine Augenbraue hoch. »Der Commissioner ist nervös.«

»Nervös?«

Er antwortet nicht.

»Meinetwegen?«

Schweigen. Ich schmecke Galle hinten auf der Zunge.

»Scheiß auf die da oben.« Ich schiele zu ihm rüber, hoffe, eine gewisse Zustimmung in seinem Gesicht zu entdecken, aber sein Mund bleibt eine harte Linie, der Blick starr geradeaus.

Nach einer Weile sagt er: »Also, was denkst du?«

»Über das Opfer?«

Er seufzt. »Über das ›ungute Gefühl‹?«

»Tja, die Frage ist schon fast philosophisch.« Ein verkrampftes Grinsen. »Du glaubst offensichtlich nicht an den guten alten Ich-verpiss-mich-jetzt-aus-dieser-Dreckswelt-Abgang?«

Seine Schultern heben sich unter dem Jackett. »Die Möglichkeit besteht immer.«

Ich wende mich ab. Die Rechtsmedizinerin, Abigail, erzählt die Geschichte der Frau:

»Der Schädel ist intakt, keine Anzeichen einer Fraktur. Leichte Rechtsverschiebung des Hinterhauptes auf C1, die auf eine erhebliche Dislokation der oberen Halswirbelsäule durch Erhängen zurückzuführen ist. Die seitliche Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule zeigt eine beidseitige Fraktur der Pars interarticularis, was darauf schließen lässt, dass der Fall des Körpers ruckartig vom Seil gestoppt wurde.«

»Scheint heutzutage ein besonders beliebter Tod zu sein«, sagt Clancy über meine Schulter.

Mir ist bewusst, dass meine Hand irgendwann während Abigails Obduktion zu meinem Hals gewandert ist. Mund verkrampft, trocken, mein Atem still und klein in der Brust.

Ich schlucke, und die Wände meiner Kehle kleben aneinander. »Trotzdem ist es eigentlich eine ungewöhnliche Wahl für eine Frau. Eher ein Männertod.«

Clancy steht unter Spannung. Ich spüre sie wie in Wellen von ihm abstrahlen.

Ich huste, versuche, so zu klingen, als hätte ich mich voll im Griff: »Wenn Frauen sich umbringen, greifen sie üblicherweise zu weniger unmittelbaren Methoden, also eher zu Tabletten oder Rasierklingen. Erhängen kommt zwar auch vor, ist aber nicht ihr Abgang erster Wahl.« Ich werfe ihm sicherheitshalber noch ein Lächeln zu.

Clancy tritt näher ans Fenster, starrt das Opfer an, das in dem Raum unterhalb von uns liegt.

»Vielleicht war es ja nicht ihre erste Wahl«, sagt er.

»Vielleicht.« Ich drücke den Knopf der Sprechanlage. »Dr. James? Was ist das da an ihrem linken Arm?«

Abigail blickt genervt zu unserem Fenster hoch.

Ich stoße einen leisen Pfiff aus. »Da lässt sich aber jemand nicht gern unterbrechen.«

Clancy erteilt ihr mit einem knappen Nicken die Genehmigung, und sie geht mit steifen Schultern an dem Körper entlang und spricht weiter ihre Befunde ins Mikro.

»Am linken Unterarm knapp distal zur Ellbogenbeuge befindet sich ein linearer Schnitt durch die Haut, anscheinend mit einem sehr scharfen Gegenstand wie beispielsweise einer Rasierklinge verursacht. Die Hautränder sind dunkel verfärbt. Vielleicht eine alte Tätowierung oder Farbrückstände an der verwendeten Klinge oder anderem Schneidwerkzeug.«

Sie hält kurz inne, nimmt ein Probenröhrchen und macht einen Abstrich. Datiert und beschriftet das Röhrchen, dann fährt sie fort:

»Die Wundöffnung ist zwei Zentimeter lang, aber es wurden keine größeren Blutgefäße verletzt.«

»Na bitte«, sage ich leise, halb zu mir selbst, halb zum Opfer. »Die Pulsadern aufschneiden hat nicht geklappt, also hat sie sich aufgehängt.«

Das genügt. Genügt für die Hoffnung, dass sich die Sache damit erledigt hat. Kleine Schritte. Ich nehme die Fallakte, bewege mich Richtung Tür. »Sehen wir uns später im Büro?«

»Sheehan«, seufzt er. »Du solltest –«

Ich muss die Leichtigkeit in meine Stimme zwingen, in meinen Körper. Ich drehe mich um, knicke eine Hüfte ein, lasse die Hand von der Klinke gleiten. »Komm schon, Jack. Wir wissen beide, dass ich das schaffe. Ich klär den Fall. Vertrau mir. Keine offenen Fragen.«

Er studiert mein Gesicht eine gefühlte Minute lang, Zunge gegen die Wange gedrückt, mit angehaltenem Atem. Ich weiß, dass er mehr sieht als die weiße Stehkragenbluse, den neuen Haarschnitt, kinnlang und heller gefärbt. Ich weiß, dass er die Spuren sieht. In meinem Gesicht. Unter den Augen. Die Akte in verkrampften Fingern. Die rosa Narbe, die sich vom Haaransatz bis zur linken Schläfe zieht.

Endlich lässt er die Schultern sinken, atmet lange aus, und das Grübchen in seiner rechten Wange vertieft sich. Er sieht aus, als wäre er in dem Moment ein ganzes Jahr gealtert.

»Also gut. Aber falls es zu viel wird …«

Ich bin schon halb aus der Tür. »Ich weiß, ich weiß. Dann ruf ich dich an oder so.«

Sobald ich aus Whitehall raus bin, biege ich nach links und gehe ein kurzes Stück den Bürgersteig entlang, bevor ich in eine Seitenstraße abtauche. Eigentlich ist es eher eine Art Zufahrt, die zu einer Sportanlage führt. Die Bänke sind leer und nach den Spielen am Wochenende mit Abfall übersät. Die Plätze dahinter sind an beiden Enden braun vernarbt, aber ich sehe nirgendwo parkende Autos. Auf halber Höhe der Zufahrt, Atem in der Brust angehalten, Hände um die Akte geklammert, als wäre sie eine Rettungsleine, bleibe ich stehen, beuge mich vor und kotze in den Rinnstein.

Es dauert eine Weile, bis das Würgen nachlässt, und als ich mich mit laufender Nase und schweißnasser Stirn wieder aufrichte, lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Wand, stecke mir eine Zigarette an und warte, bis meine Hände aufhören zu zittern. Ich schaue zur Mündung der Zufahrt und sehe Fußgänger vorbeigehen, Autos sind vorbeizischende dunkle Schemen, und irgendwo dahinter, draußen in den Straßen Dublins, werden noch mehr Leichen gefunden. Noch mehr unwillkommene Tode, die ich aufklären muss.

»Scheiße.« Die Zigarette fällt mir aus der Hand, ich trete den glimmenden Stummel aus und gehe wieder zurück zur Straße. Ich schaue mich vorsichtig...


Kiernan, Olivia
Olivia Kiernan ist Autorin und Bloggerin und stammt aus County Meath, Irland. Sie studierte Kreatives Schreiben an der University of Sussex und lebt heute in Oxfordshire, doch die irische Kultur hat einen großen Einfluss auf ihr Schreiben. Sie arbeitet bereits an ihrem zweiten Thriller.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.