Kramer | leuchtendschwarzer Rabenmond | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 207 Seiten

Reihe: Märchenspinnerei

Kramer leuchtendschwarzer Rabenmond


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7427-7301-2
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 207 Seiten

Reihe: Märchenspinnerei

ISBN: 978-3-7427-7301-2
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein böser Zauber Eine Gruppe verschwundener Jugendlicher Ein schweigender Verdächtiger Eigentlich wollten sie doch nur ein bisschen Campen gehen. Mal Ruhe haben, richtig feiern können, ohne nörgelnde Nachbarn. Doch als Cosima verkatert und müde am Morgen nach der großen Party aus ihrem Zelt stolpert sind ihre sechs besten Freunde spurlos verschwunden. Nur Miles, der dunkelhäutige, stille Junge, den sie im Ort Ali nennen, seit er zugezogen ist, ist noch da. Als Cosima ihn anspricht schweigt er und hält sich krampfhaft an einem mysteriösen Bündel fest. Nach und nach finden sich immer mehr Beweise für eine grausame Tat. Und gegen Miles. Doch Cosima kann nicht glauben, dass er tatsächlich sechs Morde begangen haben soll. Auf eigene Faust beginnt sie Nachforschungen anzustellen. In 'leuchtendschwarzer Rabenmond' spinnt die Autorin Valentina Kramer eine moderne Version der 'Sieben Raben' der Brüder Grimm. Das Ergebnis ist eine humorvoll-düstere Geschichte über die verheerende Wirkung von Vorurteilen, Hass, Angst und mangelnder Toleranz aber auch über die Wichtigkeit von Freundschaft, Liebe und Vertrauen. Band 6 aus der Reihe der Märchenspinner

Valentina Kramer wurde 1991 in der Nähe von Frankfurt am Main geboren. Sie erfindet Geschichten, seit sie denken kann, schreibt seit ihrer Teenagerzeit und verliert sich besonders gern in fremden Welten. Trotz ihrer Leidenschaft für das phantastische gibt es auch für sie ein reales Leben: Sie arbeitet in ihrem gelernten kaufmännischen Beruf, studiert und ist eigentlich immer unterwegs.
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Kapitel 3


Holpernd und ruckelnd kommt der Transporter zum Stehen. Die Türen werden geöffnet, vorne fallen mit einem dumpfen Geräusch ein paar Dosen ins Gras. Izzy reißt die Tür auf und verliert beim Aussteigen das Gleichgewicht, Lutz, der vom Beifahrersitz springt, fängt sie lachend draußen auf und wirbelt sie um die eigene Achse. Ihr Quietschen brennt mir in den Ohren. Ich verdrehe die Augen und angle nach dem Türgriff. Die leere Dose gleitet mir aus den Händen und Tess wirft mir einen fragenden Seitenblick zu.

»Noch alles klar, Süße?« Ich nicke.

»Natürlich, was sollte auch sein?«

Tess grinst, zwinkert mir zu und springt hinter Izzy aus der Tür. Punch rollt sich elegant wie ein Walross beim Ballett, über den Vordersitz nach draußen, um dort die Arme um Tess zu legen und sie herumzuschleudern. Kreischend versucht sie, sich von ihm loszureißen, da wird sie von Lutz gepackt. Die Jungs johlen und lachen. Schiller verdreht die Augen, klappt den Sitz neben mir nach unten, rückt sich die dekorative Brille, die über absolut keine medizinische Funktion verfügt, zurecht, ehe er umständlich tuend aus dem Auto steigt.

»Der Leichtsinn der Jugend verfliegt … bei euch wohl niemals!«

Ich verdrehe die Augen. Hinter mir räuspert sich jemand. Erschrocken fahre ich zusammen und drehe mich um. Dort sitzt Miles und zuckt entschuldigend die Schultern.

»Ich wollte dich nicht erschrecken, aber Punch hat seine Tasche hier liegen lassen und ich würde gerne irgendwie aussteigen, ohne mir daran einen Bruch heben zu müssen.« Das Lächeln entschädigt mich kurzfristig für den Schreck, den er mir eingejagt hat.

»Ähm … klar.« Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen schießt, und klettere hastig von meinem Sitz, nur um direkt in Herkules hineinzurennen.

»Hey, ich find dich ja auch ganz nett, aber du musst mich doch nicht gleich anspringen.« Er zwinkert mir zu und zeigt seine blendend weißen Zähne.

»Ups«, sage ich, und gehe einen Schritt zur Seite, um Miles vorbei zu lassen, der eine Hand vor die Augen hält.

»Einfach weiter machen, ich bin gar nicht da!«

Ich lache auf. Endlich löst sich das peinliche Rot aus meinem Gesicht und ich fühle mich leichter als in der Stadt. Die Luft strömt mir in die Lungen und in meinem Kopf macht sich eine wohlige Schwere breit, die mich wie Watte einhüllt. Mein Blut scheint schneller zu fließen und mit der Waldluft atme ich Leben ein. Es fühlt sich wunderbar an und mein Herz macht einen kleinen, freudigen Sprung.

»Kannst die Augen wieder aufmachen. Noch gibt‘s keinen Grund … aber ich hätte nichts dagegen.« Herkules zwinkert mir zu und das Kompliment platziert sich irgendwie zwischen der Leichtigkeit in mir und scheint mich noch einen Meter näher Richtung Sonne zu schießen. Ein Strahlen überzieht mein Gesicht und ich bin ganz sicher, dass ich es die nächsten Wochen, Monate, oder Jahre nicht mehr loswerde.

Ich greife Herkules‘ Hand und schnappe hinter mir Miles am Ellbogen. Die Beiden starren mich an, doch ich wirble schon zwischen ihnen herum, verursache einen undurchdringlichen Knoten und bringe sie zum Lachen.

»Hey! Cosima!« Miles schnaubt und lacht gleichzeitig, was ziemlich seltsam klingt und mich wiederum zum Kichern bringt.

»Schluss jetzt, so ein Unfug muss unterbunden werden!« Beherzt greift Herkules zu und trägt mich zum zweiten Mal am heutigen Tag herum, als wöge ich kaum mehr als ein Bierkasten.

»He! Ich kann schon gut selbst laufen!«, protestiere ich, doch es geht in dem Gejohle der anderen unter.

»Wooouhu! Herki, wenn du heute Nacht Platz im Zelt brauchst, wandere ich gerne zu den Damen aus! Es ist genug hiervon …« Lutz deutet an seinem Körper herunter » … für euch beide da.« Er zwinkert, aber Tess und Izzy verpassen ihm synchron einen recht unmädchenhaften Schlag auf den Hinterkopf.

»Schwätznase!«, Izzy verdreht die Augen und Tess Blick trifft mich. Ich zucke zwar entschuldigend die Schultern, doch in dem sonst so glatten Blau spiegelt sich etwas, das ich nicht deuten kann und ihr Lächeln gleitet spontan von Ihren Zügen. Aber nur kurz, gleich findet sie ihre Fassung wieder und lächelt steifer, als ich es bisher jemals an ihr gesehen habe. Etwas in mir verkrampft sich und in meinem Magen nistet sich etwas Schweres ein.

»Lass sie halt auch mal wieder runter, sie wird schon ganz grün um die Nase«, schneidet ihre Stimme wie eine Peitsche durch die Luft und Herkules lässt mich abrupt herunter. Ich sehe auf und blicke in seine Augen. Der Blick ist fragend und ich erwidere ihn mit einem etwas verrutschten Lächeln.

»Alles okay?« Der Unterton ist so besorgt, dass mir ein Stich durchs Herz jagt.?»Jaja. Keine Ahnung, was Tess gesehen haben will.« Irgendwie wandert meine Hand zu seiner Schulter und ich spüre die Hitze von vorhin wieder.

Fühlt sich gar nicht so schlecht an …

Irgendwas in mir flattert wild.

Herkules beugt sich mir ein Stück entgegen. Seine Lippen kommen meinen bedrohlich nah und das Flattern steigert sich noch weiter.

»Och Punch! Das kriegst du doch niemals hin!« Tess Stimme schneidet durch das Knistern in der Luft, das zwischen mir und Herkules auf verrückte Weise hin und herzuspringen scheint. Es ist seltsam und irgendwie macht es mir gar nichts aus, dass Tess uns trennt, als hätte sie uns einen Eimer Wasser übergekippt, denn so löse ich mich aus der Situation, die mir an sich nicht gerade angenehm war. Ich kenne mich mit sowas absolut nicht aus ...

Herkules schenkt mir ein Lächeln, zwinkert mir zu und wendet sich über die Schulter an Tess.

»Unterschätz mal Punchy nicht. Wenn‘s um die Berechnung vom Standpunkt von Heringen geht, um die optimale Zeltfestigkeit zu erreichen, ist er unschlagbar. Aber wenn es die zarten Gemüter der Damen beruhigt, gehe ich und helfe ihm.« Ich schaue über die Schulter und wundere mich darüber, dass Tess ein wenig aussieht, als habe sie in eine Zitrone gebissen.

Was ist nur mit ihr los?

Als ihre Augen über mich gleiten, zieht kurz etwas durch ihren Blick, das ich kaum deuten kann. Etwas sehr Dunkles. Ein Schauer rauscht mir über den Rücken. Ich schüttle den Gedanken ab.

Das ist Tess, was ist nur los mit dir Cosima? Sie ist deine beste Freundin.

Ich setze mein bestes Lächeln auf und schlendere zu ihr hinüber, um die Situation mit Herkules aufzulösen.

»Hier«, sagt Izzy und drückt mir eine Flasche in die Hand, in der sich garantiert nicht mehr nur die auf dem Etikett stehende Cola befindet.

»Prost«, sage ich. Die Köpfe der Jungs, die gerade versuchen, unser Gruppenzelt aufzustellen, schnellen nach oben.

»Da gibt’s Zaubertrank und wir müssen schuften!«, beschwert sich Lutz und wischt sich theatralisch mit dem Ärmel über die Stirn. Punch schüttelt den Kopf und Miles lächelt schief. Neben Schillers Füßen, die unter der Plane herausragen - was auch immer er da tut - erscheint plötzlich der Rand seiner Brille.

»Sagt bloß, ihr habt den Saft der Inspiration greifbar und lasst die arbeitende Bevölkerung verdursten?«

»Wie im Mittelalter, ey, die Damen gaffen und die Männer schaffen«, wirft Punch ein. Izzy, Tess und ich verdrehen synchron die Augen. Kurz entschlossen nehme ich also die Flasche mit und trage sie zu den Jungs, die sie herumreichen und abwechselnd tiefe Züge daraus nehmen.

»Wisst ihr eigentlich, wie schwer das war, ohne den Ausweis meiner Schwester an Alkohol zu kommen, ihr Saufnasen?«, beschwert sich Izzy, die plötzlich neben mir erscheint. Tess lässt sich auf ihrer anderen Seite ins Gras sinken und angelt die Flasche aus Miles‘ Hand.

»Frag doch beim nächsten Mal Miles oder Herk. Oder räum den Keller deiner Alten aus!« Lutz Kommentar bleibt absolut unbeachtet.

Miles runzelt die Stirn, wirft Izzy einen strafenden Blick zu und verschränkt die Arme.

»Hey Weib, habe ich dir erlaubt mir das Getränk abzunehmen?« Er guckt so böse, dass sich auf seiner Stirn eine tiefe Falte bildet und man glauben könnte, es steige gleich Rauch aus seinen Nüstern, wie bei einem Zeichentrick-Tier. Ich lache und alle anderen stimmen mit ein. Auch Miles.

Er liebt es, Witze zu machen, die diese Sorte Vorurteile behandeln.

»Oh, natürlich nicht.« Izzy streckt ihm die Flasche entgegen. Als Miles danach greifen möchte, zieht sie sie weg und sorgt dafür, dass er mit jedem Hingreifen ein Stück weiter nach vorne kippt. Bis er schließlich das Gleichgewicht verliert und vor Izzy im Gras landet. Er streckt die Zunge raus und krabbelt auf allen Vieren näher an sie ran.

»Durst«, sagt er, fährt sich mit einer Hand an die Kehle. Einen kurzen Moment sieht er wirklich aus, als habe er eine Wüste durchquert und bringt uns damit alle zum Lachen. Alle, außer mir.

Ich sehe, was in seinen Augen passiert und das jagt mir einen heftigen Stich ins Herz. Irgendwie kann ich nicht glauben … Ich weiß nicht, ich habe keine Ahnung … eigentlich müsste ich froh sein, dass er nicht mehr so still ist, wie am Anfang, bevor er sich richtig in unsere Gruppe integriert hat … Aber diese Scherze …

Mein Gehirn läuft schon auf Hochtouren, versucht, durch die vielen Möglichkeiten durchzusteigen. Zu ergründen, was in dem jungen Mann mit den traurigen Augen und der wunderschönen karamellfarbenen Haut vorgeht. Doch irgendwie entzieht sich jede seiner Regungen, die auf das schließen lässt, was in ihm vorgeht, absolut meinem Verständnis.

Izzy kichert und reicht ihm die Flasche.

»Das war genug Quatsch. Jetzt stellen wir das Zelt auf!«, sagt Punch, doch niemand reagiert. Schiller sitzt neben der Plane auf dem Boden. Irgendwoher hat er sein Notizbuch gezaubert und schreibt eifrig...



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