Latif | Warum der Eisbär einen Kühlschrank braucht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Reihe: HERDER spektrum

Latif Warum der Eisbär einen Kühlschrank braucht

... und andere Geheimnisse der Klima- und Wetterforschung

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Reihe: HERDER spektrum

ISBN: 978-3-451-80105-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Gutes Wetter, schlechtes Klima? Und warum braucht der Eisbär einen Kühlschrank? Mojib Latif, der bekannte Klimaforscher aus Kiel, informiert über den Rhythmus des Klimas, er verfolgt die Klimageschichte und den Einfluss des Menschen darauf. Eine spannende Reise in die Zeit, als die Sahara noch grün war, und zu den frostigen Tagen der Wikinger. Doch auch ein Blick in unsere Gegenwart: Sitzen wir bald nur noch im Straßencafé? Was bedeutet der Klimawandel für uns? Und was können wir dagegen tun? Ein unterhaltsames Buch für kleine und für große Klimaforscher.
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Vorwort
Die Marsmenschen blicken wehmütig auf die Erde. So einen wunderschönen Planeten hätten sie auch gern bewohnt. Blau wie ein Diamant zieht die Erde ihre Bahn um die Sonne. Das Meer, das ewige Eis und die Wolken geben ihr das gewisse Etwas, so etwas von Leuchtkraft, dass man sich selbst aus entfernten Gegenden unseres Sonnensystems der Schönheit des Planeten Erde nicht entziehen kann. Auch der Mars dreht unentwegt seine Runden um die Sonne, wenngleich langsamer als die Erde: Fast zwei Jahre dauert ein Umlauf. Doch das ficht die Marsmenschen nicht an. Warum auch? Da wie bei der Erde die Drehachse des Mars geneigt ist, gibt es auf ihm Jahreszeiten. Darauf weist auch die Bedeutung des Wortes Klima hin, das aus dem Griechischen kommt und von klinein – „neigen“ – stammt. Die Marsmenschen haben wegen der langsamen Reise ihres Planeten um die Sonne einen doppelt so langen Sommer wie wir auf der Erde. Nicht schlecht! Warum seid ihr Marsmenschen eigentlich so traurig? Ach ja, der Winter ist dann auch doppelt so lang. Einverstanden, das ist nicht so toll. Aber der lange Winter ist es gar nicht, der die Marsmenschen bedrückt. Das Problem, das den Marsmenschen wirklich zu schaffen macht, sind die extrem lebensfeindlichen Bedingungen auf der Marsoberfläche insgesamt, während aller Jahreszeiten. Und zudem können die Marsmenschen dort oben keine Regenbögen bewundern, weil es kein flüssiges Wasser mehr gibt und deswegen auch nicht regnen kann. Trotzdem gönnen sie uns die Erde von ganzem Herzen. So sind sie eben, die Marsmenschen, äußerst liebenswürdig und man muss sie einfach mögen. Wie bitte? Habe ich Sie richtig verstanden? Sie glauben nicht an die Existenz der Marsmenschen. Dann sind Sie selber schuld! Wir können nämlich eine Menge von ihnen lernen. Sie sind sehr intelligent und wissen eine Menge. Nicht umsonst heißen sie schließlich Marsmenschen. Auf dem Mars lässt es sich leider sehr schlecht leben. Es ist ziemlich kalt auf seiner Oberfläche, die Temperaturen liegen weit unter dem Gefrierpunkt. Deswegen waren die Marsmenschen schon sehr früh gezwungen, sich Gedanken über unser Sonnensystem zu machen, vor allem über das Klima eines Planeten. Was dem Mars praktisch völlig fehlt, ist der Treibhauseffekt. Irgendwie haben wir alle schon einmal diesen Begriff gehört, aber so ganz genau weiß kaum jemand, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Das Prinzip ist denkbar einfach. Unsere Lufthülle, die Atmosphäre, legt sich wie eine schützende Decke um die Erdoberfläche. Fast ungehindert können die Sonnenstrahlen die Lufthülle passieren und die Erdoberfläche erwärmen. Die Atmosphäre ist jedoch kaum transparent für die Wärme, sodass diese schlecht ins Weltall entweichen kann. Die Erde funktioniert daher so ähnlich wie ein Glashaus, und die Atmosphäre übernimmt dabei die Rolle des Glases. Daraus leitet sich der Name Treibhauseffekt ab. Er sorgt für die milden Temperaturen auf der Erdoberfläche und garantiert uns damit die optimalen Lebensbedingungen auf unserem Planeten. Auf dem Mars gibt es nur eine hauchdünne Atmosphäre und einen entsprechend schwachen Treibhauseffekt. Die Marsmenschen müssen wegen der frostigen Temperaturen notgedrungen unter der Marsoberfläche leben, weswegen wir sie von der Erde aus nicht sehen können. Sie haben sich jedoch gut auf ihrem Planeten eingerichtet, auch wenn sie unter Tage leben müssen. Ihr Motto lautet Mars vivendi, die Kunst, auf dem Mars zu leben. Die Marsmenschen schauen gern fern. Die Show „Wetten Mars“ mit Tho-Mars Gottschalk steht im Moment ganz oben auf der Beliebtheitsskala und erreicht Quoten, von denen unsere Showmaster hier auf der Erde nur träumen können. Sie interessieren sich aber auch sehr für unsere Erde und dafür, wie wir auf unserem Planeten leben. Solche Sendungen erreichen stets hohe Einschaltquoten, selbst die ewigen Wiederholungen. Die Erde ist schließlich schön. Ja, da gibt es keinen Zweifel. Sie ist der Premium-Planet unter allen Planeten in unserem Sonnensystem. Die Erde ist jedoch zugleich wild. Was aus dem All eine gewisse Ästhetik besitzt, entfaltet bei uns auf der Erdoberfläche gewaltige Kräfte. Hurrikane beispielsweise sehen von oben harmlos aus. Eine Wolkenspirale mit einem Loch in der Mitte, durch das man bis auf die Erdoberfläche schauen kann. Sie, verehrte Leserinnen und Leser, möchten aber bestimmt nicht in so einen Monstersturm geraten und suchen lieber rechtzeitig das Weite. Die Marsmenschen sitzen auch gern und oft am Computer. Mit Google Mars machen sie sich selbst ein Bild von der Erde. Live-Kameras, sogenannte Webcams, ermöglichen ihnen einen umfassenden Blick auf das Treiben von uns Erdenmenschen. Und was sie sehen, lässt sie nur noch die Köpfe schütteln. Die Erdenmenschen benutzen ihren Planeten als Müllkippe. Abgaswolken, wohin man nur schaut. Sie leiten jede Menge Gifte in die Meere. Sie laugen die Böden aus und errichten Mülldeponien. Sie fangen viel zu viele Fische. Ja, sie sägen buchstäblich den Ast ab, auf dem sie sitzen. Und wenn es Nacht auf der Erde ist, da sollten die Marsmenschen eigentlich gar nichts sehen. Sie erkennen aber viel Licht, vor allem auf den Landflächen im Norden. Und dazu noch jede Menge Feuer. Die Erdenmenschen verbrennen tatsächlich ihre Wälder, selbst den Garten Eden schlechthin, die tropischen Regenwälder. Immer mehr Lebewesen sterben aus. Und die bedrohten Arten setzen sie auf eine Rote Liste. Das war es dann auch. Die Marsmenschen sind entsetzt: „Wie können die Erdenmenschen nur so einen Unsinn mit ihrem Planeten anstellen? Wenn sie wüssten, wie sehr wir Marsmenschen uns einen Planeten wie die Erde wünschen. So etwas Einmaliges gibt es vermutlich nicht noch einmal in unserem Universum. Hätten wir solch ein Juwel, wir gingen sehr viel sorgsamer mit ihm um.“ Die Marsmenschen haben die inzwischen gut vier Milliarden Jahre lange Geschichte der drei erdähnlichen Planeten Venus, Erde und Mars genauestens untersucht, mit dem Ziel, vielleicht einmal ihren eigenen Planeten bewohnbar machen zu können. Auf der Mars-Universität gibt es sogar eine Fakultät „Planetenwissenschaften“. Die Mars-Universität gilt als Elite-Universität in unserer Galaxie, nicht zuletzt wegen ihrer bahnbrechenden Studien über die Planetenatmosphären. Die Dekanin der Fakultät, Frau Prof. Marslene vom Anderen Stern, hat inzwischen Weltallruhm erlangt. Die vom Anderen Sterns entspringen einem alten Adelsgeschlecht, das sich seit jeher der Wissenschaft verpflichtet fühlte. Auf Marslene sind sie aber ganz besonders stolz. Sie war es, die vor vielen Jahren einen Schwerpunkt der Fakultät gegen die Widerstände der etablierten Professoren auf die Erforschung des Erdklimas lenkte. An ihrer Seite arbeitet der talentierte Jungwissenschaftler Dr. Mars-Peter Erdmann, ein ausgewiesener Fachmann für das Klima der Erde. Er verfasste seine heute als bahnbrechend geltende Doktorarbeit über den irdischen Treibhauseffekt. Seither kennen die Marsmenschen die überragende Bedeutung des Phänomens für das Klima eines Planeten. Die Forschergruppe um Dekanin Marslene vom Anderen Stern hat sich Schritt für Schritt ein Bild davon gemacht, was auf ihrem Planeten schiefgelaufen und warum die Klimaentwicklung auf der Erde so vorteilhaft gewesen ist. Die Marsmenschen haben begriffen, warum es auf der Oberfläche der Venus so unerträglich heiß geworden ist und warum es bei ihnen selbst nur noch Wasser in Form von Eis gibt. Und sie haben die fundamentalen Vorgänge, die das irdische Klima bestimmen, genau dokumentiert. Anfangs glaubten sie, dass das Wetter auf der Erde nur eine Laune der Natur sei. Was für einen Sinn sollte denn dieses Chaos haben. Dieses unberechenbare Auf und Ab. Mal warm, mal kalt. Mal nass, mal trocken. Mal stürmisch, mal windstill. Heute wissen die Marsmenschen, dass das Wetter wichtige Funktionen erfüllt und dadurch den Planeten Erde bewohnbar hält. Mit anderen Worten: Ohne die chaotischen Wetterabläufe gäbe es das tolle Klima auf der Erde gar nicht. Das Chaos hat System: Das ständig wechselnde Wetter, das sind gewissermaßen die Arbeiter, die pausenlos für ihren Herrn, das Klima, schuften. An der Mars-Universität hat man insbesondere die Rolle des Wassers untersucht, das gasförmig als Wasserdampf, als Flüssigwasser und in seiner festen Phase als Eis auf der Erde vorkommt. Marslene vom Anderen Stern hat vor vielen Jahren in ihrer inzwischen legendären Publikation beschrieben, wie Wolken entstehen und worin ihr Vorteil liegt. Zunächst dachten die Marsmenschen, dass sich die Erdenmenschen vor neugierigen Blicken aus dem Weltall schützen wollten und deswegen einfach die weißen Gardinen zuzogen. Die Marsmenschen konnten aber kein Muster erkennen, das ihnen verriet, wann die Gardinen auf- und wann sie zugingen. Inzwischen haben die Marsmenschen dank Marslene vom Anderen Stern die herausragende Bedeutung der Wolken für das Erdklima erkannt: Ohne Wolken kann es keinen lebenswerten Planeten geben. Es regnet aus den Wolken, und das ist gut so. Die Marsmenschen dachten anfangs, dass die Wolken traurig seien und deswegen weinten. „Die haben auf der Erde wirklich nichts zu lachen“, sagten sie sich. Aber nein, die Wolken strahlen in Wirklichkeit, obwohl es gar nicht den Anschein hat. Durch einen großen Zufall konnten wir Menschen das einmalige wissenschaftliche Werk von Marslene vom Anderen Stern und ihren Kollegen entschlüsseln. Ein Geheimdienst war gerade dabei, eine vermeintlich wichtige Nachricht vor dem Versenden zu kodieren, ein an sich alltäglicher Vorgang bei uns auf der Erde. Dabei bemerkten die Agenten, dass die Verschlüsselung nebenbei bestimmte außerirdische Signale dechiffrierte. Auf einmal waren die Botschaften verständlich, die aus...


Mojib Latif, geb. 1954, ist Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und wurde im Jahre 2000 mit dem "Max-Planck-Preis für öffentliche Wissenschaft" ausgezeichnet. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Klimawandel.


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