Lercher | Ausgedient | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 120 Seiten

Reihe: Lisa Lercher Krimis

Lercher Ausgedient

Kriminalroman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7099-3563-7
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 3, 120 Seiten

Reihe: Lisa Lercher Krimis

ISBN: 978-3-7099-3563-7
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mord im Magistrat

Die engagierte Beamtin Anna wird in eine andere Stabsstelle versetzt: Sie soll einen freigewordenen Posten nachbesetzen - ihre Vorgängerin hat sich erst kurz zuvor das Leben genommen.
Mit gemischten Gefühlen tritt sie ihren Dienst an und schon bald ist klar: Das Arbeitsklima in ihrer neuen Abteilung ist unerträglich. Sticheleien und Kränkungen prägen den Alltag, die machthaberische Chefin quält ihre Mitarbeiter. Anna bemüht sich, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Bis ihre Kollegin ermordet wird...
Mit Charme, Humor und einem einzigartigen Gespür für Alltagsbeschreibungen schickt Lisa Lercher die Magistratsbeamtin Anna in ein fein gesponnenes Netzwerk aus Intrigen. Ausgestattet mit detektivischem Spürsinn und einer gehörigen Prise lakonischen Humors versucht Anna an ihrem neuen Arbeitsplatz nicht zwischen die Fronten zu geraten doch nach und nach gerät auch sie in den Strudel der Ereignisse.

***Feiner Humor, ausgeklügelte Komposition und erfrischend ungekünstelte Beschreibung von Alltagsszenen und Milieus.***

Weitere Krimis von Lisa Lercher:
- Der letzte Akt. Kriminalroman
- Der Tote im Stall. Kriminalroman
- Die Mutprobe. Kriminalroman
- Zornige Väter. Kriminalroman
- Mord im besten Alter. Kriminalroman

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Ich bin schon wieder nervös. Aus der Geschäftseinteilung weiß ich, daß ich einer fast reinen Frauenabteilung zugewiesen bin. An sich kein Problem, mit Frauen bin ich meistens gut ausgekommen. Das war schon damals so, als ich beim autonomen Frauennotruf gearbeitet habe. Was mir mehr Sorgen macht, ist das Klima, das mich vermutlich erwartet. Susanne Pachler hat sicher eine große Lücke hinterlassen. Die Frau war lange in der Abteilung und vermutlich bestens integriert. Die Stimmung wird also einigermaßen gedrückt sein. Wenn ich Pech habe, sind die neuen Kolleginnen mir gegenüber voreingenommen und messen mich an der Toten. Eine Abteilungsdynamik kann mitunter sehr eigenartige Blüten treiben. Das alles ist mir gestern Abend noch durch den Kopf gegangen. Jetzt schau dir das alles einmal in Ruhe an, du mußt nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen, beruhige ich mich auf dem Weg zu meiner neuen Chefin. Ich atme tief durch, bevor ich kurz vor neun bei Frau Doktor Neumann, oder vielmehr ihrem Sekretariat, anklopfe. Eine Frau, etwa in meinem Alter, öffnet mir die Tür. „Guten Morgen. Ich möchte zur Frau Doktor Neumann.“ „Ja? Und was wollen Sie von ihr?“ Ihr selbstbewußtes Gehabe nervt mich. Was geht die das an, was ich von der Neumann will? Ich beherrsche mich. Schließlich will ich nicht gleich am ersten Arbeitstag einen schlechten Eindruck machen. „Ich bin eine neue Mitarbeiterin“, sage ich knapp. „Ah ja? Freut mich. Birgit Neumann.“ Ein Glück, daß ich mich eben zurückgehalten habe. „Dann müssen Sie die Doktor Posch von der Bürgersoforthilfe sein.“ Ich nicke. In dem Alter schon Abteilungsleiterin, auch nicht schlecht. Sie trägt ein dunkelblaues Businesskostüm und hochhackige Pumps dazu. Die Lippen sind für meinen Geschmack ein wenig zu grell geschminkt, aber sonst ist sie eine durchaus sympathische Erscheinung. Sie streckt mir ihre schlanke Hand entgegen. „Herzlich willkommen“, sagt sie mit einem Lächeln und präsentiert mir dabei ein strahlend weißes Gebiß. „Guten Morgen“, antworte ich. Die Neumann bleibt bei ihrem Lächeln. „Ich zeige Ihnen am besten gleich Ihren neuen Arbeitsplatz“, sagt sie dynamisch. „Sie werden sich vorläufig das Zimmer mit Frau Magister Heller, Andrea Heller, teilen, bis wir eine andere Lösung gefunden haben.“ Die neue Chefin stöckelt mir voran aus dem Büro. Mit solchen Absätzen würde ich mir glatt die Knöchel brechen. Auf dem Gang begegnet uns eine junge Frau im Minirock. Den Busen hat sie mit einem Wonderbra hochgeschnallt. „Guten Morgen, Frau Doktor“, trällert sie. „Guten Morgen. Warten Sie einen Moment Martina. Das ist die neue Kollegin, Frau Doktor Posch.“ Sie deutet auf mich. „Und das, Frau Posch, ist unsere Abteilungssekretärin, Martina Langthaler.“ Ich gebe der jungen Frau die Hand. „Hallo“, begrüßt mich Frau Langthaler vertraulich. „Morgen.“ Ich lächle zu meiner distanzierten Antwort, damit sie mich nicht für hochnäsig hält. Die Chefin dreht sich abwartend nach mir um. Offenbar hat sie es eilig, mich hinter meinem Schreibtisch abzusetzen und sich dann wieder wichtigeren Dingen zuzuwenden. Woher kommt dieses nervige Klingeln? Die Neumann zieht ein Handy aus ihrer Jackentasche. „Hallotschi“, trällert sie. „Aber natürlich.“ Sie verschwindet mit dem Hörer am Ohr in einer der Fensternischen. Das Gespräch scheint länger zu dauern. Nachdem ich meine Fingernägel ausgiebig inspiziert habe, schaue ich mir die Bilder an der Wand an. Highlights aus der jüngsten Vergangenheit. Der Parteichef mit drei kleinen Kindern auf dem Schoß. Der Vizechef auf dem Podium. Die Stadträtin in einem Altersheim. Die Stadträtin bei irgendeiner Gala. Die Stadträtin mit dem Parteichef. Das Kostüm auf dem letzten Foto ist nicht sehr kleidsam. „Tut mir leid, wenn Sie warten mußten“, lächelt die Neumann, als sie endlich wieder aus der Nische hervor kommt. „Ohne uns geht es einfach nicht“, sagt sie bedeutungsvoll. „Die Doktor Pfaffenpichler aus dem Büro kooperiert sehr eng mit uns.“ Ich nicke. Der Name der Büroleiterin der Stadträtin ist mir vertraut. Persönlich kennengelernt habe ich sie aber noch nicht. Dann werde ich also bald selber im engeren Dunstkreis der Macht wandeln. Zwei Türen weiter bleibt die Neumann schließlich stehen, klopft und drückt die Klinke nieder, ohne auf eine Einladung zu warten. Die Frau im Zimmer schrickt auf. „Guten Morgen, Birgit. Der Grafiker hat angerufen und ...“, beginnt sie, bremst sich aber dann mitten im Satz ein, als sie mich bemerkt. „Das besprechen wir später, okay?“ winkt die Neumann ab. „Ich möchte dir die neue Kollegin vorstellen. Sie ist uns von der Bürgersoforthilfe für die nächste Zeit zugeteilt worden.“ „Anna Posch“, stelle ich mich vor. Meine neue Kollegin mustert mich neugierig. Andrea Heller sieht älter aus, als sie wahrscheinlich ist. Das liegt sicher an den grauen Strähnen, die sich durch ihre dunkle Kurzhaarfrisur ziehen. Sie trägt ein olivgrünes Twinset, das zu ihrem Typ paßt. Ein wenig altmodisch vielleicht, aber durchaus elegant. „Guten Morgen Frau Doktor. Sie sind also vorläufig bei mir einquartiert?“ begrüßt sie mich. Die Neumann macht Anstalten zu gehen, dreht sich aber noch einmal zu mir um: „Ach ja, wenn Sie etwas brauchen, Frau Doktor... die Frau Magister wird Ihnen sicher weiterhelfen.“ „Mmh, danke.“ „Birgit, wann hast du dann Zeit für mich?“ fragt die Heller, bevor ihr die Chefin durch die offene Tür entwischt. Es hört sich dringend an. „Ich ruf dich nachher an. Ich muß kurz ins Büro zur Stadträtin hinauf, bin aber sicher in einer Stunde wieder da.“ Die Neumann schenkt uns ein strahlendes Lächeln und zieht die Tür hinter sich zu. „Ist recht“, meint die Heller zur geschlossenen Tür und seufzt. Offenbar hat sie sich eine andere Antwort erwartet. Ich schaue mich in dem Büro, in dem ich für die nächsten Wochen arbeiten soll, um. Das Zimmer ist relativ geräumig, obwohl der vorhandene Platz noch deutlich besser genutzt werden könnte. Zwei Schreibtische stehen einander gegenüber, einer rechts und einer links an der Wand, sodaß die Heller und ich Rücken an Rücken sitzen. Auf einem der Tische stapeln sich Akten. Mir fällt auf, wie exakt die Stöße ausgerichtet sind. Andrea Heller ist offenbar sehr ordentlich. Der andere Schreibtisch ist leergeräumt und sieht sogar abgewischt aus. Jedenfalls entdecke ich auf die Entfernung weder eine Staubschicht noch Ränder von abgestellten Kaffeehäferln. Im Gegensatz zu den restlichen Möbeln aus pflegeleichtem Kunststoff ist er aus Buchenholz. Die Kanten sind schon ein wenig abgestoßen, aber das stört mich nicht weiter. Der ist sicher mir zugedacht. Ob er der toten Kollegin gehört hat? „Der Schreibtisch dort drüben ist Ihrer“, sagt die Heller dann auch gleich folgerichtig und deutet auf das Möbel. „Er paßt zwar nicht ganz dazu, aber da es ohnehin nur eine Übergangslösung ist, bis Sie Ihr eigenes Zimmer haben, ...“, sie läßt den Rest des Satzes unausgesprochen. Anscheinend wartet sie auf eine Bestätigung, daß mich der alte Tisch nicht stört. „Das ist kein Problem“, sage ich deshalb und setze meine Erkundung der neuen Umgebung fort. Die Wände neben den Tischen sind mit hohen Kästen verstellt. Deren Türen sind, im Gegensatz zu denen in meinem früheren Büro, geschlossen. Hinter der Tür befindet sich ein ziemlich vollgeräumtes Bücherregal. Zwei der unteren Fächer sind allerdings leer. Die Heller öffnet einen der Schränke. „Das hier ist Ihrer für die persönlichen Dinge. Da können Sie Ihre Jacke und Handtasche hineingeben. Der Kasten ist versperrbar und ich würde Ihnen raten, das auch zu tun. In dem Trakt hier sind in den letzten Monaten ein paar Mal Geldbörsen und Handys gestohlen worden.“ Ich inspiziere neugierig den leeren Kasten, aus dem es ein wenig müffelt. Der Geruch erinnert mich an den Kleiderschrank meiner Oma, nur hat sich das Aroma dort noch mit dem von Mottenkugeln vermischt. „Wenn Sie möchten kann ich Ihnen einen Kleiderbügel borgen“, bietet mir die Heller an. „Danke, ja.“ Ich stelle meinen Rucksack in den...


Lisa Lercher, geboren 1965 in Hartberg/Steiermark. Studium der Erziehungswissenschaften in Graz, lebt seit 1989 in Wien. Neben ihrer Tätigkeit in der Bundesverwaltung schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzkrimis, u.a. Die Mutprobe (2006), der für den ORF/MDR verfilmt wurde.



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