Levithan | 19 Love Songs | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Levithan 19 Love Songs

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-95762-263-1
Verlag: Lago
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Valentinstag im Leben von A, dem Protagonisten von Letztendlich sind wir dem Universum egal.
Eine Rückkehr zu den Charakteren aus Two Boys Kissing.
Eine unerwiderte Liebe innerhalb einer Schulmannschaft.
Die '19 Love Songs' des New-York-Times-Bestsellerautors sind aus David Levithans Tradition entstanden, am Valentinstag Geschichten für seine Freunde zu schreiben. Geistreich, romantisch und ehrlich schreibt er über die unterschiedlichen Facetten der Liebe und findet so den Weg ins Bücherregal von Teenagern und Erwachsenen.
Ab 14 Jahren.
Levithan 19 Love Songs jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


TRACK 1
Der Quiz-Bowl-Antichrist
Ab und zu verfolgt mich Sung Kims Collegejacke Er musste hart kämpfen, um sie zu bekommen. Niemand stellte sein Talent infrage – im Grunde war er der Star unserer Mannschaft. Aber noch nie zuvor hatte ein Mitglied unseres Teams eine Collegejacke bekommen. Unser Trainer stand vollkommen hinter ihm, wohingegen die anderen Trainer unserer Schule sich beinahe an ihren Trillerpfeifen verschluckt hätten, als sie zum ersten Mal von dem Plan hörten. Der Rektor wurde hinzugezogen, und erst als sich unsere Mannschaft für den Landeswettbewerb qualifizierte, wurde Sungs Bitte nachgegeben. Vier Wochen bevor wir nach Indianapolis fuhren, war er der Erste in der Geschichte unserer Schule, der eine Collegejacke für den Quiz-Bowl bekam. Mir jedenfalls war das alles sehr peinlich. Die Aktion war nichts anderes als ein Verrat an unserem Team, und wenn jemand die Quiz-Bowl-Mannschaft von innen heraus hätte verraten sollen, dann war ich es. Ich war der Ersatzspieler. Der Trainer, der auch mein Physiklehrer war, hatte mich dazugeholt. Die fünf anderen kannten zwar die Quadratwurzel des Umfangs der Saturn-Umlaufbahn um die Sonne im Jahr 2033, aber keiner wusste, wie viele Brontë-Schwestern es gab. Im Grunde war der einzige britische Autor, der ihnen etwas zu sagen schien, ein gewisser Monty Python – und es gab nicht viele Quizfragen zu Monty Python. Ich war also der beste Lit-Boy, den die Schule zu bieten hatte, und obwohl ich nicht viele Klassiker gelesen hatte, war ich mir zumindest ihrer Existenz bewusst. Ich war eine wandelnde CliffsNotes-Lektürehilfe. Ich hatte weder Auf der Suche nach der verlorenen Zeit noch Denn sie sollen getröstet werden oder Middlemarch gelesen, aber ich wusste, worum es in diesen Büchern ging und wer sie geschrieben hatte. Andererseits konnte ich nur etwa zehn Elemente des Periodensystems nennen, aber das war unwichtig, da meine Mitspieler es ja auswendig im Kopf hatten. Sie erzählten Witze, deren Pointe »Ihre Neutrino!« lautete. Sung war unser furchtloser Anführer – furchtlos, was das Training und den Wettbewerb anging. Im normalen Leben wäre er bloß ein weiterer Mathe-Nerd gewesen, zu langweilig, um dafür gehänselt zu werden, zu unbeholfen, als dass man ihm sein Wissen übelgenommen hätte. Sobald er aber die Collegejacke bekam, war völlig klar, dass er sie nie wieder ausziehen würde. Alle Collegejacken an unserer Schule hatten die gleiche Vorderseite – bordeauxrot mit weißen Ärmeln und einem weißen R auf der Brust. Aber die Rückseiten hatten unterschiedliche Icons – die Wrestler hatten zwei ringende Jungs, die Football-Spieler einen Ball, die Schwimmer einen Brustschwimmer. Für das Quiz-Bowl-Team wurde zunächst eine gesichtslose Gestalt gewählt, die an einem Podium stand, wahrscheinlich das übrig gebliebene Logo eines Rede- und Debattenteams einer anderen Schule. Es sah so aus, als wollte das Toiletten-Piktogrammmännchen eine Antrittsrede halten. Sung fand, dieses Icon werde einem Quiz-Bowl-Team nicht gerecht, und so wurden vier weitere gesichtslose Gestalten auf einem Podium hinzugefügt. Ich war wahrscheinlich einer von diesen fünf. Denn obwohl ich nur der Ersatzspieler war, wurde ich immer eingewechselt. Ich war aus vier Gründen damit einverstanden, im Quiz-Bowl Team mitzumachen: (1) Ich musste eine außerschulische Aktivität für meine College-Bewerbungen vorlegen. (2) Ich brauchte, ebenfalls für meine College-Bewerbungen, eine gute Note in Mr Phillips Physikkurs, und die hätte ich mit normalem Lernen nie bekommen. (3) Es bereitete mir eine sadistische Freude, dass ich während eines Spiels der Einzige war, der wusste, dass Jane Eyre eine Figur war und Jane Austen eine Schriftstellerin. (4) Ich war unbewusst in Damien Bloom verknallt. Unbewusst verknallt zu sein, ist deutlich etwas anderes, als unglücklich verknallt zu sein, denn wenn man unglücklich verknallt ist, weiß man, was zur Hölle mit einem los ist, auch wenn die andere Person die eigenen Gefühle nicht erwidert. Sich mit einer unbewussten Verknalltheit auseinanderzusetzen ist schwierig, denn es ist eine Verknalltheit, die man sich nicht einmal selbst eingestanden hat. Die romantischen Kräfte sind allgegenwärtig – du willst ihn sehen, du nimmst ihn ständig wahr, jedes seiner Worte hat mehr Gewicht als die von allen anderen. Aber du weißt nicht, warum. Du weißt nicht, dass du verknallt bist. Du würdest ihm bis ans Ende der Welt folgen, ohne zuzugeben, dass sich deine Beine bewegen. Damien war in der Leichtathletik-Mannschaft beliebt und hing mit der Langlauf-Clique ab. Dass ihn Sungs Collegejacke nicht nervte, lag wahrscheinlich daran, dass ihn niemand an unserer Schule für einen Quiz-Bowl Nerd hielt. Seine Teamzugehörigkeit galt als purer Zufall, wohingegen ich klar dazugehörte – zusammen mit Sung und Frances Oh (perfekte SAT-Ergebnisse, tragische Haut), Wes Ward (IQ von 250, 113 Kilogramm) und Gordon White (Taschenrechner-Uhr, dazu passende Brille). Mein sozialer Status entsprach in etwa dem eines Trinkbrunnens auf dem Schulflur. Die Leute waren froh, dass es mich gab, aber sie wollten nicht unbedingt mit mir zu tun haben. Ich wünschte, ich hätte behaupten können, dass mich das nicht störte und dass ich das, was ich brauchte, in Büchern, im Essen, in Drogen, im Quiz-Bowl oder bei den anderen Trinkbrunnen-Kids finden konnte. Aber ich fühlte mich beschissen. Ich wollte nicht unbedingt beliebt sein oder mit den wirklich coolen Kids abhängen, trotzdem war mir ständig bewusst, dass meine Freunde Loser und nicht einmal richtige Freunde waren. Als wir den Wettbewerb in unserem Bundesstaat gewannen, feierten Sung, Damien, Frances, Wes und Gordon den Sieg so, als hätten sie ein volles Stipendium am MIT erhalten. Mr Phillips hatte Tränen in den Augen, als er seine Frau anrief, um ihr die Neuigkeiten zu verkünden. Einige Tage später fotografierte uns ein Fotograf von der Lokalzeitung, und ich versuchte mich, so gut es ging, hinter den anderen zu verstecken. Sung hatte da schon seine Jacke, und die weißen Ärmel leuchteten, als wären sie aus Einhorn-Hörnern geschnitzt. Nachdem der Artikel veröffentlicht worden war, gratulierten mir ein paar Leute auf dem Schulflur. Aber die meisten kicherten nur oder gingen gleichgültig weiter. Wir veranstalteten kurz entschlossen einen Süßigkeiten-Basar, um unseren Trip nach Indianapolis zu finanzieren, und ich klaute Geld aus den Portemonnaies meiner Eltern und griff auf meine Ersparnisse zurück, um meinen eigenen Anteil aufzukaufen. Ich stapelte die blöden Schokoriegel lieber in unserem Keller, anstatt meine Mitschüler um ihr Geld anzubetteln. Sung wollte natürlich, dass wir alle die gleichen Collegejacken zum nationalen Quiz-Bowl-Wettbewerb trugen. Damien hatte schon die Jacke der Langlauf-Mannschaft, also brauchte er keine weitere. Frances, Wes und Gordon sagten, sie hätten ihr ganzes Geld für die Indianapolis-Tickets ausgegeben. Ich sagte bloß Nein. Und als Sung mich fragte, ob ich mir sicher sei, sagte ich: »Du kannst doch nicht allen Ernstes von mir erwarten, dass ich dieses Ding anziehe.« Alle hielten kurz die Luft an, aber Sung ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Er überredete uns einfach zu einer weiteren Trainingsrunde. Obwohl ich aus vier Gründen im Quiz-Bowl Team war, gab es nur zwei Gründe, wirklich dabeizubleiben: (1) Ich war unbewusst in Damien Bloom verknallt. (So was ändert sich nicht.) (2) Es machte mir sehr viel Spaß, Leute zu besiegen. Anmerkung: Ich behaupte nicht, dass es mir sehr viel Spaß macht zu gewinnen. Gewinnen ist ein etwas abstrakter Begriff. Beim Quiz-Bowl bedeutet Gewinnen normalerweise, in die nächste Runde zu kommen und wieder von vorn anzufangen. Nein, ich liebte es, Leute zu besiegen. Es machte mir Spaß, die Mienen der Kids aus der Gegenmannschaft zu beobachten, wenn ich eine Frage bekam, die sie nicht beantworten konnten. Ich liebte ihre geektastische Enttäuschung, als ihnen klar wurde, dass sie nicht gut genug waren, um mit uns mitzuhalten. Ich liebte es, mein Allgemeinwissen einzusetzen, um die Leute an sich selbst zweifeln zu lassen. Ich habe nie eine Literaturfrage falsch beantwortet – ich war der absolute Zerstörer, wenn es um Autoren und ihre Werke ging. Und ich habe nie versucht, die Mathe-, Wissenschafts- oder Geschichtsfragen zu beantworten. Das erwartete auch niemand von mir. Also würde ich immer gewinnen. Am schwersten war das Training, wenn wir uns in Mannschaften à drei aufteilten und gegeneinander antraten. Ich hatte keine Schwierigkeiten, die Fragen richtig zu beantworten – ich musste bloß aufpassen, mich nicht damit zu brüsten. Das Einzige, was mich im Zaun hielt, war Damiens Anwesenheit. In seiner Nähe wollte ich mich anständig benehmen. Dass ich mich auf Indianapolis freute, lag daran, dass ich davon ausging, mir mit Damien ein Zimmer teilen zu können. Ich stellte mir vor, wie wir die ganze Nacht über quatschen würden und sich eine Nähe einstellen würde über die Erkenntnisse, die wir dabei gewannen. Ich sah uns schon, wie wir...


Levithan, David
Als Cheflektor bei Scholastic Books hat David Levithan stets zur Vielfalt in der Kinderliteratur beigetragen. Zu seinen Werken gehören die New-York-Times-Bestseller 'Letztendlich sind wir dem Universum egal', 'Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt' und 'Will & Will' (in Zusammenarbeit mit John Green).

Als Cheflektor bei Scholastic Books hat David Levithan stets zur Vielfalt in der Kinderliteratur beigetragen. Zu seinen Werken gehören die New-York-Times-Bestseller »Letztendlich sind wir dem Universum egal«, »Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt« und »Will & Will« (in Zusammenarbeit mit John Green).


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.