Loidl | pupille | Buch | 978-3-902851-06-2 | sack.de

Buch, Deutsch, 98 Seiten, PB, Format (B × H): 130 mm x 210 mm, Gewicht: 95 g

Loidl

pupille

gedichte
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-902851-06-2
Verlag: farnblüte, edition

gedichte

Buch, Deutsch, 98 Seiten, PB, Format (B × H): 130 mm x 210 mm, Gewicht: 95 g

ISBN: 978-3-902851-06-2
Verlag: farnblüte, edition


Christian Loidl, "der Wortzauberer, einer der kreativsten und eigenständigsten österreichischen Lyriker" (Traude Veran), entführt in seinem vierten Gedichtband in Welten subtiler Erotik, zu Überraschungen unehrerbietiger Klassikerbearbeitungen, haiku-artig kondensierten Augenblicksbeobachtungen und Bloßstellungen gesellschaftlich-politischer Geistverirrungen – und immer wieder zu Aha-Erlebnissen über die Funktionsweise menschlichen Denkens, die dem eigenen Bewusstsein neue Räume eröffnen.

Die Leserin, den Leser aus ihren Erwartungen zu wecken, das Neue, Überraschende zu erschließen, Löcher in Gewohntes zu reißen, um den Blick auf etwas freizugeben, das durch sein Anders-als-vorhergesehen-Sein den Geist erweitert und befreit – dieses Streben durchzieht Christian Loidls ganzes poetisches Werk. Nach "weiße rede" (ISBN 978-3-902851-00-0), "falsche prophezeiungen" (ISBN 978-3-902851-02-4) und "farnblüte" (ISBN 978-3-902851-05-5) führt "pupille" des Dichters Expedition "unversicherten Lebens" in unbetretene Urwälder der Sprachschöpfung weiter. Da kehren sich Beziehungen zwischen innen und außen, Wahrnehmungssubjekt und -objekt, um. Erwachen im Traum wird zum Thema. Da werden Novalis' Hymnen und Geistliche Lieder auf heimlich in ihnen Enthaltenes untersucht: Loidls Weglassungen lassen völlig neue Gedichte übrig, von ursprünglichster Kraft. Politischer Zorn entlädt sich auf ur-wienerisch kreative Weise, oder beschreibt Zu- und Missstände in gnadenloser Metaphorik, die trotz aller Klarheit eines feinen Humors nie entbehren. Dazwischen viele Perlen jenes Genres, das Loidl stets meisterlich beherrschte: Der Kurzform, die mit nur einer Handvoll Worten kleine Welten erschafft. Und Liebesgedichte, einer Zärtlichkeit, die fast den Atem benimmt, ein eigenes Universum Sprache gewordener Erotik:

"Was keinem freien Blick sich ganz entzieht:
die schalenkinder spielen hinter schleiern,
marin, marientief.
das weltall gleicht der mutter durch die form.

und wir verliefen uns
als mund, als milch,
und wo schon unsinn schwang,
schwankte kein sinai,
lag müdes weichrund:
"schlaf!"

noch staune ich, wie leicht
durch deinen leichten körper ich
mich singen sah:

ein brief
aus rot
ins nichts

und meine lider schließen
deine augen."

Ein Buch als Entdeckungsreise in immer Unvermutetes, das auch nach vielmaligem Lesen noch immer neue Schichten von Zusammenhängen, ja Erkenntnissen freigibt.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Loidl, Christian
Christian Loidl (*1957 in Linz, + 2001 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Sprach- und Performancekünstler des ausgehenden 20. Jhdts. Nach dem Studium der Germanistik und Psychologie lebte er als freischaffender Dichter in Wien. Sein Werk umfasst Beiträge für den Rundfunk, Feuilletons, Prosa und Übersetzungen, vor allem aber Lyrik, die er im Lauf seines Lebens in immer neue experimentelle Bereiche hinein weiterentwickelte.

Kennzeichnend für Loidls Schaffen ist die völlige Kongruenz seiner dichterischen Intention mit seinem persönlichen spirituellen Streben. Leben und Werk verschmolzen in seiner Person zu einer existentiellen Einheit: Geschult am Buddhismus im besten Wortsinn ging es ihm in allem, was er schrieb, um ein Erwachen aus dem Zustand konditionierter Denk- und Wahrnehmungsmuster, um das Zerplatzen der aus Wiederholungen von Gewohntem, bereits Bekanntem konstruierten "Wirklichkeitsblase". Poesie war für ihn kein normiertes Schönheitsideal, sondern der Seinszustand unmittelbar er- und gelebten Lebens. Dorthin wollen seine Texte geistige Türen öffnen.

Wegweisend war für ihn die im Mekka der damals florierenden Beat-Generation, der Jack Kerouac School of Disembodied Poetics in Boulder (USA) Ende der 80er-Jahre, gewonnene Erkenntnis, dass Kreativität ein lernbarer Prozess ist, und zwar im Sinn eines inneren Raums, in den der Mensch mit geeigneten Bewusstseinstechniken absichtlich eintreten kann, um "das Gedicht, das mich freut" nicht zu suchen, sondern zu finden. Dies machte Loidl zum Mitbegründer des Literarischen Salons Praterstraße (1988) sowie der Schule für Dichtung in Wien (1991). Beide Institutionen existieren bis heute.

Christian Loidl war Mitglied der Grazer Autorinnen/Autorenversammlung und des Literaturkreis Podium. Als begnadetem Performer stand für ihn dem gedruckten Text von Anfang an der "aufgeführte", performte Text als gleichwertige, eigenständige Darstellungs- und Rezeptionsweise zur Seite: Neben seinen legendären Auftritten auf österreichischen Bühnen war er akklamierter Protagonist bei Poesie-Festivals in ganz Europa sowie Lateinamerika. Enge Kooperationen verbanden ihn mit Musikern wie Beat Furrer, Bernhard Lang, Christoph Herndler, Marwan Abado, Otto Lechner, Wolfgang Musil, Martina Cizek oder Helmut Neundlinger, mit denen er vielfach auch live auftrat.

Am Abend des 16. Dezember 2001 verunglückte Christian Loidl im Lauf einer außer Kontrolle geratenen schamanischen Reise.

Zu Loidls Lebzeiten erschienen die Gedichtbände "weisse rede", "falsche prophezeiungen", "farnblüte" und "pupille", der Prosa "Wiener Mysterien", der Experimentaltext "ICHT" sowie auf Tonträgern "wir müssen leise sein wie pfirsiche", "mortu tombu miyi" und "bei uns dahoam", sowie vom ihm vorbereitet aber 6 Tage nach seinem Tod "schwarzer rotz – Echos auf H.C. Artmann" mit Messerschnitten von Jo Kuehn), heute alle erhältlich in der edition farnblüte, sowie die Übersetzungen "radio sermonettes" (Hakim Bey, edition selene, 1996), "Skandal. Essays zur islamischen Häresie" (Peter Lamborn Wilson, edition selene 1997, heute edition farnblüte). "Weiße Schatten. White shadows" (Lidija Simkute, edition selene, 200l; heute edition farnblüte)

Nach seinem Tod erschienen die Übersetzung "Ein Kreis vollendet sich. Full circle" (von Ruth Weiss, edition exil, 2002), "Schale aus Schlaf", Gedichte aus dem Nachlass (Hrsg.: Eva Lavric, edition farnblüte 2008), "nachtanhaltspunkte. haiku, notate" aus dem Nachlass (Hrsg.: Leopold Federmair, Leykam, 2008), das Hörspiel "Das unrettbare Ich des Hermann Bahr" (edition farnblüte, 2010) sowie die Sammelbände "Gesammelte Gedichte" (Hrsg.: Eva Lavric, Jaan Karl Klasmann; Klever Verlag 2011) und "Magie im sinnlosen Universum – Gesammelte Prosa aus dem Nachlass" (Hrsg.: Eva Lavric, Klever Verlag 2017)

Literaturwissenschaftliches zu Christian Loidl: Leopold Federmair / Helmut Neundlinger (Hrsg.): Christian Loidl (1957-2001). Beiträge zu Leben und Werk des Dichters. Linz: StifterHaus 2007



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