Ludwig | Geschlecht regieren | Buch | 978-3-593-39411-4 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 46, 280 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 213 mm, Gewicht: 360 g

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

Ludwig

Geschlecht regieren

Zum Verhältnis von Staat, Subjekt und heteronormativer Hegemonie

Buch, Deutsch, Band 46, 280 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 213 mm, Gewicht: 360 g

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

ISBN: 978-3-593-39411-4
Verlag: Campus Verlag GmbH


Die Konstitution zweigeschlechtlicher Subjekte als Effekt von Machtverhältnissen zu begreifen stellt mittlerweile kein theoretisches Neuland mehr dar. Die Rolle des Staates dabei blieb bislang in der feministischen Staatstheorie sowie der Queer Theory weitgehend ausgeblendet. An dieser Leerstelle setzt Gundula Ludwig an: Im Anschluss an Gramsci, Foucault und Butler zeigt sie, inwiefern das Verhältnis von staatlicher Macht und vergeschlechtlichten Subjekten sich gegenseitig bedingt: Über die Vergeschlechtlichung schreibt sich staatliche Macht in einer körperlichen und psychischen Form in die Subjekte ein, wodurch erst eine historisch spezifische Form staatlicher Machtausübung möglich wird.
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Inhalt

Vorwort 11

I. Einleitung 14
I.1. Staatstheoretisches Ausgangsinteresse 14
I.2. Historische Verschiebungen 16
I.3. Staatstheoretische Anreicherungen 20
I.4. Theoretische Werkzeugkisten 24
I.5. Theoretische Verortungen 33
I.6. Theoretische Bewegungen 44

II. Staat und Subjektkonstitution: Hegemonie- und gouvernementalitätstheoretische Annäherungen 50
II.1. Hegemonietheoretische Annäherungen 50
II.1.1. Vorbemerkung: Eine Neuformulierung marxistischer Theorie als 'Philosophie der Praxis' 50
II.1.2. Die Erweiterung des Staates 53
II.1.3. Staat und Subjektkonstitution aus einer hegemonietheoretischen Perspektive 68
II.1.4. Rückblick und Ausblick 81
II.2. Gouvernementalitätstheoretische Annäherungen 86
II.2.1. Vorbemerkung: Von der Staatsphobie zur Regierung 86
II.2.2. Vom Problemdreieck 'Sicherheit - Territorium - Bevölkerung' zur Serie 'Sicherheit - Bevölkerung - Regierung' 93
II.2.3. Staat und Subjektkonstitution aus einer gouvernementalitätstheoretischen Perspektive 106
II.2.4. Vom 'Außen' des Staates zum Staat als Praxis 127
II.2.5. Die Genealogie des modernen Staates als
Genealogie des modernen Subjekts 132
II.2.6. Rückblick und Ausblick 134
II.3. Umrisse eines hegemonie- und gouvernementalitäts-theoretischen Staatsverständnisses 139
II.3.1. Vorbemerkung: Hegemonie- und gouvernementalitätstheoretische Konvergenzen 139
II.3.2. Das ko-konstitutive Verhältnis von modernem Staat und modernen Subjekten 141
II.3.3. Rückblick und Ausblick 150

III. Geschlecht und Subjektkonstitution: Queer-feministische Annäherungen 152
III.1. Vorbemerkung: Heteronormativität als strukturierende Kraft für die Intelligibilität der Subjekte 152
III.2. Eine radikale Kritik von Geschlecht und ihre Konse-quenzen oder: 'Perhaps sex was always already gender' 156
III.2.1. Das Geflecht, in dem sex, gender und Begehren hervorgebracht werden 160
III.2.2. Geschlecht und Performativität 164
III.3. Geschlecht und die Konstitution des Subjekts 168
III.3.1. Ich performe, daher bin ich: Geschlecht, Performativität und Subjektkonstitution 169
III.3.2. Die Wendung von Macht auf sich selbst 173
III.3.3. Vergeschlechtlichte Subjektkonstitution und normative Gewalt 177
III.4. Rückblick und Ausblick 180

IV. Staat und vergeschlechtlichte Subjektkonstitution 191
IV.1. Geschlecht regieren 191
IV.2. Heteronormative Hegemonie 192
IV.3. Geschlecht, Subjektkonstitution und Staat 198
IV.4. Theoretische Bewegungen. Oder: Effekte queerer Interventionen in feministische Staatstheorie 209

V. Neoliberale Prozesse der Transformation von Staat und vergeschlechtlichter Subjektkonstitution: Thesen und weiterführende Fragen 218
V.1. Neoliberale Prozesse der Transformation aus einer hegemonie- und gouvernementalitätstheoretischen Perspektive 218
V.2. Neoliberale Gouvernementalität: Vom Markt als Organisationsprinzip staatlichen Handelns und von der unternehmerischen Freiheit der Subjekte 220
V.3. Neoliberale Ökonomie: Von einem flexiblen Produktionsmodell und unternehmerischen Subjekten 224
V.4. Regieren und Produzieren als 'passive Revolution' 230
V.5. Neoliberale Gouvernementalität und vergeschlechtlichte Subjektkonstitution 233
V.5.1. Flexibel und fluid: Heteronormative Hegemonie im Neoliberalismus 233
V.5.2. Das Regieren von Geschlecht in einer neoliberalen heteronormativen Hegemonie 238
V.6. Schlussbemerkung 246

Literatur 250
Sigelverzeichnis 250
Literaturverzeichnis 255


Wissenschaftliche Lexika und Wörterbücher spiegeln das Selbstverständnis und die Grenzen einer Disziplin wider und schreiben sie fest. Ein Blick in einschlägige politikwissenschaftliche Nachschlagewerke lässt auf den ersten Blick den Schluss zu, dass weder das moderne Subjekt noch dessen Verhältnis zum Staat Gegenstand der politischen Theorie ist, da das Subjekt nicht als relevante Figur des Kanons politisch-theoretisch relevanter Themenfelder ausgewiesen wird (für den deutschsprachigen Kontext stellvertretend: Görres-Gesellschaft 1985; Nohlen/Schultze 1985 und 1999; für den anglo-amerikanischen Raum: Hammond 2009; Hawkesworth/Kogan 1992; Miller/Coleman/Connolly/Ryan 1987). Vielmehr gelten innerhalb der wissenschaftlichen Arbeitsteilung die Philosophie, Psychologie, Semiotik, Literaturwissenschaft und Soziologie als relevante Disziplinen für die Theoretisierung des Subjekts (Zima 2000: ix). Ein zweiter Blick zeigt jedoch, dass das Subjekt in der politischen Ideengeschichte und Theorie keineswegs abwesend ist, vielmehr dient 'sein Wesen' insbesondere in den modernen Vertragstheorien als bis in die Gegenwart gültige Begründung des modernen Staates. So sind beispielsweise bei Thomas Hobbes (1984) die naturgegebenen Leidenschaften und Eigenschaften des Subjekts die Begründung dafür, dass die Unterwerfung aller unter den modernen Staat die einzig legitime Form des Zusammenlebens darstellt (ähnlich u.a. Locke 1974 und Rousseau 2000). Das Subjekt gilt in der politischen Theorie als Begründung und Ursprung für den modernen Staat, die moderne Gesellschaft, das Projekt der Moderne überhaupt, da aus seinen Eigenschaften universelle Werte und Rechte der modernen, 'westlichen' Gesellschaft abgeleitet werden: Da das moderne autonome, sich selbst transparente und souveräne Subjekt zu rechtlicher und moralischer Verantwortlichkeit befähigt sei, müsse die moderne politische und gesellschaftliche Ordnung ihre Legitimation darauf ausrichten. Die Aufgabe des Staates bestehe lediglich darin, den natürlichen Eigenschaften gerecht zu werden und diese zu zähmen. Konsequenterweise gilt das Subjekt auch als vorstaatlich - worauf nicht zuletzt die Leere in den politischen Lexika verweist.

Im Gegensatz zu dieser Abwesenheit des Subjekts als eines expliziten Gegenstands der politischen Theorie finden sich innerhalb der feministischen Theorie zahlreiche Arbeiten zum modernen Subjekt. So haben einerseits Simone de Beauvoir (1985), Regina Becker-Schmidt (1991), Jane Flax (1993), Nancy Hartsock (1990), Luce Irigaray (1977), Andrea Maihofer (1995), Susan Moller Okin (1979) und viele mehr aufgezeigt, dass das souveräne, moderne Subjekt eine maskulinistische Imagination ist (zum eurozentrischen Subtext des modernen Subjekts vgl. u.a. Minh-ha 1989, Mohanty 1991). Andererseits haben Judith Butler (GTr; BtM), Donna Haraway (1987), Teresa de Lauretis (1993) und Monique Wittig (1992) überhaupt die Vorstellung eines naturgegebenen vergeschlechtlichten 'Seins' der Subjekte dekonstruiert, indem sie die Vergeschlechtlichung der Subjekte als Effekt einer heteronormativen Machtformation vorführten. Diese zwei Stränge der feministischen Theorie sind in der feministischen Staatstheorie in unterschiedlichem Ausmaß wirksam geworden: Während Arbeiten zur maskulinistischen Ausgestaltung des modernen Subjekts breite Rezeption fanden und vielen feministischen staatstheoretischen Arbeiten als Grundstock dienten, befindet sich die Integration dekonstruktivistischer Arbeiten zur vergeschlechtlichten Subjektkonstitution noch in den Kinderschuhen. Daran setze ich in diesem Buch an: Ich möchte ein queer-feministisches, dekonstruktivistisches Verständnis von vergeschlechtlichter Subjektkonstitution als Effekt von Macht in die feministische Staatstheorie integrieren und das Verhältnis von staatlicher Macht und vergeschlechtlichter Subjektkonstitution untersuchen. Ausgehend von der Voraussetzung, dass keine Naturgegebenheit eines weiblichen oder männlichen Geschlechts angenommen werden ka


Gundula Ludwig, Dr. phil., ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung
der Universität Marburg.


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