E-Book, Deutsch, 149 Seiten
Maiden Jüngerschaft
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-7309-3789-1
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 149 Seiten
ISBN: 978-3-7309-3789-1
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jeder Christ ist berufen, ein Jünger Jesu zu sein. Doch sind wir uns dieser Berufung bewusst? Und was bedeutet diese Berufung? Peter Maiden, selbst seit seiner Jugend Nachfolger Jesu, zeigt auch anhand seiner eigenen Kämpfe und Schwierigkeiten, dass das Leben der Jüngerschaft ein Leben in Beziehung ist - einer Liebesbeziehung zwischen uns und Jesus Christus. Wir sind somit zu einem gegenseitigen Dienen und zu einem weisen Umgang mit unserer Zeit und unserem Besitz aufgerufen. Und es gibt Dinge, die wir beisteuern und die uns gleichzeitig eine Hilfe sein können: Die geistliche Disziplin des Gebets, des persönlichen Bibelstudiums, des Fastens und Aspekte, die wir beitragen können, um als gemeindliche Gemeinschaft einander zu helfen. Zum Abschluss geht der Autor auf die Frage ein: Um was geht es eigentlich - Mission - und um wen geht es eigentlich - Jesus. Peter Maiden war von 2003 bis 2013 internationaler Direktor von OM International, einem Missions- und Hilfswerk mit rund 5500 Mitarbeitern in über hundert Ländern. Darüber hinaus war er in vielen Ländern als begnadeter Bibellehrer unterwegs. Der gebürtige Engländer verstarb im Juli 2020 an Krebs.
Autoren/Hrsg.
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Einleitung
Der Versuch einer Rechtfertigung Warum brauchen wir ein weiteres Buch über Jüngerschaft? Zwei Dinge, die ich in den vergangenen Monaten gelesen, und eine Sache, die ich gesehen habe, bewegten mich schließlich dazu, mich an den Computer zu setzen und dieses Buch zu schreiben. Ron Sider schrieb das Buch The Scandal of the Evangelical Conscience — Why are Christians living just like the rest of the world? (Der Skandal des evangelikalen Gewissens — Warum leben Christen genauso wie der Rest der Welt?). Indem er sich auf Forschungsergebnisse bezog, die vor allem von George Barna stammen, zeigte er die geistliche Zerrissenheit auf, die unter dem Großteil der amerikanischen Christen des einundzwanzigsten Jahrhunderts so augenscheinlich erkennbar ist. Scheidungen sind dort innerhalb der Kirche etwas häufiger als außerhalb.[1] Die Menschen, die am ehesten Vorbehalte gegenüber Nachbarn ethnischer Abstammung haben, sind weiße Evangelikale.[2] Das sind nur zwei Statistiken von vielen, die bei mir eine tiefe Beunruhigung und fundamentale Fragen auslösten. Doch das ist nicht nur ein amerikanisches oder sogar rein westliches Problem. Der Völkermord in Ruanda, bei dem 900 000 Menschen abgeschlachtet wurden, bewirkte bei mir eine ähnliche Verwirrung. Dieses Gebiet, das im Zentrum der Erweckung Ostafrikas lag, war zu dieser Zeit theoretisch der »christlichste« Ort der Erde. Das Problem von Christen, die nicht leben, wie sie sollten, gibt es nicht nur in Amerika oder Afrika: meiner Erfahrung nach liegt es ganz in meiner Nähe. Meine eigenen persönlichen Beobachtungen im örtlichen Gemeindeleben in England und mein Dienst in der globalen Gemeinde haben diese tiefe Besorgnis verstärkt. Ich kenne christliche Leiter, die viele Jahre hindurch ein Doppelleben führten. Sie predigten regelmäßig das Wort und waren doch gleichzeitig ihren Ehefrauen ständig untreu. Ich weiß auch von anderen Christen, die gerne darüber sprachen, dass sie in manchen Situationen Steuern nicht bezahlten, die sie eindeutig hätten bezahlen sollen. Ebenso bin ich über die Tendenz von Christen besorgt, sich von anderen Christen oft wegen eher unwesentlichen Fragen absondern. Einzelne gehen anderen aus dem Weg; sie bleiben zwar in derselben Gemeinde und begegnen sich an demselben Tisch zum Brotbrechen, aber sie haben manchmal über Jahre hinweg keine Beziehung zueinander. Ich sehe diese Neigung zur Spaltung besonders in Gemeinden, die auf Grund nebensächlicher Lehrfragen wenig oder nichts mit anderen Gemeinden zu tun haben wollen. Diese Risse im Leib, ob persönlich oder als Gemeinschaft, sind manchmal lange Zeit hindurch nicht gekittet worden, obwohl die Bibel deutlich lehrt: »Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn« (Eph 4,26). In meiner örtlichen Gemeinde war in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts Evangelisation immer das Thema auf unseren Tagesplänen. Die Großveranstaltungen mit Billy Graham gaben uns Auftrieb, aber in unserer eigenen Gemeinde verging viel Zeit, manchmal Jahre, bevor jemand zum Glauben an Christus kam. Das ist jetzt nicht mehr der Fall; das Thema heute ist: Wie können wir dafür sorgen, dass Gläubiggewordene zur Reife in Christus gelangen? Sind sich diejenigen, die sich entscheiden, Christen zu werden, dessen bewusst, dass dies nicht möglich ist, ohne sich zu entscheiden, als Jünger Jesu zu leben? Es bedeutet, die »Weltan- schauung« Jesu zu übernehmen, sodass sie durch ihren Wandel mit Jesus und das Studium seiner Lehren allmählich ihr Leben und die Welt mit seinen Augen betrachten. Wir können nicht auf Jesu Ruf reagieren, nur um heute ein ruhiges Gewissen und eine Art Versicherungsgarantie für unsere Zukunft zu erhalten. Die einzig zulässige Antwort auf Jesu Einladung ist der Schritt, dass wir uns ihm als dem Herrn unseres Lebens unterordnen. Dieses Unterordnen kann nur in ganzheitlich gelebter Jüngerschaft zum Ausdruck kommen. Vieles, was für neutestamentliches Christentum gehalten wird, ist kaum mehr als objektive Wahrheit, die mit einem Lied versüßt und durch religiöse Unterhaltung schmackhaft gemacht wird. [3]
A. W. Tozer In vielen Teilen der Erde, die ich durch meine Arbeit mit OM besuchen darf, begegnen mir ähnliche Erscheinungen. Länder, die vor einer Generation noch als vorrangige Missionsprojekte betrachtet wurden, sind inzwischen zu aussendenden Ländern geworden. Doch viele Gemeindeleiter in diesen Ländern fragen sich, ob das Wachstum, das zu beobachten ist, wirklich tief geht. Amazing Grace (Wunderbare Gnade) All das hat für mich fundamentale Fragen aufgeworfen: Fragen über das Evangelium, das wir predigen, über die Lehre in unseren Gemeinden und über unser grundlegendes Verständnis darüber, was es bedeutet, Christ zu sein. Aber Gott sei Dank habe ich auch das Gegenteil gesehen: Menschen, die durch die Kraft Christi völlig umgestaltet wurden. Diese Umgestaltung hat sich nicht nur auf ihre Sonntagsgestaltung, sondern auf ihr ganzes Leben ausgewirkt. 1 A. W. Tozer, zitiert in Gathered Gold, zusammengestellt von John Blanchard (Welwyn, Evangelical Press, 1984). In meiner Jugend wurde mir einmal von einem wohlwollenden Sonntagsschullehrer gesagt, es sei egal wie mein Leben moralisch aussieht. Wenn ich ein Christ sei (definiert als jemand, der Jesus Christus angenommen hat, indem er ein spezielles Gebet gesprochen hatte), dann hätte ich Sicherheit für die Ewigkeit und könnte leben, wie ich wolle. Dieser Lehrer, eine gottesfürchtige Person, fügte dann sehr schnell hinzu, dass es nicht Gottes Wille sei, dass man ein moralisch verdorbenes Leben führe, und dass mein Leben dadurch sicherlich im Chaos enden würde . . . Diesen ersten Gedanke des Lehrers möchte ich aber hinterfragen. Ich behaupte, dass die Aussage, ein Christ könne ein moralisch verdorbenes Leben ohne Beeinträchtigung für die Ewigkeit führen, weder mit dem Evangelium übereinstimmt noch mit der Art und Weise, wie das Neue Testament die Auswirkungen der Errettung beschreibt.
Sam McKnight [4] Ich habe gesehen, wie ganze Familien oder sogar Siedlungen tief und bleibend verändert wurden. Beim Schreiben dieser Zeilen las ich mein tägliches E-Mail (BreakPoint genannt), das ich von Chuck Colson bekomme. Es enthielt zwei Geschichten von »eklatanter Ungerechtigkeit und unfassbarer Barmherzigkeit«. Hier eine kurze Zusammenfassung einer dieser Geschichten: Willie >Pete< Williams, ein Afro-Amerikaner aus Georgia, verbrachte mehr als zwei Jahrzehnte im Gefängnis für Straftaten, die er nicht begangen hatte. Er wurde 1985 für schlimmste Sodomie, Entführung und Vergewaltigung zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt. Williams betonte immer seine Unschuld und die Vereinigung Innocence Project griff seinen Fall auf. Nach Ermittlungen brachten sie den Fall erneut vor Gericht, und Williams wurde für unschuldig befunden. Nachdem er einige Zeilen von dem Lied »Amazing Grace« gesungen hatte, verließ er das Gefängnis als freier Mann und ging nach Hause, um mit seiner Familie ein Steak zu essen. Einige Tage danach trat er in einer Nachrichtensendung auf und behauptete, dass er nicht zornig darüber sei, die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht zu haben. Stattdessen demonstrierte er Barmherzigkeit und Vergebung. »Jeder kann etwas falsch machen«, sagte er, »wir alle sind nur Menschen.« Williams schreibt seine bemerkenswerte Fähigkeit zu vergeben dem Umstand zu, dass er sich im Gefängnis zu Christus bekehrt hat. »Das ist mein Fels gewesen«, sagte er. Sein Glaube an Christus hat ihn die Jahre hindurch getragen, in denen er als Sextäter galt, und er schenkte ihm Hoffnung, dass eines Tages seine Unschuld ans Licht kommen würde. Und warum sollte nun ausgerechnet ich dieses Buch schreiben? Ich kämpfte monatelang mit der Antwort. Mein Leben lang bin ich gerne gelaufen, aber ich habe nie daran gedacht, ein Buch über das Laufen zu schreiben. Wie sehr ich mich auch bemühe, ich bin kein großartiger Läufer. Ich kämpfe damit, zehn Kilometer in weniger als vierzig Minuten zu bewältigen, und einen Marathon in weniger als drei Stunden zu laufen, würde mir mein Äußerstes und mehr als das abverlangen. Ich dachte immer, ein Buch über das Laufen sollte von jemandem geschrieben werden, dessen Zeit auf der Marathondistanz näher bei zwei als bei drei Stunden liegt. Wenn es um Jüngerschaft geht, bin ich ganz gewiss kein »Zwei-Stunden« Läufer! Ich hatte die besten Vorraussetzungen! Meine Eltern beteten, dass ich ein Nachfolger Christi würde, sobald sie wussten, dass ich unterwegs war. Sie beteten täglich und lebten mir Jüngerschaft vor. Ich hatte das Vorrecht, Mitglied einer Gemeinde zu sein, in der viele Menschen regelmäßig für mich beteten und mir Vorbild waren. Aber ich war ein Kämpfender mit viel Versagen, und ich kämpfe noch immer. Doch im Verlauf der Jahre wuchs die Sehnsucht und durch Gottes Gnade hat es Fortschritte gegeben. Ich kann aufrichtig sagen, dass ich nicht mehr bin, wie ich war. Mein Wunsch nach mehr ist groß. Ich glaube, Gott möchte, dass ich einige dieser Erfahrungen mit anderen teile, und...




