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McCaffrey Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern, Band 3 - Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21008-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Drachenreiter von Pern, Band 3 - Roman

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ISBN: 978-3-641-21008-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Macht der Musik

Pern, ein von Menschen besiedelter und von telepathisch begabten Echsen bewohnter Planet, zieht seine Bahn in einem Doppelsternsystem. Der kleine rote Begleiter der Hauptsonne nähert sich etwa alle 200 Jahre dem Planeten. Er wirft Sporenfäden aus, die in die Atmosphäre Perns eindringen, alles verbrennen und sich blitzschnell in den Boden eingraben. Nur die Drachenreiter können die Bevölkerung davor schützen. Menolly, die jüngste Tochter des Burgherrn Yanus, erlebt eine solche Zeit des Sporenfalls. Sie ist ein überaus musikalisches Kind und wurde von einem Harfner ausgebildet. Doch Musik ist auf Pern Männersache, und ihr Vater verbietet es Menolly, in der Öffentlichkeit ein Instrument zu spielen. Sie macht sich auf in die Wildnis, um zu musizieren, und gelangt zu den einsamen Höhlen an der Bucht, wo die Feuerechsen, die kleinen Verwandten der Flugdrachen, ihre Gelege haben. Dort erkennt sie mit Erstaunen, welche Macht ihr Gesang über die kleinen telepathischen Tiere hat …

Anne McCaffrey wurde am 1. April 1926 in Cambridge, Massachusetts, geboren, und schloss 1947 ihr Slawistik-Studium am Radcliffe College ab. Danach studierte sie Gesang und Opernregie. In den Fünfzigerjahren veröffentlichte sie ihre ersten Science-Fiction-Kurzgeschichten, ab 1956 widmete sie sich hauptberuflich dem Schreiben. 1967 erschien die erste Story über die Drachenreiter von Pern, „Weyr Search“, und gewann den Hugo Award im darauffolgenden Jahr. Für ihre zweite Drachenreiter-Story „Dragonrider“ wurde sie 1969 mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Anne McCaffrey war die erste Frau, die diese beiden Preise gewann, und kombinierte die beiden Geschichten später zu ihrem ersten Drachenreiter-Roman „Die Welt der Drachen“. 1970 wanderte sie nach Irland aus, wo sie Rennpferde züchtete. Bis zu ihrem Tod am 21. November 2011 im Alter von 85 Jahren setzte sie ihre große Drachenreiter-Saga fort, zuletzt zusammen mit ihrem Sohn Todd.
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1


Rührt die Trommeln für den Krieg,

Schlagt die Harfe für den Sieg.

Feuer, friss dich tief ins Land,

Bis der Rote Stern gebannt.

Fast, als beweinten die Elemente den Tod des gütigen alten Harfners, heulte seit drei Tagen ein Südoststurm, der sogar die Totenbarke in der Dockhöhle festhielt.

Der Sturm ließ dem Burgherrn Yanus zuviel Zeit, über sein Problem nachzusinnen. Er ließ ihm auch Zeit, jeden Mann aufzusuchen, der auch nur einigermaßen Rhythmus und Melodie beherrschte, aber sie gaben ihm alle die gleiche Antwort: Die Totenklage zu Ehren des alten Harfners konnten sie nicht singen; das schaffte einzig und allein Menolly.

Worauf Yanus jedes Mal mit einem unwilligen Knurren davonstapfte. Es ärgerte ihn, dass er seiner Ohnmacht und seiner Unzufriedenheit mit dieser Antwort nicht richtig Ausdruck verleihen konnte. Denn Menolly war nur ein Mädchen – und obendrein zu hochgeschossen und zu schlaksig für ein richtiges Mädchen. Die Einsicht, dass sie die einzige in der ganzen Halbkreis-Bucht war, die jedes Instrument ebenso gut spielen konnte wie der alte Harfner, verbitterte ihn. Ihre Stimme traf jeden Ton, ihre Finger griffen Saiten, Trommelstock und Pfeifenlöcher gleich sicher – und sie kannte die Totenklage. Wenn Yanus sich nicht täuschte, hatte dieses widerspenstige Gör den Gesang eingeübt, seit den alten Petiron das Fieber dahinraffte.

»Sie wird ihm die Ehren erweisen müssen, Yanus«, erklärte seine Frau Mavi an dem Abend, als der Sturm abflaute. »Es geht schlicht und einfach darum, dass wir Petiron zur letzten Ruhe betten, wie es sich geziemt. Wer die Totenklage gesungen hat, braucht später keiner zu erfahren.«

»Der Alte wusste doch, dass es mit ihm zu Ende ging. Warum hat er nicht noch einen der Männer unterwiesen?«

Eine gewisse Schärfe lag in Mavis Antwort. »Weil du nie einen Mann frei hattest, solange die Boote auslaufen konnten!«

»Der junge Tranilty ...«

»Den hast du nach Ista in Pflege geschickt.«

»Oder Forolts Jüngster ...?«

»Er ist im Stimmbruch. Komm, Yanus, finde dich damit ab! Menolly wird singen.«

Yanus haderte immer noch gegen das Unvermeidliche, als er in seine Schlafpelze kroch.

»Haben dir das nicht schon alle anderen gesagt? Warum also versteifst du dich?« – Yanus schloss resigniert die Augen.

»Morgen macht ihr bestimmt einen reichen Fang«, fuhr Mavi mit einem Gähnen fort. Sie sah es lieber, wenn er draußen auf dem Meer war, anstatt in der Burg herumzupoltern, mürrisch und streitsüchtig durch die erzwungene Untätigkeit. Sie wusste, dass er der beste Baron war, den die Halbkreis-Bucht je gesehen hatte. Die Burg gedieh, und in den Vorratshöhlen türmten sich die Tauschgüter; sie hatten seit mehreren Planetendrehungen weder Schiff noch Mann verloren – ein Beweis für seinen guten Wetterinstinkt. Aber Yanus, der sich nur auf einem sturmgepeitschten Deck wohlfühlte, war verloren, wenn es galt, an Land unerwartete Schwierigkeiten zu meistern.

Mavi spürte recht gut, dass Yanus mit seiner Jüngsten unzufrieden war. Sie selbst verzweifelte manchmal schier an dem Mädchen. Gewiss, Menolly arbeitete hart, und sie besaß eine außergewöhnliche Fingerfertigkeit – aber die zeigte sie meist nur, wenn sie ein Instrument der Harfner-Gilde in die Hand nahm. Vielleicht, dachte Mavi, war es unklug gewesen, Menolly in der Umgebung Petirons zu lassen, nachdem sie die alten Lehrballaden alle auswendig kannte. Aber die Kleine hatte ihr die Last abgenommen, den alten Mann zu versorgen, und außerdem hatte er selbst ihre Gesellschaft gewünscht. Keiner missachtete die Wünsche Petirons. Ach was, überlegte Mavi und zog einen Strich unter das Vergangene, sicher kam bald ein neuer Harfner, und dann konnte man Menolly Aufgaben zuweisen, die sich besser für ein junges Mädchen schickten.

Am Morgen darauf hatte sich der Sturm gelegt. Der Himmel war wolkenlos, die See ruhig. Man schmückte die Totenbarke in der Dockhöhle und legte Petirons Leichnam, in blaue Gildetücher gewickelt, auf das Kippbrett. Die gesamte Flotte der Meeres-Bucht folgte dem Ruderboot hinaus in die starke Strömung oberhalb der Nerat-Untiefen.

Menolly saß am Bug der Barke und sang die Elegie; ihre klare, kräftige Stimme scholl bis hin zu den großen Schiffen; die Männer an den Rudern summten die Begleitmelodie.

Mit den letzten Klängen ließ man Petiron ins Meer gleiten. Menolly senkte den Kopf. Dann warf sie die Trommel mitsamt dem Stock in die Fluten. Wie konnte sie je wieder das Instrument benutzen, das Petirons Totenklage begleitet hatte? Sie hatte seit dem Dahinscheiden des Harfners ihre Tränen zurückgehalten, weil sie wusste, dass sie seine Elegie singen würde, und das konnte sie nur, wenn die Kehle nicht zugeschnürt war vom Schmerz. Nun aber ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf, und die Tränen vermischten sich mit der salzigen Gischt. Ihr Schluchzen untermalte die Wende-Kommandos des Steuermanns.

Petiron war ihr Freund, ihr Verbündeter und ihr Lehrmeister gewesen. Sie hatte aus dem Herzen gesungen, wie er es stets verlangte – aus tiefstem Herzen. War es möglich, dass er da, wo er jetzt weilte, ihre Klage gehört hatte?

Sie hob den Blick zu den Küsten-Palisaden, zu dem weißen Sandstreifen zwischen den beiden Armen der Halbkreis-Bucht. Der Himmel hatte drei Tage lang geweint – ein angemessener Tribut. Und die Luft war kalt. Sie zitterte trotz ihrer dicken Wherleder-Jacke. Wäre sie zu den Ruderbänken hinuntergeklettert, so hätte sie wohl Schutz vor dem Wind gefunden. Aber sie konnte sich nicht vom Fleck rühren. Ehre und Verantwortungsgefühl gehörten zusammen, und es geziemte sich, dass sie hier am Bug blieb, bis die Totenbarke die Steine der Dockhöhle erreichte.

Die Burg in der Halbkreis-Bucht würde ihr jetzt noch leerer erscheinen als zuvor. Petiron hatte auszuharren versucht, bis sein Nachfolger eintraf. Er hatte gewusst, dass er den Winter nicht überleben würde und deshalb an Meisterharfner Robinton geschrieben. Seiner Botschaft hatte er zwei von Menollys Liedern beigefügt.

»Frauen haben im Kreis der Harfner nichts zu schaffen«, hatte sie verwirrt und scheu erklärt, als sie davon erfuhr.

Petiron wich aus, wie so oft. »Einer von hundert hat ein gutes Gehör«, hatte er geantwortet. »Einer von zehntausend findet eine annehmbare Melodie und schöne Worte dazu. Wärst du ein Junge, so gäbe es überhaupt keine Probleme.«

»Ich bin nun mal ein Mädchen. Daran können wir beide nichts ändern.«

»Du würdest auch einen hübschen, kräftigen Jungen abgeben«, murmelte Petiron eigensinnig.

»Und was hast du gegen ein hübsches, kräftiges Mädchen einzuwenden?«, hatte Menolly halb im Scherz, halb im Ärger gefragt.

»Nichts natürlich. Nichts.« Und Petiron hatte ihr zugelächelt und ihre Hand getätschelt.

Sie hatte ihm das Abendessen eingeflößt, denn die alten Hände waren so verkrüppelt, dass selbst der leichteste Holzlöffel schlimme Furchen in den geschwollenen Fingern hinterließ.

»Außerdem ist Meisterharfner Robinton ein gerechter Mann. Das kann keiner auf Pern bestreiten. Er wird meine Botschaft ernst nehmen. Er kennt seine Pflichten, und ich bin immerhin im Gilden-Senat. Ich habe mein Handwerk noch früher gelernt als er. Ich werde ihn dazu bringen, dass er dich anhört.«

»Hast du ihm wirklich diese Balladen geschickt, die ich auf dein Geheiß in Wachsplatten kratzte?«

»Gewiss. Das zumindest war ich dir schuldig, Kind.«

Er hatte mit solchem Nachdruck gesprochen, dass Menolly seinen Worten Glauben schenkte. Armer alter Petiron. In den letzten Monaten war sein Gedächtnis immer schlechter geworden. Er verwechselte die Planetendrehungen und vergaß selbst die Ereignisse vom Vortag.

Jetzt braucht er die Zeit nicht mehr, und ich werde ihn nie vergessen, dachte Menolly. Ihre nassen Wangen prickelten vor Kälte.

Der Schatten der Halbkreis-Bucht fiel über sie. Die Barke kehrte heim in die Bucht. Menolly hob den Kopf. Hoch droben am Himmel erkannte sie die Umrisse eines Drachen. Ein stolzer Anblick! Aber wie hatte man im Benden-Weyr vom Tod des alten Harfners erfahren? Unsinn, der Drachenreiter befand sich auf einem Patrouille-Flug. Seit die Fäden nicht mehr so regelmäßig fielen wie früher, kreisten des Öfteren Drachen über der Halbkreis-Bucht, die inmitten ausgedehnter Sumpfgebiete lag, abgeschnitten von den Nachbarburgen. Wie dem auch sein mochte, der Drache schwebte im rechten Moment am Himmel, und Menolly sah darin einen Tribut für Petiron, den Harfner.

Die Männer hoben die schweren Ruder aus dem Wasser, und die Barke glitt langsam zu ihrem Liegeplatz am anderen Ende der Docks. Fort und Tillek rühmten sich, dass sie die ältesten Burgen am Meer waren, aber nur die Halbkreis-Bucht besaß eine Höhle, groß genug, um die gesamte Fischfangflotte aufzunehmen und sie vor Fädeneinfall und schlechtem Wetter zu schützen.

Die Dockhöhle hatte Liegeplätze für dreißig Boote, Lagerraum für alle Netze, Trocken- und Lüftgestelle für die Segel und eine Flachzone, wo man die Schiffe reparieren und von Seetang befreien konnte. Ganz am Ende der riesigen Höhle befand sich ein Felsensims, wo die Werftleute neue Boote bauten, sobald sie genug Holz für einen Rumpf beisammen hatten. Dahinter lag die kleine Innere Höhle, wo man das kostbare Holz stapelte, trocknete oder zu Rahmen verwand.

Die Totenbarke stieß leicht an den Pflock.

»Menolly?« Der erste Ruderer hielt ihr die Hand entgegen.

Erstaunt über die unerwartete Aufmerksamkeit, die einem Mädchen ihres Alters gar nicht zukam, wollte sie von selbst nach unten springen....


McCaffrey, Anne
Anne McCaffrey wurde am 1. April 1926 in Cambridge, Massachusetts, geboren, und schloss 1947 ihr Slawistik-Studium am Radcliffe College ab. Danach studierte sie Gesang und Opernregie. In den Fünfzigerjahren veröffentlichte sie ihre ersten Science-Fiction-Kurzgeschichten, ab 1956 widmete sie sich hauptberuflich dem Schreiben. 1967 erschien die erste Story über die Drachenreiter von Pern, „Weyr Search“, und gewann den Hugo Award im darauffolgenden Jahr. Für ihre zweite Drachenreiter-Story „Dragonrider“ wurde sie 1969 mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Anne McCaffrey war die erste Frau, die diese beiden Preise gewann, und kombinierte die beiden Geschichten später zu ihrem ersten Drachenreiter-Roman „Die Welt der Drachen“. 1970 wanderte sie nach Irland aus, wo sie Rennpferde züchtete. Bis zu ihrem Tod am 21. November 2011 im Alter von 85 Jahren setzte sie ihre große Drachenreiter-Saga fort, zuletzt zusammen mit ihrem Sohn Todd.



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