Pooley | Das Wunder von Bahnsteig 5 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Pooley Das Wunder von Bahnsteig 5

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-641-24726-3
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der neue herzerwärmende Roman der SPIEGEL-Bestsellerautorin von »Montags bei Monica«.
»Schöner kann ein Wohlfühlroman nicht sein!« Sophie CousensJeden Morgen nehmen sie denselben Zug nach London, die Passagiere in Wagen 3. Iona, eine Ratgeberkolumnistin und extravagante Erscheinung, hat sich sogar Namen für ihre Mitreisenden ausgedacht: Der-einsame-Teenager, Die-hübsche-Leseratte oder Der-arrogante-Breitbeinige. Als routinierte Pendler wechseln sie kein Wort miteinander. Bis sich der Breitbeinige eines Tages an einer Weintraube verschluckt und womöglich erstickt wäre, hätte ein junger Mann ihn nicht gerettet. Dieser Einsatz des Krankenpflegers Sanjay bewirkt ein Wunder: Die Menschen im Zug beginnen miteinander zu reden. Aus sechs Fremden, die nichts gemeinsam haben als ihren Arbeitsweg, wird eine Gemeinschaft, in der alle füreinander da sind. Denn Hilfe braucht jeder von ihnen ...»Ein wunderbares Meisterwerk! Warmherzig, humorvoll, berührend und mit unvergesslichen Figuren.« Rosie Walsh

Clare Pooley hat zwanzig Jahre lang in der Werbebranche gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben und ihrer Familie widmete. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und zwei Border Terriern in London, wo ihre Bücher am heimischen Küchentisch entstehen.
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Iona
08:05 Hampton Court nach Waterloo Iona hatte noch nie eine Schreibblockade gehabt. Ganz im Gegenteil. Sonst hatte sie die Worte immer zügeln müssen, damit sie nicht mit ihr durchgingen. Aber seit der Besprechung letzte Woche stolperten die Worte, die sonst nur so aus ihr gesprudelt waren, mühsam zu zweien oder dreien heraus, nur um gleich wieder erbarmungslos gelöscht zu werden, kaum dass sie zu Papier gebracht waren. Bei jedem neuen Absatz fragte sie sich kritisch: KNISTERT es? Ist es MILLENNIAL genug? Just in dem Moment, wo sie Talent und Selbstvertrauen am meisten gebraucht hätte, schienen beide sie im Stich zu lassen. Kurz kam ihr der Gedanke, vielleicht ein paar der »Millennials« aus dem Büro für ihre Zwecke einzuspannen, aber womöglich hielten die sie alle – genau wie Marina – für einen Dinosaurier und hofften insgeheim, sie würde brav in beiger Gummizug-Jogginghose und Puschen in ein Altersheim schlurfen und endlich einen der »heißen« Schreibtische freimachen. Und außerdem, um Hilfe zu bitten war ein Zeichen von Schwäche, und Schwäche zu zeigen, konnte sie sich gerade nicht leisten. Iona nippte an ihrem Tee, während sie zusah, wie die Fahrgäste in New Malden in die Bahn stiegen. Da war auch Sanjay, der heldenhafte Krankenpfleger, der diesem undankbaren misogynen Arschloch letzte Woche das Leben gerettet hatte. Er setzte sich auf den freien Platz ihr gegenüber. Sie nickten einander zu und lächelten befangen. Iona musste sich eingestehen, dass sie keinen Schimmer hatte, was die Etikette in so einem Fall empfahl. Ihre letzte Begegnung mit Piers war ihr eine eindringliche Mahnung gewesen, wie wenig ratsam es war, sich im Zug mit irgendwelchen dahergelaufenen Mitreisenden einzulassen. Darum gab es ja auch eine eherne Regel dagegen. Aber sie und Sanjay hatten einen ganz besonderen Moment miteinander geteilt. Sie waren miteinander verbunden, ob sie es nun wollten oder nicht, schließlich hatten sie dem Tod gemeinsam ein Schnippchen geschlagen. Also, was besagten die Regeln für einen solchen Fall? Himmel, manchmal war es aber auch wirklich verzwickt, britisch zu sein. Iona starrte aus dem Fenster, hinein in Reihenhausgärten mit Kinderschaukeln, Wäscheleinen und Gewächshäusern. Kleine Einblicke ins Leben der Familien, die dort wohnten. Alles, nur keinen Blickkontakt, das würde die Sache nur noch unangenehmer machen. Der Zug wurde langsamer und kam dann ruckelnd zum Stehen. Die Minuten vergingen, ohne dass er Anstalten machte weiterzufahren, und Iona und ihre Mitreisenden wurden zunehmend unruhig. Seufzen und Stöhnen, Handytippen und Füßescharren störten die Stille. Schließlich tönte aus dem Lautsprecher eine blecherne und – unter den gegebenen Umständen – aufreizend muntere Stimme. »Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung heute Morgen, es gibt eine Signalstörung in Vauxhall. Wir werden unsere Fahrt hoffentlich bald fortsetzen.« »Ach herrje, bestimmt machen sie sich im Büro schon schreckliche Sorgen um uns«, wisperte Iona Lulu zu und wünschte, es würde stimmen. Wenn sie den ganzen Morgen hier festsäßen, würde es überhaupt jemand merken? Lulu schaute zu ihr auf, mit Augen wie Schokodrops, die in der Sonne schmolzen, und leckte ihr über die Nase. Iona wandte sich um zu Sanjay, der mit den Fingern rhythmisch auf dem Tisch trommelte. Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass man am Ohrläppchen einen Muskel zucken sah, und sein Atem ging flach und viel zu schnell. Das war nicht gut. Sie würde etwas sagen müssen. »Alles okay, Sanjay?«, erkundigte sie sich mit derselben Stimme, mit der sie Lulu beruhigte, wenn einer der anderen – weniger wohlerzogenen – Hunde im Park sie anbellte. Verdattert schaute er auf, als hätte er schon ganz vergessen, dass sie da war. »Ähm, ja. Danke. Ich komme nur viel zu spät zur Arbeit«, sagte er. »Es geht bestimmt gleich weiter«, meinte Iona. »Und außerdem ist es ja keine Frage von Leben oder Tod, oder?« Wobei ihr dann aufging, dass das bei ihm womöglich nicht stimmte. »Ach herrje, in Ihrem Fall vielleicht doch?« Sanjay lachte ein wenig linkisch. »Ach was, ich bin nicht unersetzlich«, sagte er. »Ich arbeite in der Onkologie, da sterben einem die Patienten nicht so schnell weg. Über die Hälfte stirbt gar nicht, Gott sei Dank.« »Na also«, meinte Iona. »Dann gibt es doch auch keinen Grund zur Sorge, oder? Wissen Sie, gestern hätte ich Sie gut gebrauchen können. Hier habe ich gesessen, und gleich neben mir hat sich ein Schulmädchen über den Laptop unseres Smarten Sexisten aus Surbiton übergeben!« »Den Laptop von wem?«, fragte Sanjay. »Sie wissen schon, der Typ mit der Traube. Piers. Dem Sie neulich das Leben gerettet haben. Wo haben Sie eigentlich gesteckt? Ich habe Sie seitdem gar nicht mehr gesehen. Langsam fing ich schon an zu glauben, Sie müssten eine himmlische Erscheinung gewesen sein. Wobei, hätte Sie tatsächlich der Himmel geschickt, ich weiß nicht, ob Sie sich die Mühe gemacht hätten, ausgerechnet den zu retten. Es mag ausgesehen haben wie hundsgewöhnliche Kotze, aber es war flüssiges Karma.« »Ähm, ich bin immer am anderen Ende des Zugs eingestiegen. Absichtlich, ehrlich gesagt«, sagte Sanjay. »Sind Sie mir etwa aus dem Weg gegangen?«, fragte Iona perplex, um im selben Moment einsehen zu müssen, dass sie seit der Begegnung mit Ed und der Personaltante ungewohnt paranoid und anhänglich war. Schluss damit, Iona. Der arme Junge kann sitzen, wo er will. Du verschreckst ihn ja noch. »Nein. Nein, nicht Ihnen, nein, bestimmt nicht«, sagte er und verhaspelte sich beim hastigen Abstreiten. Das Herzchen. »Ihr. Dem Mädchen im Zug.« »Welchem Mädchen im Zug?«, fragte Iona verdattert. »War das nicht ein Film? Und hat sie da nicht jemanden umgebracht? Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht mehr. Schrecklich verworrene Geschichte.« »Die, die Ihnen gegenübersaß, als dieser Mann – Piers – fast erstickt wäre«, sagte er. Stirnrunzelnd kramte Iona in ihren Erinnerungen an diesen Tag. »Ah!«, rief sie siegessicher, als sie schließlich das entsprechende Bild vor Augen hatte. »Sie meinen Miss Unverschämt Hübsch aus Thames Ditton!« »So nennen Sie sie?«, fragte er und musste nun doch lächeln. »Passt zu ihr. Geben Sie all Ihren Mitreisenden Spitznamen? Mir auch?« »Selbstverständlich!«, sagte sie, bevor ihr wieder einfiel, dass sie ihn immer Mr Verdächtig Nett aus New Malden genannt hatte, weil er fast zu gut schien, um wahr zu sein. Immer machte er alten Damen oder schwangeren Frauen Platz, entschuldigte sich, wenn ihm jemand auf den Fuß trat, und hatte so ein strahlendes, herzliches, einnehmendes Lächeln. Wollte man einen Psychothriller mit besonders fiesem Twist besetzen, in dem die am wenigsten verdächtige Figur am Ende der eiskalte Killer ist, Sanjay wäre die Idealbesetzung. »Sie habe ich vermutlich Pfleger aus New Malden genannt, weil Sie so rücksichtsvoll sind zu allem und jedem«, sagte sie. Blitzschnell hatte sie reagiert, nun kamen ihr die jahrzehntelang geübten Fähigkeiten im Umschreiben, Austauschen und Ersetzen von Wörtern zugute. Schöner Schlenker, Schätzchen. Du hast es immer noch drauf. »Wow, sehr scharfsinnige Beobachtung«, staunte Sanjay. »Tja, das gehört wohl zu meinen Superkräften«, entgegnete sie. »Ich liege selten falsch. Also, warum haben Sie das Fräulein mit dem flammenden Haar aus Thames Ditton gemieden?« »Ach, nicht so wichtig«, brummte Sanjay und wurde rot, was wirklich süß war und Ionas Neugier umso mehr anstachelte. »Na los, mir können Sie es ruhig sagen«, flüsterte sie ihm lautstark zu und tätschelte ihm über den Tisch die Hand. »Ich bin die Verschwiegenheit in Person.« Was zwar nicht ganz stimmte, aber sie brauchte ihm ja nicht auf die Nase zu binden, dass Diskretion in ihrem Metier eher hehres Ziel als unverrückbarer Handlungsleitfaden war. Menschen, das wusste Iona aus Erfahrung, brachte man am besten durch Schweigen zum Reden. Mit Stille konfrontiert, verspürten die allermeisten Menschen den unwiderstehlichen Drang, die so entstandene Lücke zu füllen. Also nippte sie nur an ihrem Tee und wartete ab. Sie sah Sanjay mit sich ringen, bis er schließlich zu einem Entschluss zu kommen schien. Sie hatte wieder mal gewonnen. »Tja, also, eigentlich wollte ich sie an dem Tag, als Piers beinahe erstickt wäre, ansprechen und auf einen Kaffee einladen, aber jetzt muss sie mich für einen Vollidioten halten. Das war das einzige Mal, dass ich mit ihr gesprochen habe, und ich habe es so was von vermasselt«, sagte er. »Nur weil sie so unverschämt hübsch ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch ein netter Mensch ist, wissen Sie. Bestimmt würden Sie schnell merken, dass sie nicht die Richtige für Sie ist, wenn Sie sie erst mal näher kennenlernen«, meinte Iona. »Wer weiß, vielleicht ist sie fies zu Hundewelpen und folgte Katie Hopkins auf Twitter.« »Ich mag sie ja nicht bloß, weil sie so unverschämt hübsch ist. So oberflächlich bin ich nicht«, widersprach Sanjay. »Sie liest echte Bücher, wissen Sie. Jeden Morgen. Richtig interessante. Und das Kreuzworträtsel der Times hat sie immer im Handumdrehen gelöst, noch vor Waterloo. Und wenn sie Musik hört auf den Kopfhörern, schließt sie dabei die Augen und bewegt die Finger in der Luft, als würde sie auf einem imaginären Keyboard spielen. Und sie lächelt...


Pooley, Clare
Clare Pooley hat zwanzig Jahre lang in der Werbebranche gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben und ihrer Familie widmete. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und zwei Border Terriern in London, wo ihre Bücher am heimischen Küchentisch entstehen.


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