Psota / Horowitz | Sucht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Psota / Horowitz Sucht

Erkennen – Verstehen – Überwinden
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7017-4676-7
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erkennen – Verstehen – Überwinden

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7017-4676-7
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es ist ein schmaler Grat zwischen Genuss und Sucht. Befreien Sie sich von der Abhängigkeit!

Immer mehr beherrschen Süchte unsere Gesellschaft. Auch die Pandemie führte zu einer Zunahme der psychischen Belastung und damit verbunden zu einem erhöhten Risiko für Suchtverhalten. Immer öfter wird ein Augenblick des Wohlbefindens mit dem hohen Preis der Unfreiheit bezahlt. Und immer öfter wird allein die Suche nach diesem Moment zur Sucht. Und süchtig sein kann man nach vielem: Zigaretten, Alkohol, Drogen, Essen, Arbeit, Internet, Einkaufen, Glücksspiel ...

Das Buch "Sucht" von Georg Psota und Michael Horowitz zeigt verschiedenste Formen von Suchterkrankungen und deren Ursachen auf und hilft, Abhängigkeiten zu bekämpfen, um wieder ein freieres, ausgeglicheneres Leben zu führen.

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Weitere Infos & Material


SUCHTSPIRALE IN DER KUNST
Man kann nie sicher sein, ob die Geister,
die sich durch einen hindurchbewegen,
die eigenen oder die der Flasche sind. TOM WAITS Das Risiko, süchtig zu werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Stabilität von Persönlichkeit und Psyche entscheiden auch die Gene und die Gesellschaft – vor allem das persönliche Umfeld, die soziale Eingebundenheit – darüber, ob ein Mensch abhängig wird. Das Potenzial von Drogen ist vielfältig: So machen sich Alkohol und andere Rauschmittel im Lustzentrum des Gehirns breit und werden dadurch oft wichtig wie Sex. Wie Michael Musalek, langjähriger Leiter des Anton Proksch Instituts in Wien-Kalksburg, im Vorwort zu diesem Buch schreibt, zeigen wissenschaftliche Studien, dass bei dreißig bis sechzig Prozent aller untersuchten Suchtkranken eine jahrelang dauernde Symptomfreiheit erreicht werden kann. Der Suchtexperte Musalek entwickelte auch innovative Ansätze in der Suchtbehandlung, die zur Neu- und Wiederentdeckung der eigenen Lebenskräfte beitragen sollen und trotz beklemmender Umstände helfen, das Schöne nicht aus den Augen zu verlieren. Mit diesem Buch – unserem dritten gemeinsamen – haben der Psychiater und Neurologe Georg Psota und ich versucht, das Thema Sucht und Suchtbehandlung zu beschreiben, um möglicherweise auch die Leiden von Suchtkranken lindern zu können sowie den Schmerz der Angehörigen von Betroffenen. Neben der fundierten Analyse der Sucht und all deren Auswirkungen auf den Menschen zeigt Georg Psota anhand von praktischen Beispielen auch die Suchtspirale von Patientinnen und Patienten auf. Von Alkoholabhängigkeit bis Internet-Sucht, von Drogen- bis Nikotin-Sucht. Er erzählt etwa von Roland, der sich mithilfe der richtigen Behandlung aus seiner jahrzehntelangen Alkoholsucht hat befreien können und abstinent geworden ist, oder auch von Petra, die einen erfolgreichen Amphetaminentzug geschafft hat, und von Josef, der bis zu 120 Zigaretten täglich rauchte und es trotz Entzugsdepression geschafft hat, mit dem Rauchen aufzuhören. Es sind drei Fälle von vielen, die zeigen, dass es Wege aus der Sucht geben kann, beziehungsweise wie wichtig es für jeden gefährdeten Menschen ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und wie wenige Menschen sind nicht suchtgefährdet … Das zeigen auch die Lebensgeschichten vieler Künstlerinnen und Künstler. Das gemeinsame Auftreten von Kunst und Sucht zieht sich durch die Jahrhunderte. Das Leben ist dem Exzess verschrieben. Alkohol, Rauschmittel und Medikamente stimulieren die Erlebniswelten. Man will sich mitunter von gesellschaftlichen Normen befreien, erhofft sich Inspiration und Trost, glaubt, durch Drogen dem Leben Halt und einen Sinn geben zu können. Man versucht, Grenzen zu überschreiten, neue Horizonte zu erschließen – meist bis zum körperlichen und seelischen Verfall. Der sehr persönliche Bericht des Liedermachers und Lyrikers Konstantin Wecker über seine höllischen Qualen während der Zeit, als er – physisch und psychisch – am Ende und drogenabhängig war, manifestiert seine Situation beklemmend und eindringlich. »Unter Drogen findet man nicht sich selbst, sondern nur seinen Schatten«, bekennt Konstantin Wecker. 1995 wird der Schneemann verhaftet. Wecker hat mehrere Jahre schwerste Kokainabhängigkeit hinter sich. Im autobiografischen Roman Uferlos thematisiert er seine Drogenprobleme. Es ist eine aufwühlende Beschreibung, wie Konstantin Wecker nach anfänglicher Faszination dem Kokain verfällt, wie sich seine traurige Existenz nur mehr um Beschaffung und Konsum der Droge dreht. Im Lied Kokain singt er: »Hol mich raus, ich kann nicht mehr. Alles Leichte wird so schwer. Und was gilt, das geht dahin – Kokain.« Auf einer Jahrestagung bayerischer Psychiater schildert Konstantin Wecker 1997 seine Jahre im Drogenrausch: »Als zehn Kriminalbeamte meine Villa in München-Grünwald stürmten, hatte etwas in mir mit dem Leben bereits abgeschlossen. Die Miete des Luxusanwesens war schon seit Monaten nicht mehr bezahlt, und selbst meinen Dealer versuchte ich, mit ungedeckten Schecks zu vertrösten. Wie konnte jemand, der immer die Nähe zu den einfachen Menschen gesucht hatte, sich so hinter den Mauern eines Eispalasts verstecken? Wie konnte es passieren, dass ein Lebenshungriger seine letzte Hoffnung in den Ausbruch eines Krieges oder in einen Herzinfarkt legte? Oder, um die unausweichliche Frage aller Kranken zu stellen, wie konnte das ausgerechnet mir passieren? Seit ich mich dem Musikantenberuf verschrieb, habe ich mich damit auch der Ekstase verschrieben. Ekstase ist nun mal die einzige Möglichkeit, der Enge des Körpers kurz zu entwachsen und sich verbunden zu spüren mit allem, was ist. Ich berauschte mich an allem, am Rotwein Brunello di Montalcino ebenso wie an den Liedern eines fahrenden Gesellen; an einem Gramm reinsten bolivianischen Kokains, an Magic Mushrooms, an Fellini und Trotzki, an Frauen. Ein pralles Leben, vielleicht etwas deutlich gelebt, aber von der Idee her nichts Außergewöhnliches. Der liebe Gott hat mir eine kräftige Konstitution mitgegeben, diesen Vorschuss habe ich ausgenützt. Der Kick des ersten voll durchgezogenen Zuges ist so gigantisch, dass man ihn nie mehr vergisst und sich der sofortige Wunsch, nein, die unbedingte Notwendigkeit, ihn auf der Stelle zu wiederholen, für immer ins Hirn programmiert. Die größte Gemeinheit aller Drogen ist wohl, dass sich das erste gelungene Mal nie mehr wiederholen lässt und man sich anschließend eigentlich nur noch auf der Suche nach diesem verlorenen Glück befindet. Der nächste Kick, der eine ultimative Zug, der einen mit allem Stress versöhnt, für ein paar Sekunden ins Nirwana katapultiert – mit dieser Droge löst sich jedes Zeitgefühl ins Nichts auf. Welches Entsetzen, wenn nur noch ein paar Gramm im Haus waren. Wände wurden aufgeschlagen, hinter denen ich Depots vermutete, Möbel zerfetzt in der Hoffnung, Reste zu finden – wie unwürdig, wie sehr ekelte ich mich vor mir selbst. Ich liebte meinen Dealer, der mich sehr fair belieferte, und als ich ihm vor Gericht Anstand bescheinigte, kam das von Herzen. Ständig schweißüberströmt, aufgeschwemmt aufgrund eines Nierenversagens, weit aufgerissene Augen, wirrer Blick, war ich kaum mehr in der Lage, meine Bewegungen in einem gesellschaftlich akzeptierten Maß zu koordinieren. Die Bühne bot mir einen gewissen Schutz, da ich mich nirgends so zu Hause fühlte wie dort und mich nirgends so selbstverständlich bewegte wie am Klavier. Außerdem hoffte ich, mithilfe der Zauberkraft der Töne mein katastrophales Äußeres etwas vergessen zu machen. Meistens befand ich mich beim Konzert auf zwei verschiedenen Bewusstseinsebenen gleichzeitig. Ich spielte makellose Soli, manchmal von ungeahnter improvisatorischer Kraft, ein anderer Teil meines Ichs befand sich in einer Art Traumzustand, in dem mich die heftigsten Phantasien bestürmten. Schiller schreibt, man habe im Leben zu wählen zwischen Sinnenglück und Seelenfrieden. Ersteres habe ich reichlich auszukosten versucht, nun zog ich, noch im Gefängnis, notgedrungen den zweiten Vorschlag in die engere Wahl.« Aber Konstantin Wecker rechnete auch mit der Gesellschaft ab: »Sie ist noch davon entfernt, Sucht als Krankheit zu sehen.« Mit den berührend ehrlichen Gedanken von Konstantin Wecker beginnt diese ziemlich triste Betrachtung über Künstlerinnen und Künstler aus mehreren Jahrhunderten, die sich in einer Suchtspirale befunden und ihr Leben – zumindest zeitweise – dem Exzess geopfert haben. KOKAIN – EIN GESCHENK DER NATUR
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erlangen zwei Kokain-Pioniere Weltruhm: Sigmund Freud und Sherlock Holmes. Als sein eigenes Versuchsobjekt experimentiert der Psychoanalytiker aus der Berggasse mit Kokain – nach amerikanischen und auch europäischen Forschungsberichten über die Wunderkräfte des Cocablattes: Es solle Alkoholismus und Heuschnupfen kurieren, mache Menschen froh und Soldaten tapfer, wirke anästhetisierend. Erst ab dem Jahr 1903 mischt Coca-Cola seinem Gebräu kein Kokain mehr bei. Freud widmet sich im Selbstversuch und an Patienten den pharmakologischen Wirkungen von Kokain. Er hofft, sich dadurch als Arzt und Wissenschaftler zu etablieren. Am 30. April 1884 nimmt Sigmund Freud zum ersten Mal Kokain. Bei der Pharmafirma Merck ersteht er für 1,27 Dollar ein Gramm der Substanz. Er ist 28 Jahre alt und arbeitet als Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Er verspricht sich anfänglich große Erfolge bei der Behandlung von Herzkrankheiten und nervösen Schwächezuständen, vor allem auch bei den elenden Zuständen des Morphin-Entzugs. In Nordamerika setzt man bereits Ende der 1870er-Jahre Kokain ein, um Alkoholiker...


Georg Psota wurde 1958 geboren, ist Facharzt fu¨r Psychiatrie und Neurologie, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien, Präsident der Österreichischen Gesellschaft fu¨r Sozialpsychiatrie (ÖGSP), Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft fu¨r Alterspsychiatrie und Psychotherapie, Mitglied im psychosozialen Beratergremiums des Gesundheitsministers im Obersten Sanitätsrat und im Landessanitätsrat Wien, Leiter des psychosozialen Beraterstabes Wien, Autor von Sachbu¨chern und zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen. Zuletzt erschienen: "Das weite Land der Seele" (2016), "Angst" (2018), "Sucht" (2022).

Michael Horowitz wurde 1950 in Wien geboren. Er ist Fotograf, Journalist, Schriftsteller und Verleger. Autor von Biografien u¨ber Heimito von Doderer, Egon Erwin Kisch und Karl Kraus sowie H. C. Artmann, Otto Schenk und Helmut Qualtinger. Gru¨nder des "Kurier"-Magazins freizeit. Mehrere Auszeichnungen, darunter das "Ehrenkreuz fu¨r Wissenschaft und Kunst 1. Klasse". Zuletzt erschienen: "Das weite Land der Seele" (2016), "Angst" (2018), "Sucht" (2022).



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