E-Book, Deutsch, 352 Seiten
Rickards Sold Out – Ausverkauft
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98609-168-2
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie politische Instabilität, unterbrochene Lieferketten und steigende Inflation die Weltwirtschaft zum Einsturz bringen
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-98609-168-2
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
James Rickards ist Ökonom und Investmentbanker mit über 35 Jahren Erfahrung an der Wall Street. Er ist Verfechter des Goldstandards und berät Firmen in der ganzen Welt zu Währungsrisiken. Er ist zudem Berater des US-Verteidigungsministeriums und der amerikanischen Nachrichtendienste. Im FinanzBuch Verlag sind bereits die New York Times- und Manager Magazin-Bestseller Währungskrieg und Die Geldapokalypse erscheinen.
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Vorwort zur deutschen
Ausgabe von
Sold Out – Ausverkauft
James Rickards
Ich habe mich sehr gefreut, als ich gebeten wurde, ein Vorwort zur deutschen Ausgabe meines Buches Sold out – Ausverkauft zu schreiben. Alle meine Bücher über die internationale Finanzwelt enthielten gewisse Bezüge zu Deutschland und zur Europäischen Union im weiteren Sinne, aber keines mehr als dieses Buch. Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und für sein Wirtschaftswachstum wie kein anderes Land von seinen Nettoexporten abhängig. Man kann sich kaum ein anderes Land vorstellen, das – zum Guten oder Schlechten – intensiver in die globalen Lieferketten eingebunden ist und folglich von Störungen in diesen Lieferketten stärker betroffen wäre als Deutschland.
In den globalen Lieferketten spielt Deutschland eine einzigartige Rolle. Einerseits ist das Land nicht mit reichen natürlichen Ressourcen gesegnet, von Kohle, Eisenerz und einigen Agrarprodukten abgesehen. Andererseits verfügt Deutschland über einen großen Reichtum an Humankapital, der sich in Form von Rechten an geistigem Eigentum, Technologie, Know-how und Liebe zum Detail ausdrückt und eine solide Grundlage für die Produktion von weltweit höchstwertigen Industrieprodukten darstellt. Deutschland produziert sowohl Hightech-Fertiggüter als auch Zwischenprodukte, die von anderen Ländern für deren eigene Produktionsprozesse benötigt werden.
Eine Lieferkette ist das System, das dazu beiträgt, Rohmaterialien, strategische Metalle, Energie und Nahrungsmittel, die von anderen geliefert werden, in Fertigprodukte wie Elektronik, Computer, Autos, Präzisionsmaschinen und Transportausrüstungen umzuwandeln, von denen die Welt abhängig ist. Dieses Buch beschreibt jeden Aspekt dieser Dynamik und erläutert, dass auch die Lieferkettenteilnehmer jeweils von ihren eigenen Versorgungsketten abhängig sind, sodass letztendlich die gesamte Weltwirtschaft als eine gigantische Meta-Lieferkette mit unzähligen Verbindungen, Verzweigungen und Verästelungen betrachtet werden kann.
Deutschland ist ein wichtiger Knotenpunkt in dieser Meta-Versorgungskette. Es bezieht Energie aus Russland und Saudi-Arabien, Zwischenprodukte aus China und Osteuropa, Nahrungsmittel aus Polen, Italien und Spanien, Textilien aus Südasien und Rohstoffe aus Afrika. Es produziert Fertiggüter von hoher Qualität, die es in die Vereinigten Staaten, nach China, Kanada, Australien und in andere EU-Mitgliedsstaaten exportiert. Diese Import- und Exportkanäle sind durch Transportwege verbunden, für die Lkws, Züge, Flugzeuge und Frachtschiffe benötigt werden, die ihrerseits kritische Komponenten der Lieferkette sind.
Seit 30 Jahren ist das unaufhörliche Streben nach Effizienz eine der zentralen Fragestellungen der Lieferkettenwissenschaft. Effizienzgewinne äußern sich in niedrigeren Kosten, die wiederum entweder zu höheren Gewinnen für die Verkäufer, niedrigeren Preisen für die Verbraucher oder beidem führen. Mehr Effizienz wird durch die Verringerung der Zahl der Lieferanten und der Transportwege, durch die Reduzierung der Lagerbestände durch Just-in-time-Lieferungen und auch durch das sogenannte Cross Docking ermöglicht, ein Verfahren, bei dem die Waren je nach Nachfrage oder Bedarf direkt von einem Lkw auf den nächsten umgeladen werden, ohne in Lagerhäusern gestapelt werden zu müssen. Dieser Drang nach immer größerer Effizienz wurde durch die höhere Rechnerleistung und Verarbeitungsgeschwindigkeit der Computer enorm unterstützt, die in Verbindung mit ausgefeilten Optimierungsalgorithmen aus unzähligen Möglichkeiten die besten Wege und Kanäle herausfiltern.
Doch dieses ständige Streben nach größerer Effizienz hat einen versteckten Preis: Störungsanfälligkeit. Lieferketten, die durch lange Transportwege und viele Zulieferer in Dutzenden Ländern hypereffizient gemacht wurden, sind auch hochgradig anfällig für Zusammenbrüche und Störungen. Solche Ausfälle können in Form eher erwartbarer Probleme auftreten, etwa infolge von Naturkatastrophen oder kollabierenden Infrastrukturen, aber auch in Form unerwarteter Schwierigkeiten wie Kriege, politischen Konflikten und absichtlicher Abkoppelung – also einem Rückzug aus der Globalisierung.
Allein in den letzten fünf Jahren wurden die globalen Lieferketten durch drei große Störungen erschüttert: durch den von Präsident Trump ausgelösten Handelskrieg (2018), die SARS-CoV-2-Pandemie (2020) und den Krieg Russlands gegen die Ukraine (2022). Jedes einzelne dieser Ereignisse hätte genügt, um die Lieferketten großem Stress auszusetzen. Doch die kumulative Wirkung aller drei Großereignisse erweist sich nun als katastrophal. Der Drang nach immer größerer Effizienz verursachte eine gravierende Schwächung der Widerstandsfähigkeit des gesamten Systems, die letztendlich zu einem globalen Zusammenbruch und leeren Regalen in vielen Läden und Warenhäusern führte. Eine weitere direkte Auswirkung ist in der höchsten Inflation seit vier Jahrzehnten zu sehen, die auf höhere Energiekosten und auf eine Verknappung vieler wichtiger Ausgangsprodukte zurückzuführen ist.
Deutschland befindet sich im Auge des Sturms und wird sich möglicherweise mit den größten wirtschaftlichen und sozialen Kosten konfrontiert sehen. Das Land hat in den letzten 15 Jahren seine Atom- und Kohlekraftwerke und damit seine Energieerzeugungskapazität drastisch heruntergefahren. Man folgte dabei dem Klimaalarmismus der Eliten, für den es keine wissenschaftliche Grundlage gibt. In diesem Buch werden wir daher auch erläutern, warum sich das Klima nicht sehr schnell verändert und warum es keine Klimakrise gibt. Deutschlands Energiekrise ist selbstverschuldet. Atom- und Kohlekraftwerke stillzulegen, gleichzeitig aber Ressourcen für unbeständige und intermittierende Quellen wie Wind- und Sonnenenergie zu verschwenden, hat Deutschlands Industrie und seine gesamte Gesellschaft weitgehend der Gnade Russlands ausgeliefert. Darunter wird Deutschland leiden müssen – in Form von Betriebsschließungen, Energierationierung und Herabdrehen der Heizungen in den Privathaushalten nahezu auf den Gefrierpunkt.
Der Krieg auf ukrainischem Boden wird enorm kostspielig werden, nicht zuletzt als Folge der Finanz- und Wirtschaftssanktionen, die von den Vereinigten Staaten, der EU und anderen Staaten verhängt wurden. Russland selbst wird durch die Sanktionen kaum behindert. Seine Währung ist heute stärker als vor Beginn des Krieges, und die weggefallenen Gas-, Öl- und Kohleexporte nach Westeuropa konnte es durch neue Lieferverträge mit China und Indien wettmachen.
Die Sabotageanschläge auf die Nord Stream-Pipelines beseitigen nun auch die letzten Optionen Deutschlands, in der Energiefrage zu einem Modus Vivendi mit Russland zu gelangen. Die sich daraus ergebende Pattsituation wird zu sozialen Unruhen und politischem Aufruhr führen, wie sie bereits in Schweden, Italien und in den Niederlanden zu beobachten waren.
Sold out – Ausverkauft wirft einen genauen Blick auf die kombinierte Wirkung des Krieges in der Ukraine und der Vergeltungssanktionen, vor allem hinsichtlich ihrer Folgen für die Lieferketten und insbesondere für die größten Volkswirtschaften der Welt einschließlich Deutschlands. Zu den weiteren Entwicklungen in der Weltwirtschaft, die sich auf Deutschland auswirken werden, gehört auch der bereits seit Jahrzehnten festzustellende globale demografische Einbruch, der ganz besonders in China die Bevölkerung im Erwerbsalter drastisch aushöhlen wird, sodass dem Land in Zukunft sehr viel weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Angesichts der Überalterung der chinesischen Gesellschaft wird außerdem ein beträchtlicher Teil der verbleibenden Arbeitskräfte für die weniger produktive Altenpflege benötigt.
Die Weltbevölkerung schrumpft, wenn die Geburtenrate deutlich unter dem für den Bevölkerungserhalt erforderlichen Niveau liegt. In China ist das bereits der Fall; die chinesische Bevölkerung könnte daher in den nächsten 50 Jahren um bis zu 600 Millionen Menschen abnehmen. Auch Deutschland ist durch seine sehr geringe Geburtenrate von diesem Trend direkt betroffen, aber auch indirekt, weil der Bevölkerungsrückgang in China auch die Zahl potenzieller Abnehmer für deutsche Produkte reduziert und zugleich auch höhere Löhne mit sich bringt. Die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen des demografischen Zusammenbruchs werden schlimmer sein als die Folgen des Schwarzen Tods vor 670 Jahren.
Können sich die globalen Lieferketten von diesen Fehlentwicklungen wieder erholen? Ja, aber es wird fünf bis zehn Jahre dauern, die neue globale Lieferkette aufzubauen. Das Ergebnis wird eine Lieferkette 2.0 sein, die keine Ähnlichkeit mit der durch sie ersetzen Struktur aufweist. Die Handels- und Transportverbindungen werden um einen mehr oder weniger lockeren Verbund von Nationen herum neu...




