E-Book, Deutsch, Band Band 27, 405 Seiten
Reihe: Argeneau
Sands Was der Vampir begehrt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7363-0852-7
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band Band 27, 405 Seiten
Reihe: Argeneau
ISBN: 978-3-7363-0852-7
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine schicksalhafte Begegnung
Auch wenn Elspeth Argeneau bereits über 142 Vampirjahre hinter sich gebracht hat - viel gelebt hat sie noch nicht! Aber jetzt hat sie die Zügel in die eigenen Hände genommen, ist bei ihrer Mutter ausgezogen und macht Jagd auf abtrünnige Vampire. Doch immer wieder wird sie in seltsame Unfälle verwickelt. Zum Glück springt Wyatt - Enkel ihrer Vermieterin und Elitesoldat - als Elspeths Bodyguard ein, um die Frau zu retten, die für ihn die Ewigkeit bedeuten soll ...
Sands' Charaktere sind witzig und vielschichtig ... Respekt an die Autorin!' ROMANTIC TIMES
Band 27 der Argeneaus
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror- und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft". Mit der Argeneau-Serie gelang ihr der große Durchbruch in den USA.
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1
Elspeth stolperte in ihr Apartment, drückte die Tür hinter sich zu und sank erleichtert gegen selbige. Normalerweise machte es ihr nichts aus, dass sie im ersten Stock wohnte, und die steile, schmale Treppe, die dort hinaufführte, stellte ebenso wenig ein Hindernis dar. Aber der heutige Tag war kein normaler Tag. Heute war diese Treppe mörderisch gewesen. Der Schmerz bei jeder einzelnen Stufe hatte bewirkt, dass sie schweißgebadet und am ganzen Leib vor Schwäche zitternd oben angekommen war.
Da sie jetzt nichts anderes wollte, als sich in ihr Bett fallen zu lassen, stieß sie sich von der Tür ab und ging leicht wankend durch den Flur. Schlüsselbund und Handtasche ließ sie auf dem Beistelltisch an der Tür zurück, die Jacke warf sie beim Durchqueren des Wohnzimmers auf die Couch. Im Apartment war alles dunkel und ruhig, lediglich das leise Schlurfen ihrer Schritte war zu hören, als sie auf dem Parkettboden in Richtung Schlafzimmer ging. Dort angekommen zog sie weder ihre Kleidung noch die Stiefel aus, sondern schleppte sich bis an die Bettkante und ließ sich am Fußende quer auf die Matratze fallen. Erschrocken schrie sie auf, als ihr Gesicht schmerzhaft auf etwas aufschlug, das viel härter und klobiger war, als ihre Schaummatratze hätte sein sollen. Als ein ähnlicher Schrei von irgendwoher ertönte und sich dann auch noch das Bett unter ihr bewegte, rollte Elspeth sich instinktiv zur Seite.
Dabei fiel sie vom Bett und landete so unglücklich auf dem harten Fußboden, dass ein brutaler Schmerz durch ihren Körper fuhr und sie die Augen schließen musste. Sie nahm verschiedene Geräusche um sich herum wahr – das Rascheln auf dem Bett, die leisen Schritte im Flur. Allerdings hatte sie genug damit zu tun, tief und gleichmäßig durchzuatmen, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, dass sie sich nicht noch die Mühe machte, nach links und rechts zu sehen, bis sie auf einmal eine Frauenstimme hörte: »Was um alles in der Welt ist denn hier los? Elspeth? Was machst du auf dem Fußboden?«
Elspeth zwang sich dazu, die Augen aufzumachen. Das Zimmer war jetzt hell erleuchtet, und in der Tür zum Flur stand Martine Argeneau Pimms. Die große blonde Frau trug ein langes rotes Satinnachthemd und sah Elspeth an, als sei sie diejenige, die in diesem Apartment nichts zu suchen hatte.
»Mutter?«, fragte Elspeth verwundert. »Was machst du hier?«
»Deine Schwestern und ich hatten beschlossen, dir einen Überraschungsbesuch abzustatten.« Dabei deutete sie auf das Bett, und als Elspeth sich umdrehte, entdeckte sie die Zwillinge Julianna und Victoria. Beide knieten am Fußende ihres Betts und trugen die gleichen pinkfarbenen Babydolls, die nicht einmal ansatzweise ihre üppigen Kurven verdeckten. Sie sahen aus wie zwei Pornostars, die unter dem Künstlernamen Boobsy Twins arbeiteten und gerade auf den Pizzaboten warteten, weil sie nicht nur die Pizza vernaschen wollten.
»Überraschung«, riefen sie beide, wobei ihre fehlende Begeisterung nicht zu überhören war.
Frustriert ließ sie den Kopf hängen. »Wie seid ihr reingekommen?«
»Mithilfe deines Vermieters. Er hat uns aufgeschlossen«, meinte Martine beiläufig.
Elspeth hob abrupt den Kopf, Beunruhigung verdrängte augenblicklich die eben noch verspürte Erschöpfung. Ihr Vermieter war eine reizende ältere Dame namens Meredith MacKay. »Er hat euch aufgeschlossen?«
»Ja, und er ist so süß«, antwortete Julianna.
Victoria nickte bestätigend. »Total süß.«
»Kinder«, knurrte Martine gereizt. »Hört auf mit dem Unsinn. Die Sonne geht bald auf und … wo willst du hin?«, unterbrach sie sich, als Elspeth auf einmal aufsprang und an ihr vorbeilief.
Elspeth erwiderte nichts, allein schon aus dem Grund, weil sie sonst nicht länger die Lippen hätte zusammenpressen können, wozu sie jedoch gezwungen war, wenn sie verhindern wollte, dass irgendjemand ihr schmerzgeplagtes Ächzen und Stöhnen hörte. Sie schnappte sich ihren Schlüsselbund und eilte nach draußen in den Flur. Treppab zu gehen, fiel ihr mit dem verletzten Bein und dem schmerzenden Rücken deutlich leichter als der Weg nach oben. Dennoch zitterte sie vor Anstrengung, als sie endlich vor der Tür ihrer Vermieterin stand. Sie klopfte an und durchsuchte den Bund nach dem Ersatzschlüssel für Merediths Apartment.
»Elspeth Pimms! Was machst du da?«, zischte ihre Mutter ihr zu, während sie ihr die Treppe nach unten folgte.
»Es ist alles in Ordnung, Mutter. Geh wieder nach oben«, flüsterte sie ihr zu.
»Nein, du kommst jetzt her. Ich will mit dir reden. Wieso kommst du erst so spät nach Hause? Und wieso gehorchst du mir nicht? Du …« Der Rest ihrer Worte verlor sich, als Elspeth endlich den richtigen Schlüssel fand und leise die Tür zur Wohnung ihrer Vermieterin aufschloss.
Sie drückte die Tür auf, wäre dabei aber um ein Haar mit einem großen, kräftigen Mann zusammengestoßen, der mitten im Weg stand. Der blonde Riese war anscheinend durch ihr Klopfen aus dem Schlaf gerissen worden, denn seine kurzen Haare standen in alle Richtungen ab. Seine babyblauen Augen starrten ihr aus seinem an eine Statue erinnernden Gesicht entgegen. Hinzu kam, dass er zwar seine Jeans trug und den Reißverschluss hochgezogen, den Knopf aber nicht zugemacht hatte. Ein Hemd trug er auch nicht, sodass seine breite, muskulöse Brust und … verdammt, was roch er gut, ging es Elspeth durch den Kopf, während sie seinen Oberkörper musterte und sein intensives, würziges Aroma inhalierte. Von irgendwoher kannte sie diesen Geruch.
»El? Wie …? Was machst du denn hier?«
Diese in verwundertem Tonfall ausgesprochene Frage lenkte Elspeths Aufmerksamkeit von der Brust des Mannes zu seinem attraktiven Gesicht. Sie stutzte, als sie am Mienenspiel ihres Gegenübers Wiedererkennen und Ratlosigkeit ablas. »Wer sind Sie? Und was machen Sie in Merrys Apartment?«
Aus einem unerfindlichen Grund ließen ihre Fragen den Mann ein wenig zurückzucken, als hätte er mit allen möglichen Reaktionen gerechnet, nur nicht mit dieser. Ehe sie jedoch länger darüber nachdenken konnte, ertönte eine Stimme hinter dem Mann: »Guten Morgen, meine liebe Ellie. Perfektes Timing, so wie immer. Der Wasserkessel hat eben angefangen zu pfeifen.«
Elspeth beugte sich zur Seite, damit sie um den großen Mann herum in Richtung Küche sehen konnte. Dort stand die weißhaarige Frau in der Tür, was Elspeth mit einem erleichterten Lächeln zur Kenntnis nahm. Als ihr auffiel, wie fit und gesund die Frau aussah, konnte sie sich nur wundern. »Guten Morgen, Merry. Alles in Ordnung?«
»Oh ja, es ist alles wunderbar.« Merry verzog den Mund zu einem breiten Lächeln. Fältchen bildeten sich rund um ihre Augen, deren funkelndes Blau auffallend den Augen des jungen Mannes entsprach, der im Weg stand. »Der junge Herr da ist mein Enkel Wyatt MacKay. Er ist zu Besuch gekommen … völlig überraschend«, fügte sie in staubtrockenem Tonfall hinzu.
Elspeth zog die Augenbrauen hoch, dann verstand sie und ließ ihr Mitgefühl erkennen. Merediths Sohn arbeitete für eine große Versicherung. Angefangen hatte er hier in Toronto, aber vor zwanzig Jahren war ihm eine Beförderung angeboten worden, die mit einem Umzug nach British Columbia verbunden war. Obwohl es für ihn bedeutet hatte, seine Freunde und den Rest seiner Familie zurückzulassen, war er mit seiner Frau und dem damals kleinen Wyatt weggezogen – und aus dem kleinen Wyatt war der große, attraktive Wyatt vor ihr geworden. Deshalb kannte er auch ihren Namen. Zweifellos hatte Merry von ihr erzählt. Die Frage war nur, warum er ihr diesen »Überraschungsbesuch« abstattete.
»Elspeth, komm bitte her.«
Sie sah über die Schulter und stutzte, als sie ihre Mutter im Satinnachthemd in der Tür stehen sah. Sie hatte tatsächlich für einen Moment vergessen, dass sie selbst ja auch Besuch hatte, um den sie sich kümmern musste.
»Ist das eine von deinen Schwestern, Liebes?«, fragte Meredith. »Ich war etwas erstaunt, als Wyatt mir gestern Abend erzählte, dass deine Schwestern eingetroffen waren und er sie in dein Apartment gelassen hatte, weil ich zu dem Zeitpunkt gerade im Bad war. Du hast mir gar nicht gesagt, dass sie kommen.«
Sie hörte den besorgten Unterton aus der Stimme der Frau heraus, drehte sich wieder um und sah um Wyatt herum, damit sie Meredith besänftigend zunicken konnte. »Das liegt daran, dass ich nichts davon wusste. Meine Mutter und meine Schwestern waren ebenfalls auf die Idee gekommen, mir einen Überraschungsbesuch abzustatten.« Sie verzog den Mund und fügte hinzu: »Vermutlich haben wir Vollmond oder etwas in der Art.«
»Oh ja«, stimmte Meredith ihr mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen zu.
»Mutter und Schwestern?«, fragte Wyatt ungläubig, wodurch Elspeth auf ihren Fehler aufmerksam wurde. Ihre Mutter sah nicht älter als fünfundzwanzig aus, weshalb sie sie normalerweise als ihre Schwester vorstellte. Dass sie das verpatzt hatte, war eine grobe Nachlässigkeit gewesen. Bevor sie sich überlegen konnte, wie sie das am besten ausbügelte, meldete sich ihre Mutter wieder zu Wort.
»Na ja, wir mussten dich ja notgedrungen überraschen, Elspeth«, sagte Martine mürrisch. »Wenn wir darauf warten würden, dass du uns einlädst oder uns besuchen kommst, dann würden wir dich nie zu Gesicht bekommen. Seit du den Job an der Universität angenommen hast und hierhergezogen bist, hast du uns nicht einmal daheim besucht.«
»Das ist gerade mal zwei Monate her, Mutter«, knurrte...




