Schirmer | Bedrohungskommunikation | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 226 Seiten, eBook

Schirmer Bedrohungskommunikation

Eine gesellschaftstheoretische Studie zu Sicherheit und Unsicherheit
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-90950-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Eine gesellschaftstheoretische Studie zu Sicherheit und Unsicherheit

E-Book, Deutsch, 226 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-90950-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Realismus und Konstruktivismus streiten sich um die Vorherrschaft über das Thema 'Sicherheit' in den Internationalen Beziehungen, aber beide blenden den Beobachter aus. Werner Schirmer zeigt, dass jede Art von Sicherheitsproblem einen Beobachter voraussetzt und entwickelt basierend auf der Luhmannschen Systemtheorie ein kommunikationstheoretisches Konzept von Sicherheit und Unsicherheit, das den Namen 'Bedrohungskommunikation' trägt.

Dr. Werner Schirmer promovierte bei Prof. Dr. Armin Nassehi an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er arbeitet als Lehrbeauftragter und Forscher am Institut für Soziologie der Universität Uppsala in Schweden.

Schirmer Bedrohungskommunikation jetzt bestellen!

Zielgruppe


Research


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Vorwort;6
2;Inhalt;8
3;1 Einleitung;12
3.1;1.1 Hintergrund;12
3.2;1.2 Problemformulierung;16
3.3;1.3 Argumentation und Aufbau des Buches;22
4;2 Sicherheit in den Internationalen Beziehungen;25
4.1;2.1 Hintergrund: Sicherheit und Internationale Beziehungen;25
4.2;2.2 Theorien und Tendenzen in den Internationalen Beziehungen;28
4.3;2.3 Probleme mit dem Sicherheitsbegriff;39
4.4;2.4 Der blinde Fleck;51
5;3 Beobachtung von Bedrohung und Sicherheit;60
5.1;3.1 Beobachtung und Form;61
5.2;3.2 Beobachtung von Bedrohungen;68
5.3;3.3 Zum Unterschied von Drohung und Bedrohung;79
6;4 Zum Konzept von Bedrohungskommunikation;81
6.1;4.1 Sicherheit als Kommunikation;81
6.2;4.2 Systeme und Kommunikation;87
6.3;4.3 Sicherheit und Kommunikationstheorie;95
7;5 Bedrohungskommunikation und funktionale Differenzierung;121
7.1;5.1 Gesellschaftstheorie;122
7.2;5.2 Bedrohung als Beobachtungsperspektive;131
7.3;5.3 Kommunikationsmedien;137
8;6 Bedrohungskommunikation und politische Kommunikation;163
8.1;6.1 Politisches System und politische Kommunikation;165
8.2;6.2 Politik und Bedrohung;173
9;7 Bedrohungskommunikation im Kontext anderer Systeme;182
9.1;7.1 Bedrohungskommunikation und andere Systeme;183
9.2;7.2 Bedrohungskommunikation als Parasit;193
10;8 Konklusion;206
10.1;8.1 Eine nichtnormative Theorie der Sicherheit;206
10.2;8.2 Möglichkeiten für die Forschung;214
11;Literatur;219

Sicherheit in den Internationalen Beziehungen.- Beobachtung von Bedrohung und Sicherheit.- Zum Konzept von Bedrohungskommunikation.- Bedrohungskommunikation und funktionale Differenzierung.- Bedrohungskommunikation und politische Kommunikation.- Bedrohungskommunikation im Kontext anderer Systeme.- Konklusion.


5 Bedrohungskommunikation und funktionale Differenzierung (S. 120-121)

Das Ziel dieses Kapitels ist es, die Beobachtungstheorie (Kapitel 3) und die Kommunikationstheorie (Kapitel 4) mit der luhmannschen Gesellschaftstheorie zusammenzuführen. Nachdem Bedrohungskommunikation als die Kommunikation von Bedrohungen, die sowohl Sender als auch Adressaten betreffen, definiert wurde, kann nun der Frage genauer nachgegangen werden, inwiefern diese Art von Kommunikation sich von anderer Kommunikation unterscheidet, und grundsätzlicher, welche Art von Kommunikation in der Gesellschaft sonst vorkommt.

Das primäre Charaktermerkmal der modernen Gesellschaft ist eine funktionale Differenzierung, d.h. die Differenzierung in autonome und selbstreferenziell geschlossen operierende Teilsysteme wie Politik, Recht, Wissenschaft, Wirtschaft, Religion, Kunst oder Medizin.

Neben dem Prinzip funktionaler Differenzierung wird in diesem Kapitel vor allem der Theorie der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien eine tragende Bedeutung zukommen. Denn die Hauptargumentationslinie dieses Kapitels verfolgt die Absicht, Sicherheit als ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium - neben Macht, Geld, Recht, Wahrheit, Liebe oder Kunst - einzuführen.

Die Funktion solcher Medien ist es, die Anschlusswahrscheinlichkeit von Kommunikation zu erhöhen. Sicherheit wird dabei als gesellschaftlicher ‚Wert’ rekonstruiert. Sowohl in den Gesellschaftstheorien von Parsons als auch von Luhmann werden Werte ein symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium behandelt, so dass man Sicherheit mit einigem Recht als ein solches Kommunikationsmedium nennen kann. Vorteil dieses Verständnisses von Sicherheit ist die hohe Vergleichbarkeit mit Medien aus allerlei Arten von gesellschaftlichen Teilbereichen, die mit ‚Sicherheit’ auf den ersten Blick nicht viel zu tun haben.

Am Beginn des Kapitels werden zwei Säulen der Gesellschaftstheorie dargestellt: der Gesellschaftsbegriff und das Prinzip der funktionalen Differenzierung. Ein Augenmerk wird dabei auf der binären Codierung der Funktionssysteme liegen. Funktionssysteme beobachten nach einer zweiwertigen Leitdifferenz, etwa das Rechtssystem mit recht/unrecht oder Wissenschaft mit wahr/unwahr (5.1). Im anschließenden Abschnitt wird gezeigt, inwiefern Bedrohungskommunikation auch nach einer binären Leitunterscheidung beobachtet, nämlich dem Code bedroht/sicher. Auffällig an diesem Code ist dabei die Nichtidentität von Präferenzwert und Anschlusswert, eine Besonderheit, die sonst nur im Medizinsystem auftaucht (5.2).

Der darauf folgende Hauptabschnitt wird zunächst allgemein in die Theorie der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien einführen, um im Anschluss ‚Sicherheit’ als Medium zu identifizieren. Anhand von drei empirischen Beispielen wird die These erläutert und auf zwei Sondereigenschaften symbolisch generalisierter Medien eingegangen: Anfälligkeit für Inflation/Deflation und Körperbezug (symbiotische Symbole). Im Fall von Sicherheit wird der Körperbezug durch Angst hergestellt (5.3).

5.1 Gesellschaftstheorie

5.1.1 Gesellschaft und Gesellschaftstheorie

In der soziologischen Systemtheorie wird Gesellschaft definiert als das umfassende soziale System, das alle anderen sozialen Systeme in sich vereint. Es gibt keine Kommunikation außerhalb der Gesellschaft (Luhmann 1984: 60f). Mit jeder Form von Kommunikation wird Gesellschaft mit vollzogen. Andererseits kann die Gesellschaft daher nichts anderes als kommunizieren: „Das Verhältnis ist zirkulär zu denken: Gesellschaft ist nicht ohne Kommunikation zu denken, aber auch Kommunikation nicht ohne Gesellschaft" (Luhmann 1997: 13). Eine Beschreibung der Gesellschaft - auch eine Gesellschaftstheorie - findet somit innerhalb der Gesellschaft statt. Gesellschaft als kommunikative Einheit kann durch Kommunikation damit letztlich nie erreicht werden. Man kann sie zwar bezeichnen und beschreiben, aber diese Beschreibung trägt zur Gesellschaft - zum Beschriebenen - selbst bei.


Dr. Werner Schirmer promovierte bei Prof. Dr. Armin Nassehi an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er arbeitet als Lehrbeauftragter und Forscher am Institut für Soziologie der Universität Uppsala in Schweden.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.