Schmidbauer | Ostwind - Wie es begann | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 7

Reihe: Ostwind

Schmidbauer Ostwind - Wie es begann


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-27112-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 7

Reihe: Ostwind

ISBN: 978-3-641-27112-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die 13-jährige Tara kann angeblich mit Pferden nichts anfangen. Ihr großer Bruder Pedro, der nach dem Tod ihrer Eltern die Pferdezucht auf der Hacienda Monte Sabio weiterführt, möchte sie auf ein Internat fern der Ranch schicken.

Alles ändert sich, als die vielversprechende Zuchtstute Calima ankommt. Die große Hoffnung für die Hacienda erweist sich jedoch als Reinfall – wild und störrisch lässt die Stute niemanden in ihre Nähe. Tara kann Pedro gerade noch davon abhalten, Calima an einen skrupellosen Pferdehändler zu verkaufen und bittet die geheimnisvolle „Chinesin“, eine Pferdeflüsterin, um Hilfe. Diese erkennt an Tara eine besondere Gabe. Aber nicht nur Tara hat ein Geheimnis …

Dieses Abenteuer geht zurück in die Vergangenheit und erzählt die Vorgeschichte der OSTWIND-Reihe - mit Ostwind als Fohlen.
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Prolog


Saúl Riviera hatte schlechte Laune, und was ihm gerade noch gefehlt hatte, war jemand mit guter Laune. Und dann auch noch ausgerechnet Hanns de Burgh, dieser arrogante, eitle, selbstgefällige …

»Hanns, alter Freund! Du bist das erste Licht, das man an diesem grauen Tag erblickt!«

Saúls Lächeln war so breit, dass man die Goldzähne aus seinen Mundwinkeln blitzen sah. Der hochgewachsene Mann steuerte zielstrebig durch die Besucher auf ihn zu, die sich auf dem weitläufigen Gelände des Gestüts tummelten. Auch er lächelte, was bei seinem ebenmäßigen Gesicht allerdings deutlich attraktiver wirkte. Wie immer trug Hanns de Burgh makellose cremefarbene Reithosen, die in makellosen braunen Lederreitstiefeln steckten und ein maßgeschneidertes Turniersakko. Und das, obwohl hier heute ausnahmsweise kein Turnier stattfand, auf dem er einmal mehr beweisen konnte, was für ein schneidiger Hecht er war. Saúl verabscheute den Mann schon alleine dafür, dass er so gut aussah. Doch natürlich ließ er sich das nicht anmerken, denn in seinem Business gab es nichts Wichtigeres als Kontakte – und einen so erfolgreichen Springreiter wie Hanns de Burgh zu kennen, war für einen Pferdehändler buchstäblich Gold wert.

»Saúl, altes Schlitzohr! Hast du etwa noch kein Geschäft gemacht? Sag bloß, du bist umsonst hier!«

Saúl schüttelte missmutig den Kopf.

»Was soll man sagen? Man ist anspruchsvoll. Man nimmt nur das Beste. Und diese traurige Ansammlung lahmer Mähren und buckliger Ackergäule hier«, er machte eine verächtliche Geste, als sei die ganze Veranstaltung kaum seiner Aufmerksamkeit wert – obwohl auf den mit schmuckem weißem Holzgatter eingefassten Reitplätzen des noblen Anwesens gerade die größte Pferdeauktion des Landes im Gange war.

»Wenn das hier das Beste ist, das die deutsche Sportpferdezucht zu bieten hat, dann hat man Mitleid mit euch. Zu Hause in Spanien nennt man so etwas Viehmarkt. Und den gibt’s einmal die Woche in jedem katalanischen Bergdorf. Den weiten Weg hätte man sich sparen können!«

Hanns trat neben ihn und kommentierte die unhöfliche Tirade des Pferdehändlers mit einem leisen Schmunzeln. »Dr. Fink wird sich sicher freuen, das zu hören. Immerhin kostet ihn der kleine Viehmarkt hier ein paar Millionen.«

Saúl Riviera schnaufte verächtlich. »Ah! El Doctor! Geld hat er, aber von Pferden nur ungefähr so viel Ahnung wie man selbst von Schweinezucht.«

Hanns lächelte immer noch. »Da hast du möglicherweise recht. Aber Ahnung haben muss er auch nicht, dafür hat er ja mich.«

Etwas in der selbstgefälligen Stimme des Springreiters ließ Saúl aufhorchen. Sein Instinkt erwachte wie ein Haifisch, der kilometerweit entfernt Blut im Wasser roch.

»Ach ja? Und wozu hat er dich?« Seine Frage hatte einen leicht gelangweilten Unterton. Hanns zögerte mit der Antwort, aber Saúl wusste, dass seine Eitelkeit schnell siegen würde. Ziemlich genau nach fünf Sekunden.

»Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«

»Bingo«, dachte Saúl und sagte laut: »Natürlich, alter Freund.« Einem Pferdehändler zu vertrauen, war so ziemlich das Dümmste, und Hanns de Burgh war zwar ein ehrgeiziger und begnadeter Springreiter, aber offenbar nicht die hellste Kerze auf der Torte.

»Ich habe eine junge Stute gefunden und Fink hat sie gerade für unser gemeinsames Zuchtprojekt gekauft«, begann er nun in einem geheimnisvollen Flüsterton, der ebenso lächerlich wie unnötig war, denn es war weit und breit niemand da, der ihnen zuhörte.

Saúl Riviera verdrehte innerlich die Augen, doch er spielte mit.

»Abstammung?«, fragte er fachmännisch und Hanns leuchtendes Gesicht verriet ihm, dass er damit genau die richtige Frage gestellt hatte. Seine Stimme senkte sich zu einem dramatischen Flüstern, als er antwortete: »Ihre Eltern sind unspektakulär, aber nur so viel: Sie ist die Enkelin einer Legende! Ich kann leider keine Namen nennen.«

Saúls Haifisch drehte müde ab. »Warum flüsterst du dann?«

Hanns sah sich noch einmal um und trat ein Stück näher.

»Na gut, sie ist … Hallas Enkelin!« Er sah Saúl an und weil dieser nicht sofort reagierte, fügte er hinzu: »Ihr Vater war Hallas Sohn!« Als sei »Enkelin« ein zu kompliziertes verwandtschaftliches Verhältnis für einen Pferdehändler.

»Tatsächlich?«, sagte Saúl freundlich. Äußerlich sah man kein Anzeichen von Interesse, doch vor seinem inneren Auge erschien schon die Summe, die so ein Pferd bringen könnte. Sie war stattlich, aber er hatte auch schon wertvollere Pferde verkauft. »Und ist sie vielversprechend?« Wie ein guter Pokerspieler beobachtet er Hanns’ Gesichtsausdruck und registrierte tatsächlich ein leichtes Zögern.

»Also … sie ist noch roh, nicht eingeritten und ja, ein bisschen, sagen wir, ungezogen«, fuhr er fort, »aber wir erwarten Großes von ihr.«

Saúl hatte das Interesse schon fast verloren, aber aus dem Augenwinkel sah er, dass Hanns sich bei diesem Wort vielsagend über den Bauch strich und seine Frage kam fast automatisch.

»Dann ist sie ist tragend?«

Hanns nickte und musste sich Mühe geben, dabei nicht vor Stolz zu platzen. »Ja! Und du wirst nicht glauben von wem!«

»Von wem?«

»Rate!«

»Thor, dem Donnergott?«, riet Saúl trocken, dem die aufgeblasene Geheimniskrämerei langsam, aber sicher auf die Nerven ging. Doch Hanns sah ihn nur verwirrt an.

»Ist das ein Hengst, denn man kennen sollte?«

Der Pferdehändler winkte ab.

»Tut mir leid Hanns, es war ein langer und unerfreulicher Tag. Sei nicht böse, wenn ich deine Halla-Verehrung nicht ganz so teilen kann. Sie war sicher ein passables Pferd, aber Spanier haben vielleicht andere … Maßstäbe.«

Er klopfte Hanns wohlwollend auf die Schulter und sah im Davongehen gerade noch, wie ein selbstzufriedenes Lächeln auf dessen Gesicht erblühte.

»Und wo läge dieser Maßstab? Sagen wir bei … El Huracán?«

Saúl stoppte. Drehte sich um. Das Blut war im Wasser und der Haifisch wieder auf der Spur. Halla mochte ein Star gewesen sein, aber sie war lange tot. El Huracán dagegen … das war eine lebende Legende! Der langbeinige, lackschwarze Andalusier mit der unverwechselbaren Silbermähne war aktuell einer, nein, der berühmteste Zuchthengst Europas. Ein Fohlen aus dieser Verbindung konnte man tatsächlich mit Gold aufwiegen.

»Deine Halla-Enkelin bekommt ein Fohlen von El Huracán, dem Großen Orkan?«, wiederholte er langsam, um ganz sicher zu gehen. Hanns nickte und strahlte wie ein Weihnachtsbaum.

»Ganz genau. Und eines nicht zu fernen Tages werde ich auf seinem Rücken Weltmeister werden!« Wieder lächelte er Saúl an, der ihn sprachlos anstarrte. Die Summe vor seinem inneren Auge hatte gerade noch ein paar Nullen mehr bekommen.

»Aber du wolltest gerade gehen, und Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten.« Hanns nickte dem Pferdehändler zu und tat wenig überzeugend so, als wolle er auch seines Weges gehen. Doch Saúls Haifisch hatte längst angebissen und selbst ein arroganter Einfaltspinsel wie Hanns de Burgh konnte das sehen.

»Warte!«, krächzte Saúl heiser.

Hanns blieb stehen und drehte sich langsam um.

»Ist sie hier? Könnte man sie sich einmal ansehen?«

»Ich dachte schon, du fragst nie.« Großmütig streckte er den Arm aus, um Saúl Riviera den Weg zu weisen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass er gerade den Fehler seines Lebens begangen hatte.

Keine zwei Minuten später bogen die beiden ungleichen Männer in die breite Mittelgasse der Pferdeboxen: Saúl Riviera, klein und drahtig, in abgewetzter Jeans und einem alten Cowboyhut aus Stroh, der so etwas wie sein Markenzeichen war – und Hanns de Burgh, groß und blond und mit dem Gang eines Thronfolgers auf dem Weg zur Krönung. Links und rechts der Stallgasse lagen gut zwanzig Boxen, deren Gitterstäbe in einer fortlaufenden, elegant geschwungenen Wellenform angeordnet waren. Und auch die Geräuschkulisse war beeindruckend. Es wieherte und brummte und quietschte, immer wieder erzitterte die ganze Gitterwelle klirrend, wenn ein Pferd sich umdrehte und dabei gegen die Seitenwand seiner Box stieß.

Doch je weiter die beiden Männer kamen, umso deutlicher beschlich Saúl das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die Boxen, die sie passierten, standen alle leer. Was auch nicht weiter verwunderlich war, denn die meisten der Pferde waren ja gerade dabei, irgendwo auf dem großen Gelände begutachtet und höchstbietend verkauft zu werden. Woher also kam der Krach? Suchend blickte Saúl sich um. Vielleicht gab es einen Lüftungsschacht, der die Geräusche aus einem benachbarten Stallgebäude hierher übertrug? Doch schon im nächsten Moment wurde ihm klar, dass das Konzert der Verzweiflung, das sie da hörten, nicht von vielen Pferden stammte – sondern von einem einzigen. Es befand sich in der vorletzten Box auf der rechten Seite und es klang, als kämpfe es um nichts Geringeres als sein Leben.

»Ein bisschen ungezogen ist sie, sagst du?«, bemerkte Saúl trocken und Hanns’ Miene verdüsterte sich. Er beschleunigte seinen Schritt und eilte auf die beiden Männer zu, die vor der Box standen und sich heftig stritten.

»Was ist hier los?«, fragte er gebieterisch und wich im nächsten Moment erschrocken zurück, als der kleinere der beiden Männer herumfuhr wie eine Kobra, der man auf den Schwanz getreten war. Dr. Johannes Fink war knallrot im Gesicht.

»Was hier los ist, will er wissen, der...


Schmidbauer, Lea
Lea Schmidbauer wurde 1971 in Starnberg am Starnberger See geboren. Sie studierte ein paar Semester Amerikanische Kulturgeschichte, bevor sie sich an der Filmhochschule in Mu¨nchen bewarb. Seit 2007 schreibt sie Drehbu¨cher fu¨r Kinofilme und die Pferdeabenteuerreihe »Ostwind«. Lea Schmidbauer lebt und arbeitet in Mu¨nchen und als Teilzeitlandwirtin in einem kleinen Dorf in Mittelfranken, wo auch ihr Islandpony Penny zu Hause ist.



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