Schmidt | Eulenort | Buch | 978-3-95655-876-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 308 Seiten, PB, Format (B × H): 146 mm x 208 mm, Gewicht: 503 g

Schmidt

Eulenort

Aus dem unglaublichen Leben des Rudi Kleineich oder Glückssuche in einer harten Zeit

Buch, Deutsch, 308 Seiten, PB, Format (B × H): 146 mm x 208 mm, Gewicht: 503 g

ISBN: 978-3-95655-876-4
Verlag: EDITION digital


Rudi Kleineich hat die Blutsucht und einen unbändigen Lebenswillen. Als der Verwalter des Gutes vor der Roten Armee geflohen ist, holt er sich aus dem Schloss ein vielbändiges Lexikon (Ausgabe 1886) und erfährt zum ersten Mal Näheres über seine Krankheit. Er muss nicht so früh sterben wie sein Onkel, bei dem er sich das Imkern abgeguckt hat. Er kann sogar alt werden – auch im „Ort der Eulen“, einem Gutsarbeiterdorf ohne Zeitungen und ohne Strom.
Sein Vater – der Sturmpanzerfahrer im ersten großen Krieg – hat einen Traum, den er hartnäckig verfolgt. Er will freier Bauer werden.
Das kann Rudi nicht. Doch er versteckt die zwei Schwestern einer Flüchtlingsfamilie vor den Schrecken der Besatzung. Eine heißt Christel. Und scheint ihm von Herzen dankbar zu sein.

Hoffnung unter Schmerzen, Glückssuche in einer harten Zeit. - Dem Bluter Rudi Kleineich fehlen Bildung und Informationen; er hat nur seinen kritischen Verstand.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


April 45 - ZukunftsaussichtenOktober 19 - ein SündenfallMai 45 - FriedenMärz 23 - verspätete HochzeitJanuar 30 - neue HoffnungenDezember 45 - TyphusWeihnachten 53 - Freie Spitzen


Der Förster räuspert sich, zeigt wortlos auf den Planwagen, der vor dem Kuhstall steht. Angetrockneter Moorboden bis über die Radnarben.Rudi nickt. Daran, dass vieles jetzt wichtiger ist als Imkerei, hat er sich ja bereits gewöhnt. Aber die Erde aus der Wiese bringt ihn auf eine Idee: Der Pavillon, auf einer Anhöhe jenseits der Torfkuhlen. Unterkellert für das während der Treibjagd geschossene Wild. Seit vielen Jahren nicht mehr benutzt. Seit Graf August fort ist und das Gut unter Zwangsverwaltung steht. Rudi hatte immer nur rings um den Lindenhof nach einem Versteck gesucht.Sein Dienstherr dreht den kleinen eckigen Kopf hin und her. Die Wirtschaftsgebäude musternd, als müsse er sich überzeugen, dass wirklich keiner zuhört. "Hitler ist tot", raunt er schließlich. Seine Augen aufreißend, als verkünde er Unfassbares. "Und morgen um die Mittagszeit haben wir den Russen am Hals. Hier auf dem Hof. Mit einer Militärmaschinerie, die du dir gar nicht vorstellen kannst."Weiße Fahnen! denkt Rudi. Endlich habe der Mann begriffen, dass es nichts mehr zu verteidigen gibt. An die Schießübungen der Tochter denkt er nicht, obwohl es ein Stück hinter dem Bienenhaus immer noch sirrt und klatscht.Der Förster guckt ihn an. Wartet. Als er keine Antwort erhält, flüstert er mit leisem Triumph: "Noch ist nicht alles verloren, mein Junge. Großadmiral Dönitz übernimmt; wird den Westalliierten eine Teilkapitulation anbieten. Und den gemeinsamen Kampf gegen unseren wahren Feind, den Bolschewismus."GEMEINSAMER KAMPF! höhnt es in Rudi. Dieser Idiot! "Kam das im Radio?", fragt er misstrauisch.Nein, sie hätten schon lange keinen Strom mehr. Eine Nachricht von höchster Stelle, persönlich übermittelt vom Forstmeister Fischland-Darß, der dem Reichsforstamt ...Er unterbricht sich, als habe er schon zu viel gesagt. Wechselt den Tonfall ins Dramatische: "Morgen sind die Okkupanten hier. Bist du bereit, deine Heimat zu verteidigen, Junge? Bist du ein Patriot?" Er duckt sich, stützt die Hände auf die Knie, als starre er aus einem Unterstand nach oben. "Organisation WERWOLF, wenn dir das etwas sagt! Wir werden uns überrollen lassen, werden kämpfen im Hinterland des Feindes. Und Rache nehmen dabei für jede seiner Gräueltaten."Er stutzt. Fragt seinen Imker in normalem Ton, ob der überhaupt umgehen könne mit einem Gewehr, wo er doch gar nicht gedient hätte?Er habe einen Tesching, antwortet Rudi abweisend. Damit habe er auf Wildtauben geschossen und auf die Stare, zu Hause in den Kirschbäumen."Einen TESCHING mit Zündhütchenladung", mokiert sich der Förster. "Eine wahrhaft mörderische Waffe!"Rudi hebt die Schultern. Er denkt nicht daran, sich mit seinem Dienstherrn irgendwo einzugraben. Jetzt zu Ende des Krieges noch eine Art Partisan zu werden. Untergrundkämpfer für die Interessen geschlagener Eroberer. Er könnte das auch gar nicht. Schließlich hat er für Christel zu sorgen. Und notgedrungen auch für ihre Familie.Seine Jüngste habe beizeiten geübt, mit einer Waffe umzugehen, sagt Förster Petow, sich mit der Rechten über die eisengrauen Haarstoppel fahrend. Es scheint ihm nicht leicht zu fallen, auch noch die Tochter ins Spiel zu bringen. Bereits als Kind habe er sie mit auf den Anstand genommen, erklärt er umso schroffer. Gegen den Willen ihrer kranken Mutter übrigens. Er lächelt bärbeißig.Rudi entgegnet, dass er im geplanten Widerstand keinen Nutzen und auch keinen Sinn mehr sehe.Sein Dienstherr wird ärgerlich. "Was willst du dann unternehmen, Junge? Warten bis sie dir den Hals durchschneiden. Dich niedermähen mit einer Salve aus ihren Kalaschnikows? - Dann lieber ein Ende in Ehren."Rudi schweigt. Er hat sich überlegt, dass eine offene Ablehnung gefährlich werden kann. Immer noch.Förster Petow scheint neue Zuversicht zu schöpfen. Er wird gesprächig. Berichtet vom Bunker, den sie angelegt hätten. Hundertprozentig sicher, über der Balkendecke anderthalb Meter Erde. Die Wände abgestützt mit Grubenholz. Ausstiegsklappe und Fluchtröhre wie in einem Fuchsbau n


Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Ribnitz-Damgarten, habe ich auch hier in der Region (Rostock) vor langer Zeit Mathematik studiert. Bis zur Wende arbeitete ich in einem Rechenzentrum, dann unter schwierigen Verhältnissen in Firmen, die Häuser und Yachten bauten. Inzwischen 69 Jahre alt und längst vierfacher Opa, habe ich mich neben der Arbeit als dröger Programmierer schon immer aktiv mit Schöner Literatur befasst. In der DDR-Zeit versuchte ich ziemlich lange, einen Verlag von meinem (phantastisch verfremdeten) Mauer-Roman zu überzeugen. Kurz vor der Wende bekam ich eine Zulassung zum Fernstudium am Literaturinstitut "Johannes R. Becher". Doch da war anderes lebenswichtiger.Im Jahr 2000 erschien im Scheunenverlag, Kückenshagen, mein Erzählband "Lapislazulisteine für Ostdeutsche".Inzwischen bin ich Rentner und habe - was ich nie hatte - genügend Zeit zum Schreiben.Im März 2014 wurde der Roman "Ein beschneites Feuerwerk" veröffentlicht, meine literarische Auseinandersetzung mit den Problemen und Herausforderungen der Wende.2016 folgte "Der Sprosser und die Gottesbrille - ein nachdenklicher Thriller".Ich wohne mit meiner Frau, unserem Hund und zwei Katzen am Dorfrand; vor uns nur noch Feld, Wald, die Flussniederung der Trebel.Harry Schmidt Januar 2018


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