Silber / Wilhelm / Parker | Dorian Hunter 77 - Die Knochenkirche | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 77, 200 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

Silber / Wilhelm / Parker Dorian Hunter 77 - Die Knochenkirche


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-077-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 77, 200 Seiten

Reihe: Dorian Hunter

ISBN: 978-3-95572-077-3
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Band 77 der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter! Phillip wird entführt! Dorian Hunter und Coco Zamis machen sich auf die Suche nach dem Hermaphroditen, dessen Blut gleichzeitig auch der Schlüssel ist, wie Dorian endlich wieder in seinen eigenen Körper zurückkehren kann. In der Prager Knochenkirche laufen alle Fäden zusammen. Dort muss Phillip sich seiner geheimnisvollen Herkunft stellen ... 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - >Dorian Hunter< und sein Spin-Off >Das Haus Zamis< vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 275: 'Die Knochenkirche' 276: 'Aphrodites Opfer'

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    2.
  Gegenwart Amsterdam, Wohnsitz der Familie Jong Seit dem Ableben von Ruud Jong, dem letzten männlichen Familienoberhaupt – dem zudem noch der Verlust ihres Sohnes Edwin vorausgegangen war – spukte Petronella Jong häufig ein lateinischer Satz durch den Sinn. Boni moriuntur iuvenes, optimi numquam. Irgendjemand hatte ihn irgendwann einmal mit flüchtiger Hand und mit längst verblasster Tinte in die Schwarze Familienbibel geschrieben; es handelte sich um eine wertvolle Prachtausgabe, die Asmodi II. den Jongs als Anerkennung ihrer Loyalität zum Geschenk gemacht hatte und die seither bei allen Sabbatfeiern der Sippe in Gebrauch gewesen war. Jede Hexe beherrschte Latein, die Universalsprache der schwarzen Magie. Übersetzt lautete der Sinnspruch: Die Guten sterben jung, doch die Besten sterben nie. Welch ein Hohn! In Petronellas Familie starben die Guten und die Besten. Zwar, nach menschlichen Maßstäben, nicht unbedingt jung, aber immer zu früh. Unsterblich war anscheinend nur der Bodensatz! Wer war noch immer da, hartnäckig wie Unkraut? Lucas und Arjen! Keineswegs der Stolz ihrer Mutter. Leider besaß Petronella sonst niemanden mehr, auf den sie hätte zurückgreifen können, um das Krankenzimmer dieses Neandertalers – oder was immer er war – im Medisch Centrum zu beobachten und Dorian Hunters Komplizen, Jeff Parker, zu beseitigen. Wieder einmal hatte das Jong'sche Dream Team versagt. Parker lebte. Und dann hatten die Jungs auch noch behauptet, den Urmenschen – genau: Unga hatte er geheißen – zu seinen steinzeitlichen Ahnen zurückgeschickt zu haben. Allerdings waren Lucas und Arjen merkwürdig zurückhaltend geblieben, als Petronella Näheres über Ungas Beseitigung erfahren wollte. Bezüglich einer vollbrachten Bravourtat Zurückhaltung zu wahren, passte gar nicht zu den beiden Angebern. Petronella kannte den Grund, und der war ebenso schlicht wie blamabel: Die Brüder logen, und sie logen aus purer Dummheit. Denn die beiden waren zugegen gewesen, als Petronella von Edwins Spion über Ungas Tod informiert worden war. Entweder hatten sie nicht aufgepasst – oder sie hatten es später, als sie ihr Versagen bei der Eliminierung Parkers wettzumachen suchten, schon wieder vergessen. Aber die Idiotie der Brüder und die Lüge, die sie ihr aufgetischt hatten, waren längst nicht alles, womit die beiden Petronella beunruhigten. Lucas und Arjen waren seit Tagen ungewohnt schweigsam, wirkten sogar ängstlich. Den forschenden und zunehmend misstrauischen Blicken ihrer Mutter wichen sie mit schuldbewussten Mienen aus. Stattdessen starrten sie einander warnend an, als fürchtete jeder, der andere könne sich verplappern. Offenbar glaubten sie, Petronella bemerke die verstohlenen Blicke nicht. Doch wie so oft täuschte sich das Brüderpaar. Ganz zu Anfang hatte Petronella sich noch eingeredet, dass die offenkundige Lüge über Ungas Tod den Jungs zu schaffen mache. Doch bald schon ahnte sie, dass mehr hinter ihrem Verhalten stecken musste; dass die beiden etwas verschwiegen. Etwas von weitaus größerer Bedeutung. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, den Geist der Jungen zu öffnen und in ihren Gedanken zu lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Aber sie verfügte über die Weisheit eines langen Lebens und über den Scharfsinn einer fähigen Hexe. Zu wissen, was andere dachten, erwies sich leicht als zweischneidig. Natürlich war es immer gut, jeden Gedanken des Feindes zu kennen. Nützlich, wenngleich oft ernüchternd, war auch das Wissen um die verborgenen Gedanken eines Freundes. Aber die geheimsten Gedanken der eigenen Sippschaft zu kennen, das war in der Regel nicht nur ernüchternd – es gefährdete sogar den Familienzusammenhalt. Und die Verbundenheit des Blutes war die Grundlage der Machtstellung, die ein Clan innerhalb der Schwarzen Familie einnahm. Dieser Zusammenhalt durfte nicht aufs Spiel gesetzt werden, schon gar nicht leichtfertig. Noch war ja denkbar, dass die Jungs wirklich nur fürchteten, ihre Mutter werde der albernen Lüge auf die Spur kommen. Aus diesem Grund verzichtete Petronella auch auf die ultimative Erniedrigung, ihre missratenen Sprösslinge durch Hypnose zum Geständnis zu zwingen. Zum Glück gab es andere Möglichkeiten. Petronella fasste den Entschluss, die Dienste des Wesens in Anspruch zu nehmen, das sich Ghnorrgh'advwyngk-Nathszlurrff nannte – oder jedenfalls so ähnlich. Die froschähnliche Kreatur, die von Edwin Jong mit dem Ausspionieren des Patientenzimmers im Medisch Centrum beauftragt worden war und die Petronella nach Edwins Ableben über den Tod des Urzeitmannes informiert hatte, machte ein großes Mysterium aus ihrem unaussprechlichen Namen, den niemand kennen durfte außer ihr selbst und ihrem Meister. Aufgrund von Edwins gewaltsamem Ende erkannte das Wesen jetzt Petronella als Herrin an. Doch die Hexe, die kein Verlangen nach einem Knoten in der Zunge verspürte, nannte den Spion einfach nur ›Froschauge‹. Froschauge saß in einer Kristallkugel gefangen, die nicht viel größer war als ein Gänseei und wie eine mattierte Glühbirne strahlte, wenn sie aktiviert wurde. Er war von nachtragender Wesensart und nahm Petronella unvermindert übel, dass sie ihr Versprechen gebrochen hatte, ihn aus seinem Gefängnis freizulassen. Aber sobald sein breites Maul den üblichen Sturzbach obszöner Beschimpfungen über sie ergossen hatte, fand die neue Sippen-Matriarchin in Froschauge stets einen ergebenen Diener. Obwohl Froschauge im kristallenen Ei festsaß, konnte er weit entfernte Orte ausspähen, denn er hatte die Fähigkeit, Wanzen als ›Wanzen‹ zu gebrauchen: Er konnte in das Nervensystem von allem möglichen Ungeziefer – Würmer, Fliegen, Motten, Asseln, Spinnen, Schaben, Flöhe – eindringen und sie in biologische Lausch- und Beobachtungsinstrumente verwandeln, die jeder modernen Spionagetechnik ebenbürtig waren. Ungeduldig fragte die Hexe: »Bist du nun fertig mit deinen Verbalinjurien?« Vor Verblüffung bekam Froschauge das riesige Maul kaum zu. »Mit … was?« »Ich meine: Hör auf mich zu beleidigen, das ist doch ganz sinnlos. Es gibt wieder etwas zu tun für dich.« »Nur wenn's sein muss«, maulte der Spion. »Ich will, dass du in Erfahrung bringst, was meine unnütze Brut mir verschweigt«, knurrte Petronella. »Was bereden Lucas und Arjen, wenn sie allein sind? Wenn sie glauben, dass von dem, was sie sagen, nichts an mein Ohr dringt?«   Vergangenheit Pindosgebirge im Osten von Epirus Maximilian und Stávros waren den größten Teil des Tages in den waldigen Hängen der Vikos-Schlucht und an den Ufern des Voidomatis auf der Pirsch gewesen. Auf eine Spur von Maximilians mythischer Jagdbeute waren sie allerdings nicht gestoßen. Kein Faunsgesicht mit Gamsbart, Pferdeohren und Bocksgehörn lugte keck durchs Laub, keine Abdrücke zweier Hufe hatten sich ins weiche Moos geprägt. Um die neuen Gewehre in der Praxis zu testen, hatte Maximilian mehrere Bergziegen aus den Steilwänden geschossen. Die Kadaver hatte er unberührt zurückgelassen, da er nichts mit ihnen anzufangen wusste und weil sie so hoch oben in den Klippen ohnehin schwer zugänglich waren. Spätnachmittags erreichten sie die Karstquellen des Voidomatis und lagerten in der kühlen Nähe des reinen, türkisfarbenen Gewässers, dessen Sprudeln klang wie das ausgelassene Plaudern und Lachen von Najaden. Während Stávros den kargen Proviant auspackte, bestehend aus Schafskäse, Pitabrot und zwei Schläuchen mit geharztem Wein, lümmelte Maximilian sich in den Schatten einer Eiche und schmollte über den bisherigen Misserfolg des Jagdausflugs. Er beobachtete, wie Stávros zum Ufer ging, um den Wein mit dem kristallklaren Wasser zu verdünnen. Der Bauerntölpel hatte Maximilian so lange gelöchert, welche Art von Wild er denn mit den Repetierbüchsen bejagen wolle, dass er es ihm schließlich verraten hatte – auch, wie er zugeben musste, in der Hoffnung, der ortskundige Einheimische könne ihm dabei helfen, die begehrte Beute aufzuspüren. Doch das war ein Irrtum gewesen. Anfangs hatte Maximilian den Eindruck gewonnen, Stávros fühle sich veralbert. Doch inzwischen wirkten die Blicke, die der Kerl verstohlen auf Maximilian richtete, als sorge er sich, es mit einem gefährlichen Verrückten zu tun zu haben. Ob Stávros das Vorhaben verrückt fand, weil er Satyrn für unwirkliche Fabelwesen hielt, oder im Gegenteil, weil er an sie glaubte und Furcht vor ihnen empfand, sagte er jedoch nicht. Nachdem Durst und Hunger gestillt waren, schob Stávros sich den Hut ins Gesicht und legte sich zu einem Nickerchen ins Gras. Maximilian war erschöpft, aber nicht müde. Er lehnte sich bequem gegen den Eichenstamm zurück. Er versuchte sich zu entspannen, öffnete seine sämtlichen Sinne. Und plötzlich erlebte er einen Moment magisch belebter Natur. Das Wasser flüsterte. Die Wipfel wisperten, während der leise seufzende Wind ihre Geschichten mit sich nahm und bald wieder vergaß. Das Gras zischelte der Schlange etwas zu, die es geschmeidig teilte und blitzschnell davonschoss. Die Schatten wurden länger: es war, als hätten alle Dinge – Baum, Blume, Stein und Strauch – unter der Sonne gedöst und würden nun, da sie zu schwinden begann, allmählich erwachen und mit Geisterfingern um sich tasten. Die Stunde des Satyrs war die Abenddämmerung. Das kam Maximilian auf einmal wieder in den Sinn. Er nestelte am Gepäck herum und brachte etwas zum Vorschein. Das Unternehmen war noch nicht verloren. Was er in den Händen hielt, war eine Hirten- oder Panflöte. Sie war...



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