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E-Book, Deutsch, Band 361, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

Stern Maddrax - Folge 361

Unter dem Eis
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-5120-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Unter dem Eis

E-Book, Deutsch, Band 361, 64 Seiten

Reihe: Maddrax

ISBN: 978-3-8387-5120-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Matt und Aruula setzen ihren Weg zum Kratersee fort, ohne viel Hoffnung, dort wirklich noch auf die Daa'murin Ira zu treffen. Doch bald schon stoßen sie auf die Spur zweier 'Götter', die zu einer sagenumwobenen Stadt im Inneren des jetzt trockenen Kraters aufgebrochen sein sollen. Handelt es sich um Ira und Grao? Konnte sich Grao'sil'aana also tatsächlich aus dem Ewigen Eis retten? Als sich Matt und Aruula der Fährte folgen, ahnen sie nicht, was der Daa'mure aus der Antarktis mitgebracht hat ...

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Es rief nach ihm. Nicht mit einer Stimme, sondern mit diesem einzigartigen Klang, der Kir’iye lenkte wie ein Leitsystem. Da war etwas im Wasser, anders als alles, was er kannte. Sein Skorpionschwanz peitschte aufgeregt. Die optimierten Augen verstärkten das Restlicht, das in die Tiefen des Sees fiel. Selbst die meisten Fische hätten auf dem Grund so gut wie nichts erkannt. Kir’iye dagegen tastete die Strukturen mit Schallwellen ab, erspürte, wo sich Töne brachen und wie die Landschaft um in her aussah. Häuser lagen unter ihm. Das war nichts Ungewöhnliches. Am Boden des zweitausend Kilometer durchmessenden Gewässers gab es viele Gebäude. Tausende von Siedlungen der Primärrassenvertreter hatten dort im Licht des Zentralgestirns gelegen, ehe der Absturz des Herrenflugkörpers mit Urgewalt in das Land gefahren war und einen tiefen Krater hinterlassen hatte. Kir’iye hatte viele dieser Städte gesehen. Vernichtet, zermalmt, in Feuer aufgegangen. Überall hatte es Trümmer gegeben, Überreste, die kaum mehr an Siedlungen erinnerten. Und Leichen, in Massen sogar. Manche verbrannt, andere zerquetscht oder vom Wasser aufgedunsen. Wieder andere mit Schuss- und Stichwunden oder mit einem Strick um den Hals. Kir’iye wertete nicht, was er sah, er analysierte einfach nur in vorgegebenen Parametern. Und was er nun wahrnahm, wich von der Norm ab. Denn unter ihm befand sich etwas, das es eigentlich nicht hätte geben sollen: eine intakte Pyramide. Nicht die geringste Spur von Verwüstung zeichnete die matt glänzende Oberfläche. Kam von diesem Gebäude der lockende Ton? Näher und näher schwamm der Rochen, über weitere Gebilde, fragil und doch hoch aufragend, von Schlamm und Algen befreit. Fische gab es keine hier, ganz so, als vertreibe der fremde Klang jedes Leben. Wer bist du? Warum rufst du mich? Der Laut schwoll an, teilte sich zu einem Chor aus Tönen, der wie mit hundert Stimmen nach Kir’iye rief. Geschah es wirklich oder bildete er es sich nur ein? Enervierend schlugen die Schallwellen in seinen Körper; tausend Nadeln, die in ihn stießen und die Geborgenheit des Dunkels zerfetzten. Gefahr! Kir’iyes Instinkte warnten ihn, wollten ihn zum Abdrehen zwingen, doch der Sog war zu stark. Wie ein Falter dem Licht einer Flamme entgegenflattert, stürzte Kir’iye der Pyramidenspitze im nachtschwarzen Wasser entgegen. Er rammte ein Fenster. Das Glas zerbrach und trieb mit den Wellen davon. Trudelnd drang Kir’iye in einen dunklen Raum ein. Er hatte ihn kaum durchschwommen, da verbiss sich etwas in ihm. Es war unsichtbar, hatte zahlreiche winzige Zähne. Ein Heer aus verborgenen Insekten, beißend, schmatzend, fressend. Schmerzen durchzuckten den Rochen, ließen ihn langsamer werden. Gleichzeitig wurde der Ton lauter, wühlte sich durch sein Inneres wie ein Parasit. Kir’iyes Sinne gaben dem Ansturm nach, kapitulierten vor der brachialen Gewalt, die auf seine Nerven einwirkte. Nach und nach erlosch der Chor aus Tönen. Kir’iye sank dem Boden entgegen, erstarrt wie ein Stein. Am Kratersee, 19. November 2544 Der Buggy arbeitete sich die überwucherte Straße hinauf. Platt gedrückte Gräser und zerquetschte Knollen zeichneten den Weg des Gefährts über die unter Pflanzen verborgene Fahrbahn nach. Je näher Matthew Drax und Aruula ihrem Ziel kamen, desto verlassener wurde die Gegend. Hatten sie noch vor wenigen Tagen Pfade von Menschen, Nutztieren und Spuren von Holzrädern entdeckt, gerieten sie nun mehr und mehr in eine Einsamkeit. Als wäre in diesem Landstrich mit dem Einschlag „Christopher-Floyds“ sämtliches intelligente Leben erloschen. Aber das war nicht der Fall. Zwar hatte der Absturz des vermeintlichen Kometen zunächst die Stille des Todes über diesen Landstrich gebracht, doch „Christopher-Floyd“ war eine Raumarche der Daa’muren gewesen. Bald hatten in den Wäldern rund um den See, vor allem aber an seinem Westufer verschiedene Völker gelebt, allesamt mutiert, was auf die Experimente der ehemaligen „Herren vom See“ zurückzuführen war. Bis der Krieg der Menschen-Allianz gegen die Daa’muren und ihre Diener die Mutanten so gut wie ausgerottet hatte. „Takeo hat damals berichtet, dass es hier immer noch Überlebende der Kraterseevölker gäbe“, erinnerte sich Matt. Das war nach den Atombombenexplosionen gewesen, mit denen die Daa’muren ihre vermeintliche Raumarche reaktivieren wollten – und stattdessen den schlafenden Wandler geweckt hatten, der sich mit ihnen von der Erde zurückzog. Matt schauderte unwillkürlich. War die Verstrahlung schuld an der Leere, in die sie nun vordrangen? In diesem Fall würde er Gal’hal’ira wohl nicht bei den Bruthöhlen der Daa’muren antreffen. Nach sechzehn Jahren, dachte Matt. Es fühlte sich noch immer betäubend an, wenn er daran dachte. Ganze sechzehn Jahre hatten Aruula und er verloren, als sie durch den Zeitstrahl vom Mars auf die Erde zurückgekehrt waren. Was mochte in der Zwischenzeit alles geschehen sein? Ob Rulfan überhaupt noch lebte? Und Jenny? Mr. Black? Miki Takeo? Und was war mit dem Volk der Dreizehn Inseln? Regierte dort immer noch die falsche Schlange, die Aruula hatte ermorden wollen? Diese Fragen würden sie als Nächstes in Angriff nehmen. Doch erst einmal wollte er sich PROTO holen, den Reaktor-getriebenen Amphibienpanzer, den sich Gal’hal’ira von ihm ausgeliehen hatte. Falls er am Kratersee eine Spur fand, die ihn zu Ira brachte. Auf jeden Fall hatte sich in diesen sechzehn Jahren einiges in dieser postapokalyptischen Welt verändert. Das zeigte schon ihr Zusammenstoß mit dem Statthalter der Schwarzen Philosophen in Moska.1) Dass Temüdschin, eine exakte Roboter-Nachbildung Dschingis Khans, ein Werk der Schwarzen Philosophen war, hatte Matt erst nach der überstürzten Abreise von Aruula erfahren. Der mechanische Mongole hatte ihr verraten, wer seine Herren waren, ohne jedoch deren Pläne offen zu legen. Matt hatte die Bezeichnung in Agartha nur einmal gehört; Yönten Wangmo hatte sie erwähnt. Doch Aruula konnte ihm mehr berichten. Samugaar hatte sich damals einer geistig verwirrten Ratsherrin gegenüber als Schwarzer Philosoph ausgegeben und war so in die geheimsten Bezirke Agarthas gelangt.2) Offenbar handelte es sich bei diesem Volk – oder war es ein Geheimbund? – um extrem dürre, glatzköpfige, hoch aufgeschossene Menschen in orangeroter Kleidung. Samugaar hatte Aruula damals noch mehr erzählt: Die Legenden der Agarther sahen die Schwarzen Philosophen als ihre größten Feinde an, auch wenn sie seit über zweihundert Jahren nicht mehr in Erscheinung getreten waren. Dass sie heute immer noch existieren sollten und ihre Netze woben, erfüllte Matt mit einer dumpfen Vorahnung. Und dass ihr Statthalter im Besitz eines Artefakts gewesen war, machte es nicht besser. Suchten die Schwarzen Philosophen nach diesen Hinterlassenschaften Samugaars? Wenn ja, waren sie vielleicht jetzt schon die gefährlichste Macht auf Erden, ohne dass die Menschheit von ihnen wusste. Umso wichtiger war es, die restlichen Artefakte zu finden, selbst einzusetzen oder zu zerstören. „Lass uns auf die Anhöhe steigen.“ Aruula deutete auf einen Felsen, der aussah, als sei er von einer Seite aus leicht zu begehen. Mehrere Vorsprünge bildeten eine natürliche Treppe. „Von dort müssten wir einen weiten Blick auf das Land haben.“ Sie hielten an. Matts Finger berührten flüchtig die Laserwaffe an seiner Hüfte. Ehe sie den Buggy verließen, stieg er auf den Fahrersitz und suchte die nähere Umgebung mit einem Feldstecher ab. „Keine Gefahr zu sehen. Riskieren wir es.“ Sie ließen den Buggy samt seinem unliebsamen Duft nach Biogas und Wakudadung stehen und kletterten auf den Felsen. Das Land um sie her war karger, als Matt es in Erinnerung hatte. Der Kratersee war einst komplett mit Meerwasser gefüllt gewesen. Zweitausend Kilometer weit hatte er ein eigenes Binnenmeer gebildet, dort, wo zuvor große Teile von Asien gewesen waren. Nach dem Abpumpen des Wassers durch die Daa’muren und dem Abflug des Wandlers – jener Raumarche, mit der die ehemaligen Geistwesen auf die Erde gelangt waren – war die Temperatur um einige Grade gesunken. Ebenso war die Luftfeuchtigkeit abgefallen. Unter einem dunstverhangenen, rötlichen Himmel lag ein Tal, das sich zum Kraterzentrum hin erstreckte und sich sacht neigte. Soweit Matt sehen konnte, lag der Krater trocken vor ihnen. Nirgendwo reflektierte eine Wasseroberfläche das Tageslicht. Stattdessen hatten Bodengewächse den Grund überwuchert und lösten die Baumgrenze des auslaufenden Ringgebirges ab. „Da!“ Aruula zeigte auf eine Lichtung inmitten eines kleinen Waldstücks. „Siehst du die Struktur dort hinten? Den Mast?“ „Ja. Könnte ein Dorf sein. Aber ich sehe keinen Rauch aufsteigen.“ Der Mast, der vielleicht einmal als Fahnenmast gedient hatte oder der Überrest einer ganzen Anlage sein mochte, war das einzige Zeichen von zivilisiertem Leben in der Umgebung. „Fahren wir hin“, schlug Aruula vor. „Vielleicht ist dort jemand, mit dem wir reden können. Die Einsamkeit geht mir allmählich auf die Nerven. Da fühlt man sich ja wie Edam und Ava.“ „Adam und Eva“, verbesserte Matt automatisch. „Eben die“, meinte Aruula ungerührt. Sie stiegen vom Felsen und folgten der überwucherten Straße. Um zu dem Mast und der Ansiedlung zu gelangen, die sich vielleicht bei ihm befand, mussten sie den Weg verlassen. Matt schaltete tiefer. Schwerfällig kämpfte sich der Buggy eine...



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