Konzepte landständischer Repräsentation in der Spätphase des Alten Reiches.
E-Book, Deutsch, Band 64, 378 Seiten
Reihe: Historische Forschungen
ISBN: 978-3-428-49470-5
Verlag: Duncker & Humblot
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Anhand der Verwendung des Repräsentationsbegriffs seit dem 17. Jh. läßt sich nachzeichnen, wie das traditionelle herrschaftsständisch-korporative Prinzip politischer Partizipation allmählich ausgehöhlt wurde. Im Gehäuse der hergebrachten Formen machten sich neue Inhalte breit. Die Staatsrechtler meinten mit landständischer Repräsentation bis weit ins 18. Jh. noch vor allem, daß den Ständen die Kompetenz zukomme, ihr korporatives Handeln der Gesamtheit der Untertanen - unabhängig von deren Willen - verbindlich zuzurechnen und sie darauf zu verpflichten. Gegen Ende des 18. Jhs. wurde dieses Verhältnis von Grund und Folge im Vorgang der Repräsentation umgekehrt: Nun meinte man mit landständischer Repräsentation, daß die Stände vom Volk abgeleitete Rechte ausübten und dem Willen des Volkes Ausdruck verliehen oder doch verleihen sollten. Ging es bei dem älteren Repräsentationsbegriff um die korporative Handlungsfähigkeit der Stände selbst, so postulierte der neue die politische Handlungsfähigkeit der nicht-privilegierten Untertanen. Die Tatsache, daß die Landstände dem neuen Anspruch aufgrund ihrer Struktur kaum entsprechen konnten, wurde nun zum Ansatzpunkt der Kritik und führte zu Reformvorschlägen, die die herrschaftlich-korporative Struktur der Landstände mehr oder weniger offen in Frage stellten. Die Französische Revolution löste in verschiedenen Territorien eine Welle neuer Partizipationsforderungen aus. Sie legte zum einen das Legitimationsdefizit der Landstände bloß, machte die traditionellen Landtage aber zum anderen zum Gegenstand aktueller Reformhoffnungen. Am Beispiel der Konflikte in einzelnen Territorien zeigt sich indessen, daß die Landtage im Rahmen der Reichsverfassung aus sich selbst heraus kaum reformfähig waren.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Inhaltsübersicht: 1. Einleitung: 'Wahre Volksrepräsentanten' oder 'partikulare Interessenvertreter'? - 2. Die landständische Verfassung zwischen Souveränitätstheorie und Territorialstaatsrecht - 3. Landstände und korporative Repräsentation in der Reichspublizistik - 4. Landstände und Repräsentation im Naturrecht - 5. 'Virtual representation' und 'représentation de la nation' - 6. 'Landständische Renaissance'? Forderungen nach Landtagsreform in deutschen Territorien - 7. Drei Reformkonzepte der landständischen Repräsentation - 8. Der Streit um die Geschichte der landständischen Verfassung und die Abwehr der Reformkonzepte - 9. Das nachrevolutionäre Naturrecht und die Landstände: Andreas Ludolph Jacobi und Wilhelm Joseph Behr - 10. Was heißt landständische Repräsentation? - Ergebnisse - Literaturverzeichnis - Personenregister