E-Book, Deutsch, Band 173, 384 Seiten
Reihe: Das Schwarze Auge
Stritter / Mendrek Pardona 2 - Lied der Sieben Sphären
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96331-950-1
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Schwarze Auge Roman 173
E-Book, Deutsch, Band 173, 384 Seiten
Reihe: Das Schwarze Auge
ISBN: 978-3-96331-950-1
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Hochelfen befinden sich im Krieg. Mehrere ihrer Städte sind bereits an den Drachengott Pyrdacor gefallen. Nach dem Ende ihrer alten Gefährten stellt sich die Kriegern Israni selbstmörderisch gegen die Horden des Feindes. Sie erfährt von einer Prophezeiung, die von einer Rettung von jenseits der Sterne spricht. Von einem Elfen, der dazu bestimmt ist, zurückzukehren, wenn Pyrdacor fällt. Israni begibt sich auf eine Queste, um die sieben Sphären zu durchqueren und schließlich die Niederhöllen zu erreichen - während Aventurien vom Krieg der Drachen zerrissen wird.
Die Pardona-Trilogie erzählt über einen Zeitraum von 5.000 Jahren die Geschichte einer der bekanntesten bösen Figuren Aventuriens und enthüllt, dass alle ihre Taten einem höheren Ziel dienten. Die Reihe führt durch die aventurische Geschichte, während sich eine epische Geschichte entfaltet, und eignet sich deswegen auch sehr gut für Neulinge in der Welt des Schwarzen Auges.
Zweiter Teil einer epischen Trilogie um eine der bekanntesten Figuren aus der Welt des Schwarzen Auges.
Mháire Stritter ist das Gesicht des Videokanals Orkenspalter TV. Seit 2009 berichtet sie aus dem Herzen der deutschen Rollenspielszene, liefert Spielleiter-Tipps und veranstaltet Spielrunden. Sie ist außerdem langjährige Abenteuer-Autorin für Das Schwarze Auge mit den Schwerpunkten
Myranor, Solo-Abenteuer und Rahja-Glauben. Man kennt sie auch als 'die Frau, die früher bei PC Games moderierte', wenn man früher ebenfalls in Münster studierte oder Vampire Live spielte oder aus diversen DSA-Fanfilmen. Wenn Mháire nicht als Rahjani auf LARPs unterwegs ist, spricht sie Hörbücher ein, übersetzt Computerspiele oder trinkt Wein mit Werner Fuchs. Sie lebt gemeinsam mit fünf Seeottern und einem Mykoniden namens Fungbert in ihrer Phantasie.
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Für tausend Jahre Schweigen, worin ein Krieg kein Ende findet, sondern nur neue Orte, und die Diener dessen ohne Namen ohne Zahl zu sein scheinen. Zu ihrer eigenen Überraschung spürte sie mehr Verachtung für ihre Angreifer als Erleichterung darüber, dass sie noch am Leben war. Mit der Muße und Klarheit von frisch überwundenem Schmerz und dem geschäftigen Schweigen eines Gewaltmarsches, gab sie innerlich zu, dass neben Glück und Wut auch die Dummheit ihrer Feinde zu einem guten Teil ein Grund war, warum sie nach zwei Jahrtausenden auf der Welt noch lebte. Speziell jetzt, in diesem Krieg und zu dieser Zeit und in dieser Situation, verstand sie diese Dummheit umso weniger. Rostige Eisenketten schnitten tief in ihr Fleisch und ließen ihr gerade genug Freiheit, um sich auf den Beinen zu halten, während sie vorangetrieben wurde. Man hatte ihr einen abscheulich stinkenden Sack über den Kopf gezogen, der jedoch so fadenscheinig war, dass sie vage erkennen konnte, wohin es ging. Nicht, dass es viel zu sehen gegeben hätte. Es war Mitternacht und kein Stern am Firmament erhellte die Schwärze, sodass bei den meisten Wesen der Sack ohnehin überflüssig gewesen wäre, doch ihre Katzenaugen überblickten ein karges Hochplateau, über das ein eiskalter Wind heulte. In diesem Wind ging das chaotische Stimmengewirr ihrer Peiniger fast unter, das zwischen langen Phasen des Schweigens an- und abschwoll. Es war eine bizarre Mischung aus verschiedensten ihr bekannten und fremden Sprachen, einige aufgeregt und ängstlich, andere kehlig und bedrohlich. Ebenso vielfältig waren die Schemen um sie herum. Einige der Kreaturen reichten ihr nur bis zu den Hüften und wuselten wie besessen zwischen den Beinen anderer umher, schnappten irre zischend nach ihren Knöcheln. Andere überragten sie um das doppelte ihrer Körpergröße und schritten wie riesige Windbrecher vor ihr her. Hin und wieder wurde eines der kleineren Wesen dennoch vom Sturm zu Boden gedrückt oder stolperte und wurde dann von den Füßen der größeren Geschöpfe zertrampelt, ohne dass sie auch nur die geringste Regung gezeigt hätten. Nachdem sie auf diese Weise das andere Ende des Plateaus erreicht hatten, verstummte das Stimmengewirr abrupt und endgültig. Der Großteil der Horde war hinter ihr zurückgeblieben und hielt nun respektvoll Abstand von dem, was immer hier warten mochte. Wenige Schritte vor ihr hörte der Fels einfach auf. Sie ahnte, dass sie vor einem gähnenden Abgrund stand, aber auch dahinter erstreckte sich nur Schwärze, wo sie eigentlich weitere Bergrücken des Ehernen Schwerts erwartet hätte. Eine langfingrige Hand riss Israni von hinten den Sack vom Kopf. Das Bild wurde schärfer, doch viel zu sehen gab es nach wie vor nicht. Der Wind fegte aus dem Abgrund herauf und durch ihr Haar. Um sie herum stürzten einige der Geschöpfe auf die Knie. Etwas erhob sich aus der Tiefe vor ihr und näherte sich der Horde. Die wild gemischte Schar von Schraten und anderen Wesenheiten erhob die Stimmen in einem misstönenden, anschwellenden Chor voller Angst und Hingabe. Israni hob das Kinn und schwieg. Sie war seit zwei Jahrtausenden über diese Welt gewandelt und war bereit, dem Tod gefasst ins Auge zu blicken. Oder ihm erneut ins Auge zu spucken. »Es hat sich noch keiner von eurer Art bis zu diesem Ort vorgewagt, fey.« Ob die Stimme nur in ihrem Kopf erklang oder trotz des Jaulens des Windes und des Chors so klar ihren Weg an ihr Ohr fand, vermochte Israni nicht zu sagen. Auch wer sprach, war ihr nicht klar. Vor ihr erhob sich ein Schemen von der Größe eines gewaltigen Trolls, der sich vor der Finsternis der Nacht abzeichnete. Er schien das wenige Licht zu schlucken, das noch übrig war. Die Stimme sprach ihre Sprache, Asdharia, doch die Worte klangen leblos und verzerrt, einstimmig und ohne eigene Melodie und Harmonien. »Weißt du, was dies für ein Ort ist? An welch heilige Stätte wir gezogen sind? Hier, wo du jetzt stehst, stand vor fast drei Jahrtausenden unser Heerführer, den ihr Maruk-Methai nennt …« Die anwesenden Orks, Trolle und die kleineren, vielgliedrigen Geschöpfe flüsterten ehrfürchtig diesen Namen in den Chor, als würden sie ein Stoßgebet aussprechen: »Maruk-Methai! Maruk-Methai!« Einige schluchzten vor Hingabe. »Hier stand er und erblickte zum ersten Mal den neuen Kontinent, den er für unseren Herrn unterwerfen sollte.« Israni konnte nicht anders, als den Kopf zu wenden. Von diesem Plateau inmitten der höchsten Gipfel des Ehernen Schwerts musste man bei Tageslicht einen atemberaubenden Blick über die Nordlande haben. In den letzten Monden, während der sie mit anderen Jägern und Kriegern die Hänge erklettert hatte, war ihr Blick so oft zurück nach Westen gewandert. Zurück zu den blassen Horizonten, die weite Länder und einsam gewordene Städte verbargen. Zum Himmelsturm Ometheons im Nordwesten, längst in die Hände des Feindes gefallen. Zu den endlosen Wäldern Simyalas im Südwesten, wo sie Kind gewesen war und Kinder verloren hatte. Aber auch zu den anderen Elfenstädten und dem gleißenden Tie’Shianna, Sitz des Hochkönigs Fenvarien, weit im Süden. Die Kreatur vor ihr war aus den unbekannten Regionen hinter dem Ehernen Schwert gekommen, um alle Feinde der fey zu vereinen und das zu vernichten, was von ihrem Großreich geblieben war. Wälder, Türme, Festungen und zuletzt die Erinnerungen und Lieder. Zunächst fuhr der Trollartige aber mit seinem Geschwätz fort, in wirren Echos von seinem Chor an Dienern begleitet. Israni hatte für derlei wenig Geduld und nutze die Gelegenheit, um ihre letzten Reserven zu sammeln. »Von hier begann er seinen glorreichen Feldzug und machte sich auf, den falschen Elfengott Simia zu erschlagen!« Das dunkle Wesen war jetzt nähergekommen und sie konnte trotz des Windes die Kälte spüren, die von ihm ausging. Die letzten Worte hatte es hasserfüllt ausgespuckt und die Orks an Isranis Seite waren zurückgewichen. Stille senkte sich herab und es schien einen Moment so, als würden alle auf ihre Antwort auf eine ungestellte Frage warten. Ja, Israni kannte die Geschichte, das Lied, wenn auch anders. Simia, der erste fey, der aus dem Licht in die Welt getreten war. Simia, dessen Name ihrer Heimatstadt Simyala gegeben worden war, hatte sich an der Spitze der Helden, Krieger und Zaubersänger den Invasoren unter dem Dämon Maruk-Methai entgegengestellt und den Heerführer im Zweikampf bezwungen, während rings um ihn das dhaza, das Unlicht, im Schatten und im Gefolge Maruk-Methais die Welt verdorben hatte. Vögel waren tot vom Himmel gefallen, das Gras verfault, die Bäume verdorrt. Selbst im Sieg hatte das dhaza auch Simia dahingerafft, der in Licht und Traum aufgegangen war für die fey. »Die fey von heute sind nur noch ein schwaches Echo ihrer einstigen Größe. Sie sind uneins und ihr Reich zerfällt bereits. Sie sind im Krieg mit denen, die sie Götter hießen. In ihrer bodenlosen Arroganz glauben sie gar, keine Götter mehr zu brauchen! Mit diesem Größenwahn freveln sie dem goldenen Herrn des Weltenbrands und müssen vom Antlitz dieser Welt getilgt werden. Wir sind hier, um den Kontinent von dieser Plage zu säubern – bis hin zu ihrem Hochkönig Fenvarien, aber beginnend mit dir, kleine fey!« Das Geschöpf, das aus Schatten zu bestehen schien, war jetzt so nahe heran, dass Israni seine Umrisse klarer erkennen konnte. Sie wusste nicht, welche Ungeheuer im Land jenseits des Ehernen Schwertes umgingen. Man sprach von barbarischen Trollstämmen und Kannibalen, Riesen mit mehreren Köpfen und Insektenwesen. Der namenlose Feldherr hatte die Ausmaße eines Trolls, aber die Aura des dhaza, die ihn umgab, war so stark, dass er nicht ganz von dieser Welt sein konnte. »Doch was treibt dich hierher? Wie Schafe haben wir deine Leute abgeschlachtet und ihre Knochen aufgebrochen. Es waren nur eine Handvoll. Ist euer Wissen um eure und unsere Stärke so fehlgeleitet, dass ihr dies für eine ausreichende Menge haltet, um ein Wesen wie mich zu vernichten? Dass euer König es für ausreichend hielt, euch ins Herz meiner Streitmacht zu schleusen und uns meucheln zu lassen, wenn wir schlafend niederliegen? Sprich! Welche feige Tat brachte dich zu mir?« »Fenvarien hat mich gesandt«, gab Israni freimütig zu. »König wider das dhaza. Erbe eines Reichs ohne Götter. Ich war schon da, als Amadena Pyrdona, Zunge des dhaza, in die Niederhöllen geschickt wurde. Er hoffte, ein Schoßhund Pyrdacors würde ähnlich enden, wo der goldene Drache nun ebenfalls das Haupt vor dem ohne Namen neigt.« Sie streckte ihre Glieder, soweit es ihr möglich war. Das Eisen war nicht nur schwer, sondern zog an ihrem Geist und ihrem inneren Licht ähnlich wie an ihren Armen und Beinen. Doch so wie Israni niemals aufgegeben hatte, wenn sie ein verwundetes Kind oder einen toten Freund aus Schlachten heimgetragen hatte, so sehr ihre Kraft aufgezehrt sein mochte, so wenig würde...