Thomas | Dornbusch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

Thomas Dornbusch

Mit einem Briefwechsel zwischen Ross Thomas und Jörg Fauser
1., Neuübersetzung
ISBN: 978-3-89581-400-6
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Mit einem Briefwechsel zwischen Ross Thomas und Jörg Fauser

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ross-Thomas-Edition

ISBN: 978-3-89581-400-6
Verlag: Alexander
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Band 15 der Ross-Thomas-Edition Benjamin Dill - Berater des jüngsten Repräsentantenhaus-Senators in Washington - erfährt, dass seine Schwester Felicity durch eine Autobombenexplosion ermordet wurde. Felicity war Detective bei der Mordkommission. Dill reist sofort in seine alte Heimatstadt und macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Im Gepäck hat er neben seiner Trauer auch einen Auftrag: Er soll einem ehemaligen CIA-Mann eine eidesstattliche Erklärung abnehmen - seinem Jugendfreund Jake Spivey, der in Waffengeschäfte verstrickt war. Im heißen Südwesten kommt Dill dunklen Geheimnissen und einer Verschwörung auf die Spur, die bis in höchste Regierungskreise reicht.

Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross Thomas Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria. Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica. Ross Thomas auf Krimi-Couch.de 'Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse.' Jörg Fauser

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2 Dill stand an einem der hohen, vom Fußboden bis fast zur Decke reichenden Fenster, die die Nordseite seines Wohnzimmers säumten, und beobachtete den alten Mann mit der Polaroidkamera dabei, wie er ein Foto der blauen Volvo-Limousine machte, die kurz vor der Ecke 21st und N Street falsch geparkt war. Der alte Mann war der Besitzer eines leerstehenden vierstöckigen Apartmenthauses in der Straße gegenüber von Dills Fenstern. Vor geraumer Zeit hatte der alte Mann das gallegrüne Gebäude an den Stadtbezirk zur Durchführung eines Programms vermietet, in dessen Verlauf sich die Wohnungen mit Drogensüchtigen gefüllt hatten, die versuchten, von ihrer Sucht loszukommen. Nachdem die Mittel für das Programm erschöpft gewesen waren, waren die Süchtigen wieder ausgezogen – niemand wußte genau, wohin – und hatten einen Sack voll Zeichnungen zurückgelassen, die vom Müllwagen gefallen und durch die Nachbarschaft geweht worden waren. Dill hatte eine der Zeichnungen aufgehoben. Sie war mit verschiedenen Buntstiften in grellen Primärfarben angefertigt und anscheinend das Selbstporträt eines der Junkies gewesen. Das Blatt hatte ein purpurfarbenes Gesicht mit runden Augen, in die Kreuze eingezeichnet waren, und einem großen grünen Mund mit Fangzähnen gezeigt. Die Zeichnung hätte von einem aufgeweckten Erst- oder Zweitkläßler stammen können. Unter dem Gesicht stand in mühseligen Druckbuchstaben: ICH BIN EIN NUTZLOSER VERDAMMTER JUNKEI. Dill fragte sich manchmal, ob die Therapie geholfen hatte. Nachdem die Drogensüchtigen ausgezogen waren, wohnte der alte Mann allein in dem Haus und weigerte sich, es zu verkaufen oder zu vermieten. Seine Beschäftigung bestand darin, Polaroidfotos von den Autos zu machen, die verbotenerweise davor parkten. Er wählte bei seinen Schnappschüssen die Perspektive so, daß sowohl das Parkverbotsschild als auch das Nummernschild des Autos zu sehen waren. Mit seinem Beweisstück in Händen rief der alte Mann dann die Cops. Manchmal kamen sie; manchmal nicht. Dill beobachtete den Alten oft bei der Arbeit und bewunderte seine Wut. Dill wandte sich vom Fenster weg, schaute nach unten und entdeckte, daß er eine leere Tasse samt Untertasse in der Hand hielt. Er konnte sich nicht erinnern, den Kaffee gemacht oder getrunken zu haben. Langsam durchquerte er das Zimmer in Richtung Küche – ein hochgewachsener Mann mit dem schlanken, wohlgebauten Körper eines Läufers, einem Körper, für den er praktisch nichts getan, sondern den er von seinem verstorbenen Vater zusammen mit dem scharf geschnittenen, beinahe häßlichen Gesicht geerbt hatte, das alle männlichen Dills seit 1831 an ihre Söhne weitergaben, als der erste Dill dem Schiff aus England entstiegen war. Das markanteste Merkmal des Gesichts war die Nase: die Dill-Nase. Sie ragte heraus und knickte dann fast senkrecht nach unten ab, ohne sich dabei zu einem richtigen Haken zu krümmen. Darunter war der Dill-Mund: dünnlippig, breit und anscheinend erbarmungslos oder fröhlich, sofern der Witz gut und die Gesellschaft angenehm war. Kinn war gerade genug vorhanden, viel zu viel, um schwach, aber nicht genug, um willensstark genannt zu werden, so daß viele sich mit einfühlsam zufriedengaben. Die Dill-Ohren waren groß genug, um bei starkem Wind ins Flattern zu geraten, und lagen zum Glück dicht am Kopf an. Doch es waren die Augen, die das Gesicht davor bewahrten, häßlich zu sein. Die Augen waren groß und grau und sahen in einem bestimmten Licht sanft, freundlich und sogar unschuldig aus. Dann änderte sich das Licht, die Unschuld verschwand, und die Augen sahen aus wie Eis vom letzten Jahr. An der Küchenspüle aus Edelstahl ließ Dill geistesabwesend volle zwei Minuten lang Wasser in die Tasse laufen, bis er begriff, was er tat, den Hahn zudrehte und Tasse und Untertasse auf das Ablaufbrett stellte. Er trocknete seine nasse rechte Hand, indem er mit ihr durch sein dichtes kupferrotes Haar fuhr, öffnete die Kühlschranktür, starrte mindestens dreißig Sekunden lang hinein, schloß die Tür und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er, völlig in Gedanken an den Tod seiner Schwester versunken, stehenblieb, während ein anderer Teil seines Verstands sich zu erinnern versuchte, was er als nächstes tun sollte. Packen, beschloß er und war schon auf dem Weg ins Schlafzimmer, als er merkte, daß der dunkelbraune Lederkoffer neben der Tür stand, die zum Flur abging. Das hast du schon getan, sagte er sich und erinnerte sich, wie der Koffer geöffnet auf dem Bett lag und er roboterhaft Socken, Hemden, Shorts und Krawatten aus den Schubladen, den dunkelblauen Anzug für die Beerdigung aus dem Kleiderschrank nahm und dann alles in den Koffer faltete, ihn schloß und ins Wohnzimmer schleppte. Danach hast du den Kaffee gemacht, dann hast du ihn getrunken; und dann hast du den alten Mann beobachtet. Er blickte an sich hinunter, um sich zu vergewissern, daß er sich tatsächlich angezogen hatte. Er stellte fest, daß er anhatte, was er als New-Orleans-Uniform betrachtete: graues Seersucker-Jackett, weißes Hemd, schwarzseidene Strickkrawatte, dunkelgraue Hose aus leichtem Stoff und schwarze genoppte Slipper, die sorgfältig poliert waren. Er konnte sich nicht erinnern, die Slipper poliert zu haben. Dill prüfte, ob er die Armbanduhr übergestreift hatte, und klopfte seine Taschen nach Portemonnaie, Schlüsseln, Scheckbuch und Zigaretten ab, die er nicht finden konnte, bis er sich erinnerte, daß er nicht mehr rauchte. Er sah sich noch einmal im Apartment um, nahm den von vielen Flügen abgewetzten Koffer und ging. An der Südwestecke der Kreuzung 21st und N winkte er sich ein Taxi heran, pflichtete dem Fahrer, einem Pakistani, bei, daß es heute kühler sei als gestern, aber noch immer heiß, und ließ sich zuerst zur Bank und dann zur First Street 301, Northeast, fahren: das Carroll Arms. Das Carroll Arms in der Nähe des Capitols war ein Hotel gewesen, das Politiker beherbergte und diejenigen, die für sie arbeiteten und auf sie Einfluß nahmen, über sie schrieben und manchmal auch mit ihnen ins Bett gingen. Inzwischen war es vom Kongreß übernommen worden, der dort einige seiner überschwappenden Aktivitäten unterbrachte, darunter ein obskurer, aus drei Mitgliedern bestehender Unterausschuß des Senats für Ermittlungen und Aufsicht. Eben dieser Unterausschuß zahlte Benjamin Dill für seine Beratertätigkeit 168 Dollar am Tag. Dills Förderer und Rabbi – oder vielleicht Abt – in dem dreiköpfigen Unterausschuß war der stellvertretende Vorsitzende und zugleich das einzige Mitglied der Minderheitspartei im Ausschuß, der Child Senator von New Mexico, den man den Boy Senator von New Mexico genannt hatte, bis jemand einen offenbar ernstgemeinten Brief an die Washington Post schrieb, in dem Klage geführt wurde, die Bezeichnung »Boy Senator« sei sexistisch. Ein überregionaler Leitartikler hatte die Geschichte aufgegriffen und eine Kolumne daraus gestrickt, in der er zu bedenken gab, daß Child Senator in dieser aufgewühlten Zeit viel geeigneter sei. Zudem hatte er den Senator mit der Bemerkung getröstet, er werde allzu bald dieser Bezeichnung entwachsen sein. Der neue Spitzname war jedoch hängengeblieben, und der Senator war gar nicht unglücklich über das Medienecho, das ihm die Sache eingebracht hatte. Der Child Senator hieß Joseph Ramirez und stammte aus Tucumcari, wo er vor dreiunddreißig Jahren geboren war. Seine Familie hatte Geld, und er hatte noch mehr geheiratet. Er hatte auch ein juristisches Diplom aus Harvard und einen B. A. aus Yale, und er hatte noch keinen Tag seines Lebens gearbeitet, als er ein Jahr nach seinem juristischen Examen zum stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt ernannt wurde. Er hatte sich vor Ort dadurch einen Namen gemacht, daß er dabei mitgeholfen hatte, einen County Commissioner ins Gefängnis zu bringen, weil der eine Bestechungssumme von angeblich 15.000 Dollar entgegengenommen hatte. Und obwohl alle schon seit Jahren wußten, daß der Commissioner ein krummer Hund war, hatten sie es trotzdem überrascht und beeindruckt zur Kenntnis genommen, als der junge Ramirez den alten Trottel tatsächlich in den Knast schickte. Der Bursche ist im Kommen, hatten sie übereinstimmend befunden, und allgemein wurde eingeräumt, daß der Bursche es mit all dem Ramirez-Geld (und vergeßt nicht die Frau, die hat auch Geld) weit bringen könnte. Ramirez schaffte es in den Senat von New Mexico, und dann gelang ihm mit zweiunddreißig Jahren der große Sprung in den US-Senat. Jetzt machte er kein Geheimnis mehr aus seinem Wunsch, der erste Latino-Präsident der Vereinigten Staaten werden zu wollen, was nach seiner Schätzung etwa 1992 oder 1996, vielleicht auch erst im Jahr 2000 der Fall sein würde, wenn »wir Bohnenfresser ohnehin die Mehrheit der Wähler stellen«. Nicht jeder dachte, der Child Senator mache einen Witz. Für Benjamin Dill rochen die Flure des Carroll Arms noch immer nach der politischen Kumpanei alten Stils mit ihrem billigen Mief, lieblosem Sex, fünfzigprozentigem Bourbon und Zigarren, die in Zellophan verpackt und zu einem Vierteldollar einzeln oder zu zweit...


Ironie ist ein anderes Wort für Realismus. Ross Thomas

Ross Thomas, geboren 1926 in Oklahoma, war ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits als Jugendlicher Sportberichte für eine Lokalzeitung, kämpfte im Zweiten Weltkrieg als Infanterist auf den Philippinen und arbeitete danach als Reporter in Louisiana. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und richtete dort das deutsche AFN-Büro ein, sowie in Frankfurt am Main. Er arbeitete als Public Relations- und Wahlkampfberater für Politiker wie beispielsweise Lyndon B. Johnson sowie als Journalist und Gewerkschaftssprecher in den USA und Nigeria.

Seine Karriere als Schriftsteller begann er erst mit vierzig Jahren mit dem Schreiben vor allem von Politthrillern, in denen er die Hintergründe des amerikanischen Politikbetriebs entlarvt und bloßstellt. Für seinen ersten Roman The Cold War Swap (Kälter als der kalte Krieg) erhielt er den Edgar Allan Poe Award. Ab 1982 verfaßte er auch Drehbücher für Fernsehserien wie Simon und Simon oder Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl. Ross Thomas starb am 18. Dezember 1995 in Santa Monica.

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"Ein Roman von Ross Thomas ist nicht einfach ein Krimi oder ein Polit-Thriller, sondern - wenn wir davon ausgehen, daß der Teufel damals auf den Hügeln des Galiläerlands dem Herrn Jesus die Welt so gezeigt hat, wie sie wirklich ist, und nicht, wie Idealisten sie gerne hätten - eine diabolische Analyse unserer politischen Verhältnisse."
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