Thomas | White Riot | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Thomas White Riot

Kriminalroman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-31287-9
Verlag: btb
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-641-31287-9
Verlag: btb
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Auftakt einer großen politischen Krimitrilogie, vom britischen Autor Joe Thomas, »einem unserer besten zeitgenössischen Krimiautoren« David Peace

Großbritannien steht Ende der Siebzigerjahre vor einer Zerreißprobe. Die neoliberale Politik von Margaret Thatcher führt zu sozialen Unruhen, während gleichzeitig die National Front auf dem Vormarsch ist. Widerstand formiert sich, als antifaschistische Gruppen unter Mitwirkung von bekannten Punkbands wie The Clash oder X-Ray Spex das Rock Against Racism-Festival im Victoria Park veranstalten. In dieser aufgeheizten Stimmung ist Detective Constable Patrick Noble damit beauftragt, einen rassistisch motivierten Mord an einem Bengali aufzuklären. Doch manche Kräfte versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Joe Thomas wurde 1977 in Hackney geboren. Er ist der Autor des von der Kritik hochgelobten São-Paulo-Quartetts - Paradise City, Gringa, Playboy und Brazilian Psycho - und von Bent, das vom Guardian als bestes Buch des Jahres 2020 und von der Irish Times als bester Kriminalroman des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde. Joe lebt mit seiner Partnerin und seinem Sohn in London und lehrt an der City University of London.
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Umkleideraum, West End Central Police Station.

Detective Constable Patrick Noble macht sich für den Tag schick. Er muss zum Victoria Park, um das Festival im Auge zu behalten, also trägt er keine Uniform. Nach Hackney abkommandiert –

Wegen möglicher rassistischer Übergriffe sind alle in Alarmbereitschaft.

Was soll das werden, denkt Noble, eine Aufklärungsmission?

Und dafür opfert er seinen Sonntag.

The Clash sind in Ordnung, denkt er. Es macht Sinn, was Joe Strummer neulich gesagt hat.

»Die Leute sollen wissen, wir sind antifaschistisch, wir sind gegen Gewalt, wir sind gegen Rassismus, wir sind für Kreativität. Wir sind gegen Ignoranz.«

»Oi, Noble!« Ein Schrei vom anderen Ende des Raumes. »Du nimmst besser dein Taschentuch mit, Junge.«

Noble dreht sich um. Es ist Big Ron Robinson, Detective Constable und ein richtiges . Ein echter Charmeur, dieser Big Ron.

Noble sagt: »Lass das meine Sorge sein, Ron.«

»Und pass auf deine Brieftasche auf«, sagt Ron.

»Worauf willst du hinaus?«

Big Ron grinst. »Punks und Schwarze, Kumpel«, sagt er. »Bei deinem kleinen Konzert heute Nachmittag.«

Noble schüttelt den Kopf. Noble murmelt: »Blöder Wichser.«

Big Ron beugt sich vor. »Der eine spuckt dir ins Gesicht, der andere klaut dir die Kohle.«

»Verpiss dich, Ron.«

Noble schließt seinen Spind und geht zur Tür.

»Viel Glück, Chance, alter Junge«, lacht Ron. »Viel Glück, Paddy Boy.«

Chance Noble: Ein bisschen Glück hatte er, einmal, ein Zufallstreffer, aber der Spitzname ist geblieben.

Dass er Patrick heißt, hilft auch nicht unbedingt.

Der sprichwörtliche irische Glückspilz ist in den Londoner Polizeistationen selten anzutreffen.

Suzi Scialfa ist auf einer Hausbesetzer-Party in der Charing Cross Road.

Um vier Uhr morgens legt jemand »Police and Thieves« von Junior Murvin auf. Reggae-Stimmung.

Jemand ruft: »Ist das nicht ein Clash-Song?« Alle lachen.

Suzi schaut aus dem Fenster. Unten ist eine Prozession, Hunderte von Menschen ziehen die Straße entlang.

Suzi, ziemlich betrunken, lehnt sich aus dem Fenster. Sie ruft: »Wo wollt ihr hin?«

»Wo kommst du denn her, Süße?«, ruft jemand zurück.

Gelächter. Rufe: »Oi, oi!«

Suzi lacht zurück, lässt ihren breiten amerikanischen Akzent raus. »New York, New York, Darling.«

Sie zückt ihre Kamera und knipst. »Wollt ihr mir nicht sagen, wo ihr hingeht?«

Eine andere Stimme ruft: »Trafalgar Square, Schätzchen, Marsch gegen Rassismus.«

Suzi sagt: »Jetzt? Es ist vier Uhr morgens.«

»Man kann nie früh genug hingehen«, ruft jemand anderes.

Junior Murvins Bass rumpelt durch die Nacht.

Jemand legt The Clash auf.

Suzis Freund kommt ans Fenster. Sie zeigt auf die Menge.

»Heilige Scheiße«, sagt er.

Jon Davies kuschelt mit seinem sechs Monate alten Sohn Joe im Bett, während seine Frau Jackie unten Tee kocht.

Sie ruft nach oben: »Willst du auch mitmarschieren, Schatz? Oder nur zum Konzert gehen?«

Jon denkt schon seit Tagen darüber nach. Der Demonstrationszug marschiert vom Trafalgar Square zum Victoria Park, das sind schon ein paar Meilen. Sie nehmen den langen Weg nach Westen und dann wieder zurück nach Osten. Ob der Kleine das alles mitmacht? Jon weiß nie, wie der Junge etwas findet. Er scheint mit allem zufrieden zu sein, bis er es plötzlich nicht mehr ist.

Der Marsch wird anstrengend. Aber er wird von der Anti-Nazi League organisiert, das Konzert von Rock Against Racism, und Jon arbeitet für die Bezirksverwaltung, also könnte es diplomatisch klug sein, sich bei beidem zu zeigen –

Als ob das irgendjemandem auffallen würde.

»Nur zum Konzert, Schatz«, ruft er nach unten. »Ich will Steel Pulse nicht verpassen.«

»Steel wer?«, schreit Jackie.

Noble klopft an DS Foremans Tür und tritt ein.

Foreman lächelt. »Sie haben sich herausgeputzt, Chance, wie ich sehe. Sehr schick.«

»Sehr witzig, Chief«, sagt Noble.

»Wenigstens fallen Sie so nicht auf.«

Noble ist sich nicht sicher, ob das wirklich stimmt.

Foreman sagt: »Hier.« Er reicht Noble ein Dokument. »Das ist eine Liste mit Leuten, nach denen Sie Ausschau halten müssen.«

»Okay.«

»Das ist eine reine Aufklärungsmission, Chance, mehr nicht. Sie bleiben nur Beobachter.«

»Klar, Boss.«

»Und hier«, er reicht Noble einen Umschlag, »ist etwas Geld und ein Backstage-Pass.« Foreman lächelt wieder. »Wir dachten, Sie würden gerne mal die aus der Nähe sehen.«

Noble nickt.

»Wir möchten, dass Sie auf der ganzen Strecke vom Trafalgar Square an dabei sind. Verschaffen Sie sich einen Überblick, okay?«

Noble überfliegt das Blatt.

Überschrift:

Und eine Liste mit Namen:

Etwa in der Mitte des Blattes findet sich eine weitere Überschrift:

Aber keine Namen.

»Chief«, sagt Noble. Er wedelt mit dem Zettel. »Was hat das zu bedeuten?«

Foreman lächelt. »Das müssen Sie selbst ausfüllen, mein Sohn. Das bedeutet es.«

Noble nickt.

Foremans Ton wird freundlicher. »Auf der einen Seite haben wir die Skinheads und die Headbanger, richtig? Auf der anderen Seite«, er hebt die linke Hand, »sind die Subversiven. Es ist leicht, die Skinheads im Auge zu behalten. Das sind nur Hooligans, mehr nicht.«

»Und die National Front?«, fragt Noble. »Die interessiert Sie nicht, Chief?«

»Das ist eine offizielle politische Partei, DC Noble«, sagt Foreman. »Legal.«

»Ich dachte, Chief«, sagt Noble langsam, »ich kümmere mich um rassistische Übergriffe, schwere Körperverletzung, solche Sachen.«

»Das tun Sie, mein Sohn.« Foreman seufzt.

Foreman ist in Ordnung, das weiß Noble, er ist nur –

Na ja, er sorgt sich mehr um seinen Job als um alles andere.

Foreman sagt: »Ein Tipp für Sie, Chance.«

»Schießen Sie los.«

»Die Skinheads werden es nicht mögen, wenn dieser linke Mob direkt durch ihr Gebiet marschiert, verstehen Sie?«

Noble nickt. »Brick Lane.«

Foreman schüttelt den Kopf. »Das ist nicht das Problem.«

»Nein?«

»Sie kennen doch Gardiner unten in Whitechapel, oder?«

Noble nickt.

»Er wird oben in der Brick Lane bei den Uniformierten warten. Gehen Sie hin und sagen Sie Hallo.«

»Verstehe.«

»Und wenn Sie in die Nähe von Bethnal Green kommen«, sagt Foreman, »würde ich mich an Ihrer Stelle an die Front des Zuges bewegen.«

»Im wörtlichen und im übertragenen Sinne«, sagt Noble.

Foreman lacht. »Der war gut, Chance, cleveres Kerlchen. Arrivederci.«

Mit halbem Ohr hört Suzi einem Mann zu, der laut erzählt, dass die Bühne im Victoria Park die ganze Woche über von ein paar Hafenarbeitern und gleichgesinnten West-Ham-Fans besetzt war, und dass sie dreimal von Schlägern der National Front angegriffen worden sind, die sie aber problemlos vertrieben haben, was sich anhört, als wäre es ein Riesenspaß gewesen –

Suzi dreht sich zu ihrem Freund um. »Wie spät ist es?«

»Sechs Uhr dreißig.«

»Schon halb sieben? Wie kann das sein?«

Ihr Freund tippt sich an die Nase und schnieft kräftig. »Was meinst du, Schatz? Wir sollten besser gehen, oder?«

Suzi nickt. Schließlich haben sie beide den ganzen Tag zu tun.

Sie lächelt, auf eine gute Art aufgeregt, während sie ihre Umhängetasche auf Kameraausrüstung, Notizbuch und Stift hin überprüft.

Sie tastet ihre Hosentaschen nach Schlüsseln, Geld und Zigaretten ab. Check, check, check.

»Na dann«, sagt sie. »Auf geht’s!«

Schon verlassen Menschen das besetzte Haus, aufgeregtes Geschwätz und Parolen hallen durch das Treppenhaus:

»Die National Front ist eine Nazi-Front, zerschlagt die National...


Thomas, Joe
Joe Thomas wurde 1977 in Hackney geboren. Er ist der Autor des von der Kritik hochgelobten São-Paulo-Quartetts - Paradise City, Gringa, Playboy und Brazilian Psycho - und von Bent, das vom Guardian als bestes Buch des Jahres 2020 und von der Irish Times als bester Kriminalroman des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde. Joe lebt mit seiner Partnerin und seinem Sohn in London und lehrt an der City University of London.



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