E-Book, Deutsch, Band 16, 448 Seiten
Reihe: Die Scot-Harvath-Serie
Thor Mit aller Härte
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98676-188-2
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Thriller
E-Book, Deutsch, Band 16, 448 Seiten
Reihe: Die Scot-Harvath-Serie
ISBN: 978-3-98676-188-2
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geheimagent Scot Harvath muss die Zerstörung des Vatikans verhindern.
Nach einem gewaltigen Sturm über dem Mittelmeer wird die Leiche eines Mannes an Land gespült. Der Tote wird als ein hochrangiger Terrorist identifiziert, was bei der CIA Panik auslöst: Könnte er etwas mit dem »spektakulären Anschlag« zu tun haben, den der Geheimdienst bereits den ganzen Sommer über befürchtet?
Um so schnell wie möglich Antworten zu erhalten, nutzt die CIA eine ungewöhnliche Quelle: Scot Harvath, der Navy SEAL, der zum verdeckten Terrorismusbekämpfer wurde.
Harvath wird angeheuert, um den Vereinigten Staaten die nötige Klarheit zu verschaffen, und bricht auf dem Weg dorthin alle Regeln.
Vollgepackt mit pulsierender Action, faszinierenden Figuren und elektrisierenden Ideen beweist Brad Thor erneut, warum er weltweit bekannt ist als »Meister des Thrillers«.
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7
Samstag
Washington, D. C.
Das kleine Haus des Schleusenwärters war nur eine kurze Autostrecke von D. C. entfernt und stand am Chesapeake and Ohio Canal. Es war ein gedrungenes, zweistöckiges Gebäude aus Steinen aus der Gegend und weiß angemalt.
Die Fensterläden und die Tür waren blau wie Rotkehlcheneier. Daher stammte auch der Spitzname des Hauses.
Im Gegensatz zu anderen Schleusenhäusern im C&O National Historic Park, die zum Übernachten gemietet werden konnten, war das »Blaue Schleusenhaus« für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Und das aus gutem Grund. Eigentümer und Instandhalter war die Central Intelligence Agency.
Als einer der vielen sicheren Unterschlupfe der Agency war das Haus während des Kalten Krieges ausgiebig zur Nachbesprechung mit hochkarätigen sowjetischen Überläufern genutzt worden. Aktuell wurde es für äußerst wichtige und äußerst diskrete Treffen verwendet.
Als Harvath vorfuhr, sah er drei schwer gepanzerte SUVs, die vor dem Haus parkten. Die vor dem Eingang Wache stehenden Agenten der Sicherheitsabteilung hatten trotz ziviler Kleidung eine starke »Leg dich nicht mit uns an!«-Ausstrahlung. Einen solchen Eindruck zu vermitteln war eine wichtige Voraussetzung für den Job.
Noch wichtiger waren Kenntnisse und Fähigkeiten. Terroristen auf der ganzen Welt hätten nur allzu gern die zwei Leute in ihre Finger bekommen, die sich in dem Haus aufhielten.
Harvath stellte seinen Chevy Tahoe auf dem Gras ab und gab dem leitenden Agenten die Hand, einem Mann namens Haggerty. Sie plauderten kurz miteinander.
Haggerty hatte an der University of Notre Dame studiert. Harvath, ein Absolvent der University of Southern California, erklärte stets, dass der Mann nichts dafürkönne. Seine Eltern hätten offenkundig nicht viel auf ihn gegeben.
Es war eine muntere Stichelei, die auf der weit zurückreichenden Rivalität zwischen den beiden Universitäten beruhte. Haggerty hatte größtmögliches Vertrauen in das Footballteam, das Notre Dame dieses Jahr aufs Feld schickte. Sein Vertrauen war in der Tat so groß, dass er eine Wette auf das Spiel gegen USC abschließen wollte.
Nachdem er ihn daran erinnert hatte, dass der Code of Federal Regulations das Glücksspiel während der Arbeit für eine US-Behörde verbot, grinste Harvath und stimmte den gebotenen 100 Dollar zu.
»Und nur Bargeld!«, präzisierte Haggerty. »Nicht diesen Bitcoin-Quatsch.«
Harvath lachte, und sie schüttelten sich die Hände. Er wandte sich ab, stieg die drei Schieferstufen zu dem Schleusenhaus hinauf und klopfte.
»Herein!«, antwortete eine Stimme. »Die Tür ist offen.«
Harvath trat ein und fand den CIA-Direktor Bob McGee und die stellvertretende Direktorin Lydia Ryan an einem abgenutzten Holztisch vor.
McGee war Anfang 60. Er hatte dunkles, gewelltes Haar, das immer schneller ergraute. Sein markantestes Merkmal war jedoch sein dichter Schnurrbart. Einen Schnurrbart dieser Art gab es nur selten in Washington zu sehen, und noch seltener in Regierungskreisen.
Ryan war eine wunderschöne Frau. Sie war die 1,50 Meter große Tochter eines irischen Vaters und einer griechischen Mutter. Sie hatte lange schwarze Haare und dunkelgrüne Augen.
Sowohl McGee als auch Ryan kamen aus dem Geheimdienstbereich der CIA. Sie waren klug, erfahren und redeten nicht um den heißen Brei herum. Der Präsident hatte sie speziell zu dem Zweck ernannt, im CIA-Hauptquartier in Langley aufzuräumen und die Agency wieder zu ihrem alten Glanz zurückzuführen.
»In der Küche ist Kaffee«, sagte Ryan, als Harvath den Raum betrat.
Er ging in die Küche, nahm einen Emaillebecher aus einem der Regale und schenkte sich einen Kaffee ein.
Zurück im Wohnzimmer begab er sich zu McGee und Ryan an den Tisch. Darauf lagen unzählige Akten.
Sie hatten schon viele Treffen dieser Art abgehalten, außerhalb des CIA-Hauptquartiers, nachts oder am Wochenende. Je weniger Leute wussten, was sie hier planten, desto besser.
Der Terrorismus war geradezu explosionsartig wie ein Blinddarmdurchbruch gekommen und verbreitete sein Gift überall. Auf der ganzen Welt kam es zu Attentaten, vor allem in Europa. Aber jetzt auch in den Vereinigten Staaten.
Der IS hatte Gebiete verloren und wurde in Kämpfen immer wieder besiegt. Die Terrororganisation war wie ein verwundetes, in die Ecke gedrängtes Tier. Verzweifelt schlug sie um sich und rief zu weltweiten Anschlägen auf Amerikaner auf. Ihre Botschaft war unmissverständlich: Kein Ort der Welt war sicher.
Im Gegenzug hatte der amerikanische Präsident ebenfalls eine unmissverständliche Botschaft verkündet: Kein Stein war groß genug, als dass sich der IS darunter verkriechen könnte. Kein Loch war tief genug, um sich darin einzubuddeln. Wo auch immer sich die IS-Anhänger versteckten – die Vereinigten Staaten würden sie alle finden. Ausnahmslos. Amerika würde seine Feinde aufspüren, bis in den letzten Winkel der Erde. Und würde dabei unerbittlich vorgehen.
Das Problem war, dass nicht jeder in den USA die Meinung des Präsidenten teilte. Einige Leute hielten seinen Ansatz für zu antagonistisch. Sie befürchteten, dass er den Terroristen genau das lieferte, was sie wollten, und ihnen somit in die Hände spielte. Sie wollten einen Präsidenten, der weniger Cowboy, sondern eher Samurai war – weise und geduldig. Und dass er nur zuschlug, wenn es absolut notwendig war, und sich anschließend wieder in die Dunkelheit zurückzog.
Dann wiederum gab es Leute, die überhaupt keine Schläge gegen den IS befürworteten. Sie behaupteten, dass jegliche Vergeltung die Gewaltspirale nur noch weiter anheizen würde. Wenn wir nicht aufhören, wird der IS es auch nicht tun, lautete die Warnung. Die bereits schlimme Lage würde sich nur noch weiter verschlimmern.
Viele hatten den Eindruck, der Präsident wüsste ihre Vorschläge nicht zu schätzen und würde sich nicht einmal die Mühe machen, darüber nachzudenken. Doch der kleine Kreis von Personen, die den Präsidenten gut kannten und mit denen er sich beratschlagte, wusste, dass dieser Eindruck täuschte.
Der Präsident führte den Kampf nicht gern, aber es war ein gerechter Krieg. Er nahm es nicht auf die leichte Schulter, Gewalt anzuwenden. Sein größter Wunsch war der Friede. Mehr als alles andere wollte er die Sicherheit der Menschen in Amerika. Die Sicherheit der Amerikaner im In- und Ausland war seine wichtigste Aufgabe als oberster Befehlshaber. Diese Pflicht stand für ihn an erster Stelle.
Er war außerdem in etwas eingeweiht, das seinen Mitbürgern nicht zugänglich war. Jeden Morgen erhielt er einen geheimdienstlichen Bericht, der darlegte, wie gefährlich Organisationen wie der IS oder Al-Qaida wirklich waren.
Ihre Mitglieder waren Fanatiker, die glaubten, sie wären auserwählt worden, um die Erde zu beherrschen. Zu diesem Zweck mussten sie Amerika und seine Verbündeten durch den Dschihad unterwerfen. Wer sich nicht vollkommen diesem Ziel hingab, verstieß gegen Gottes Willen.
Der Fundamentalismus dieser Menschen war ein Krebsgeschwür. Es befiel fast jeden, der damit in Kontakt kam. Und doch fehlte es denjenigen, die es am ehesten entfernen könnten, an Mut und Bereitschaft, dies auch zu tun. Die muslimische Welt war gänzlich außerstande, das Problem zu bekämpfen. Egal wie viele Grausamkeiten im Namen ihrer Religion und ihres Gottes begangen wurden.
Angesichts dieser geringen Kooperation blieben dem Präsidenten wenige Möglichkeiten. Und es wurden sogar noch weniger, da viele von Amerikas Verbündeten mit knappen Ressourcen und Radikalisierungswellen im eigenen Land beschäftigt waren.
Obwohl der Präsident die Meinungen der Amerikaner respektierte, die ihm nicht zustimmten, konnte er die Zukunft bereits erahnen. Er konnte sehen, was auf die Vereinigten Staaten zukam, wenn das Land nichts unternahm.
So wie die Israelis würden auch die Amerikaner einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sein. Strände, Restaurants, Züge, Busse, Clubs, Lebensmittelläden, Schulen, Spielplätze, Hundeparks, Kinos, Sportveranstaltungen, Paraden, Einkaufszentren und sogar ihre eigenen Gebetshäuser – alles kam für einen Anschlag infrage.
Je mehr Anschläge es gab, desto mehr würde die verängstigte Bevölkerung verlangen, dass etwas getan werden müsse. Überall würde es bewaffnetes Sicherheitspersonal und Kontrollen geben. Aber auch das würde nicht reichen, um Amerikas Feinde abzuschrecken. Die Terroristen würden zuschlagen, wenn die Amerikaner ihre Kinder zur Schule brachten oder in der Schlange für den Körperscanner vor der neuesten Broadway-Show standen. Es war einfach nicht möglich, rund um die Uhr die Sicherheit aller Amerikaner zu gewährleisten.
Die Forderungen, mehr zu machen, würden lauter werden. Letztlich würden die Bürokraten und Politiker versuchen, den Terrorismus mit einer Unmenge an Sicherheitsmaßnahmen zu besiegen. An diesem Punkt würde Amerika in eine äußerst gefährliche Richtung abbiegen. Wie Benjamin Franklin angeblich gesagt hatte: Wer bereit ist, ein wenig Freiheit für ein wenig Sicherheit aufzugeben, verdient weder das eine noch das andere und wird beides verlieren.
Das war, knapp zusammengefasst, die größte Sorge des Präsidenten. Also entschied er sich zu handeln.
Obwohl der Präsident einen großen Teil seiner politischen Möglichkeiten für eine deutliche Erhöhung des FBI-Haushalts aufgewendet hatte, stand die Behörde vor enormen Schwierigkeiten. Sie führte in allen 50 Bundesstaaten Ermittlungen durch, verfügte aber...




