E-Book, Deutsch, Band 4, 64 Seiten
Reihe: Arkon
Thurner Arkon 4: Palast der Gedanken
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8453-5003-5
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 4, 64 Seiten
Reihe: Arkon
ISBN: 978-3-8453-5003-5
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Arkon 4: Palast der Gedanken Atlan im Duell - und im Kampf gegen das Vergessen Im Sommer 1402 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während die Lage in der Milchstraße weitestgehend friedlich ist, entwickelt sich im Kugelsternhaufen Thantur-Lok - den die Terraner als M 13 bezeichnen - ein unerklärlicher Konflikt. Eine Welle von Gewalt erschüttert das mächtige Kristallimperium der Arkoniden. Raumschiffe attackieren sich gegenseitig, Planeten werden angegriffen. Auch Perry Rhodan ist in die Konflikte verwickelt worden. Mit seinem alten Freund, dem Mausbiber Gucky, sowie der geheimnisvollen Sahira Saedelaere befindet er sich in arkonidischer Gefangenschaft. Weder Rhodan noch seine Begleiter kennen den Grund für die aktuellen Geschehnisse. Die Lage spitzt sich zu, als sogar Atlan - der alte Freund der Menschheit - zu einem Spielball der unbekannten Mächte wird. Der Arkonide wird in ein Duell verwickelt, das er kaum gewinnen kann: Der Kampf tobt im PALAST DER GEDANKEN ...
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2.
Atlan 1. Juni 1402 NGZ Wie oft war ich im Arkonsystem willkommen gewesen? Wie oft war ich von hier vertrieben, gedemütigt, verhöhnt, beleidigt worden? Und doch war es die Heimat. Besser gesagt: eine Heimat, nachdem ich auf Larsaf III eine zweite gefunden hatte. »Mascaren da Gonozal also?«, sagte mein Gegenüber. »Ich wüsste nicht, dass du einen Termin vor dem Rat hättest.« Die Frau mit dem ungewöhnlich dunkelblonden Haar blickte zu mir hoch. Sie tat dies mit allen Anzeichen körperlichen Widerwillens. »Ich rate dir, in der nächsten Periode wiederzukommen. Für heute und morgen sind die Audienzlisten bereits voll. Wie du sicherlich weißt, tagt der Rat nicht regelmäßig und ...« »Wie du sicherlich weißt, ist mein eigentlicher Rufname Atlan da Gonozal. Ich bin mir sicher, du findest ihn in deinem holografischen Namensverzeichnis. Möglicherweise auch unter Gos'athor oder Kristallprinz. Wenn das nicht hilft, werde ich vermutlich unter Imperator geführt.« »Vielleicht als ehemaliger Imperator. Aber auch unter diesen Begriffen finde ich bedauerlicherweise nichts.« Die Frau blickte nicht einmal in ihre Unterlagen. Sie unternahm nichts. Sie war bereits das dritte Hindernis, das mir in den Weg gelegt wurde. Gewisse Kreise auf Arkon I behinderten mich und alles, was mit mir zu tun hatte. Doch diese gewissen Kreise hatten sich den falschen Mann für ihre Spielchen ausgesucht. Ich tappte mit den Fingern auf den Tisch zwischen uns, in einer bestimmten Reihenfolge. Ein Schriftzug erschien in der Luft. Er zeigte den Namen der Frau. »Shokra on Notrob«, las ich. »Bedienstete im Auftrag des Ratsverbunds Interstellarer Warenverkehr.« »Möchtest du dich über mich beschweren?« Die Frau lehnte sich zurück und lächelte. »Dazu müsstest du allerdings einige beschwerliche Wege auf dich nehmen. Ich bedauere es zutiefst, dass der Filz des Beamtentums auf Arkon derart dicht geworden ist.« »Wer redet von einer Beschwerde, on Notrob?« Ich stützte mich mit beiden Armen auf ihrem Tisch auf. »Wenn die Bürokratie krakenartig in den Verwaltungskhasurnen zu wuchern beginnt, dann ist ihr lästiger Zwillingsbruder nicht weit. Du weißt, wie er heißt, dieser sonderbare Kerl? Man nennt ihn Bestechlichkeit. Dem einen ist er Freund, dem anderen Verlockung.« »Wie kannst du es wagen ...!« Sie wollte aufspringen, ich drückte sie in ihren Stuhl zurück. »Keine Sorge«, sagte ich mit aller Arroganz, derer ich fähig war, »ich werde doch keine simple Vorzimmerkraft zu einer bösen Tat verführen wollen. Du kannst dir gewiss sein, dass ich einige Etagen höher eingreife. Das notwendige Kleingeld dafür besitze ich glücklicherweise. Und ich werde das verlangte Bestechungsgeld gerne verdoppeln, wenn ich dafür sorgen kann, dass dieser Arbeitsplatz hier an eine kompetentere Kraft als dich übergeben wird.« Sie starrte mich an, fassungslos. Ihre Augen begannen stärker zu tränen. Zeichen ihrer Aufregung, Zeichen ihrer Angst. Sie war so leicht zu durchschauen. Sie hatte es gewiss nicht notwendig, die Arbeit von Verwaltungsrobotern zu übernehmen. Doch diese Frau, sie suchte Selbstbestätigung. Das Gefühl der Macht über Bittsteller. »Wenn du meinst, dass die Positronik dieses Khasurns unser Gespräch aufzeichnet, muss ich dich leider enttäuschen.« Ich streifte den linken Ärmel hoch und zeigte ihr mein kleines Gimmick, das ans Armbandkom angeklebt war. Ein Spielzeug, das ich mir vorsorglich auf meine Reise ins Arkonsystem mitgenommen hatte, wissend, dass es gute Dienste verrichten würde. »Ist es nicht ein Wunderwerk moderner Technik, dieses Ding? Es überlagert unsere Plauderei. Es gibt keinen Beweis für das, was ich sage und was ich zu tun gedenke.« Shokra on Notrob presste die Lippen fest aufeinander. Sie zögerte immer noch. Womöglich stand sie einer der vielen patriotischen Gruppierungen auf Arkon nahe. Solche, die mir als Freund der Terraner den Aufenthalt auf meiner Heimat- und Geburtswelt erschweren wollten. Und solche, für die die Intrige das Schmiermittel ihres Lebens war. Ich tippte ins Bedienungsfeld meines Armbandkoms und zeigte ihr einige Ziffern auf dem grün blinkenden Display. »Dies ist die Summe, die ich für meinen Weg in den Rat vorausblickend veranschlagt habe. Einiges davon musste ich bereits ausgeben. Aber es bleibt immer noch eine Zahl von erklecklicher Höhe über. Sie hat viele Nullen am Ende. Würden denn deine Vorgesetzten widerstehen, wenn ich sie ebenfalls einen Blick auf mein Armbandkom werfen lasse? Ich glaube nicht.« On Notrobs Finger zitterten ein wenig, als sie über das rasch wieder aufgebaute Tastenfeld ihres virtuellen Kalenders huschten. »Es ist soeben ein Termin beim Rat frei geworden«, sagte sie leise. »Du kannst in fünf Dezitonta eintreten.« »Was für eine Überraschung.« Ich verbeugte mich knapp. »Danke für deine Unterstützung. Ich wünsche dir einen schönen Tag, Shokra on Notrob.« Ich drehte mich um, desaktivierte die Anzeige meines Armbandkoms und ging weiter, in den nächsten Vorraum. Dort würden mich keine Hindernisse mehr erwarten. In den wenigen Sekunden, die ich für meinen Weg benötigte, würde jedermann in diesem Gebäude wissen, dass ich mich nicht länger aufhalten ließ. Gut gebrüllt, Löwe, meinte der Extrasinn. * Ich war eine Persona non grata auf Arkon, und man ließ es mich spüren. Trotz aller Legitimationen und trotz des Auftrags, den mir der Erste Vorsitzende des Galaktikums erteilt hatte. Selbst wenn dieser Gaumarol da Bostich hieß und er zugleich arkonidischer Imperator war. Doch sie mussten mich anhören, all die Hochedlen und Edlen, die Traditionalisten und die Progressiven, die auf Arkon Gebürtigen und jene aufgeblasenen Diplomaten, die von Provinzplaneten des Kugelsternhaufens M 13 hierhergereist waren. Ich war in meiner Funktion als Sonderbeauftragter Sonnentransmitter unterwegs. Ich wollte dafür sorgen, dass eine Optimierung des Arkon-Terra-Transits stattfand. Ich unterhielt mich mit zwei da Lada und mit einem da Gonozal, der womöglich ein weit entfernter Verwandter von mir war. Mit Vertretern von mehr als einem Dutzend Khasurne, die im Sud der Intriganten auf Arkon derzeit obenauf schwammen. Mit Lobbyisten und Industriellen. Mit einem Hochadligen, der mir kaum zuhörte und sich stattdessen um ein sonderbares virtuelles Spiel kümmerte. Mit Neureichen und mit den Repräsentanten alten Geldes. Mit Angehörigen mehrerer arkonidischer Geheimdienste. Mit Kämmerern. Mit Leuten, die sich zu wichtig nahmen, und solchen, die es wirklich waren. Es war eine Tour de Force, die mir unter anderen Umständen vielleicht sogar Freude bereitet hätte. Denn dies hier, dies war Arkon! Das Leben am Hof entbehrte nicht eines gewissen Charmes. Irgendwie gehörten die Spielchen, die ich treiben musste, zur Folklore des riesigen Imperiums. In seinem Inneren wirkte es wie ein massiver, alles behindernder Steinblock, der sich kaum bewegen ließ. Doch ich wusste, wo man den Meißel anzusetzen hatte. Um anfänglich einige kleine Steinchen aus dem Brocken herauszuarbeiten und allmählich das gesamte Gebilde zum Wanken und gegebenenfalls zum Einstürzen zu bringen. Also erzwang ich Entscheidungen und saß Sitzungen aus. Ich ging den Arkoniden so lange auf die Nerven, bis sie sich mir und damit dem Galaktikum verpflichteten. Damit war noch längst nichts gewonnen, wie ich wusste. Sobald ich Arkon verließ, würden Beamte auf unteren Ebenen zu verhandeln beginnen. Zäh wie Molasse würden sich die Gespräche hinziehen, und irgendwann, vermutlich in einem halben Jahr oder mehr, würde ich wieder in diesen Sälen sitzen und weitere Verhandlungen führen. Doch ich besaß einen langen Atem. Den eines Wesens, das weit über zwanzigtausend Jahre alt geworden war – und das auch die terranische Bürokratie halbwegs schadlos überstanden hatte. * Ich verzichtete darauf, in mein Schiff zurückzukehren. Zu lange war ich nicht mehr auf der Kristallwelt zu Gast gewesen, hatte nicht mehr das Licht der heimatlichen Sonne genossen und nicht mehr das Steppengras der Kogruk-Hochebene unter meinen Füßen gespürt. Mein Terminplan gestattete es mir, einen Tag hier zu vertändeln und mich meinen Erinnerungen hinzugeben. Es war mir einerlei, ob ich auf Arkon I erwünscht war oder nicht, und auch, ob mich einer der Geheimdienste des Imperiums beobachten ließ. Ich verließ die Prunkstadt Mirkandol, in der die Verhandlungen stattgefunden hatten. Ein öffentlicher Gleiter brachte mich bis an die östlichen Grenzen jenes Hochlands, in dem die Khasurne der da Gonozal standen. Ich hieß den Gleiter kurzerhand nach Mirkandol zurückkehren. Vor mir lag spärlich besiedeltes Land, eingerahmt von schroffen Gebirgsstöcken und zerteilt vom Großen Kiesel, jenem Fluss, der namensgebend für das Hochland war. Ich machte mich auf den Weg, bloß mit leichtem Gepäck auf dem Rücken, hinab zu den kleinen Ansiedlungen und Flecken, deren Bewohner hauptsächlich Wein kelterten oder saure Früchte kultivierten. Die Luft war erfüllt vom Sirren der Flügel von Ernterobotern. Da und dort entdeckte ich Arkoniden, die die Arbeiten überwachten oder dirigierten. Sie betrachteten mich misstrauisch, kümmerten sich aber nicht weiter um mich. Die Kogruk-Hochebene war ein beliebtes Ziel für Reisende, und der Khasurn der da Gonozal galt als weltoffen. Mein Schuhwerk war für eine längere Wanderung kaum geeignet. Also zog ich es aus und ging mit nackten Füßen weiter. Die Sonne...