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E-Book, Deutsch, 221 Seiten

Tonelli Genesis

Die Geschichte des Universums in sieben Tagen

E-Book, Deutsch, 221 Seiten

ISBN: 978-3-406-74973-5
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Keine Kultur kann existieren ohne eine Erzählung von den Ursprüngen. Der italienische Teilchenphysiker und Bestsellerautor Guido Tonelli erzählt in "Genesis" die große Geschichte von der Entstehung unseres Universums, angefangen vom Big Bang und den allerersten Augenblicken danach bis zu unserem Sonnensystem. Sein Buch ist der meisterhafte Versuch, aus dem Wissen der heutigen Astrophysik heraus eine Erzählung von den Ursprüngen zu entwickeln, die nie die Grenzen der Wissenschaft verlässt, sich aber an den großen Mythen messen lassen kann.
Mit jedem Fortschritt bei der Erforschung der Materie und des Universums wachse nur noch unser Staunen über das einzigartige Universum und seine Entstehung, meint Tonelli. "Genesis", das in Italien Platz 1 der Bestsellerliste eroberte, ist der überzeugende Beweis, wie man den hochkomplexen Stoff der astrophysikalischen Kosmologie so aufbereiten kann, dass daraus ein originelles, leicht zugängliches Buch entsteht, das man so noch nicht gelesen hat. Eine abenteuerliche Reise in die schwindelerregenden Tiefen der Zeit bis zurück zu der geheimnisvollen Singularität, von der alles seinen Anfang nahm.
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Einführung Die große Erzählung der Ursprünge
Als vor rund 40.000 Jahren in einer zweiten Migrationswelle der Homo sapiens aus Afrika in Europa eintraf, bevölkerten die Neandertaler bereits weite Teile des Kontinents. In kleinen Klans organisiert, besiedelten sie Schluchten, in denen sich untrügliche Anzeichen für eine komplexe, auf Symbolen beruhende kollektive Vorstellungswelt finden: Felswände, bemalt mit Symbolen und Tierdarstellungen, menschliche Überreste in Embryonalstellung, Knochen und große, zu rituellen Kreisen arrangierte Stalaktiten. Zahllose Zeugnisse einer Zivilisation, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine ausgereifte Sprache besaß, die wir niemals ergründen werden. Folglich kann man sich eine Erzählung der Ursprünge der Welt vorstellen, die schon in diesen Höhlen widerhallte, mit Alten, die den ganz Jungen – mit der Kraft des Wortes und der Magie der Erinnerung – eine uralte Geschichte überlieferten. Es sollte Tausende Generationen dauern, ehe uns Hesiod mit der Theogonie ein schriftliches Zeugnis dieser Erzählung hinterließ und damit als Erster eine Verbindung zwischen Dichtung und Kosmologie knüpfte. Diese Erzählung der Ursprünge setzt sich dank des wissenschaftlichen Wortes bis heute fort. Auch wenn Gleichungen nicht die beschwörende Kraft der dichterischen Sprache haben, wirken die Anschauungen der modernen Kosmologie – die eines aus Vakuumfluktuation oder der kosmischen Inflation hervorgegangenen Universums – auf uns immer noch atemberaubend. Alles rührt von einer einfachen Frage her, der man sich nicht entziehen kann: «Woher kommt das alles?» Diese Frage beschäftigt nach wie vor überall auf der Welt Menschen der verschiedensten Kulturkreise, sie eint Zivilisationen, zwischen denen Welten zu liegen scheinen. Ob Kinder oder Führungskräfte, Naturwissenschaftler oder Schamanen, Astronauten oder die letzten Vertreter der kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern, die noch isoliert in einigen Gebieten Borneos oder am Amazonas leben: Sie alle stellen sich diese Frage. Sie ist so ursprünglich, dass manch einer sich vorstellt, dass die Spezies, die uns vorangingen, sie uns geradezu in die Wiege gelegt hätten. Gründungsmythen und Wissenschaft
Für die Kuba im Kongo war der Schöpfer des Universums der große Mbombo, Herr über eine finstere Welt, der die Sonne, den Mond und die Sterne ausspie, um sich von einem schrecklichen Magengrimmen zu befreien. Laut den Fulbe in der Sahelzone verwandelte der Held Doondari einen gewaltigen Tropfen Milch in Erde, Wasser, Eisen und Feuer. Für die Pygmäen in den Wäldern Äquatorialafrikas ging alles aus einer riesigen Schildkröte hervor, die im Urmeer Eier ablegte. Am Anfang von Schöpfungsmythen steht fast immer ein furchteinflößendes Unbestimmtes: das Chaos, die Finsternis, die uferlosen Weiten eines Meers, ein großer Nebel, eine wüste Erde. Bis ein überirdisches Wesen eingreift, um Form hineinzutragen und Ordnung zu stiften: Das große Reptil, das Urei, der Held oder der Schöpfer taucht auf, um Himmel und Erde, Sonne und Mond voneinander zu scheiden und Tieren und Menschen Leben zu spenden. Ordnung zu schaffen ist ein notwendiger Übergang, weil so die Regeln bestimmt und die Grundlagen für Abläufe gelegt werden, die einem gemeinschaftlichen Leben den Takt vorgeben: die Zyklen von Tag und Nacht sowie der Wechsel der Jahreszeiten. Das uranfängliche Chaos beschwört die Urangst, den Schrecken herauf, entfesselten Naturkräften zum Opfer zu fallen, ob reißenden Bestien oder Erdbeben, Dürren oder Sintfluten. Aber wird die Natur so geprägt, dass sie den Regeln dessen gehorcht, der Ordnung in die Welt getragen hat, dann kann die zerbrechliche menschliche Gemeinschaft überleben und sich weiter fortpflanzen. Die natürliche spiegelt sich in der gesellschaftlichen Ordnung wider, in einer Menge aus Regeln und Tabus, die bestimmen, was erlaubt und was absolut verboten ist. Wenn die Gruppe, der Stamm oder das ganze Volk den Regeln dieses uranfänglichen Pakts folgt, schützt dieser Zaun aus Geboten die Gemeinschaft vor der Auflösung. Aus dem Mythos gehen auch weitere Konstrukte hervor, aus denen sich Religion und Philosophie, Kunst und Wissenschaft entwickeln, Disziplinen, die ineinandergreifen und sich wechselseitig befruchten und das Erblühen tausendjähriger Kulturen ermöglichen. Diese Verflechtung beginnt sich mit dem Zeitpunkt aufzulösen, ab dem die wissenschaftlichen Disziplinen eine stürmische Entwicklung erfahren, die, verglichen mit der anderer spekulativer Ansätze, unverhältnismäßig rasant voranschreitet. Die schläfrige Gangart von Gesellschaften, die über Jahrhunderte unverändert blieben, beschleunigt sich abrupt durch Entdeckungen, die die Lebensart ganzer Völkerschaften umwälzt. Schlagartig wird alles anders und wandelt sich weiterhin in fürchterlichem Tempo. Mit der Weiterentwicklung der Naturwissenschaften entsteht die Moderne. Die Gesellschaften werden dynamisch und stetigen Wandlungen unterzogen. Zwischen den sozialen Gruppen beginnt es zu brodeln. Die herrschenden Schichten machen tiefgreifende Veränderungen durch. Jahrhundertealte Gleichgewichte geraten binnen weniger Jahrzehnte, wenn nicht Jahre aus der Balance. Aber am grundlegendsten verändert sich nicht die Art, wie wir kommunizieren oder Wohlstand produzieren, uns heilen lassen oder verreisen. Die radikalsten Veränderungen finden einmal mehr in unserer Betrachtung der Welt statt und darin, wie wir uns folglich selbst verorten. Die Erzählung der Ursprünge, die aus der modernen Wissenschaft hervorgeht, gewinnt sehr rasch eine Stichhaltigkeit und Vollständigkeit, gegen die nur schwer anzukommen ist. Keine andere Disziplin liefert überzeugendere Erklärungen, die anhand einer Fülle von Beobachtungen überprüfbar und mit diesen zur Deckung zu bringen sind. Die geistige Landschaft, in der sich die Menschheit bewegt, ihre magischen und geheimnisvollen Züge, die sie Jahrtausende umgaben, geht in diesem Prozess zunehmend verloren. Doch zugleich entwickelt sich eine Weltsicht, die an Unglaublichkeit unser Vorstellungsvermögen noch übertrifft. Die Wissenschaft erzählt uns unsere Ursprünge in einer Geschichte, die deutlich fantastischer und gewaltiger als die der Mythen ist. Um diese Erzählung zu formen, haben die Forscher die entlegensten und winzigsten Bereiche des Realen erkundet, sich zur Erforschung der fernsten Welten aufgemacht und sich mit Zuständen von Materie befassen müssen, die so anders waren als die uns gewohnten, dass es einen geradezu schwindelt. Daraus gehen die Paradigmenwechsel hervor, die eine Epoche bestimmen und auf unumkehrbare Weise unsere Maßstäbe verändern. Die unablässige rasante Abfolge der Entdeckungen gibt dieser Bewegung, die sich unter der Oberfläche vollzieht, ein Tempo vor wie der gewaltige Druck des glühenden Magmas, das die Erdkruste zerknautscht und sie mitunter unweigerlich aufreißt. Die Erzählung, die die Wissenschaft vom Ursprung des Universums liefert, prägt schon jetzt unser Leben, verändert die Fundamente, auf denen wir neue Gesellschaftsverträge schließen, eröffnet unerhörte Szenarien von Chancen und Risiken und bestimmt die Zukunft künftiger Generationen mit. Deswegen muss die Erzählung der Ursprünge, die uns die Wissenschaft heute vorlegt, allen so bekannt werden wie einst die Gründungsmythen der eigenen Polis, mit denen jeder im antiken Griechenland vertraut war. Dazu gilt es allerdings, ein großes Hindernis zu überwinden: Es ist die wissenschaftliche Sprache, in der die neue Weltsicht vorgetragen wird, die uns Schwierigkeiten bereitet. Eine schwierige Sprache
Alles begann mit einer scheinbar nebensächlichen Episode, die sich vor etwas mehr als vierhundert Jahren ereignete, mit einem Gelehrten aus Pisa als Helden, der an der Universität Padua Geometrie und Mechanik unterrichtete. Als Galileo Galilei sich daranmacht, das seltsame Rohr eines holländischen Linsenschleifers so umzubauen, dass er mit ihm Himmelskörper beobachten kann, ahnt er nicht im Entferntesten, welchen Ärger er sich einhandeln wird. Und noch weniger sieht er den Aufruhr voraus, den seine Beobachtungen in aller Welt hervorrufen werden. Was Galilei durch dieses System aus Linsen entdeckt, macht ihn sprachlos: Der Mond ist keineswegs der vollkommen runde Himmelskörper, den die maßgeblichen Schriften beschreiben. Anstatt aus unverwüstlicher Materie zu bestehen, zeigt er Berge, Krater mit zerklüfteten Rändern und Ebenen ähnlich denen auf der Erde. Die Sonne hat Flecken und dreht sich um die eigene Achse. Die Milchstraße...


Guido Tonelli ist experimenteller Physiker am CERN in Genf und war in leitender Stellung 2012 an der Entdeckung des Higgs-Bosons beteiligt. Er hat in Italien bereits mehrere erfolgreiche populärwissenschaftliche Sachbücher veröffentlicht.


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