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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Xenophon Anabasis

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-15-962108-1
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Xenophons Anabasis ist für den Griechischunterricht, was für den Lateinunterricht Caesars De bello Gallico ist: zentraler Lektürestoff. Für Historiker ist das Werk eine wichtige Quelle für die Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg, als sich griechische Söldner im persischen Osten verdingten, um Kyros im Kampf um den persischen Königsthron zu unterstützen. Doch der Kriegszug im Jahr 401 v. Chr. scheitert - und die Griechen befinden sich auf einmal allein mitten in Feindesland. Die gefährliche Aufgabe, die Soldaten nach Hause zu führen, übernahm damals Xenophon, der Autor dieses Berichts. Die eingeführte und für ihre gute Lesbarkeit geschätzte Übersetzung von Helmuth Vretska wurde für diese Ausgabe behutsam sprachlich aktualisiert und mit einem neuen Nachwort versehen.
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Weitere Infos & Material


Inhalt
Anabasis

Erstes Buch
Zweites Buch
Drittes Buch
Viertes Buch
Fünftes Buch
Sechstes Buch
Siebtes Buch

Anhang
Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Maße
Münzen
Zum Militärwesen
Verzeichnis der Eigennamen
Karte
Literaturhinweise
Nachwort


[5]Erstes Buch
1 (1) Dem Dareios und der Parysatis wurden zwei Söhne geboren: ein älterer, Artaxerxes, ein jüngerer, Kyros. Als Dareios krank war und das Ende seines Lebens vorausahnte, wollte er beide Söhne in seiner Nähe haben. (2) Der ältere war nun zufällig anwesend. Kyros aber ließ er aus dem Herrschaftsbereich rufen, zu dessen Satrapen1 er ihn gemacht hatte. Er hatte ihn auch zum Befehlshaber aller Truppen ernannt, die sich in der Ebene von Kastolos sammelten. Kyros zog also ins Landesinnere mit Tissaphernes, seinem vermeintlichen Freund, und mit dreihundert griechischen Hopliten2 unter dem Befehl des Xenias aus Parrhasia. (3) Als Dareios gestorben war und Artaxerxes die Herrschaft übernommen hatte, verleumdete Tissaphernes den Kyros bei seinem Bruder, dass er Böses gegen ihn plane. Der schenkte ihm Gehör und ließ Kyros ergreifen, um ihn zu töten. Die Mutter aber setzte seine Begnadigung durch und schickte ihn wieder in seinen Herrschaftsbereich. (4) Als er nun abreiste nach diesem gefahrvollen und schmählichen Erleben, sann er darauf, in Zukunft nicht mehr unter der Bevormundung des Bruders zu stehen, sondern, falls er die Macht dazu hätte, an dessen Stelle König zu werden. Seine Mutter Parysatis begünstigte Kyros, da sie ihn mehr liebte als den gegenwärtigen König Artaxerxes. (5) Alle, die aus dem Gefolge des Großkönigs zu ihm kamen, sandte er in solcher Stimmung zurück, dass sie ihm freundlicher gesinnt waren als dem Großkönig. Auch trug er Sorge, dass die Barbaren3 seiner Umgebung kriegstüchtig und ihm wohlgesinnt waren. (6) Die griechische [6]Streitmacht sammelte er, so heimlich er nur konnte, damit er den Großkönig möglichst unvorbereitet antraf. Auf folgende Weise nun führte er die Sammlung durch: Allen Kommandanten seiner Stadtbesatzungen gab er den Auftrag, möglichst viele und tapfere Peloponnesier4 anzuwerben, unter dem Vorwand, Tissaphernes plane einen Angriff auf die Städte. Denn die ionischen Städte standen ursprünglich unter der Herrschaft des Tissaphernes,5 da sie ihm vom Großkönig gegeben worden waren; damals aber waren alle außer Milet zu Kyros abgefallen. (7) Da Tissaphernes in Milet ahnte, dass manche dasselbe planten, nämlich zu Kyros abzufallen, ließ er die einen hinrichten, die anderen in die Verbannung treiben. Kyros nahm die Verbannten auf, sammelte ein Heer, belagerte Milet zu Land und zu Wasser und versuchte, die Vertriebenen wieder zurückzuführen. Das war ihm ein weiterer Vorwand für die Sammlung eines Heers. (8) Durch einen Boten an den Großkönig ließ er darum bitten, ihm als Bruder diese Städte eher zu verleihen, als dass Tissaphernes über sie herrsche. Dabei unterstützte ihn seine Mutter. Daher merkte der Großkönig den Anschlag gegen sich nicht, sondern meinte, Kyros unterhalte ein Heer, um gegen Tissaphernes Krieg zu führen. Somit war er nicht gegen ihren Krieg, denn Kyros entrichtete dem Großkönig laufend auch die Steuern aus jenen Städten, die er aus dem früheren Besitz des Tissaphernes übernommen hatte. (9) Ein weiteres Heer wurde ihm auf der Abydos gegenüberliegenden Chersones auf folgende Weise angeworben: Der Lakedaimonier Klearchos war ein Verbannter. Als Kyros mit diesem zusammentraf, lernte er ihn schätzen und gab ihm zehntausend Dareiken. Dieser nahm das Geld, hob [7]damit ein Heer aus, bekämpfte von der Chersones aus die Thraker, die oberhalb des Hellespont siedeln, und nützte dadurch den Griechen; daher steuerten auch die am Hellespont gelegenen Städte freiwillig Geldmittel bei für den Unterhalt seiner Soldaten. Auf solche Weise stand für Kyros heimlich dieses Heer bereit. (10) Der Thessaler Aristippos war ein Gastfreund des Kyros; bedrängt von den Parteigegnern in der Heimat, kam er zu Kyros und erbat von ihm den Sold für zweitausend Kriegsknechte auf drei Monate, weil er so seine Gegner überwinden könnte. Kyros gab ihm Sold für viertausend Söldner auf sechs Monate und ersuchte ihn, sich nicht früher mit der Gegenpartei auszusöhnen, als bis er sich mit ihm beraten hätte. So wurde ihm auch in Thessalien heimlich ein Heer unterhalten. (11) Seinem Gastfreund Proxenos, dem Boioter, befahl er, mit möglichst vielen Soldaten zu ihm zu kommen, da er, wie er vorgab, gegen die Pisider zu Felde ziehen wolle; sie beunruhigten nämlich sein Land. Den Stymphalier Sophainetos und den Achaier Sokrates – auch diese waren seine Gastfreunde – forderte er auf, mit möglichst vielen Soldaten zu erscheinen, um gemeinsam mit den verbannten Milesiern gegen Tissaphernes Krieg zu führen. Und sie taten dies auch. 2 (1) Als es ihm gut schien, nunmehr den Marsch ins Landesinnere anzutreten, schützte er die Absicht vor, die Pisider gänzlich aus dem Land zu vertreiben; er zog, als ginge es gegen diese, das Heer der Barbaren und das der Griechen zusammen. Da befahl er dem Klearchos, mit seinem ganzen Heer zu kommen, dem Aristippos aber, sich mit seinen Landsleuten auszusöhnen und seine Truppen zu ihm zu senden. Den Arkader Xenias, den Kommandanten seiner Söldnertruppen in den Städten, ließ er zu sich kommen mit [8]allen seinen Soldaten außer so vielen, wie zum Schutz der Stadtburgen6 ausreichten. (2) Er berief auch die Belagerer von Milet ab und bat die Verbannten, mit ihm zu ziehen. Er versprach ihnen, wenn er den Zweck des Feldzugs erreicht habe, nicht eher zu ruhen, als bis er sie wieder in ihre Heimat zurückgeführt habe. Sie leisteten gerne Folge, denn sie vertrauten ihm, ergriffen die Waffen und fanden sich in Sardes ein. (3) Xenias erschien in Sardes mit ungefähr viertausend Hopliten aus den Städten, Proxenos mit annähernd tausendfünfhundert Hopliten und fünfhundert Leichtbewaffneten, der Stymphalier Sophainetos mit tausend Hopliten, der Achaier Sokrates mit ungefähr fünfhundert Hopliten, Pasion aus Megara mit dreihundert Hopliten und dreihundert Peltasten. Er und Sokrates gehörten dem Belagererheer von Milet an. Diese also kamen zu ihm nach Sardes. (4) Als das Tissaphernes merkte und die Rüstung für einen Zug gegen die Pisider als zu groß erachtete, eilte er so rasch wie möglich mit fünfhundert Reitern zum Großkönig. (5) Als der Großkönig durch Tissaphernes von dem Heereszug des Kyros erfuhr, rüstete er zum Gegenschlag. Kyros brach mit der Streitmacht, die ich aufgezählt habe, von Sardes auf7 und zog durch Lydien in drei Tagesmärschen zweiundzwanzig Parasangen zum Fluss Maiandros. Seine Breite betrug zwei Plethren; eine Brücke, aus sieben Booten errichtet, führte über ihn. (6) Diesen überquerte er und marschierte durch Phrygien in einem Tagesmarsch acht Parasangen nach Kolossai, einer dichtbevölkerten, reichen und großen Stadt. Dort rastete er sieben Tage. Hierher kam der Thessaler Menon mit tausend Hopliten und fünfhundert Peltasten, Dolopern, Ainianen und Olynthern. [9](7) Von dort marschierte er in drei Tagesmärschen zwanzig Parasangen nach Kelainai8, einer gut bevölkerten großen und reichen Stadt Phrygiens. Hier besaß Kyros einen Palast und einen großen Park voll wilder Tiere, die er vom Pferd aus zu jagen pflegte, sooft er sich und seine Rosse üben wollte. Mitten durch den Park fließt der Maiandros, dessen Quellen im Palastgarten entspringen. Er fließt auch durch die Stadt Kelainai. (8) Es gibt auch einen befestigten Palast des Großkönigs in Kelainai an den Quellen des Marsyas, am Fuße der Stadtburg; auch dieser Fluss fließt mitten durch die Stadt und mündet in den Maiandros. Die Breite des Marsyas beträgt fünfundzwanzig Fuß. Hier hat, der Sage nach, Apollon den Marsyas geschunden, als der ihn im musischen Wettstreit besiegt hatte, und die Haut in der Höhle aufgehängt, aus der die Quellen entspringen; deshalb nämlich wird der Fluss Marsyas genannt.9 (9) Hier soll Xerxes, als er aus Griechenland nach der Niederlage in der bekannten Schlacht10 abgezogen war, den Palast und die Stadtburg von Kelainai erbaut haben. In dieser Stadt blieb Kyros dreißig Tage; es kam Klearchos, ein Verbannter aus Lakedaimon, mit tausend Hopliten, achthundert thrakischen Peltasten und zweihundert kretischen Bogenschützen. Zugleich mit ihm war auch Sosis aus Syrakus mit dreihundert Hopliten zur Stelle und Sophainetos11 mit tausend arkadischen Hopliten. Hier in seinem Park hielt Kyros eine Musterung und Zählung der Griechen ab; die gesamte Streitmacht betrug elftausend Hopliten und ungefähr zweitausend Peltasten. (10) Von dort marschierte er in zwei Tagesmärschen zehn Parasangen nach Peltai, einer gut besiedelten Stadt. Dort rastete er drei Tage. Während dieser Zeit feierte der Arkader Xenias die Lykaien12 und [10]veranstaltete einen Wettkampf; die Kampfpreise waren goldene Prunkkämme. Zuschauer dieses Wettkampfs war auch Kyros. Von dort marschierte er in zwei Tagesmärschen zwölf Parasangen nach Keramon Agora13, einer dicht besiedelten Stadt, der letzten gegen Mysien hin. (11) Von dort zog er in drei Tagesmärschen dreißig Parasangen nach Kaystrupedion14. Dort blieb er fünf Tage. Den Soldaten schuldete er bereits den Sold für mehr als drei...


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